Improvisieren beim Singen

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Sitze seit vier Jahren am Einstudieren von Improvisation... Ich zwing mich ja nicht zur Ella, aber WIE verdammt, merkt man sich eine Akkordfolge?? Es geht nicht um die Tonart, sondern um den SOUND, den der nĂ€chste Akkord mit sich bringt. (als SĂ€nger kann man mit Theorie meist wenig anfangen...) Guidetonlines, Basslinie singen - alles durch, aber ich kann nicht auf einem einzigen Ton improvisieren, sobald ich in die None rutsche, mĂŒsste ich ja im Voraus schon hören, was fĂŒr eine none es ist - WENN ich den Sound des nĂ€chsten Akkords in den Ohrwaschteln hĂ€tte.
Wenn ich die Akkordfolge in DreiklĂ€ngen/Umkehrungen usw.ĂŒbe, dann ist das Mathematik, aber merken tu ich mir die Sounds so nicht - weils eben Mathe und keine Musik mehr ist. Idem mit Skalen. Ich höre die Töne aus dem Akkord schon, aber immer erst NACHDEM der Akkord gespielt wird. Ich rede jetzt beileibe nicht von Chega de Saudade, sondern ne olle Nummer wie bye bye Blackbird, wo außer der ganzen 2,5,1en ein paar Zwischendings reingeschoben sind, ĂŒber die ich nicht drĂŒber komme... Meine Lehrerin wollte, dass ich die Ornithology-Phrasen ĂŒber ByebyeBlackbird singe... aber wenn ich kaum eine einfache Impro ĂŒber die Zwischendinger hinkriege. WER weiß Rat?
Vielen Dank!
 
Eigenschaft
 
Ich weiß keinen Rat, außer sich viele andere Improvisationen anzuhören. Und in mustern bzw Patterns zu denken, die du immer wieder abrufen kannst.

FĂŒr jemanden, den Theorie eher abschreckt, gehst du momentan noch zu theoretisch vor, habe ich zumindest den Eindruck.

Aber natĂŒrlich gibt es auch Menschen, die fĂŒr die Improvisation nicht so gut geeignet sind und einfach immer zu verkopft dabei sind. Das ist auch nichts Schlimmes.

Ich schlage sowas normalerweise nicht vor: aber vielleicht hilft ein Workshop.
 
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Hmja, also, ich bin da ja voll der Freak, so als eher klassisch ausgebildete SĂ€ngerin :redface: Ich versuche das jetzt einmal ganz laienhaft:
Grundvoraussetzung fĂŒr eine Impro ist fĂŒr mich, dass man den Song auswendig beherrscht (und zwar Melodie samt den dazu spielenden Instrumenten!!) und ein gerĂŒttelt Maß an Mustern hat - Akkordfolgen, Arpeggios, Tonleitern, ... Sei es nun ein Instrumental-Linie oder Gesang, das Grundlied fĂŒr die Impro muss auswendig sitzen. Wenn ich alleine im Auto sitze (dort höre ich Radio) singe ich gerne einmal mit. Zweite Stimme, Impros mittenrein, was mir gerade so einfĂ€llt. Da gibt es Lieder, bei denen "verlaufe" ich mich regelmĂ€ĂŸig. Weil ich irgend einen Akkord erwarte, der Komponist aber leider anderweitig entschieden hat. Gemein, so etwas. Andererseits gibt es Lieder, die laden regelrecht zum "Spielen" damit ein - die Grundmelodie abwandeln, ganz etwas anderes dazu singen, einfach eben ausprobieren und schauen, was passiert. Letztere finde ich fĂŒr den Anfang ganz brauchbar.

Bye Bye Blackbird habe ich mir gerade angehört, das lĂ€dt finde ich ein, damit herum-zu-spielen. Was sind denn die Ornithology-Phrasen? Wie auch immer, lerne das Lied auswendig. Höre es, bis es Dir zu den Ohren wieder herauskommt, merke Dir die Begleitung dazu. Du solltest in der Lage sein, die Begleitung mitzusummen, und Du solltest in der Lage sein, die Melodie ohne alles, quasi "im freien Fall", zu singen. Ich lasse dazu in Gedanken gern die Begleitung in der Vorstellung mitlaufen, das ist aber nicht zwingend. Wenn Du dann ein Repertoire an BruchstĂŒcken hast, LĂ€ufe etc., kannst Du mit dem Lied spielen. Bei mir kommt dieses Repertoire aus Jahre- Ă€h, Jahrzehnte-langer Musikpraxis (hobbymĂ€ĂŸig) und viel gehörter Musik fast aller Stilrichtungen.

