Gitarren aus Holz vs. moderne Werkstoffe

Ich glaube, es würde schon viel mehr Gitarren aus alternativen Werkstoffen oder sogar laminierte Meistergitarren geben, wenn die Gitarrenkundschaft nicht so konservativ wäre. Holz wird erwartet, Laminat wird in einer gewissen Preisklasse geduldet, das war's aber auch schon.
 
Ob wir's moegen werden oder nicht, die Zeiten von vollmassiven Edelhoelzern im Instrumentenbau gehen dem Ende entgegen. Es wird immer schwerer Hoz von geeigneter Qualitaet und Stuecke brauchbarer Groesse zu bekommen und die passende CITES/LACEY Freigabe dazu. Palisander wird von Kirsche abgeloest, Mahagoni von Sapeli oder Nato, Ebenholz geht schon fast gar nicht mehr...
In der Zukunft werden wir mehr und mehr Verbundwerkstoffe sehen, ob wir es moegen oder nicht.

Werkstoffe haben gegenueber Hoelzern ein paar entscheidende Vorteile. Sie sind verfuegbar, in der Qualitaet kontrollierbar und vor allem Konstant. Was die Eigenschaften im technischen Bereich angeht haben werkstoffe Vorteile gegenueber Holz. "Dead Spots" umd "Wolf Notes" wird man bei Richlite/Micarta Griffbrettern vergeblich suchen. Die Haptik ist oft besser als die von Palisander und leider nicht ganz so gut wie die von Ebenholz.
Multilaminate wie Stratabond moegen ungewohnt aussehen, sind aber technisch gesehen besser als Mahagoni, z.B.
Carbonfasern sind fuer Decken so gut wie die beste Fichte, dabei aber wieder kontrollierbar in der Qualitaet und den Eigenschaften.

Beim Naturprodukt Holz muss ich mit Schwankungen rechnen undverbleibe gerade bei der industriellen Massenproduktion immer auf der sichere Seite, mehr oder weniger weit vom Optimum entfernt. Die kosistenten Werkstoffe kann ich gerade wegen der Konsistenz erheblich besser nutzen.
Daher klingt eine DX1 besser als eine "Naturgitarre", weil Martin hier halt genauer weiss, was vor sich geht.

Je hochwertiger eine Gitarre wird, je mehr sie inRichtung Einzelstueck und Massanfertigung geht, um so geringer werden die Vorteile der Werkstoffe, aber leider schrauben sich dann auch die Preise in hoehen, die man normalerweise nicht bezahlen moechte.

Die naechste Generation der akustischen Gitarristen wird HPL, Micarta, Richlite, so sehen wie wir Palisander, Ebenholz, Mahagoni und es wird Diskussionen darueber geben, ob die CFK-Webstruktur 45 Grad Faserwinkel oder 37 Grad Faserwinkel haben sollte...

Come gather round people wherever you roam and admit that the waters around you have grown and you better start swimming or you wikl sink like a stone ... The times, they are a changing.
 
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Hey das ist von Bob Dylan einem Helden meiner wilden Jugend. Hach, lang is her :)

---------- Post hinzugefügt um 19:06:08 ---------- Letzter Beitrag war um 17:47:38 ----------

Ich glaube, es würde schon viel mehr Gitarren aus alternativen Werkstoffen oder sogar laminierte Meistergitarren geben, wenn die Gitarrenkundschaft nicht so konservativ wäre. Holz wird erwartet, Laminat wird in einer gewissen Preisklasse geduldet, das war's aber auch schon.

Vermutlich hast Du damit recht, erinner mich an eine angeregt Diskussion zum Thema Innovation hier im Forum.

Trotzdem, wenn sich hier im Forum noch niemand findet der alternative Materialien in Meistergitarren bzw. auch hochwertigen Custom-Shops a la Martin, R. Taylor, Lakewood etc. gespielt hat, gibt es neben der geringen Nachfragen vermutlich auch kein oder nur ein geringes Angebot.

