Semi-modularer Synthesizer (Kompaktsynth + Eurorack?)

gupjek
gupjek
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
08.04.24
Registriert
13.02.05
Beiträge
307
Kekse
469
Bin ziemlich ahnunglos was das Thema Synthesizer angeht. Hab bei nem Freund ma mit nem Mini- oder Microbrute gespielt und fand das so großartig, dass ich mir auch nen Synth holen wollte. Hab dabei aber eher auf was etwas mit mehr Tasten geschielt. Die große Angebotsplatte gepaart mit meiner Ahnungsloskeit hat mich aber bisher von einem Kauf abgehalten.

Gestern hab ich diese "I Dream Of Wires"-Doku gesehen und bin heute dann gleich ma in Schneiders Laden am Kotti. Ich kann voll verstehen warum einige über Eurorack wie über ein Heroinproblem reden. So ein dreizeiliges Einsteiger Eurorack-System ist zwar für einen modulaeren Synth wohl relativ preisgünstig, für mich aber immer noch ein gesalzener Preis.

Nun hab ich eben gemerkt, dass der Microbrute ja auf vielfältige Weise mit externen Modulen kommunizieren kann, der Minibrute zumindest mit einem Mod auch.
Die Idee einen Kompaktsynth als Grundbaustein zu benutzen und nach Bedarf Module dazupacken zu können gefällt mir sehr. Ist das eine übliche Sache oder eher eine Besonderheit der zwei Arturia-Kisten?

Falls das eine Besonderheit der zwei Brutes ist, wo finde ich eine gute Gegenüberstellung von Micro- und Minibrute? Als Außenstehender fällt es mir relativ schwer aus den offiziellen Produktseiten die markanten Unterschiede herauszufiltern.

Und falls das auch andere Geräte können, welche?
Ich geh ma hier fix auf den Fragebogen für die Kaufberatung ein: Preislich wär plusminus 500 eur noch okay (so aus der Hüfte geschossen), kommt dann auch darauf an was das Gerät bietet. Das schränkt das Angebot wohl eh schon erheblich ein...Ich hab ansonsten noch kein kompatibles Equipment. Mit Tasteninstrumenten allgemein hab ich ziemlich wenig Erfahrung, fuchse mich aber gern in solche Themen rein. Wär also schön, wenn das Gerät auch mit fortschreitenden Kenntnisstand nicht seinen Reiz verliert. Ich hätt' auf jeden Fall was Mobiles, das man (zur Not auch zu zweit) zu ner Session schleppen kann.
In erster Linie will ich zwar schon damit daheim rumspielen und Sounds aufnehmen, aber Live-Tauglichkeit wär schon cool. Presetfunktion muss nich sein. Klaviatur, ja, hm. Wär schon schön, wenn es mehr wie 25 Tasten wären um live auch ohne Oktavenverschiebung, schnell große Sprünge machen zu können. Hammermechanik muss für mich als Tastennovize echt nich sein. Sequencer wär cool. Audio-Recorder brauch ich nich. Eingebaute Lautsprecher brauch ich auch nich.
 
Eigenschaft
 
Waldorf hat kürzlich auf der NAMM ein Keyboard vorgestellt, wo man Module einschrauben kann:

http://www.waldorf-music.info/de/kb37-de
http://www.amazona.de/top-news-waldorf-kb37/

KB37_complete.png

Waldorf-kb37-2.jpg
 
Ich schätze mal, du möchtest einen analogen Synth haben? Grundsätzlich lassen sich Synthesizer nämlich in analoge und digitale unterscheiden. Bei ersteren sind Oszillatoren und Filter (teilweise auch andere Elemente) analog, also mit tatsächlichen elektronischen Bauteilen umgesetzt. Bei digitalen hingegen wird das über einen Soundchip simuliert. Tendenziell haben analoge Synths mehr Direktzugriff und klingen in den Ohren vieler auch besser, sind dafür aber auch teurer als digitale Synths und bieten an sich nicht so viele Möglichkeiten. Mit zusätzlichen Modulen bieten analoge Synths zwar mehr Möglichkeiten, aber ohne die ist der Synth erst einmal etwas limitiert.

