Individuelle, selbstgewickelte Pickup

  • Ersteller Ben zen Berg
  • Erstellt am
klingt doch schon mal ordentlich.
Ich kann von der technischen Seite her nichts zu dem Thema beitragen, aber ich besitze so einige Gitarren mit unterschiedlichen Pickup-Bestückungen. Unter anderem auch eine VOX mit Coaxe-Pickups. Und diese Bauart liefert wirklich einen ausgesprochen nebengeräuscharmen crispen Ton mit reichlich Output, und das völlig unabhängig von der Option verschiedener Schaltzustände.
Darüber hinaus könnten evtl. auch Minihumbucker ein Mittel der Wahl sein.
 
:facepalm1:
Ja, genau, es hängt mit der Größer der Spule zusammen. Die magnetische Empfindlichkeit einer Spule entsteht im Proporz von Windung und Fläche.

Ich habe einfach falsch gewickelt. der Spulen Querschnitt ist ca 7 x 80 mm = 560 mm² Maximalquerschnitt mit dieser Wickelachse waren 11 x 80 mm = 880 mm², da hätte ich 57 % mehr Output.

falschGewickelt.jpg


Wenn ich die Wickelachse aber um 90° drehe habe ich einen Maximalquerschnitt von 15 x 80 mm = 1.200 mm², das ist deutlich mehr als das Doppelte.
 
SideWinder_2.jpg


Die Base Plate wird für längere Wege durch den Spulen aber auch für ein deutlich breiteres Magnetfeld sorgen. Bei diesem Anblick mache ich mir direkt Sorgen um Attack & Clarity...
 
:confused: Das da überhaupt so viel noch zu hören war. :gruebel: Die Nord-Süd-Achse verläuft achsial und ist somit für beide Spulen gleich. :embarrassed:
 
Der "Sidewinder" ist wahrscheinlich das beste Konzept. Der wurde in den 50-
er Jahren von Seth Lover erfunden und später von vielen anderen kopiert.

Aber sechs Stabmagnete zwischen zwei Luftspulen werden eine klägliche
Lautstärke ergeben. Für eine bessere Idee halte ich es, zusätzlich in jede
Spule einen Alnico-Balkenmagneten zu setzen. Dann wird das Magnetfeld
sehr viel breiter und durchfließt die Spulen besser. Teile aus
weichmagnetischem Stahl würde ich nicht in die Spulen stecken, denn
dadurch wird die Resonanzüberhöhung bedämpft, und der charakteristische
Sound kommt nicht. Die Überhöhung ist beim Jazzmaster-Pickup so hoch wie
bei sonst keinem anderen, ich habe im Leerlauf 7-fach gemessen. Bei
ohmscher Belastung durch Potis und Verstärker-Eingangswiderstand geht die
dann natürlich runter. Alnico in der Spule dämpft nur sehr wenig, weil es
einen sehr viel größeren spezifischen Widerstand hat als die üblichen
weichmagnetischen Stähle.

Wichtig ist, dass die Induktivität in die richtige Größenordnung kommt. Die hat
beim Jazzmaster-Pickup sehr starke Exemplarstreuungen. Die Verteilung ist
(mindestens) zwischen 3,0 bis 4,5 Henry, dahört man deutliche Unterschiede.
Was jetzt "der" Jazzmaster-Sound ist, das lässt sich deshalb nicht genau
definieren. Die Schankungen dürften mit der ungewöhnlichen Bauform
zusammenhängen. Sehr flache, breite Spulen sind offenbar besonders
empfindlich für unterschiedliche Wickelweisen. Sauber Draht neben Draht mit
dichter Packung ergibt eine hohe Induktivität, "scatterwound" mit vielen
Überkreuzungen und viel Luft zwischen den Drähten ergibt bei gleicher
Windungszahl und gleichem Widerstand kleinere Induktivität. Ich würde hier
etwa 3 bis 3,5 Henry empfehlen, aber nicht mehr. Die dafür nötige
Windungszahl muss man durch Probieren herausfinden. Weil die reversible
Permeabilität von Alnico deutlich größer als 1 ist, wird man mit weniger
Windungen auskommen als bei entsprechenden Luftspulen. Das spart Arbeit
beim Wickeln sowie auch Platz.

Also noch mal: Der Gleichstromwiderstand ist eine absolut unbrauchbare
Größe, um die klanglichen Eigenschaften eines Pickups zu beschreiben. Aber
es ist mit ihm wie mit dem Weihnachtsmann. Jeder weiß, dass es ihn nicht
gibt, trotzdem sind zwei Monate im Jahr alle Schaufenster voll damit.