Man müsste mal einen Luthier fragen warum sich da keiner ran traut. Oder liegt es daran, dass dafür auch ganz andere (teure) Werkzeuge und Maschinen benötigt würden. Z.B. auch spezielle Formen für die Umverformung des Zargenmaterials?
 
Ich denke, da beißt sich halt die Katze in den Schwanz. Wenn jetzt einer hergehen würde, und hochwertige Nichtholz-Gitarren für 2500 Euro oder mehr baut, der würde sich zurecht Sorgen machen, die auch an den Mann oder die Frau zu bringen. Der Zusammenhang hochwertig <-> massive Hölzer ist halt so in den Köpfen verwurzelt, dass man das zumindest heute noch als ungeschriebenes Gesetzt ansieht.

Das mit den erforderlichen neuen Werkzeugen kommt noch hinzu, und es müsste auch erstmal in der Ausbildung Thema werden. Denn - um z.B. mal bei Carbon zu bleiben - ein hochwertiges CFK/GFK-Produkt herzustellen erfordert völlig andere Kenntnisse als die Holzbearbeitung. Sowas wäre dann vermutlich eher ein Fall für interdisziplinäre Teams als für Gitarrenbauer.
 
Das mit den erforderlichen neuen Werkzeugen kommt noch hinzu, und es müsste auch erstmal in der Ausbildung Thema werden. Denn - um z.B. mal bei Carbon zu bleiben - ein hochwertiges CFK/GFK-Produkt herzustellen erfordert völlig andere Kenntnisse als die Holzbearbeitung. Sowas wäre dann vermutlich eher ein Fall für interdisziplinäre Teams als für Gitarrenbauer.
Ich kenne mich mit Verbundwerkstoffen einigermaßen aus - das ist definitiv ein anderes Handwerk. Das einzige was beim Instrumentenbau übertragbar wären sind die grundlegenden akustischen Wirkzusammenhänge im Instrument, aber da bin ich mal so böse dass ich behaupte dass ein Gitarrenbauer im Grunde ein Tischler ist und tief gehendes Wissen über Wellenausbreitung im Festkörpern eher optional vorhanden ist. Man möge mich berichtigen wenn ich hier jemanden unrecht tue. ;)


Die meisten CFK Instrumente und Unternehmen die diese bauen, egal ob Akustikgitarren oder Streichinstrumente sind eher aus Hobbyprojekten entstanden von Fachfremden die Ahnung erstmal vom Werkstoff und dazu das physikalische und musikalische Verständnis für das Instrument hatten.
 
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Es gibt einen neuseeländischen Gitarrenbauer, der mit speziellem Holz sündteure Gitarren baut (komme gerade nicht auf den Namen, das Holz heiss glaub ich Kauri). Nach den mp3s, die ich davon gehört habe, hat der Klang nicht viel mit Akustikgitarren zu tun, so wie ich sie kenne. Sie haben mich allerdings an den Klang einer Rainsong erinnert, die ich mal in den Fingern hatte.
In beiden Fällen bin ich so "konservativ", dass ich sage: interessiert mich nicht. Vielleicht noch sowas wie die Rainsong als Urlaubsgitarre, weil sie unempfindlich ist, aber vom Klang her: Nein danke, möchte weder für das eine noch für das andere Geld ausgeben, wenn ich eine Gitarre suche. "Konservativ" bedeutet in dem Zusammenhang ja wohl, dass ich mir eine bestimmte Vorstellung vom Klang einer Akustikgitarre gemacht habe - und ein Instrument, das ich mir kaufe, soll dieser Vorstellung entsprechen.
Womit ersma noch nichts zur Ersetzung von Teilen durch industriell gefertigte Werkstoffe gesagt ist - solange es den Klang nicht wesentlich beeinträchtigt, ist das für mich ok. Wir benutzen ja auch Bunddraht und haben uns von Naturdarm als Saitenmaterial verabschiedet. Das allerdings, bevor ich meine Klangvorstellung fertig hatte...
 
