Dreistimmiger Satzgesang Pop-/Rock

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Hey Leute,

beim Arrangieren der Backing Vocals in einem meiner Bandprojekte habe ich zurzeit ein Problem und bin mir nicht sicher, was richtig und was falsch ist. Es sind drei Männerstimmen, einer Bariton, die anderen beiden Tenor. Mein Problem sind vor allem Quint- und Oktavparallen bzw. die generelle Frage WIE streng diese Problematik in der Popmusik gehandhabt werden sollte.:gruebel: Lange Rede, kurzer Sinn .... ich habe einfach mal schnell ein Beispiel-Satz in drei Varianten angefertigt . Zunächst einmal ohne Berücksichtigung von Parallelen und danach zwei Varianten zur Verringerung selbiger. Ihr seht ... ich brauch noch ein bisschen Übung! :-(

Danke schon einmal für Euer Feedback!

VG
Sascha

P.S.:
Ich weiß, dass ich diese Parallelen-Problematik viel weniger habe, wenn ich mit mit einem Sext- oder Quartsextakkord beginne. Allerdings gibt das der Tonumfang der Sänger nicht her ...:(
 
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Die klassischen Satzregeln müssen nur unter bestimmten Voraussetzungen beachtet werden. Zum Beispiel sollen sie dazu führen, dass alle Stimmen gut einzeln zu verfolgen sind und dass keine zu starken Dissonanzen auftreten.

Trifft das auf Pop/Rock zu? Ich finde nicht.

Außerdem muss der Gesangssatz ja nicht die selben Akkorde aussingen, die die Band sowieso schon spielt. Suche dir lieber eine schöne Melodielinie für die obere Stimme und suche dann Dreiklänge die gut darunter klingen. Kurze Wege in den Stimmen sorgen für gute Singbarkeit. Sus2-Akkorde klingen übrigens bei Pop-Backings auch immer ganz schön, da man so oft zwei Akkordtöne und einen Optionston des Akkordes hat den die Band spielt. Übermäßige und verminderte Dreiklänge würde ich erstmal auklammern, da sie schwerer zu intonieren und im Popkontext schwer sinnvoll zu setzen sind.
 
a) Diese Regeln sind die unwichtigsten beim Satz. Viel wichtiger ist, dass was Sinnvolles gesungen wird ...
b) Wenn die Stimmen gleichartig klingen, dann führt ein formales Vemeiden von Parallelen noch lange nicht dazu, dass keine Parallelen gehört werden. In Deinen Beispielen: In der Variante 2 in Takt 13-14
  • geht der Bariton e-->f
  • singt in T13 der "Sänger 2"-Tenor h und ist dabei die höchste Stimme; im T14 dann der "Sänger 1"-Tenor c und ist dabei wieder die höchste Stimme.
Wenn (was wohl so ist) die Tenorstimmen nicht auseinanderzuhalten sind, hört der Zuhörer trotz allem, dass die "höchste Stimme" quint-parallel zur unteren Stimme geht - also war Deine schöne theoretische Konstruktion (Stimmkreuzung) umsonst.
(Ich glaube, das nennt man "Klavierquinten", weil man auch im Klaviersatz das Problem hat, dass die "Stimmen" ununterscheidbar sind, im Gegensatz zu einem gemischten Chor, wo man Stimmkreuzungen ganz gut hört).

Was Du wollen solltest:
  1. Zuerst einmal grob festlegen, was für Arten von Akkorden (oder "Klängen") erklingen: Geht es eher Richtung Power-Chords=Quinten sind dominierend ... dann "Parallelen, so viel Du willst"; "terzige (klassische) Akkorde": Dann nimm mehr Sextakkorde, dann geht sich das auch mit halbwegs geringem Tonumfang aus; "septische (jazzige) Akkorde" - maj7 oder 7: Dann hast Du genügend Freiheiten in jedem Akkord, aus den 4 Tönen 3 Stimmen zu bestücken, um gehörte schlechte Parallelen zu vermeiden - hängt natürlich auch davon ab, was Band und Melodie tun.
  2. Entscheiden, ob Du ryhthmisch entzerren willst: Wenn Du die Stimmen ihre Schritte um 1/2 versetzt machen lässt = Vorhalte oder Zwischenharmonien hast, sind die Parallelen plötzlich weg (oder zumindest anders). Passt das aber zum Rest des Arrangements? = macht auch Band und lead voice Vorhalte/rhythmisch eigenständigere Dinge?

H.M.
 
Ich denke schon, daß man auch in der Popular- oder Rockmusik bei mehrstimmigem Gesang die Satzregeln nach Möglichkeit einhalten sollte. Also geht es schon mal gar nicht, daß 3 Gesangsstimmen plus Bass in die selbe Richtung gehen (z.B. Variante 1 von Takt1 nach Takt 2). Quint- und Oktavparallelen sind bei mehrstimmigem Gesang generell zu vermeiden. Ziel des Ganzen ist es, eine Eigenständigkeit der einzelnen Stimmen zu gewährleisten, um so ein viel schöneres Gesamtklangbild zu erhalten.
 