Und dann muss man noch etwas Mut haben :D Ich traue mich bisher nicht wirklich, das öffentlich zu machen :redface: Aber so fĂŒr mich macht es auch Spaß :)
 
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Antipasti, verkopft ist sicher absolut MEIN Thema. Ich dachte lange, mit Brecheisen mĂŒsste es ja gehen. Aber nö nö, das war wohl nix. Die Musik wurde immer mehr zu meinem Weh, als zu meinem Wohl... Ich habe mich daran kaputt gearbeitet, bis der Körper nicht mehr konnte. Ohne Witz jetzt, hatte arge Stressreaktionen. Der Körper hat mich regelrecht gezwungen, alles lockerer zu nehmen und zur Musik!!!! zurĂŒck zu kehren. Daher versuche ich mein Gehör zu trainieren. Nicht großartig, aber einfach in dem Sinne, dass ich mir den folgenden Akkord akustisch vorstellen kann, anstatt ihn abzuwarten und erst dann etwas dazu zu "sagen". Ich habe bis dato noch keinen wirklichen Weg gefunden.

Liebe Monika, vielen Dank fĂŒr deine Tipps. Schluchz, Bye Bye Blackb.ist ne einfache Nummer, darin liegt ja mein Jammer! Aber: wenn du die Melodielinie im Kopf hast, improvisierst du MelodielinienmĂ€ĂŸig. Das ist ne typische Gschichte, wie viele SĂ€nger improvisieren. Das interessiert mich nicht. Wenn du sagst "die dazu spielenden Instrumente auswendig beherrschen" - wie lernst du die auswendig?? Wie gesagt, ich bin kein AnfĂ€nger mehr, habe etliche Praxis und es fehlt mir nicht an den 0815 Lines, es geht um die F*** ÜbergĂ€nge, genau um diese Akkorde, die anders sind, als das Ohr erwartet. GuideToneLines, Bassverlauf, alles ok, Hausaufgaben gemacht... Zweite Stimme werde ich probieren, habe lange Jahre Backings und Chöre eingesungen... vielleicht gehts dann leichter, aber es ist trotzdem immer nur ein Ton und sagt nicht viel ĂŒber die Skala aus... Das Skalensingen tut ja gut, aber es ist nix was ins Ohr geht, auch nicht die Arpeggiogeschichte. Ich merke zwar: Oh, da passt dieser und dieser Ton (worauf ich ihn dann gleich analysiere...ja, antipasti, da haben wir wieder den Kopf :)
Ornithology by Charlie Parker - hör mal rein. Versuche mal das Original zu singen und dann passe die Lines an bye bye Blackbird an. Da ist nix mehr mit freiem Fall ;-)
 
Üben ĂŒben ĂŒben ;-)

Ich wĂŒrde mir da gar nicht so einen Kopf um die Theorie machen, finde ich persönlich eher hinderlich - sondern wirklich lernen zu hören, ein GefĂŒhl dafĂŒr zu bekommen, was da passiert.
Gehörbildung allgemein ist hilfreich, mir hat es auch sehr viel geholfen, ĂŒber diverse Aebersold Playbacks zu improvisieren, vor allem auch ĂŒber StĂŒcke, die ich nicht kannte und die nicht in meiner Tonart waren. Da fĂ€llt nĂ€mlich auch die Melodielinien-Abrufs-Geschichte weg.
Dann Ohren weit aufmachen und schauen, aha
 Akkordwechsel
 was ist denn jetzt los, welche Töne passen noch und welche nicht?

Falls du wirklich richtig in die Thematik einsteigen willst, schau dir mal die einschlÀgige Gesangs-Impro-Literatur an, z.b. Hear it and sing it (Judy Niemack), Vocal Improvisation (sehr umfangreicher WÀlzer von Michele Weir).

