Englisch Texte bieten mehr Freiheit?

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Fabian19
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Hallo da draußen! ;)

wollte mal hier eine kleine "Diskussion" anzetteln.

Und zwar: Ist euch das auch schon einmal aufgefallen? englisch Texte scheinen irgendwie einfacher zu schrieben zu sein.
Im englischen darf man kitschig sein. Man darf da ruhig schon einmal von angels sprechen und Wörter wie love, beautiful, etc. benutzen?
Woran liegt das? Haben Amis ein anderes VerhÀltnis zum Thema Kitsch und Deutsche hören einfach zu selten auf englische Texte?
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?
Fakt ist doch, wenn man in einem deutschsprachigem Song Wörter wie "Liebe, Engel oder wundderschön" benutzt, landet man ganz schnell in der Schlager-Schublade.

"You are beautiful no matter what they say
Words can't bring you down, no, no "

Im englischen geht das. Da wĂŒrde niemand auf die Ideen kommen es als Schlager zu bezeichnen.
Aber im Deutschen:

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Das geht einfach nicht!
Warum ist das so?

Oder anderes Beispiel mal abseits vom Thema "Kitsch".
Betrachten wir Linkin Parks Song "Crawling". Übersetzt bedeutet der "Krabbeln".
Warum kommt das im Englischen ganz cool rĂŒber und im Deutschen total albern? Liegt das an der Aussprache oder was ist da los? :O

Warum scheinen englische Texte so viel einfacher zu sein? Bin gespannt auf eure Kommentare!
Oder denke doch nur ich so?!

Gruß, Fabian.
 
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DarĂŒber hab ich auch schon oft nachgedacht. Ich glaube der Grund liegt in dem weniger verkrampften VerhĂ€ltnis zur eigenen Sprache im englischen Sprachraum. Wir Deutschen haben dieses lockere VerhĂ€ltnis so nicht. Wie du schon sagtest, wird man schnell in bestimmte Schubladen gesteckt. Wenn ich deutsche Texte schreibe, wird es mir entweder zu lustig, zu kitschig, zu bedeutungsschwanger oder zu schwer.
Es gibt auch gute deutsche Texte, z.B. mag ich die Texte von Wir sind Helden. Aber mit vielen kann ich auch nichts anfangen. Eine Schwierigkeit liegt auch darin, dass Deutsch mit seinen harten Konsonanten, nicht so schön zu singen ist.

Na ja, aber ich bin sowieso in ner Textkrise. Irgenwie fÀllt mir nur noch belangloser Mist ein...
 
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...Deutsche hören einfach zu selten auf englische Texte?
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?

Ja, beides irgendwie. In erster Linie halte ich aber den Text fĂŒr nebensĂ€chlich wenn es um die musikalische Einordnung der Richtung geht. Da kommt es eher auf die musikalische Darbietung an und wie der Song vorgetragen wird. Nehmen wir zum Beispiel "Ein bisschen Frieden" von Nicole, einen Schlager der weltweit bekannt ist und wo wohl jeder den Text kennt.

Deutsche Version:



Englische Version:



Musikalisch gleich. Beide Versionen klingen fĂŒr mich nach "Schlager", die Sprache ist da nebensĂ€chlich...

Hier auch nochmal Mehrsprachig:



Des Weiteren verbindet man eben mit englischer Sprache auch keinen Schlager, sondern eben Folk oder Pop und der eine oder andere Deutsche traut sich da vielleicht eher kitschige Texte ĂŒber Friede, Freude und Eierkuchen zu singen ohne im Erdboden zu versinken... ;) Was aber nicht heißt, dass es fĂŒr den amerikanischen Muttersprachler nicht auch "albern und kitschig" klingt.
 
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?

Das halte ich fĂŒr einen der wichtigsten Punkte. Der Ballast der Alltagssprache wird abgestreift und die neue dient als Filter oder Maske.
(Und wenn man als Nicht-Muttersprachler auf Englisch schreibt, dann kann man auch oft gar nicht so recht beurteilen, ob der Text nun was taugt, oder nicht. Viele haben ja schon in ihrer eigenen Sprache Probleme. )

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Direkte Übersetzungen sind da denke ich selten hilfreich. Es geht ja um so viel mehr als nur die Bedeutung.

Sprachklang, -gebrauch, Rhythmus, Assoziationen: Das wird oft alles komplett ausgetauscht.



