Aber nicht das Gehirn an der Garderobe abgeben.
Für die Dauer der Gesangs-Stunde ist das vllt gar nicht so verkehrt.

Wenn innerhalb der Stunde ein gewisses Misstrauen seitens des Schülers da ist, ein bewusstes oder unbewusstes Überprüfenwollen obs ok ist was der GL gerade verlangt, kann er dann wirklich Forschritte machen? Ich glaube eher nicht!
Und auch für die Beurteilung der Qualität des GL wirds dann schwierig: Wenn man sich nie völlig auf das einlässt was er sagt, weiss man nicht, ob die mangelnden Forschritte darauf zu führen sind, dass der GL schlicht nichts taugt oder ob man einfach nicht wirklich umsetzt was er will.
Aber generell ausschalten soll man das Hirn natürlich nicht

. Schon nach den ersten paar Stunden sollte man, wie ich vorhin schon schrieb, über die Bücher und sich fragen, komme ich überhaupt draus, was der GL von mir will und kann ich es umsetzen, geht der Lehrer auf mich ein, ist mir wohl während und nach dem Unterricht - solche Dinge halt.
Nach einer ersten Stunde aber schon zu fragen, ob ist es richtig ist, dass man leise singen muss oder ob üblich, dass zuerst an Atmung und Stütze gearbeitet wird, dh. dass man bereits jetzt ein gewisses Misstrauen gegenüber dem Unterrichts
inhalt an den Tag legt, das finde ich kontraproduktiv.
Handelt es sich um eine Lehrerin, die grundsätzlich nur Talente zu Profis ausbildet sollte man schon ein sehr hohes Niveau erwarten können.
Das ist natürlich richtig. Aber: solche GL werden für einen blutigen Anfänger kaum in Frage kommen, denn Lehrer die ausschliesslich Profi-Schüler haben, sind meist keine Erstlehrer. Das heisst Schüler die dort unterrichtet werden, hatten vorher idR. schon ein paar Jahre GU bei einem oder mehreren anderen Lehrern. Wenn ein Anfänger bei einem solchen GL aufgenommen wird, dann muss er schon ein absolutes Ausnahmetalent sein, resp. ganz aussergewöhnlich gutes Material haben. So ist es zumindest bei uns.
Wenn aber diese Lehrerin auch oder sogar vor allem mit HobbysängerInnen und blutigen AnfängerInnen arbeitet wird es schon sehr viel schwerer, die Beiträge bei einem solchen Konzert zu bewerten.
Nicht unbedingt. Ich sehe dann doch, was ich, als ebenfalls Hobbysänger und jetzt noch blutiger Anfänger, nach einer gewissen Unterrichtszeit in etwa erwarten kann. Einen gewissen Aufführungsnervositätsfaktor muss ich dabei natürlich berücksichtigen, da stimme ich dir vollkommen zu.
Wichtig für ein realistisches Bild ist aber eben, dass ich mir nicht nur anhöre, wie die Leute singen, sondern mich danach auch etwas mit ihnen unterhalte. Man kann ganz objektive Fragen stellen: wie lange bist du schon bei dieser GL? hattest du vorher schon einen anderen Lehrer? wie häufig nimmst du Unterricht? wie viel übst du zuhause? das, im Zusammenhang mit dem was man gesanglich gehört hat, gibt dann doch schon ein relativ klares Bild, umso mehr wenn man nicht nur mit einem Schüler spricht sondern mit mehreren. Bei uns ist gibt es nach Schülerkonzerten oft einen kleinen Apero oder zumindest noch etwas Smalltalk, Gelegenheit zum Austausch besteht also.
Auf diese Weise kriege ich doch schon mal eine Idee, ob der GL grundsätzlich was kann, das Ganze als Grobraster sozusagen.
Ob er auch für mich speziell der richtige ist, das allerdings kann ich dann tatsächlich nur herausfinden in dem ichs ausprobiere.
Du weiß ja nicht, ob die Schülerin mit der für dich tollsten Stimme vieleicht ein Naturtalent ist
Ich denke, das ist in der Klassik, und ganz besonders bei Frauenstimmen, nicht so problematisch. Auch Naturtalente kommen nicht mit klassisch-technisch ausgebildeter Stimme zur Welt. Auch wenn sie von Natur aus sehr gutes Material mitbringen, viel Körpergefühl, hohe Musikalität etc haben, sie müssen trotzdem gut ausgebildet werden, damit sie einen nach klassischen Richtlinien guten Klang haben. Das technische Können ist ja in der Klassik mit ein wichtiger Teil um dann zu eben dieser tollen Stimme zu kommen.
Zudem: so habe ich jedenfalls von Klassik-GLs schon gehört, solche Talente auszubilden kann u.U. die grössere pädagogische Herausforderung für den Lehrer sein, als einen durchschnittlich begabten Schüler. Mit den Talente müssen genauso die technischen Grundsätze erarbeitet werden, man muss dabei aber extrem aufpassen, dass nichts von den super Anlagen verschüttet wird. So in etwa: das verarbeiten von Seide ist viel schwieriger als das von Baumwolle, wenns aber richtig gemacht wird ist das entstandene Kleid natürlich 1A!
Und ganz unabhängig davon sollten bei den Schülerkonzerten natürlich nicht nur die 1-2 am besten singenden Schüler zur Beurteilung des GL herangezogen werden.