Jetzt lese ich gerade deinen letzten Post - da empfehle ich schon fast, dich mal auf freie Vokalimpro einzulassen. Das ist noch heilsamer im Sinne von verkopft sein - hat mich zumindest von diversen Blockaden befreit und mir auch im Gegenzug bei der Jazzimprovisation wieder sehr geholfen.
 
Wenn du sagst "die dazu spielenden Instrumente auswendig beherrschen" - wie lernst du die auswendig??
Wenn ich das StĂŒck oft genug gehört habe, sind die einfach in meinem Kopf :nix: Und wenn man es im Kopf hat, weiß man auch vorher, welcher Akkord jetzt dann kommt ;)

Was zu welchem Akkord passt, bekommt man nach ein paar Jahren Gitarre oder Zither ins GefĂŒhl. Da analysiere ich nicht groß (ehrlich gesagt bin ich im Analysieren sogar grottenschlecht. Wenn ich eine Note beim Singen partout nicht in den Kopf bekomme, frage ich meinen GL, was da Harmonietechnisch lĂ€uft, dann kommt meist der Aha-Effekt.). Und dann muss man das GefĂŒge des Songs halt eben in den Kopf bekommen. Das meine ich mit Begleitung mitsummen können. Ich kann bei ChorstĂŒcken immer die fĂŒr meine EinsĂ€tze wichtigen anderen Stimmen oder Orchesterteile mitsummen/mitdenken, das hat mir schon manchen Einsatz gerettet ;) Leider schaffe ich immer nur eine Stimme auf einmal mit der Stimme...

Die Ornithology gucke ich mir mal an, danke.

PS: Was genau ist da nochmal Deine Aufgabe? Ornithology auf Bye Bye Blackbird singen scheint mir wenig Sinn zu haben, da ja Bye Bye Blackbird der Song ist und ich von Ornithology nur Instrumentals gefunden habe, also wÀre es anders herum logischer - wenn auch eine nette Aufgabe :)
 
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Wie gesagt, ich bin kein AnfÀnger mehr, habe etliche Praxis und es fehlt mir nicht an den 0815 Lines,


Umso schwieriger, einen passenden Rat zu geben. Wenn es dir tatsÀchlich so viel Kummer bereitet und du dich seit vier Jahren daran abarbeitest, sehe ich eigentlich nur zwei Alternaten.

lunaberlins letzten Vorschlag mal auprobieren oder sich eben an den Gedanken zu gewöhnen, kein Improvisateur zu sein.
 
"Ich muss improvisieren" geht gar nicht, nur: "ich will improvisieren" funktioniert wirklich. Ich wĂŒrde das Haus aber vom Keller aufbauen und nicht mit dem Dach anfangen. Ornithology auf Bye bye Blackbird, gute GĂŒte, das klingt ja schon anstrengend, ohne einen Ton davon gehört zu haben.
Und warum nicht nach der Melodielinie improvisieren? Zumindest am Anfang? Du mußt ja erstmal lernen, dich frei zu singen, ohne Leistungsdruck und Stress. Nimm einen einfachen Standard. Die komplexeren StĂŒcke kannst du dir fĂŒr spĂ€ter aufheben, wenn du dich sicherer fĂŒhlst.
ÜbergĂ€nge mit unerwarteten Akkordwechseln wĂŒrde ich rausnehmen und gesondert ĂŒben - immer und immer wieder. Letztlich geht es darum, mehr Sicherheit zu gewinnen.
 
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Ich bedanke mich fĂŒr eure RatschlĂ€ge und Lit.Tipps (BĂŒcher habe ich alle, in der Reihung fehlte nur noch Bob Stoloff :)) Habe gedacht, jemand hĂ€tte noch was komplett anderes als Hinweis, als jene Dinge, die ich eh schon alle mache. Nun gut, ich werde einfach dran bleiben, irgendwann wird schon was weitergehen... Lieben Gruß und schadudldidudndap :)))
 
Sitze seit vier Jahren am Einstudieren von Improvisation... ... (als SĂ€nger kann man mit Theorie meist wenig anfangen...)
Kein weiterer Tipp, sondern nur besserwisserisches Großmaulgehabe: In vier Jahren hĂ€ttest du dir einiges an Harmonie-Background aneignen können. Möglicherweise solltest du damit jetzt anfangen, bevor du in weiteren vier Jahren dann sagst 'seit acht Jahren ĂŒbe ich Improvisation...'
 