@Matthias T
Korrigiere mich bitte, falls ich das jetzt falsch verstanden habe:
Du behauptest also, dass ein Gitarrenbauer eigentlich keine Ahnung hat, was er da eigentlich baut, weil er eben "nur" Tischler ist, aber eine x-beliebige Fa., die einfach 'mal so zum Spass eine Gitarre baut, das notwendige tiefe Wissen um die physikalisch interessanten Parameter eines Musikinstrumentes hat und daher eigentlich eine bessere Gitarre baut als ein Gitarrenbaumeister?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey Leute, haut euch doch nicht die Köpfe ein. Letztendlich ist Gitarrenkauf von vielen Aspekten abhängig.

Um jetzt einfach mal von mir zu reden: ich gehe in einen Gitarrenladen mit einem bestimmten Budget, lass mir einige Gitarren zeigen. Dann lass ich mir die Gitarren vorspielen, während ich mit geschlossenen Augen lausche. So kann ich gleich einiges aussortieren. Alles, was meiner Klangvorstellung nicht entspricht, fällt weg. In einem zweiten Schritt entscheide ich dann, wie mir die Gitarre in der Hand liegt. Und zu guter letzt muss natürlich auch die Optik stimmen. Die Vorlieben jedes einzelnen Gitarristen sind einfach unterschiedlich. Für mich ist eine Gitarre erst dann perfekt, wenn sie meinen Anforderungen von Klang, Haptik und Ästhethik entspricht. Bisher habe ich all das nur bei einer vollmassiven Klassikgitarre mit Pallisanderboden/-zargen und Fichtendecke gefunden. (Budget 1000-1500 €uros) (Eigentlich wollte ich nicht mehr als 500 - 1000 € ausgeben :redface:)

Qualität hat immer ihren Preis. Nicht nur die verwendeten Materialien sind wichtig bei einem Instrument. Da kommt dann auch noch das Knowhow dazu. Ein guter Gitarrenbaumeister wird sicher selbst aus einem etwas weniger wertigem Material durch sein Knowhow und seine Liebe zum Instrument ein gutes Produkt fertigen können, während bei gleichen Bedingungen bei einem Fließbandinstrument Qualitätsstreuungen auftreten (können).

Nur nochmal zur Erinnerung: das ist nur meine Meinung ;)
 
Du behauptest also, dass ein Gitarrenbauer eigentlich keine Ahnung hat, was er da eigentlich baut, weil er eben "nur" Tischler ist, aber eine x-beliebige Fa., die einfach 'mal so zum Spass eine Gitarre baut, das notwendige tiefe Wissen um die physikalisch interessanten Parameter eines Musikinstrumentes hat und daher eigentlich eine bessere Gitarre baut als ein Gitarrenbaumeister?
Ich behaupte dass die wenigsten Gitarrenbaumeister die physikalischen Hintergründe ihres Instrumentes soweit verstanden haben dass sie es eben mal so aus einem komplett anderen Material bauen könnten.

Warum wohl kommen im Grunde alle wirklich guten akustischen Carbon Instrumente von Leuten die sich vorerst mit der Verarbeitung von Verbundwerkstoffen beschäftigen im nebenbei ein recht solides Wissen über Musik und Schwingungsmechanik haben?


Das ist wirklich keine Abwertung, aber die Ausbildung zum Gitarrenbauer ist hauptsächlich eine Handwerkliche - dazu mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Holzverarbeitung. Das ist nichts Negatives - die Konzeptionierung eines Instrumentes aus völlig neuen Materialien allerdings folgt meist deutlich akademischeren Maßstäben.
 
E-Gitarren ticken ganz anders. Dort ist der Body für den Ton Wurscht, der Hals aber nicht. Bei Akustik-Gitarren ist es andersrum...