Betrachten wir Linkin Parks Song "Crawling". Übersetzt bedeutet der "Krabbeln".
Eben nicht. Siehe oben. Und Du merkst es ja auch selber schon, dass das hier nicht unbedingt passt. Einfach das Wörterbuch rauszukramen und die nĂ€chstbeste Übersetzung zu wĂ€hlen, klappt einfach nicht.
Es gibt eben oft keine 1 zu 1 Übersetzung. Vielleicht reicht eine ErgĂ€nzung, vielleicht findet sich gar keine gute Lösung.


edit: Und, wie hier auch schon geschrieben wurde: Viele von uns sind auf englische Liedtexte geprÀgt. Geht mir auch so. Bei manchen Genres klingt ein deutscher Text erstmal ungewohnt.
 
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Ich glaube unsere Fixierung auf englische Texte hat mindestens zwei GrĂŒnde:
1. Englisch klingt fĂŒr uns cooler. Guck dir einen Mediamarktprospekt (Saturn, C&A, ....), ein Kinoprogramm, Ein Börsenbuch, ein Buch ĂŒber modernes Management ,.... bla .... an. Selbst im Supermarkt gibt es schon lange keine Pampelmusen mehr zu kaufen.
2. Unsere OberflĂ€chlichkeit! Oft sind uns die Texte einfach nicht wichtig, deshalb kommt es uns gerade recht wenn wir die banalsten KnĂŒttelverse in der englischen Sprache verstecken können und das zu allem Überfluss auch noch cool klingt. Man findet eher selten richtig gute englische Texte von deutschen SĂ€ngern, denen der Text auch wirklich wichtig ist. Guckt man dagegen in England/USA hat man die volle Bandbreite von ĂŒbel banal bis atemberaubend tiefsinnig. Diese OberflĂ€chlichkeit verstĂ€rken wir permanent dadurch, dass die meisten Leute nur wenige Details von den englischen Texten tatsĂ€chlich beim einfachen Zuhören verstehen. Wir haben uns also dran gewöhnt, dass die englischen Texte in unserer Wahrnehmung eher der Lautmalerei dienen. Es wird dann sogar schnell als peinlich empfunden, wenn die Zuhörer zu viel von den Texten verstehen. In der Wahrnehmung von Muttersprachlern sieht das aber ganz anders aus. Wenn wir Schlagermusik und Rio Reiser hören fallen uns die QualitĂ€tsunterschiede im Text auf brutale Weise auf, so dass "wir Deutschen" dazu neigen, bei deutschsprachigen Texten ĂŒberkritisch zu sein. Amerikaner dagegen kennen nichts anderes als englischsprachige Texte. Die denken sich vermutlich sehr viel weniger dabei, wenn mal ein Text kitschig ist. Wir aber halten die Amerikaner deshalb gerne selbstgefĂ€llgerweise fĂŒr niveaulos. Oder fĂŒr verklemmt, wenn wieder jemand in den USA Rap-Texte zensieren will (man stelle sich den einen oder anderen Rap-Text auf deutsch vor wie er tĂ€glich 50x im Radio gespielt wird :))).
 
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Hallo Fabian19,

Ich stimme hauptsĂ€chlich Tinitus zu. Die Autoren englischer Texte beurteilen ihre Werke logischerweise mit dem SprachgefĂŒhl, das ihnen zur VerfĂŒgung steht und benutzen den Wortschatz den sie kennen und fĂŒllen mit nachgeschlagenen Worten und Reimen auf. Ein Muttersprachler wĂŒrde den gleichen Text ganz anders beurteilen.

Hallo da draußen! ;)

wollte mal hier eine kleine "Diskussion" anzetteln.

Und zwar: Ist euch das auch schon einmal aufgefallen? englisch Texte scheinen irgendwie einfacher zu schrieben zu sein.
Im englischen darf man kitschig sein. Man darf da ruhig schon einmal von angels sprechen und Wörter wie love, beautiful, etc. benutzen?
Woran liegt das? Haben Amis ein anderes VerhÀltnis zum Thema Kitsch und Deutsche hören einfach zu selten auf englische Texte?
Oder nehmen wir das als Nicht-Muttersprachler einfach ganz anders wahr?
Fakt ist doch, wenn man in einem deutschsprachigem Song Wörter wie "Liebe, Engel oder wundderschön" benutzt, landet man ganz schnell in der Schlager-Schublade.