Lieber Reisauflauf, keine Sorge: Theorie sitzt.
Habe mir dein Profil angekuckt: Nachdem da TWENG und SURE steht, scheinst du was vom Singen zu verstehen oder gar SĂ€nger zu sein. Aber gerade dann wunderts mich: Wenn du zB am Klavier oder an der Gitarre deinen Finger anlegst, hast du DEN Ton, der laut Theorie zum Akkord so stimmt - auch wenn der Musiker selbst im Voraus nicht wusste, wie genau der Ton im Zusammenhang mit dem Akk klingt. Die Ganzton ist ĂŒber einen ÜbermĂ€ĂŸigen schnell drĂŒbergesegelt, wenn du's nur im Finger hast. GAAAAANZ so unbedingt brauchst du das akkustische Resultat im Voraus nicht kennen, es reicht vorerst mal Theorie. Als SĂ€nger bleiben dir "nur!!" die Ohren. Entweder du hast ne akkustische Vorstellung vom nĂ€chsten Akk und sonst liegst du einfach daneben, weil du einen falschen Ton zum Akkord angestimmt hast. Und glaube mir: Ich habe die Theorie reingezogen wie ne blöde. Haunschield, Sikora, Herborn, Graf und Grabner...alles gefressen. :popcorn2: Aber danke fĂŒr den Tipp. Falls du SĂ€nger bist: Probier mal Ornithology ĂŒber ByeByeBlackbird. Macht wirklich Spaß - außer es kommt zur PrĂŒfung :embarrassed:
Und: Ich liiiiiiebe Reisbrei :saliva:
 
Ich finde es enorm schwierig, hier gute RatschlĂ€ge zu geben. Möglicherweise improvisierst du bereits besser als wir alle zusammen – nur eben nicht gut genug fĂŒr deinen eigenen Anspruch.

Die meisten Tipps, die man ins Blaue hinein geben, zielen natĂŒrlich auf AnfĂ€ngerprobleme ab.

Mir persönlich fehlt auch die Fantasie, mich in die Situation hinzuversetzen, ich brĂ€uchte eine "akutische Vorstellung des nĂ€chsten Akkordes", um darĂŒber improvisieren zu können. Wenn ich einen Song sehr oft höre und sehr oft mitsinge, muss ich mir nichts vorstellen.
 
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Hm
 ich bin nicht ganz sicher, was eigentlich dein Anliegen ist, stonefree.

Denn irgendwie ergibt das fĂŒr mich alles nicht so wirklich Sinn
 du hast dir offenbar viele Jahre lang Jazzharmonielehre und andere Theorie bis zum Abwinken reingezogen, ĂŒbst fleißig mit Playbacks, singst Basstöne, Skalen und Guidetonelines hoch und runter, hast Michele Weirs, Judy Niemacks und Bob Stoloffs BĂŒcher sorgfĂ€ltig durchgearbeitet
 aber eine einfache Impro ĂŒber Bye Bye Blackbird, bzw in deinen Worten "eine einfache Impro ĂŒber die Zwischendinger" gelingt dir nicht?

Ich weiß natĂŒrlich nicht, auf welchem Niveau du singst, gehe jetzt mal von einem eher höheren Level aus? Also entweder gehst du einfach total theoretisch an die Sache ran und lĂ€sst dich nicht auf die Musik ein, oder du hast extrem hohe AnsprĂŒche an dich selber, oder du hast Angst, mal einen falschen Ton zu singen und das nimmt dir den Spaß an der ganzen Improvisation? Anders kann ich es mir irgendwie nicht erklĂ€ren.
Hast du Spaß am Improvisieren? Oder machst du es nur, weil du denkst, es gehört halt dazu und man MUSS das machen.