Nein! Bei A-Gitarren ist gar nix Wurscht. (Vieleicht von den Wirbelknöpfen mal abgesehn ;))

Der natürliche Klang eines Instrumentes wird im wesentlichen durch sein Resonanzverhalten bestimmt. Dabei kommt es nicht unwesentlich auf die Schwingungeigenschaften der verwendeten Materialien und auf deren Abstimmung untereinander an.
Ausserdem kommen ausser vom Klang, der ja durchaus subjektiv empfunden wird, auch noch Faktoren wie Sustain oder Haptik dazu.

Und natürlich experimentieren Gitarrenhersteller mit anderen Werkstoffen, nur sind bisher noch nicht zu befriedigenden Ergebnissen gekommen.
(Nein - auch Ovation nicht!)

Ein anderer Werkstoff klingt eben auch anders. Das grundstzliche Problem ist, dass man versucht möglichst nahe an den "etablierten" Gitarrenklang zu kommen und dass kann immer nur ein "Nachahmen" bleiben.

Man muss aufhören Kunststoffe als Holzersatz anzusehen und als wirklich neuen, eigenständigen Werkstoff für neue und auch neuartig klingende Instrumente anzuerkennen
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich behaupte dass die wenigsten Gitarrenbaumeister die physikalischen Hintergründe ihres Instrumentes soweit verstanden haben dass sie es eben mal so aus einem komplett anderen Material bauen könnten.

Da erschließt sich mir die Logik nicht so ganz! Carbon ist eben ein komplett anderer Werkstoff als Holz, und wenn ich mit dem nicht umgehen kann, dann helfen mir alle physikalischen Kenntnisse nichts.

Warum wohl kommen im Grunde alle wirklich guten akustischen Carbon Instrumente von Leuten die sich vorerst mit der Verarbeitung von Verbundwerkstoffen beschäftigen im nebenbei ein recht solides Wissen über Musik und Schwingungsmechanik haben?
Und warum kommen wohl alle wirklich guten Holzgitarren von Gitarrenbauern oder Firmen, die sich über Jahrzehnte hinweg mit dem Gitarrenbau beschäftigt haben und bei Beleistung, Deckenkonstruktion etc. Know-How einbringen, das doch ein bischen über eine Tischlerausbildung rausgeht?

Was ich damit sagen möchte ist folgendes: Sicherlich hat nicht jeder Gitarrenbauer nach dem Ende seiner Ausbildung fundierte physikalische Kenntnisse, aber wir sprechen hier ja auch von qualitativ hochwertigen Gitarren und nicht vom einem Gesellenstück.
In deinem Post klingt durch, dass Carbongitarren grundsätzlich Holzgitarren überlegen sind, weil die Konstrukteure einfach mehr Ahnung haben, und das finde ich so nicht haltbar.

Gruß
Toni
 
Ich behaupte dass die wenigsten Gitarrenbaumeister die physikalischen Hintergründe ihres Instrumentes soweit verstanden haben dass sie es eben mal so aus einem komplett anderen Material bauen könnten.

Warum wohl kommen im Grunde alle wirklich guten akustischen Carbon Instrumente von Leuten die sich vorerst mit der Verarbeitung von Verbundwerkstoffen beschäftigen im nebenbei ein recht solides Wissen über Musik und Schwingungsmechanik haben?


Das ist wirklich keine Abwertung, aber die Ausbildung zum Gitarrenbauer ist hauptsächlich eine Handwerkliche - dazu mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Holzverarbeitung. Das ist nichts Negatives - die Konzeptionierung eines Instrumentes aus völlig neuen Materialien allerdings folgt meist deutlich akademischeren Maßstäben.


