Deutung der Notation für Basseite M2

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dardo
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Bei der Notation für Basseite M2 kenne ich folgende Varianten (Intro "Vilarejo" – Arnaldo Antunes / Carlinhos Brown / Marisa Monte / Pedro Baby – eigene Transkription)

Siehe bitte PDF's

Beispiel 1 – Akkorde nicht notieren, nur Akkord-Symbole notieren, eventuell mit Rhythmus-Angabe.

Beispiel 2 – Nur Akkordeon-Griffe notieren, eventuell mit Rhythmus-Angabe.

Beispiel 3 – Akkorde korrekt notieren (wie für die linke Hand am Klavier). Der Akkordeonist bestimmt die nötigen Griffe selbst.

Beispiel 4 – Akkorde korrekt notieren (wie für die linke Hand am Klavier). Zusätzlich die Akkordeon-Griffe angeben.

Beispiel 5 – Grundton plus eine zweite Note, die den Grundton des Akkords angibt. Nur die Art des Akkords wird schriftlich angegeben, sonst nichts (bei Dur wird auch keine Angabe gemacht), Eventuell wird sicherheitshalber die vollständige Akkord-Bezeichnung auch noch Angegeben.

Alle diese Schreibweisen sind für mich eindeutig.

Im Notenbuch "Balkan" von Petar Ralchev (Universal Edition 36121) fand ich allerdings eine für mich bisher unbekannte Notationsvariante für die linke Hand. Auf den ersten Blick sieht es aus wie die Notatons-Variante von Beispiel 5, es wird aber nicht konsequent eingehalten.

Beispiel 6 zeigt die Original-Notation von Petar Ralchev.
Beispiel 7 zeigt meine Deutung davon.
Beispiel 8 zeigt die konsequente Umsetzung von der Ralchev Notation nach der im Beispiel 5 verwendete Methode.

Es ist nicht so, dass ich mir nicht ausdenken kann, wie man die linke Hand hier spielen sollte, die Logik dieser Schreibweise verstehe ich aber nicht. Vielleicht kann ein Kollege mir dabei helfen.
 
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Auffällig ist nur, die "Akkorde" sind sehr dicht nebeneinander "gesetzt". Ich vermute, er hat das an einer Klavier Tastatur eingespielt. Die Akkordnoten sollten nur deutlich weiter oben stehen als der Basston. Es spielt für ihn keine Rolle, ob es Quinte Terz oder Grundton ist - Hauptsache oberhalb vom kleinen D. Dafür gibt es ja die Harmonieangaben.
Der Basston selbst ist dagegen immer recht übereinstimmend zum Symbol notiert. (Außer im zweiten Takt, da wurde der Quintbass nicht im Symbol festgehalten.)

Also - er ist Praktiker, kein Theoretiker. Ich glaube, man sollte sich darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen.
 
Ich kann leider nur Anhang 1 und 2 sehen, die weiteren nicht.
 
Hallo dardo,

seltsam ist die Notation schon, denn, wie Du schon in deiner Übersicht zeigst:
  • entweder schreibt man Akkorde in den Noten aus (als Drei- oder Vierklänge), wahlweise mit zusätzlichen Akkordbezeichnungen
  • oder man notiert nur den Grundton (!) plus textuelle Kennzeichnung der "Akkordart", also entweder nur M für Dur, m für Moll, 7 für Septime und d der v für vermindert oder den kompletten Akkordnamen wie Dm7 oder A
Bei Ralchevs Schreibweise fällt vor allem auf, daß die "Akkordtöne" nicht immer die Grundtöne des Akkords sind, sondern manchmal die Terz (was die Unterscheidung Dur oder Moll ermöglicht) oder sogar manchmal die Quinte (die eigentlich neutral und leer klingt). Kann man machen, ist aber nicht hilfreich/gut lesbar.


Es ist nicht so, dass ich mir nicht ausdenken kann, wie man die linke Hand hier spielen sollte, die Logik dieser Schreibweise verstehe ich aber nicht. Vielleicht kann ein Kollege mir dabei helfen.
Deiner Interpretation/Übertragung würde ich voll zustimmen, die Frage nach der Logik/dem Warum bleibt jedoch:

Warum also?
Die einzige Erklärung, die mir einfiele, ist: Man kann so die Noten auch auf MIII spielen und es funktioniert harmonisch trotzdem: Weil man beim "Melodiebaß" kaum wie im Standardbaß üblich zwischen Baßton und Dreiklang springen kann, spielt man einfach nur den für die Harmonie wichtigsten Ton.
In der Regel ist das neben dem Baßton die Terz, weil sie den Dur- oder Moll-Charakter festlegt.