Ein weiterer deutlicher Unterschied liegt in der Polyphonie, also wie viele Noten gleichzeitig gespielt werden können. Viele Analogsynths sind nur monophon, das heißt zu jeder Zeit ist nur maximal eine Note spielbar. Für Bässe, Melodien und Sound-Effekte kann das ausreichen, aber wirkliche Akkorde sind damit nicht spielbar. Digitale Synths haben in der Regel mindestens 4 Stimmen, üblich sind allerdings deutlich höhere zweistellige Zahlen. Modulare Systeme können prinzipiell mehrstimmig sein, das ist dann aber schon relativ teuer und komplex, daher ist das nicht unbedingt üblich.

Gerade die Zahl der benötigten Stimmen wäre hier schon gut zu wissen, denn für 500€ gibt es aktuell meines Wissens nach keine neuen polyphonen Analog-Synthesizer. Am nächsten wäre vielleicht noch der Korg Minilogue, der für 599€ geführt wird, aber derzeit noch nicht erhältlich ist. Als Lieferdatum wird bei manchen Shops Anfang Mai genannt.



Aufgrund der vielen Regler und dem Oszilloskop könnte das wirklich ein idealer Einsteiger-Synth zum Lernen werden. Er hat auch 37 Tasten, einen Sequencer und ist speicherbar.

Wenn es allerdings um den Verbund mit modularem Equipment geht, sind gerade zu dem Preis wohl Mini- und Microbrute die besten Kandidaten. Das liegt vor allem an ihren CV-Anschlüssen. Module kommunizieren über CV (Control Voltage = Kontrollspannung) miteinander, was bei "handelsüblichen" Synths mit Tastatur meist eher unwichtig ist und daher vernachlässigt wird, so auch beim Minilogue.

Da wären wir auch schon bei einem der Unterschiede zwischen Mini und Micro: der Micro hat oben rechts eine CV-Patch-Matrix. Patchen bedeutet das Verbinden von zwei Anschlüssen mit einem Patch-Kabel und ist für modulare Systeme essentiell. Prinzipiell lässt sich dadurch nämlich alles mit allem verbinden. Man kann nahezu beliebige Elemente nehmen und bestimmen, welcher Parameter von welchem anderen Element moduliert wird. Die Patch-Matrix des Microbrute ist zwar eher überschaubar, aber gerade deshalb ein guter Einstieg in die modulare Synthese-Welt.
Der Minibrute hat auch CV-Ein- und Ausgänge, allerdings sind diese auf der Rückseite und mehr dazu da, mit externen Geräte zu kommunizieren, während beim Microbrute auch das Patchen innerhalb des Synths möglich ist.

Einige weitere Unterschiede bezüglich Oszillatoren und Hüllkurven wären für einen Anfänger vielleicht etwas verwirrend, daher will ich da nicht zu sehr ins Detail gehen. Grundsätzlich bietet der Minibrute aber bei der Klangerzeugung durchgehend etwas mehr Möglichkeiten als der Microbrute. Gerade den Rauschgenerator könnte man beim Microbrute etwas vermissen, für Percussion-Sounds und Effekte ist so etwas nämlich sehr nützlich. Ansonsten hat der Minibrute einen Arpeggiator, während der Microbrute einen Sequencer hat. Beides kann Spaß machen, aber ein Sequencer kann eigene Notenabfolgen speichern und ist für ein Modularsystem wohl praktischer.
Dazu hat der Microbrute kleinere Tasten als der Minibrute. Damit kommt nicht jeder zurecht, das sollte man also bei Gelegenheit schon einmal ausprobieren, bevor man sich entscheidet.

Zusammengefasst würde ich den Minibrute mehr als eigenständigen Analog-Synthesizer zum Lernen empfehlen, aber im Verbund mit einem (geplanten) modularen System eher den Microbrute ins Auge fassen.