Ziel des Ganzen ist es, eine Eigenständigkeit der einzelnen Stimmen zu gewährleisten, um so ein viel schöneres Gesamtklangbild zu erhalten.
kommt immer drauf an, würde Radio Eriwan sagen. Parallele Stimmführung zur Melodie ist im Pop völlig üblich. Das soll dann eben gerade nicht eigene Stimmen ergeben, sondern ein Art Mixtur. Der TE muss sich also fragen, ob er eine harmonische Grundierung wünscht oder eben eine Melodieverstärkung.
 
kommt immer drauf an, würde Radio Eriwan sagen. Parallele Stimmführung zur Melodie ist im Pop völlig üblich. Das soll dann eben gerade nicht eigene Stimmen ergeben, sondern ein Art Mixtur. Der TE muss sich also fragen, ob er eine harmonische Grundierung wünscht oder eben eine Melodieverstärkung.
Ich weiß zwar nicht, woher du deinen Weisheiten hast aber ich würde mal sagen, daß sich gute von schlechter Musik darin unterscheidet, daß die unterschiedlichen Stimmen auch etwas Unterschiedlichliches sagen und nicht eine Stimme bloß die anderen Stimmen kopiert, sonst wäre ja eine Stimme zumiindest aus musikalischer Sicht völlig ausreichend. Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, wie er das in seiner eigenen Musik handhabt. Nicht jeder hat die musikalische Empfindung, die einer musikalisch hochwertigen Musik gerecht wird.
 
... Das soll dann eben gerade nicht eigene Stimmen ergeben, sondern ein Art Mixtur ...

Genau, auch meine Erfahrung. Also mehr klangliche Gründe.
Im Pop ist mehrstimmiger Gesang ja meist in eine Band eingebettet, da ergibt sich unterschiedliche Stimmführung eher innerhalb von Instrumentengruppen.
Um dem Sascha gezielt Tipps geben zu können, müßten wir also wissen, wie der Kontext genau aussieht.
Ich nehme nicht an, daß die Satzbeispiele von oben genauso notentreu gemeint sind.

Wie der chaos.klaus schon schrieb, müssen Backings nicht zwangsläufig komplette Akkorde bauen. Das kann auf Dauer gerne etwas fad klingen.

der Omnimusicus
 
Ich weiß zwar nicht, woher du deinen Weisheiten hast
[...]
und nicht eine Stimme bloß die anderen Stimmen kopiert

Hallo Vintager,

es geht ja hier um Satzgesang im Pop-Umfeld.
Während der "klassische vierstimmige Chorsatz" in sich geschlossen ein vollständiges Ganzes ergibt bzw. ergeben soll, ist ein Background-Vocals-Satz genau wie beispielsweise ein Saxophonsatz in der Big Band in diesem Fall eher wie eine harmonisierte melodische Linie zu sehen, die keineswegs alleine dasteht und auch nicht in sich vollständig sein muß (das wäre ja auch langweilig).
Bei solch einer Art "Line Writing" sollen die Stimmen ja wie hier schon gesagt eher eine gefärbte Melodielinie ergeben, bewegen sich deshalb in der Regel nicht gegenläufig. Eine Gegenbewegung zum Baß ist davon völlig unberührt, denn die Baß-Stimme wird ja nicht gesungen, sondern vom Baß gespielt.

Nach Deiner Argumentation wäre es auch in klassischen Orchesterwerken, wenn verschiedene Instrumente teilweise die selbe Stimme spielen. Aber es gibt ja noch das Argument des Klanges.

Ich kann also Anlyseberaters Weisheiten völlig nachvollziehen und bestätigen. Woher er sie hat? Och, es gibt da einige Bücher zum Thema...

Natürlich ist es Geschmacksache, welche Musik man als gut oder schlecht empfindet, aber ich halte z. B. Arrangements von Glenn Miller nicht für schlecht, weil die Klarinettensätze sich überhaupt nicht an die klassischen Regeln für vierstimmige Choräle halten... ;)

Viele Grüße
Torsten
 
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Sagt mal, ist hier´n Nest. Jeder will mir hier erzählen, daß die Satzregeln in bestimmten Genres keine Geltung haben. Ist natürlich Unsinn, weil jedwelche Musik von eigenständigen Stimmen profitieren würde, egal ob das jetzt gemeinhin so angewendet wird oder auch nicht. In einigen Genres wird halt kein Wert auf musikalische Hochwertigkeit gelegt, weil sie sich trotzdem oder gerade aufgrund der fehlenden Hochwertigkeit gut verkaufen.
 