"You are beautiful no matter what they say
Words can't bring you down, no, no "

Im englischen geht das. Da wĂŒrde niemand auf die Ideen kommen es als Schlager zu bezeichnen.
Aber im Deutschen:

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Ein gutes Beispiel. In der Emotion, den der Song transportiert, wĂŒrde man da mMn eher ĂŒbersetzen: "Du bist schön, lass die anderen doch reden. Ihre Worte erreichen dich nicht." Es handelt sich ja um eine Art SelbstgesprĂ€ch oder Affirmation. Und das liesse sich auch auf Deutsch sehr gut singen, denke ich.

Betrachten wir Linkin Parks Song "Crawling". Übersetzt bedeutet der "Krabbeln".
Warum kommt das im Englischen ganz cool rĂŒber und im Deutschen total albern? Liegt das an der Aussprache oder was ist da los? :O

Krabbeln trifft die Emotion wohl eher nicht. "Ich krieche" oder "ich verkriech mich" aber schon eher. Ich kenne jetzt den Kontext nicht.

Man darf es sich eben nicht zu einfach machen. Weder mit dem Schreiben auf Englisch noch mit dem RĂŒckĂŒbersetzen. Schreiben ist eine Kunst, in jeder Sprache, denke ich.

LG, Annette
 
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Und erschwerend kommt hinzu, dass wir Deutschen gerne annehmen, wir könnten total gut Englisch. Ja sicher doch. Drum gibt es hier ja auch Handys (praktisch? nĂŒtzlich? geschickt?), die wir lĂ€ssig aus dem Bodybag (Leichensack) fischen, wĂ€hrend wir beim Public Viewing (Aufbahrung) sind, wo mit einem Beamer (zumindest in den USA ein BMW...) das Großbild erzeugt wird....

Oh, wÀhrenddessen war die Annette schon wieder schneller.......

Beste GrĂŒĂŸe,
6f
 
Ein Freund von mir hat mal einen native speaker gefragt, ob man nicht die Krise kriegt, wenn man eine Text hört, der so geht:

Zucker
Oh Honig Honig


bzw Sugar, Oh Honey, HOney...

Der Brite hat die Frage nicht verstanden. HÀ, nö wieso? ist doch ganz normal

Zu den englischen Texten einer recht bekannten deutschen Band sagte ein EnglĂ€nder: Die Texte sind zwar sprachlich korrekt und auch inhaltlich nachvollziehbar - aber ein EinglĂ€nder wĂŒrde diesen Text niemals so schreiben.

Ich denke daher, dass Tinitus ganz recht hat: Ein EnglĂ€nder hört ja keine deutsche Übersetzung eines englischen Textes. Und ich möchte nicht wissen, wie sich fĂŒr einen EnglĂ€nder eine binĂ€re Übersetzung eines deutschen Textes anhört.
 
Hi,

Im englischen darf man kitschig sein. Man darf da ruhig schon einmal von angels sprechen und Wörter wie love, beautiful, etc. benutzen?

Ich Ă€rgere mich immer wieder darĂŒber, dass Worte wie "Liebe" oder "schön" von Hause aus als kitschig gebrandmarkt werden. Wer so etwas schreibt, kann kein Texter sein.

Nehmen wir also zunĂ€chst mal das Wort "Kitsch". Laut Wikipedia (und dort laut englischer Übersetzer) eines der 10 am schwersten ĂŒbersetzbaren Worte. Es stammt vermutlich aus ... tĂ€terĂ€tĂ€....Deutschland. Andere Nationen haben dieses Wort ĂŒbernommen, vermutlich weil sie selber gegenĂŒber ihrer GefĂŒhlswelt kein so abwertendes Wort wie "dreckiges Geschmiere" brauchen.

Ich könnte viel ĂŒber diesen Begriff schreiben.

Aber vorher bitte ich lieber den Fabian uns zu verraten, was ER unter Kitsch versteht. Definiere doch bitte mal Kitsch. Vielleicht am besten an Hand Deines Beispiels. Denn wenn Du DAS nicht kannst, ist mir Deine ganze Argumentation ... Àhm.... Kitsch.

UnabhĂ€ngig von Fabians möglicherweise nachgereichten Definition: Wer von Euch kennt nicht den britischen Humor oder die amerikanische Freundlichkeit. Nationale Besonderheiten, die in der jeweiligen Sprache fest verwurzelt sind. Es existiert doch wohl zum Deutschen ein Unterschied, wie und warum die Briten ĂŒber das Wetter reden. Wer wĂŒrde aus der Tatsache, dass auch die Amis gern ein GesprĂ€ch mit Smalltalk eröffnen, ableiten, diese Nationen wĂ€ren oberflĂ€chlicher als die Deutschen. Quatsch! Kitsch! Nein! Sie haben lediglich eine andere Auffassung davon, was aufdringlich, unfreundlich oder hölzern ist.