Eine Alternative wäre noch der Korg MS-20 mini, der semi-modular ist und an sich eigentlich ziemlich gut geeignet ist, die Grundlagen von modularer Synthese zu erlernen:



Gab es meines Wissens nach vor Kurzem noch für ≤500€ neu, aktuell liegt er etwa 100€ höher. Gebraucht wäre er aber sicherlich noch im Budget, 37 Tasten hat er auch.
Problematisch ist allerdings, dass der MS-20 mini zwar mit CV arbeitet, aber eine eher unübliche Übertragungsart hat, die nicht direkt mit Eurorack-Modularen kompatibel ist. Es gäbe zwar Adapter für so etwas, aber die kosten auch noch mal extra und würden sich bei so vielen Anschlüssen wohl nicht rentieren. Das wäre also mehr ein Standalone-Synth, dafür aber ein sehr brauchbarer.
 
Ich schmeisse mal den Erebus in die Runde...

  • Kompakt
  • Patchbar
  • MIDI
  • Ordentliche Features
  • Zwei Oszillatoren
  • Eingebautes, modulierbares(!) BBD-Delay









:hat:
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Idee einen Kompaktsynth als Grundbaustein zu benutzen und nach Bedarf Module dazupacken zu können gefällt mir sehr. Ist das eine übliche Sache oder eher eine Besonderheit der zwei Arturia-Kisten?
Üblich ist es nicht, es gibt aber noch andere Synths mit ähnlichen Einbindungsmöglichkeiten wie den schon genannten Korg MS-20 mini und wegen der Popularität von Eurorack werden solche Einbindungsmöglichkeiten immer häufiger angeboten.

Falls das eine Besonderheit der zwei Brutes ist, wo finde ich eine gute Gegenüberstellung von Micro- und Minibrute? Als Außenstehender fällt es mir relativ schwer aus den offiziellen Produktseiten die markanten Unterschiede herauszufiltern.
Micro:
- Mini-Tastatur (Tastengröße)
- Weniger Klangmöglichkeiten (z.B. nur 1 Hüllkurve, auch wenn Dir das wohl noch nichts sagt)
+ Dafür hat er einen Stepsequencer, d.h. Du kannst das Gerät selber Noten spielen lassen, die Du vorher eingegeben hast

Allerdings machen gerade die geringeren Klangmöglichkeiten den Micro Brute zu einem besseren Einsteigergerät. Nur die Mini-Tastatur finde ich daran blöd, aber da musst Du wissen, ob Dir das ausreicht.

Und falls das auch andere Geräte können, welche?
In der Preisklasse als Analoger (Digitale haben diese Einbindungsmöglichkeiten nicht) mit Tastatur gibt es gar nicht so viele:
  1. Novation Bass Station II hat keine Einbindung für Modularsysteme
  2. Korg MS-20 mini ist ein Nachbau vom alten MS-20 und eigentlich nicht auf Eurorack optimiert
  3. Akai Timbre Wolf ist zwar vier-stimmig, aber sehr einfach aufgebaut und hat nur rudimentäre Einbindungsmöglichkeiten für ein Modularsystem
  4. Roland JD-Xi ist ein Hybrid, d.h. analog und digital gemischt, dem fehlen die Einbindungsmöglichkeiten wie bei der Bass Station komplett, er kann aber durch die digitale Sektion wesentlich mehr
Das wars neben den Brutes auch schon, wenn man Spielzeuge wie die Korg Volcas außen vor lässt. Wie man sieht haben die so ziemlich alle entweder wenige oder Mini-Tasten. Für mehr musst Du Dein Budget mehr als verdoppeln (Moog Sub 37, Arp Odyssey, MFB Dominion 1, Dave Smith Pro-2, von denen hat der Dominion 1 die besten Einbindungsmöglichkeiten in ein Modularsystem, während der Pro-2 am meisten kann).

Ich würde aber generell nicht empfehlen mit einem Modularsystem einzusteigen bzw. mit Ausblick darauf (analoger Synth mit Verbindungen dafür), gerade bei begrenztem Budget.
Gute digitale Einsteigersynths sind Korg microKorg oder Novation MiniNova. Leider auch mit Mini-Tasten. Von der MiniNova gibt es mit der UltraNova auch eine etwas teurere Version mit großen Tasten.