Wer Pickups selber wickelt, der sollte sich unbedingt ein
Induktivitätsmessgerät zulegen, sonst bleibt das eine ewige Nebelstocherei.
Sehr gut brauchbar ist das "Peaktech 2165":

https://www.buerklin.com/default.asp?event=ShowArtikel%2822K950%29&co
ntext=subset:0;sel:SE;search:peaktech%202165;se_name:vt;patchid:;tags:;p
agecount:100&l=d&jump=ArtNr_22K950&ch=52928


Es misst bei 120 Hz und bei 1 kHz. Der 120-Hz-Wert ist zuverlässig. Der 1-
kHz-Wert ist bereits durch die Wirbelströme verfälscht, ist aber als Hinweis
doch noch nützlich. Wenn er deutlich niedriger ist (z. B. 10 bis 20 %), dann ist
die Resonanzüberhöhung schwach oder gar nicht ausgeprägt, der Sound
ohne Biss. Wenn er genauso hoch oder noch etwas höher ist als der 120-Hz-
Wert, dann ist die Überhöhung stark, der Sound charakteristisch.

Der Gibson P90 hat 6,5 Henry (auch mit gewissen Streuungen), trotz sehr
ähnlichem Gleichstromwiderstand wie der Jazzmaster. Das liegt am
weichmagnetischen Stahl in der Spule (die 6 Schrauben). Entsprechend
niedriger ist die Resonanzfrequenz mit üblichen Kabeln. Außerdem bringt er
eine höhere Lautstärke. Daher der fettere Sound. Wenn man den ohne
kapazitive Belastung betreibt, d. h. mit hochomigem Vorverstärker direkt in
der Gitarre, dann klingt der total Fender-mäßig.

Ich habe mal bei einer Jazzmaster das Ton-Poti gegen einen C-Switch
ausgetauscht. Das ergibt eine Reihe von schönen sahnigen Sounds, zwar
eigentlich nicht stilecht, aber die machen auch viel Spaß.

Die relative Lautstärke von Pickups messe ich mit Hilfe einer exzentrisch
rotierenden Stahlachse, über der ein kleiner Tisch montiert ist, damit ich
immer einen reproduzierbaren Abstand bekomme.

Zuletzt noch ein paar Wort zum Thema "Dummy Coil". Die Dimensionierung
erfordert unbedingt Sachverstand. Man muss die erzeugte Brummspannung
genau ausmessen und mit der des Pickups vergleichen. Dazu habe ich mir
eine Vorrichtung gebaut, die ich "Brummtopf" nenne. Ein zylindrischer
Blumentopf aus Kunststoff, Durchmesser und Höhe etwa 15 cm, außen mit
ein paar hundert Windungen 0,5 mm Kupferlackdraht bewickelt, die von
einem Netztrafo mit ein paar Volt gespeist werden. So habe ich im Inneren
ein sauber reproduzierbares magnetisches 50-Hz-Wechselfeld. Die von der
Dummy Coil abgegebene Spannung muss genauso hoch sein wie die vom
Pickup. Wenn sie nur halb so groß ist, dann ist die verbleibende
Brummspannung halbiert, das bringt nicht viel. Wenn sie doppelt so groß ist,
dann ist das Brummen genauso stark wie vorher. Bei 10 % Abweichung ist
das Brummen auf 10 % reduziert (-20 dB), das ist schon mal recht brauchbar.
Ein noch genauerer Abgleich macht dann mehr Arbeit. Bei Serienschaltung
mit dem Pickup geht fast keine Signalspannung verloren, dafür steigt die
Gesamtinduktivität, der Ton wird wärmer. Auch Parallelschaltung ist möglich,
dann sinkt die Signalspannung deutlich, und die Gesamtinduktivität wird
kleiner, der Ton leiser und heller.

Viel Erfolg beim Experimentieren wünscht
Helmuth Lemme
Gitarrenelektronik vom Profi
www.gitarrenelektronik.de
 
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@gustavz: Ja, die Coaxe-Pickups fand ich auch mal sehr interessant, hab' auch mal mit dem Gedanken gespielt, mir eine Vox SSC zu kaufen. Aber da ich doch lieber zehn Gitarren habe, die etwas bestimmtes besonders gut können, turnt mich das Schweizer Messer unter den PUs doch nicht soo an.
@Helmuth Lemme: Vielen dank für diese ausführlichen Beschreibungen und für so viel Information. Da werd' ich wohl noch ein paar Fragen haben... Bei meinem Sidewinder ist - glaube ich - das Problem., das auf beide Spulen die gleichen Polarität einwirkt. Dadurch habe ich extrem hohe Auslöschungen.
Das Thema ist nicht vom Tisch, es wird aber erst einmal bei Seite geschoben. Denn:

Hier ist Laborratte 002.