Ich bezweifle, dass Briten oder Amis allgemein große Lust verspĂŒren, ernsthaft ĂŒber deutsche Lieder zu richten. Falls doch, dann kommt wohl zuerst die AttitĂŒde von der Marschmusik. Und was sagt UNS das nun???

"Du bist schön, egal was die anderen sagen.
Wörter können dich nicht runtermachen. Nein, nein."

Ich wĂŒrde als erstes vielleicht notieren:

Du drehst Dich um, die Welt steht stumm
gegen Schönheit kommt kein Wort an

Und dann hinge es letztlich von meiner gewĂ€hlten PrĂ€misse ab, welchen weiteren Verlauf meine Nachdichtung nehmen wĂŒrde.

Generell stelle ich fest: All dieses Herabsetzen englischer Texte dient mMn vor allem einen: die selbsternannten "Kritiker" pendeln unentwegt zwischen dem doppelten Unvermögen, in einfachen Aussagen Leben aufzuspĂŒren oder alternativ Kompliziertes einfach darstellen zu können! -

Dabei ist es das Geheimnis eines guten Textes, einfachste Sinneinheiten zueinander und gegeneinander zu positionieren. Aber ein Kopf, der lieber fremde Vorurteile wiederkĂ€ut, statt sich ausreichend Zeit fĂŒr eigene Beobachtungen zu nehmen, kommt eben NICHT zu einfachen, kleinsten Sinneinheiten. Auf eine eigene, ĂŒberraschenden Beobachtung reagiert die Seele garantiert freudig. Zu den nachgeleierten Vorurteilen aber schweigt sie genauso garantiert gelangweilt.

Ich habe fertig.
 
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@Annette 2904

Ja, man darf es sich nicht zu einfach machen! Ich habe frĂŒher immer wieder mal englische Texte geschrieben und hatte nie das GefĂŒhl auch nur annĂ€hernd eine QualitĂ€t zu erreichen, die mir selbst genĂŒgt. Weil ich kein Muttersprachler bin.Und hatte erst neulich wieder ein Erlebnis, das mir zeigte, wie schwer das ist in einer Fremdsprache zu texten:)

@ Jongleur

Genau, was ist eigentlich Kitsch? Ich habe ĂŒberhaupt keine Ahnung. Auch wenn ich mir da ja,wie du weist, auch so meine Gedanken zu mache.Und habe genau wie du den Eindruck, das er etwas mit der Abwertung der eigenen GefĂŒhlswelt zu tun hat. Und möglicherweise auch etwas mit der deutschen Geschichte. Englische Texte bieten mir allerdings insofern mehr Freiheit, als das ich nicht einmal die HĂ€lfte verstehe. Das liegt aber nicht an den Texten, sondern an meinem English for runaways.( Englisch zum Weglaufen) Vielleicht geht es ja manchen Ă€hnlich. Ich sprach neulich jemanden, der mir freimĂŒtig erzĂ€hlte das er seinen englischen Lieblingssong nach 30 Jahren das erste mal ĂŒbersetzt hat. Und etwas ernĂŒchtert war....
 
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Als Deutsch-Muttersprachler ist man beim Schreiben englischer Texte wahrscheinlich (unbewusst?) viel unkritischer.
Auch mir fallen deutsche Texte weitaus schwerer - letztlich kommt es aber auch auf die Vertonung an, wie ein Text wirkt.
 
@ChriMi
Als Deutsch-Muttersprachler ist man beim Schreiben englischer Texte wahrscheinlich (unbewusst?) viel unkritischer.

Also das ist bei mir eben genau umgekehrt. Weil ich weiß, das ich ein Muttersprachlerniveau nie erreichen kann. Übrigens habe ich auch schon englische Texte von mir ins Deutsche nachzudichten. Da war ich dann mit mir zufrieden. Und hat mich vor einigen Jahren dazu gefĂŒhrt, gar nicht mehr in Englisch zu texten.....Nur noch mal so aus Laune und als SprachĂŒbung zum entrosten.
 