Wahrscheinlich hast du das ja auch schon probiert - aber mir hat's geholfen: Sing doch mal einen richtig falschen Ton, wenn du einen erwischt, richtig krĂ€ftig aus und wiederhol ihn dann noch mal. Meist passt er dann schon kurz danach wieder ;-) Oder zumindest fĂŒhrt er dich wieder zu passenden Tönen, wenn du weitersingst.

Noch eins fĂ€llt mir ein - ich hatte immer Schiss, dass ich einen nicht passenden Ton beim Akkordwechsel erwische und dann bin ich beim Gehörtraining auf die Idee gekommen, ĂŒber die Aebersold Gehörbildungs-CD (den Teil, wo Jazzakkorde einfach wahllos hintereinander weg gespielt werden) zu improvisieren. Super Training! Man weiß nicht was als nĂ€chstes kommt und springt einfach drauflos
 und irgendwie wird man weitergetragen.Auch wenn man mal kurzzeitig völlig daneben liegt, es wirft einen nach einer Weile nicht mehr aus dem Konzept.
 
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:gruebel:

Was mir da noch einfĂ€llt – wozu braucht man im Jazz eigentlich zwingend eine Vorstellung vom nĂ€chsten Akkord? WĂ€re es ĂŒberhaupt noch Jazz, wenn man genau wĂŒsste, was passiert?

Zum Einen muss man als SĂ€nger nicht auf die 1 bzw genau auf dem Akkord einsetzen, sondern darf singen, wo man will. Du kannst also auf den Akkord warten. Zum Anderen dĂŒrfen sich die begleitenden Musiker auch gern vom Gesang zu Variationen verfĂŒhren lassen.

Eigentlich sollte Jazz ursprĂŒnglich doch mal einen befreienden oder befreiten Charakter haben.
 
:gruebel:

...wozu braucht man im Jazz eigentlich zwingend eine Vorstellung vom nĂ€chsten Akkord? WĂ€re es ĂŒberhaupt noch Jazz, wenn man genau wĂŒsste, was passiert?

JA, das wÀre es !

Nur Menschen mit wenig bis gar keiner Ahnung vom Wesen des Jazz tendieren dazu, von der "Freiheit" und "SpontanitÀt" des Jazz zu fabulieren. Nicht falsch verstehen: Beides gibt es. Aber in ganz anderer Erscheinungsform, als es solch simple Beschreibungsversuche nahelegen.

Um auch konstruktiv zu werden:

Man braucht eine innere Vorstellung nicht nur vom nĂ€chsten Akkord, sondern vom ganzen harmonischen Ablauf eines Songs. Und das deswegen, weil man ohne diese Vorstellung eine musikalische Gestaltung, nennen wir es ein SOLO, eine Improvisation, nicht schlĂŒssig hinkriegen könnte. Und richtig schlĂŒssig und spanend wird ein Solo erst dadurch, daß man BEIDE Aspekte stets spĂŒren kann: Den Streckenverlauf der Straße (= harmonischen Ablauf des Songs),
u n d den Drang des Ralleyfahrers, stĂ€ndig die mögliche LinienfĂŒhrung des Autos zu ihren Grenzen hin auszutesten (= Versuche, durch die Wahl des Tonmaterials Reize zu setzen, bis dahin, harmonische Progressionen im Solo durch andere zu ersetzen oder zu ergĂ€nzen, und dadurch ein Spannungsfeld zwischen Hörerwartung und Gehörtem zu erzeugen).

LG - Thomas
 
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Ich gebe zu, dass meine Beschreibung stark simplifiziert ist. Als Kontrast zum komplexen, "unjazzigen" Problem des TE, der immerhin nach eigener Aussage ĂŒber genĂŒgend Training sowie Therorie verfĂŒgen mĂŒsste, um nicht vor jedem Akkordwechsel in Panik zu geraten.

Nicht falsch verstehen:

Was soll man daran schon falsch verstehen? Du hast gesagt, dass ich wenig bis gar keine Ahnung vom Wesen des Jazz habe. Kein Problem.

Vielleicht haste auch noch einen Tipp fĂŒr den TE?
 