Wir müssen diese Diskussion jetzt ja nicht unnötig ausufern lassen, aber Dein Ansatz ruft doch -zumindest bei mir- folgende Frage hervor:
Wer, wenn nicht der Gitarrenbauer, entscheidet denn die Zusammensetzung der einzelnen Hölzer/Komponenten? Es muss doch logischerweise die Ausbildung zum Gitarrenbauer mehr enthalten als die Antwort auf die Frage "Wie leime ich zwei Stücke zusammen, damit es vernünftig hält und gut aussieht?" Immerhin wurden Gitarren oder ähnliche Instrumente schon gebaut, als sich die Alchemisten noch mit der Herstellung von Gold beschäftigten und "moderne" Materialien wie Carbon noch nicht einmal in der kühnsten Fantasie da waren!

Es kann doch außerdem nicht sein, das da ein paar Chemiker sich sagen "Naja, gestern haben wir ein Automobilchassis, gestern ein paar Bauklötze hergestellt, schauen wir doch 'mal, ob wir nicht auch eine Gitarre hinkriegen." Die wissen zwar um die physikalischen Eigenschaften ihres Werkstoffes und auch in etwa, wie eine Gitarre aussieht, aber deshalb können sie doch nicht einfach so nebenbei eine bauen! Das erinnert mich irgendwie an einen durchgeknallten Elektronik - Freak aus meiner Jugend, der mir immer wieder weismachen wollte, dass er aus einr Zigarrenkisten und einem x - beliebigen Brett eine Gitarre bauen könnte, die, mit genug Elektronik bepackt, genauso klingen würde wie die SG von Carlos Santana. Komischerweise warte ich bis heute noch auf diese Gitarre!

Außerdem interessiert mich 'mal, welche relevanten Produkte es denn überhaupt gibt, die aus derartigen Materialien hergestellt wurden. Es klingt aus Deiner Feder, als gäbe es schon eine ganz Menge Gitarren aus solchen Materialien wie Carbon. Ich muss zugeben, dass ich nun nicht ständig den Markt beobachte und einschlägige Zeitschriften schon seit Jahren höchstens zweimal im Jahr im Supermarkt durchblättere, mir ist zumindest keine akustische Gitarre (und um die geht es hier ja eigentlich) aus Carbon bekannt. Würde ich mir aber gerne 'mal eine ansehen.
 
In deinem Post klingt durch, dass Carbongitarren grundsätzlich Holzgitarren überlegen sind, weil die Konstrukteure einfach mehr Ahnung haben, und das finde ich so nicht haltbar.
Das will ich damit nicht sagen. Besser und schlechter bei Musikinstrumenten ist am Ende eh Geschmacksache.

Allerdings wirst du zugeben müssen das für Holzinstrumente doch ein wenig mehr Erfahrungswerte existieren. Will man nun andere Materialien verwenden muss man entweder bereit sind die gleiche Evolution mit zu machen bis man experimentell den gleichen Kenntnisstand hat oder man geht halt akademisch ran und leitet sich die Konstruktion aus dem physikalischen Verständnis her womit man von konkreten Erfahrungswerten unabhängiger wird.
Und es sind selten Gitarrenbauer die sich wirklich auf wissenschaftlichen Niveau mit der Physik der Gitarre beschäftigt haben. Warum auch? Da man ja weiß wie man eine gute Gitarre baut fällt das ja hier in die Kategorie "nett zu wissen", nicht in "zwingend notwendig".
Du kannst mich wirklich berichtigen wenn ich falsch liege, aber allermeisten Karrieren von Gitarrenbauern (und anderen Instrumenten) gehen doch über die handwerkliche Schiene, nicht über ein naturwissenschaftliches Studium. Und das ist ja auch ganz gut so, denn Instrumente bauen ist ja auch zu allererst Handwerk - aber für mich auch eine ganz brauchbare Erklärung warum Instrumente aus neuen Materialien eher von anderen Leuten gebaut werden.

Ich muss zugeben, dass ich nun nicht ständig den Markt beobachte und einschlägige Zeitschriften schon seit Jahren höchstens zweimal im Jahr im Supermarkt durchblättere, mir ist zumindest keine akustische Gitarre (und um die geht es hier ja eigentlich) aus Carbon bekannt. Würde ich mir aber gerne 'mal eine ansehen.
Composite Acoustic und Rainsong wären hier zu nennen. Ich gebe aber zu, ich betrachte hier auch die Hersteller andere akustischer Instrumente wie Geigen, Bratschen, Celli usw. aus Carbon. Hier gibt es noch ein wenig mehr.
 