@MamaFettig:
Inwiefern bist Du denn dann bei englischen Texten kritischer? Machst Du Dir mehr Gedanken, was Dein Text bedeuten könnte? Bist Du schwerer zufriedenzustellen?
 
Quintole
  • Gelöscht von antipasti
  • Grund: Siehe Board-Regel Nr. 8.
@MamaFettig:
Inwiefern bist Du denn dann bei englischen Texten kritischer? Machst Du Dir mehr Gedanken, was Dein Text bedeuten könnte? Bist Du schwerer zufriedenzustellen?

Das hat er doch schon zweimal geschrieben: Er weiß, dass er sein Niveau, welches er in seiner Muttersprache hat, im Englischen nicht erreichen kann. Also kann er logischerweise mit einem Englischen Text nie völlig zufrieden sein. Was ich ĂŒbrigens zu 100% nachempfinden kann.

Google seinen Nicknamen und lies dir ein paar seiner deutschen Texte durch. Dann wird es nachhvollziehbar.

Als Deutsch-Muttersprachler ist man beim Schreiben englischer Texte wahrscheinlich (unbewusst?) viel unkritischer.

Naja - eigentlich nur, wenn man auf Texte nicht allzu viel Wert legt. Hinter einer Fremdsprache kann man sich halt einfacher verstecken.
 
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Hier im Board gibt es ja viele Texte, die auf Englisch gedacht sind, und dahinter steht eine Deutsche Übersetzung, und man merkt gleich: Auf Deutsch könnte das was werden...
Ich denke, in den meisten FĂ€llen, in denen ein Deutscher englische Texte schreibt, handelt es sich im wesentlichen um Lautmalerei. Man braucht gar keinen Text, man braucht nur singbare Silben, und statt hadji di di dei lala tut man halt so, als wĂŒrde man im Englischen etwas zu sagen haben. Das funktioniert auch, weil ja von den Zuhörern kritische Nachfragen nicht zu erwarten sind.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere HĂ€lfte ist, daß es merkwĂŒrdigerweise auch Spaß macht, sich in dieser Sprache auszudrĂŒcken, in der man objektiv betrachtet nur stĂŒmpern kann. Trotzdem sollte man dann nicht der Versuchung erliegen, und anfangen, das GestĂŒmpere auch noch toll zu finden. Ich kenne nicht eine deutsche Band, die gelungene englische Texte hat. Grade neulich wieder ĂŒber "I`ll be come back soon" gestolpert. Gelungene Bilder, ja, Gedanken, die ich schön finde, ja, aber einen ganzen "guten" Text?

Wer etwas zu sagen hat, tut das in seiner Muttersprache. Wenn er in ein fremdes Land kommt, und sich die dortige Sprache aneignet, ist er nach einigen Jahren gegebenenfalls in der Lage dazu, sich in der neuen Sprache adĂ€quat auszudrĂŒcken.

Beim "making of" zu "inglorious bastards" schwĂ€rmt tarantino von den deutschen Schauspielern und sagt, sie wĂ€ren leider "lost in language". Sie haben keine Chance. Nur deswegen. (Was wieder auch nur zur HĂ€lfte stimmt, denn der der den eloquenten Nazi gespielt hatte (Christoph...) spielte auch in "Gott des Gemetzels" mit, ein virtuoses englisches Sprach-stĂŒck, also man kann durchaus als Deutscher in Amerika und mit der englischen Sprache Fuß fassen, aber das sind Ausnahmen)

Ich persönlich habe auch einige englische Texte geschrieben, und einige finde ich auch nach wie vor gut. Aber sie gewinnen, wenn ich sie ins deutsche ĂŒbersetze. Dann erst werden sie sprachmĂ€chtig.
Aber wiederum, noch eine Ausnahme: Als ich finnische Lieder im Deutschen nachdichten wollte, hatte ich mit einigen Rhythmen Schwierigkeiten, deutsche Wörter zu finden. Ich habe gegrĂŒbelt und studiert und kam auf nichts. Und auf einmal waren da englische Worte, die problemlos funktionierten.
So gibt es immer zwei Seiten.
Aber es gibt einen Habitus, der mich anzeckt: und das ist dieses sich auf Deutsch nicht trauen, aber so tun als könne man problemlos Englisch (mit dem Wörterbuch). Dahinter steckt fĂŒr mich eine mangelnde WertschĂ€tzung des Englischen. Keinen Respekt haben und alles heranziehen, was man verwursten kann, wißt ihr, was ich meine?
 