Also ich bin schon mal begeistert bzw.teilweise amĂŒsiert ĂŒber die nette Diskussion, die ich da losgetreten habe. :hat:
Turko, da hammas: einfach mal ÜberdrĂŒber, als SĂ€nger die Gesangslinie ein wenig verschnörkeln ist kein Jazz.
Byebye Blackbird ist an und fĂŒr sich ein einfacher Tune, aber es ist halt mit dem Ornithology drĂŒber....und deswegen meine Frage, ob es noch was Besseres gibt als Bass/Guidetone/Melodieline zum Merken der Akkordwechsel.
Liebe Lunaberlin, das mit dem falschen Ton werde ich probieren, klingt lustig!! Und die Aebersold werde ich mir zulegen!! Danke dir vielmals!!
Stone
 
....und deswegen meine Frage, ob es noch was Besseres gibt als Bass/Guidetone/Melodieline zum Merken der Akkordwechsel.

Ja, gibt es: Verinnerliche den harmonischen Songablauf dadurch, daß Du ĂŒbst, alle Akkorde in der richtigen Time durch die jeweiligen Vierklangszerlegungen zu singen. Zuerst mit, spĂ€ter ohne Begleitung.

LG - Thomas
 
Ich denke, was stonefree mit der "Vorstellung des nĂ€chsten Akkordes" meint, ist ein intuitives GespĂŒr dafĂŒr, wie ein Song als harmonisches Ganzes funktioniert. Das kenne ich durchaus auch. Ich bin kein Jazzer und habe dementsprechend wenig mit Improvisation am Hut. Aber was ich dafĂŒr ganz gut beherrsche und oft mache, ist das spontane ErgĂ€nzen von Harmoniestimmen. Und dafĂŒr braucht es eigentlich die gleiche Basis, nĂ€mlich ein GespĂŒr dafĂŒr, wie der Song harmonisch verlaufen wird.

Bei Popsongs ist das in der Regel ĂŒberhaupt kein Problem, da kann ich das selbst dann, wenn ich den Song nicht gut kenne - ganz einfach, weil fast alle Songs den gleichen Regeln folgen.
Dabei habe ich im Übrigen nie allzu viel Harmonielehretheorie gepaukt. Das ist bei mir mehr Intuition, weil ich in dem Genre zuhause bin und das im GespĂŒr habe. Aber im Grunde folgen eigentlich alle Genres bestimmten Regeln und weisen wiederkehrende Schemata auf - auch der Jazz.

Bei komplexeren Songs brauche ich vielleicht etwas lÀnger, bis ich sie "begriffen" habe, aber in der Regel kriege ich das auch recht schnell hin. Manchmal hat man mehrere Optionen, weil verschiedene AblÀufe stimmig wÀren, das sind Stellen, die man sich dann halt merken muss.

Was mir da noch einfĂ€llt – wozu braucht man im Jazz eigentlich zwingend eine Vorstellung vom nĂ€chsten Akkord? WĂ€re es ĂŒberhaupt noch Jazz, wenn man genau wĂŒsste, was passiert?
Also im "normalen" Jazz weiß man schon, was einen als nĂ€chstes fĂŒr eine Harmonie erwartet. Genaugenommen ist das "der Trick": An irgendwas mĂŒssen sich ja alle beteiligten Musiker entlang hangeln, also folgen Jazzstandards einer festen Form. Derjenige, der gerade mit seinem Solo dran ist, improvisiert dann ĂŒber das immer gleiche GrundgerĂŒst, welches von den ĂŒbrigen Musikern gespielt wird.
 
also folgen Jazzstandards einer festen Form. Derjenige, der gerade mit seinem Solo dran ist, improvisiert dann ĂŒber das immer gleiche GrundgerĂŒst


Ich habe mich intuitiv auf eine interaktive, variationsreiche Jazzimprovisation bezogen, nicht auf eine reine Vocalimprovisation auf einem festen GrundgerĂŒst. Denn bei einer interaktiven Improvistaion ist das Problem fĂŒr mich durchaus nachvollziehbar, dass man keine Vorstellung vom nĂ€chsten Akkord hat, da man ihn ja noch nicht zwingend kennt.

Beim einem Standard mit gleichbleibendem GerĂŒst kann es wie gesagt nicht nachvollziehen. Man braucht es doch nur oft genug hören.
 

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