:gruebel: wäre es nicht das einfachste, einen gitarrenbaumeister zu fragen, welches wissen hier auch besonders die physikalischen gesetzmäßigkeiten gepaart mit seinen erfahrungen er in den bau eine gitarre einbringen muss, damit das "ding" auch klingt?

oder ist das ein zu naiver gedanke von mir?:redface:
 
Um ein letztes Mal eine Lanze für die Gaitarrenbauer zu brchen:
Muss Valentino Rossi den Reibungskoeffizienten seines Hinterreifens bei 24 Grad Asphalttemperatur und einer Schräglage von von 38,4 % bei einer Geschwindigkeit von 189 km/h berechnen können, um leidlich Motorrad fahren zu können?
 
Um ein letztes Mal eine Lanze für die Gaitarrenbauer zu brchen:
Muss Valentino Rossi den Reibungskoeffizienten seines Hinterreifens bei 24 Grad Asphalttemperatur und einer Schräglage von von 38,4 % bei einer Geschwindigkeit von 189 km/h berechnen können, um leidlich Motorrad fahren zu können?
Braucht er nicht. Und ihr habt das denke ich mal falsch verstanden wenn ihr es so aufgefasst habt als würde ich da etwas bewerten wollen.
Niemand erwartet von einem Gitarrenbauer dass er nebenher nochmal über das Thema promoviert hat. Ich bin mir nicht mal sicher ob das dann überhaupt der bessere Gitarrenbauer wäre - wahrscheinlich eher nicht. ;)

Es ist halt auffällig dass bis jetzt Instrumente die nicht aus Holz sind zumindest nach meinem Kenntnisstand nicht von Zupfinstrumentenmachern gebaut wurden.
 
Auch die Kunden sind konserativ, bei akustischen Instrumenten sowieso. (Am wenigsten wahrscheinlich die Profis, am meisten die gut situierten Amateure.) - Die These, dass Sprunginnovationen (also hier: neue Materialien) von "Quereinsteigern" kommen, ist in der Innovationsforschung hinreichend dargestellt. Kaman (Ovation) stellte zunächst Rotorblätter her. Ob man die Dinger mag oder nicht, ist häufig genug von Vorurteilen behaftet, die dem Spieler aber auch wichtig sind. Wenn jemand meint, dass er nur auf einer Mondfichten-Rio-Abalone-Gitarre gut spielen kann, dann wird er genau das tun und auf einer Ovation (oder was auch immer) nur herumwursteln. Ein Gitarrenbauer wird diesen Markt natürlich dann auch so bedienen. Er lernt den Umgang mit Holz, alles was andere Werkstoffe angeht, muss er sich selbst beibringen und das geht von der Zeit ab, mit der er andere Aufträge erledigen kann.

Bei E-Bässen gibt es vergleichsweise viele Innovationen - aber eben auch viele Nicht-Instrumentenbauer, die sich auf dem Markt tummeln (und hervorragende Instrumente bauen).

Als Musikwissenschaftler war ich auch der erste, der in unserem (von Handwerkern geprägten) Segelverein Holz mit Epoxy verarbeitet hat...
 
Als Musikwissenschaftler war ich auch der erste, der in unserem (von Handwerkern geprägten) Segelverein Holz mit Epoxy verarbeitet hat...
Über die Schiene bin ich zu Verbund gekommen - allerdings in einem Bereich wo auch die Traditionalisten eher von Kohlefaser auf Aramidwabe träumen und im kompletten Boot kein Splitter Holz zu finden ist. ;)

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Diamo Geigen werden zum Beispiel von Leuten gebaut die ihren Ursprung in der Luft- und Raumfahrttechnik hatten.
 