Meine Theorie also:
Diese Schreibweise ist ein Kompromiß/Hybrid, mit dem man sowohl MII als auch MIII spielen kann.
Deshalb sind bei den Akkorden auch oft die Terzen (Dur- oder Moll-Charakter) oder die Quinten notiert, damit es auch im MIII klanglich sinngemäß als Einzelton-Ersatz für einen "vollständigen" Akkord herhalten kann.
Wie seht Ihr das? Könnte das sein? Oder ist im "Balkan-Bereich" MIII nicht relevant?



Die Akkordnoten sollten nur deutlich weiter oben stehen als der Basston.
Streng genommen hält er die Regeln ja ein, aber die Grenze zwischen Baß und Akkord ist bei ihm sehr eng und deshalb schlecht unterscheidbar, weil er direkt im Anschluß an den Baßbereich die Akkordtöne beginnen läßt. Ideal ist das wirklich nicht.
Besonders verwirrend beim Spielen finde ich die Ein-Noten-Akkord-Schreibweise, die sich nicht einmal immer am Grundton orientiert. Da kommen jahrelang antrainierte Spiel- und Lesepraktiken ins Schleudern...

(Außer im zweiten Takt, da wurde der Quintbass nicht im Symbol festgehalten.)
Vor allem, weil er im ansonsten identischen Takt 4 durch "/A" andeutet, daß bei gleich bleibendem Akkord der Baßton A gespielt werden soll. In Takt 2 fehlt diese Information aber. Ich glaube, das ist eher Nachlässigkeit als Absicht. Auf jeden Fall inkonsequent.

Grundsatz: Beispiel Takt 5:
Um Platz zu sparen, ist es nachvollziehbar, bei unverändertem Akkord nur den Baßton beim Wechselbaß zu schreiben, z. B. /F zu Beginn in Takt 5.
Gleich danach wechselt der Akkord aber von Dm nach D7 (aber mit A im Baß), deshalb schreibt er D7/A im zweiten Teil von Takt 5.
Die Akkord-Töne (Einzeltöne) "passen" in irgendeiner Weise zum Akkord, aber stehen für sich gesehen in keinem festen Zusammenhang. Das ist alles nur mit den textuellen Akkord-Angaben zu spielen, die Noten tragen durch die Notendauer eine rhythmische Information (wie auf dem ersten Blatt die ersten beiden Beispiele mit den Tonhöhen-neutralen "Rhythmus-Notenköpfen"). Das hat aber den Vorteil, daß die Noten auch für MIII geeignet wären.

Viele Grüße
Torsten
 
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... "um Platz zu sparen" ...
Dieses Argument, wie auch "um Aufwand zu sparen" oder "das haben wir immer so gemacht" ist nicht zur Erleichterung von Lesenden oder Akkordeon Spielenden wie ich es bin. Wer etwas schreibt (Text oder Noten) soll den Nutzenden helfen, deshalb verwende ich:
bei möglichen Dreifach-Buchstaben (wie Kunststoffflasche) eindeutige Bindestriche: Kunststoff-Lasche bzw. Kunststoff-Flasche
und wende konsequent Gross-/Kleinschreibung an: "im Voraus", "des Weiteren", "ein Lernender" usw.

Bei der Musiknotation gilt Ähnliches: Vorzeichen nur dann und dort, wo sie bei einer Note stehen; so spart man sich die Auflösungszeichen und viel Erklärungs- und Korrekturzeit bei den Schülern. Dies ist, so viel ich weiss, auch die Meinung von Hans-Günther Kölz. Wie aufwendig die Regeln aus der Zeit der Kupferstecher sind, zeigt das File für Oldies; zudem wurden die Regeln immer wieder geändert was zu vielen Fragen führt; siehe: http://www.henle.de/blog/de/2014/05/12/mindestens-haltbar-bis…-wie-lange-gilt-ein-vorzeichen/

Was meine ich nun zu den vorgestellten Beispielen?
Für mich ist eine Kombination der Beispiele 4 und 5 im File für Frager am sinnvollsten, weil:
ich mich links beim Lernen auf das Drücken der Knöpfe konzentrieren kann und nicht aufs Noten (Hohnertrauben) entziffern
können mit den Angaben "Maj7" auch Gitarre Spielende mit mir einfach zusammen musizieren

Mit den vielen leistungsfähigen und preiswerten Notationsprogrammen darf eine solche Unterstützung von weniger geübten Spielenden kein Problem mehr sein.

♥-liche Grüsse vom Frager Paul ♫

Essen, Trinken und Musik sind die vier schönsten Dinge im Leben.
Vom Optimisten aus gesehen, sind alle Realisten bereits Pessimisten.
Plane Deine Lebensphasen, sodass Du spielend 100 Jahre alt werden kannst;
aber geniesse sie, damit Du was gehabt hast wenn‘s morgen schon vorbei ist.
 