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Ich denke ich weiß, was Du und andere hier meinen, sehe das persönlich aber nicht so eng. Oder nicht ganz so eng, hĂ€ngt sehr von der Einzelperson ab.
Englisch ist vor allem auch international und dass es da unterschiedliche "QualitĂ€ten" von Englisch gibt ist denke ich ganz natĂŒrlich.
Ich wĂŒrde es also nicht gleich zur Respektlosigkeit hochstilisieren, nur weil jemand wagt, mit seinem einfachen Englisch einfache englische Texte zu schreiben und am Ende auch noch zufrieden mit sich und der Welt zu sein. Immerhin befindet er sich da in guter Gesellschaft. Dass sie da keinen Shakespeare oder geschliffene Kunstwerke produziert haben, ist den meisten ja durchaus klar. Umgekehrt sind die Vorbilder eben auch oft nicht besonders geistreich, wie hier auch schon geschrieben wurde. Und wie Du sagst ist ein Text manchmal auch einfach Mittel zum Zweck.
Dass man den Klang einer bestimmten Sprache bevorzugt, ist bis zu einem gewissen Grad normal, da reicht ja schon der Unterschied zwischen Hochsprache und Dialekt und da sind ja viele von uns "zweisprachig" aufgewachsen.
 
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Naja, der mangelnde Respekt zeigt sich nicht in den Texten, mehr in der Einstellung: auf Englisch kann man das ja machen. Verwursten find ich sonst auch in Ordnung, aber auf Englisch hinschreiben, was man sich auf Deutsch nicht trauen wĂŒrde, bloß weil man im Englischen nicht merkt, was man fĂŒr einen Saft verzapft...
 
Naja, Vincent, ich hatte gestern zum Thema Respekt den Songtext "Touch me" von Samantha Fox. Aber auch so einige RAP-Texte, bei denen die Frauen den Song "so toll" finden, weil sie nicht verstehen, welches Frauenbild der Typ transportiert... Also, ich interpretier da: Die Nativen Englischsprecher haben selbst nicht so den Respekt vor ihrer Sprache...?!
 
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Das Problem ist wohl eher, daß wir Deutschen so verdruckst sind, daß wir Probleme damit haben, wenn jemand Dinge direkt anspricht. Das ist dann nicht pc, oder kitschig oder peinlich, wie der TE das am Anfang beschrieben hat. Problematisch wird es fĂŒr mich dann, wenn ich dieses verdruckste Verhalten - das nicht nur mich nervt, fast jeder, der mal vom Ausland nach Deutschland zurĂŒckgekommen ist weiß genau, was ich meine, diese geistige Enge - dadurch zu umgehen suche, daß ich eben Englisch benutze. Dadurch wird es nicht besser, dadurch weiche ich nur aus! "Respektlosigkeit" ist in dem Zusammenhang eher ein kleineres Problem, das entsteht, wenn ich die englischsprachige Zuhörerschaft mit Texten konfrontiere, die ich den Deutschen nie zumuten wĂŒrde. "Im Englischen kann man es ja machen!"
 
Ich denke, "der Markt" spielt doch dabei auch eine gewisse Rolle. Es wurde ja schon erwÀhnt, dass Englisch vermeintlich als cooler betrachtet betrachtet wird und deshalb der zB. spröde Sommerschlussverkauf/Ausverkauf durch "SALE" ersetzt wurde.
Ich finde es furchtbar, wenn man Fremdwörter falsch einsetzt oder gar erfindet (Handy), nur um cooler zu wirken.
Möchte man Lieder machen die einem selbst gefallen, in gewissen Sinn wahrhaftig sind, auch wenns der reine Klamauk ist, oder nur um sich zu verkaufen?

Mich tĂ€te auch mal interessieren, wie das Forumsmitglieder sehen, deren Muttersprache russisch, tĂŒrkisch oder sonstwas ist.
Singt und textet ihr in eurer Muttersprache oder fÀllt es euch auf deutsch oder Englisch leichter.

Noch was:
Wir haben sehr viele schöne deutsche Volkslieder, aber was ist, wenn man Volksmusik hört, die meisten denken an Silbereisen, Mosch, und den ganzen Mutantenstadel.

Deutsche Lieder können etwas ausdrĂŒcken und weltweit erfolgreich sein (und auch schön in andere Sprachen ĂŒbertragen werden): jahreszeitliches Beispiel: Stille Nacht, Heilige Nacht!
 

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