So, dann kommen von mir auch noch einige Thesen zum Thema:

  1. Vom Klang einer Ovation krieg ich Pickel. das verleidet mir persönlich schon mal grundsätzlich das Spiel auf einer Nichtholzgitarre.
  2. Solange der Markt nach wie vor überschwemmt wird von Chinaschrott, ist mir vor der Zukunft der Holzgitarre nicht bange.
  3. Dass Nichtholzwerkstoffe (Wozu m.E. auch die Sägemehlgriffbretter gehören) vor allem im Billigsegment zu hause sind, liegt eben auch an ihrer unproblematischen Verarbeitung.
  4. Im E-Gitarren-Bereich gibt es relativ viele Experimente mit alternativen Werkstoffen. Bisher hat sich noch nichts davon ernsthaft auf dem Markt festsetzen können, oder?
  5. Ich habe nicht nur eine Präferenz, was meinen Gitarrenklang angeht, sondern etliche. Deshalb spiele ich auch mehrere Gitarren.
  6. Gute Gitarren dürfen gutes Geld kosten. Und bei 69-Euro-Gitarren krieg ich ein schlechtes Gewissen.

Soviel für den Moment
Knecht Recht
 
[*]Vom Klang einer Ovation krieg ich Pickel. das verleidet mir persönlich schon mal grundsätzlich das Spiel auf einer Nichtholzgitarre.
Eine Ovation ist erstmal ein Hybrid. Holzdecke und Kunststoffboden. Das hat allerdings mit Werkstoffen wie Kohlefaser genau gar nichts zu tun. Das ist etwas grundverschiedenes, du könntest von Ovation genau so gut auf Aluminiumgitarren schließen.

Solange der Markt nach wie vor überschwemmt wird von Chinaschrott, ist mir vor der Zukunft der Holzgitarre nicht bange.
Klar, es wird immer viele Holzgitarren geben. Tradition ist das eine, die billige Verarbeitung in der Massenproduktion das andere.
Wirklich gute Hölzer werden aber in Zukunft immer knapper werden.

Im E-Gitarren-Bereich gibt es relativ viele Experimente mit alternativen Werkstoffen. Bisher hat sich noch nichts davon ernsthaft auf dem Markt festsetzen können, oder?
Es ist ein Trugschluss dass E-Gitarristen besonders aufgeschlossen gegenüber modernen Entwicklungen sein würden. Ganz so verspießert wie die klassischen Musiker sind sie noch nicht, aber im Schnitt nichts so weit davon entfernt.
Interessanter sind da Bässe da die Hochzeit deutlich später war und dementsprechend viele Standards moderner sind. Aktivelektronik, viele Kunststoffinstrumente, Transistorverstärker, sauber gerechnete Lautsprecher sind da deutlich normaler.

Wobei bei diesen Instrumenten zum Beispiel der Korpus relativ latte ist solange er nur hart genug ist. Man sollte das nicht zu sehr mit akustischen Instrumenten in einen Topf werfen.

Gute Gitarren dürfen gutes Geld kosten. Und bei 69-Euro-Gitarren krieg ich ein schlechtes Gewissen.
Du brauchst keine Sorge haben dass Instrumente aus Verbundwerkstoffen dir zu billig sein werden. ;) Das Material ist deutlich teurer und die Verarbeitung erfordert viel Wissen und Erfahrung (mit dem man in anderen Bereichen auch richtig Geld verdienen lässt). Interessant ist es weil sich die Materialeigenschaften genau einstellen lassen können. Die Eigenschaften die perfektes Tonholz ausmachen lassen sich halt in noch viel ausgeprägterer Form erzeugen.
Gerade CFK wird auch ganz unabhängig von der Akzeptanz der breiten Masse im absoluten Hochpreisbereich bleiben.

Das was in China in Zukunft von der CNC fallen wird um dann hier für unter 100 Euro im Laden zu landen wird auch weiterhin Holz sein.
 

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