LR002.jpg


Ja, LR002 ist ein stacked Humbucker. Meine Grundidee: Die unterschiedliche Empfindlichkeit der Spulen nutzen (@Helmuth Lemme: das Teil war schon vor deinem Posting fertig).

stackedHumbucker.jpg

Die normale JM-PU-Spule hat eine Grundfläche von 38 x 89 mm die Spulenhöhe beträgt nur 3 mm. Aber: die innere Spulen-Grundfläche beträgt nur 5 x 56 mm. Die durchschnittliche Spulenfläche liegt somit bei ((38+5)² * Π/4) + ((38+5) * (89-38))/2 ≈ 1822 mm². Die Gesamtfläche des Spulenkörpers ist aber 3382 mm², hier müsste ich doch ca 54% der Wicklungen das gleiche Potential erreichen.

Also habe ich die Spule einmal gebaut ...

PU_002_a.jpg
PU_002_b.jpg

PU_002_c.jpg
PU_002_d.jpg


... und gewickelt. Die JM-Coil hat 6000 Umdrehungen, bei der hum cancle Coil ist mir nach 2200 Umdrehungen der Draht ausgegangen. :twisted:

PU_002_e.jpg
PU_002_f.jpg


Da die Laborratte aber nun diesen Status erreicht hatte, habe ich sie dann auch mal montiert:

PU_002_g.jpg
 
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Schnell mal ein Klangbeispiel von LR002 (ohne DAW aufgenommen und viel zu leise im ersten Take). Das dann auch gleich Side bei Side mit LR001.
Der hum cancelling Effekt ist bei LR002 sehr gering, dafür ist die Lautstärke gegeben. Der Sound ist crisper und "bridgiger", der High Cut ist nicht so deutlich wie bei LR001 - Die Diskantsaiten klingen jedoch schon ein wenig harsch. Krass finde ich den direkten Vergleich von LR002 mit dem Stock-Neck-PU.

LR002 wird neu gewickelt mit 5000:2500 Umdrehungen.
 
LR002 war noch mal in der Wickelstube - mit fast identischem Ergebnis... So geht's also nicht. Ich starte mit Laborratte 003

PU_003.jpg
 
Ach man, cool!
Was genau spricht gegen den Sidewinder?
 
z.Zt eigenlich nur das noch nicht gefundene Material. Ich suche Blockmagnete 50x6x6, ein Standardmaß für Bass-PUs, leider habe ich aber noch keine AlNiCo's entdeckt.
 
PU_003_b.jpg


Laborratte 003 klingt nicht schlecht, aber viel, viiieel zu leise. 7500 Umdrehungen und 0.071er Draht reichen nicht aus, um den großen Abstand zum Magneten zu relativieren.
Laborratte 001 ist etwas lauter, brummte weniger und klingt auch besser. Aber: Ich hab' endlich die gesuchten AlNiCo5 Blöcke gefunden - die sind auch gar nicht für Bass-PUs, sondern für Humbucker im Single-Coil-Format. Sie sind bestellt und dann schauen wir mal...
 
Klingt wirklich interessant. So recht scheint sich das system aber nicht durchgesetzt zu haben, die Website ist for sale...
 
Na ja, 180 € PUs kann man halt nicht mir Fotos aus der Hobby-Werkstatt verkaufen. Hätte Just L Pauls doch nur ein paar Euros für JB oder 7-Saiter PU-Cover ausgegeben, dann hätte es professioneller ausgesehen.

BassPUs.jpg
 
Bei variabler Pickup-HöheGibs es Sound-Samples? Am besten mit AB-Vergleich am trockenen Amp.
 
Ich hab' drei Videos gefunden, zwei davon gehen nur auf den Stereo-Raum und eins ist mit Schrammelakkorden unterste Schublade...

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Also in der Akkorddemo hört sich das grauenhaft an :igitt::igitt:
 
Die akkustische Darstellung ist der Optischen ebenbürtig ^^
 
Ja, und wenn man so was mal ins Web geschickt hat, ist's erst einmal vorbei mit dem Business... Da braucht man eine Marketing-Maschinerie, um das wieder glatt zu bügeln.
 
Ich habe den Spulenkörper für die nächste Laborratte gebastelt: LB_004 wird wieder ein Sidewinder

PU_004_a.jpg

Die schmalen AlNiKo V Balken sind auch da, jetzt brauche ich noch 5 x 5 mm Pole Pieces...
 

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