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Dieses Argument, wie auch "um Aufwand zu sparen" oder "das haben wir immer so gemacht"

Hallo Frager,

volle Zustimmung zu Deinen Ausführungen:
Gute Noten sollen so gesetzt sein, daß der ausführende Musiker es möglichst einfach hat, nicht, daß der Notensetzer sich das Leben leicht macht. :D

Meine Anmerkung "Platz sparen" sollte keinesfalls die Nachlässigkeit gutheißen, aber dennoch (mit nur zwei n, auch nach der "Rechtschreib"reform :rolleyes:) kann es das Lesen erleichtern, wenn nicht alles mit sich wiederholenden Buchstaben zugekleistert ist. -> Man sieht auf einen Blick, was sich ändert, der Rest bleibt gleich.

Ansonsten gibt es - wie so oft - für verschiedene Lösungen jeweils überzeugende Argumente. :nix:

"Einzelnoten"
Auf dem Akkordeon drück man für einen Akkord nur einen einzigen Knopf. Deshalb ist es sinnvoll, auch nur diese eine Note aufzuschreiben, der Rest (Umkehrung) ist sowieso von Instrument zu Instrument verschieden und kann vom Spieler nicht beeinflußt werden.

"Hohnertrauben"
ist ein lustiges Wort, das ich noch nie gehört habe. Zuviel der Ehre für Hohner ;) und ein typischer Akkordeonisten-Ausdruck: bei allen anderen Instrumenten (!) ist es doch völlig normal, die Akkorde auszuschreiben, weil man schließlich auch die Einzeltöne spielt und keine "Begleitautomatik" hat.
Als Konsequenz/Nebeneffekt kann der geübte und notenkunkdige (Allgemein-)Musiker die Harmonie aus dem Notenbild (Traube hin, Traube her) blitzschnell erkennen.

Akkordbezeichnung
Halte ich für ein schwieriges Thema, besonders in manchen Fällen.
Cmaj7 ist allgemein verständlich, musikalisch korrekt und jeder hat sofort eine Klangvorstellung im Kopf.
Es gibt aber keinen Cmaj7-Knopf, so ein Mist aber auch.
Wenn man c+em schreib, ist dem Akkordeonisten klar, welche Knöpfe er drücken muß.

Ganz blöd wird es mit "enharmonisch verwechselten" Bässen/Akkorden. Ces und H sind ja im Stradella-Baß recht weit voneinander entfernt, es erklingt aber natürlich der selbe Ton.
Wenn da musikalisch richtig ein H notiert oder zu spielen wäre, soll man dann trotzdem Ces schreiben, damit der Akkordeonist weiß, wo er hinspringen (oder eben nicht so weit springen) muß? Soll der Notenkopf musikalisch oder akkordeonistisch "richtig" sein bzw. darf die Beschriftung von der Note abweichen?


Fazit:
Man muß wohl oder übel lernen, alle Schreibweisen zu kennen und danach spielen zu können.
Wer aber selbst Noten schreibt, muß manches Mal Entscheidungen treffen, die nicht leicht fallen...
Sich für ein System zu entscheiden, ist eine dieser Entscheidungen.

Viele Grüße
Torsten


Edit:
Das kann ich mir doch nicht ganz verkneifen - - -
A propos "Hohner-Trauben":

chopin-hohnertrauben.png
 
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Vielen Dank an Alle fürs Feedback!

@ morigol:
Es gibt nur Anhang 1 (Beispiele 1 bis 5) und Anhang 2 (Beispiele 6 bis 8).

Das Argument, Ralchevs Schreibweise diene dazu, auch mit M3 "ordentlich" zu begleiten, leuchtet ein. Allerdings spielen die "Balkane" meistens einen "einfachen" Wechselbass, da sie mit atemberaubenden Verzierungen in der rechten Hand schwer beschäftigt sind!

Mir persönlich als Pianist fällt es leichter, ausnotierte Akkorde für die linke Hand zu lesen und danach die Akkordeon-Griffe "auszutüfteln". Bei der absolut korrekte und eindeutige "Ein-Note-Akkord-Schreibweise", wie z. B. im Anhang ausgeführt ("Fracanapa" - Il tango di Astor Piazolla - Otto pezzi arrangiati per fisarmonica da Wolmer Beltrami - E. 2699 Bèrben), muss ich beim ersten vom Blatt-Spiel immer mehrmals hingucken und "entziffern".

Also - er ist Praktiker, kein Theoretiker. Ich glaube, man sollte sich darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen.
Wow, soo jung und schon soo weise!;) Scherz beiseite: Du hast ja vollkommen Recht. Ich sagte ja schon, dass es kein Problem ist, die Spielweise zu deuten (zumal die Harmonien recht einfach sind). Aber ich wollte mich vergewissern dass keine höhere Bedeutung hinter dieser Schreibweise steckt.

Nochmals Dank für die Anregungen! Gruß...
 

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