Jeder will mir hier erzählen, daß die Satzregeln in bestimmten Genres keine Geltung haben.
nein. Es gibt nicht "die" Satzregeln. Da musst du dich verlesen haben. Was wir dir erzählen wollen ist: hör' dir die echte Musik an. Die taucht in Büchern nicht unbedingt auf - jedenfalls nicht in den Büchern, die nicht von der jeweiligen Musik handeln. Und Regeln haben jeweils einen Sinn. Wenn der nicht zu erfüllen ist, gilt auch die Regel nicht. "Allgemeingültig" sind Regeln nur in den kranken Tests an Hochschulen etc. Die setzen (stillschweigend!) den barocken Vokalsatz voraus. Du denkst da zu starr. Schönberg hat es sehr schön formuliert - sinngemäß: "eine Regel ist solange gültig, bis sie von einer stärkeren Notwendigkeit außer Kraft gesetzt wird". Bestes Beispiel sind die Mozart-Quinten. Nach deiner Lesart ja ein Ausweis "fehlender Hochwertigkeit", in der Tat aber kommen sie schon bei Bach vor. Der hat sich aber nicht verschrieben oder "minderwertig" komponiert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
... weil jedwelche Musik von eigenständigen Stimmen profitieren würde

Im 15. Jahrhundert waren parallele Gesangsstimmen z.B. im Fauxbourdon sehr beliebt:
Beispiel: Guillaume Du Fay: Ave Maris Stella




Der Jazz wurde bereits erwähnt. Hier ein dreistimmiger Satzgesang mit parallelen bzw. geradgerichten Stimmen im Refrain:
The Andrew Sisters - Bei Mir Bist Du Shein



Allerdings wird die Satzregel "Verbot von parallelen (reinen) Quinten" öfter eingehalten als viele annehmen. Oder findet jemand solche im obigen Refrain? Falls ja, an welcher Stelle?

Viele Grüße
Klaus
 
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  • Gelöscht von klaus111
nein. Es gibt nicht "die" Satzregeln. Da musst du dich verlesen haben. Was wir dir erzählen wollen ist: hör' dir die echte Musik an. Die taucht in Büchern nicht unbedingt auf - jedenfalls nicht in den Büchern, die nicht von der jeweiligen Musik handeln. Und Regeln haben jeweils einen Sinn. Wenn der nicht zu erfüllen ist, gilt auch die Regel nicht. "Allgemeingültig" sind Regeln nur in den kranken Tests an Hochschulen etc. Die setzen (stillschweigend!) den barocken Vokalsatz voraus. Du denkst da zu starr. Schönberg hat es sehr schön formuliert - sinngemäß: "eine Regel ist solange gültig, bis sie von einer stärkeren Notwendigkeit außer Kraft gesetzt wird". Bestes Beispiel sind die Mozart-Quinten. Nach deiner Lesart ja ein Ausweis "fehlender Hochwertigkeit", in der Tat aber kommen sie schon bei Bach vor. Der hat sich aber nicht verschrieben oder "minderwertig" komponiert.

Offentsichtlich will man mich hier falsch verstehen. Im Notenbeispiel-PDF des Fragestellers, würde ich die Satzregeln nach Möglichkeit einhalten, d.h. auf jeden Fall Quint- und Oktavparallelen vermeiden. Ist ja auch nicht weiter schwer und tut nicht weh. Anders ist es natürlich bei Unisono Geschichten. In dem Fall würde ich dann auch nicht mehr von einem mehrstimmigen Satz sprechen,auf dem die Satzregeln anzuwenden wären. Und natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, wie er seine Musik arrangiert und harmonisiert. Ich habe hier nur gesagt, wie ich das sehe. Es kann jedenfalls nicht falsch sein, beim mehrstimmigen Satz, zumindest Quint- und Oktavparallelen zu vermeiden und genau darum geht es mir. Wenn jemand meint, er müsse das nicht tun, dann tut er es eben nicht. Ich selbst vermeide jedenfalls Quint- und Oktavparallelen und das laß ich mir auch nicht ausreden.Man vermeidet übrigens Quint- und Oktavparallelen nicht nur zugunsten einer Eigenständigkeit der Stimmen, sondern auch um üble Klangwirkungen in einem mehrstimmigen Satz auszuschließen, die dann entstehen, wenn vereinzelt Quint- und Oktavparallelen vorkommen. Wenn man in einem (Teil-)Musikstück permanent mit Quint- und Oktavparallelen arbeitet, handelt es sich genau genommen nicht mehr um einen mehrstimmigen Satz, wo die Satzregeln eines mehrstimmigen Satzes logischerweise auch nicht mehr greifen.

Also das Fazit: Wenn schon mehrstimmiger Satz, dann auch richtig! Ansonsten Unisono mit Quint- oder Oktavdoppelungen. Und Terzfortschreitungen sind ja eh kein Problem...:D
 
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