Überlegen würde ich mir aber heutzutage erstmal mit einem Soft Synth anzufangen, gerade wenn Du schon ein iPad oder iPhone hast.

Waldorf hat kürzlich auf der NAMM ein Keyboard vorgestellt, wo man Module einschrauben kann
Da wird aber schon das Gehäuse alleine das Budget sprengen.

Ich schmeisse mal den Erebus in die Runde...
Hat keine Tastatur.
 
Hat keine Tastatur.


...die 50€ für eine gebrauchte M-Audio Tastatur mit FULLSIZE(!)-Tasten machen doch den Braten auch nicht mehr fett...


Ich hoffe übrigens, du meintest mit dem Moog eigentlich den Little-/Slim-/Sub-Phatty... - einem Einsteiger gleich den Sub-37 an den Kopf zu knallen ist schon fast frech!

[:D
danoh_LMAO_zps806acdf8.gif
]




:hat:
 
Mobil macht es einen großen Unterschied, ob man EIN Gerät mitschleppen muss oder ZWEI. Mal abgesehen von zusätzlich nötigen Kabeln/Netzteilen.

Ich meinte schon den Sub 37, der war preislich mal deutlich günstiger. Ich hatte im Kopf, dass die komplette Phatty Reihe nicht mehr hergestellt wird, der Sub Phatty anscheinend doch noch, die Tastatur ist mit 2 Oktaven allerdings genauso klein wie beim Mini Brute, also passt das von mir Geschriebene trotzdem noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich werfe mal den Moog Mother hier in die Runde, da er auch einen Sequencer eingebaut hat oder alternativ den Roland System 1m (ist zwar digital, klingt aber sehr analog).
 
Danke für die vielen Tipps und Erklärungen. Hat ne Weile gedauert bis ich auf alles einen Blick werfen konnte.

Ich hätte eingangs vielleicht erwähnen sollen, dass ich mir über kurz oder lang sowieso ein Keyboard zulegen wollte um Reaper effektiver nutzen zu können. Ich hab auch nichts dagegen zwei Geräte rumtragen zu müssen. "Kein Keyboard" ist für mich also kein Deal-breaker.

Von den Vorschlägen hier, kitzeln mich die Dreadbox und Moog Mother-32 am meisten.

Ich werd die Chose jetzt wohl doch erstmal anders angehen, so wie's sonicwarrior auch angesprochen hat: Erstma die Kohle in ein gutes Midi-Keyboard stecken und versuchen mit Softsynths Anwanders "Synthesizer"-Buch nachzuvollziehen.
Wenn jemand hier die eine oder andere Keyboard- oder Software-Empfehlung hat, bin ich natürlich ganz Ohr :) Im Geschäft werd ich mir jetzt mal die 61-Tastenversionen von Arturia KeyLab und Novation Impulse angucken.

Wenn ich durch Anwanders Buch bin, wird sich schon zeigen ob die Moog Mother für mich dann immer noch so attraktiv ist oder ob man nich vielleicht gleich mit nem kleinen Euroracksystem weitermacht.
 
Da haste Dir aber gleich Masterkeyboards ausgesucht, die schon fast in der Preisklasse vom MicroBrute liegen.

Tastatur & Synth in einem ist fast immer günstiger, wenn man nicht die 50€ Geiz ist geil Tastatur nimmt, die dann ein schlechtes Spielgefühl hat oder im Gebrauchtfall durchgenudelt ist.

Das Spielgefühl bei Tastatur ist im Übrigen höchst subjektiv. Bei Masterkeyboards würde ich dringend einen Test im Laden empfehlen. Bei mir persönlich sind da z.B. bei meinem letzten Test (vor etwa 2 Jahren, also nicht mehr aktuell) fast alle durchgefallen.
 
Wenn jemand hier die eine oder andere Keyboard- oder Software-Empfehlung hat, bin ich natürlich ganz Ohr :)


Gebrauchtes M-Audio Oxygen tut's auch...

Gibt's je nach Angebot und Tastaturgrösse zwischen 40-80€ (49er) bzw. 70-100€ (61er).
Für den Anfang mMn. mehr als genügend!


HTH
:hat:
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben