Der Sound kommt aus den Fingern ???

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Jost Halenta
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Im Thema auf der Startseite "First Step Guide für Bassisten" (leider kann man da nicht direkt antworten) stehen viele nützliche und gute Tipps drin. Ich verstehe nur eins überhaupt nicht: Da steht, der Sound kommt aus den Fingern ! Ich lese das auch immer wieder in Testberichten usw. Ich dachte immer, das die Finger (Anschlagsposition, Anschlagsstärke etc.) auch einen gewissen Einfluß auf den Ton haben, aber nicht, das der Sound maßgeblich aus den Fingern kommt.
Deshalb habe ich einen kleinen Versuch unternommen:

Fender Jazz Bass geslappt mit frischen Saiten: Ergebnis: Klarer brillianter, knackiger Klang. Da der Sound ja aus den Fingern kommt braucht man die Saiten nicht mehr zu wechseln und es macht es auch wenig Sinn sich einen Preci, einen Jazz-Bass, Rickenbacker, Alembic usw zu kaufen, ein Bass reicht.
Nach einem Jahr ist der Sound komplett anders, klingt matt, sämtliche Brillianzen sind weg. Jetzt drehe ich erstmal den Ton-Poti zu. Plötzlich klingt er schon wieder ganz anders, alles nur noch dumpf. Also drehe ich am Amp erstmal die Bässe raus, jetzt klingt er ja schon wieder anders und zwar komplett beschissen. Irgendwas stimmt da nicht, denn meine Finger und die Spieltechnik können sich unmöglich innerhalb von Sekunden dermaßen verändern. Wir reden hier keineswegs von Nuancen, sondern von brutalen Klangveränderungen.
Was ist denn nur mit meinen Fingern los ?:-(
 
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Nun, um hier ernsthaft eine Erklärung zu bekommen, muss man sich klarmachen, dass es sich lediglich um ein Ausfechten von Dialektik handelt, die hier zur Debatte steht. Wie Du so schön ableitest, kommt der Sound tatsächlich nicht aus den Fingern - sondern höchstens aus dem Lautsprecher. Sich also hierüber weitschweifig auszulassen, macht nur für die Sinn, die gern ein bißchen theoretisieren wollen oder für notorische Rechthaber, etc.

Was die Aussage oder vielleicht schon das als Idiom zu verstehende "Sound kommt aus den Fingern" aber meint, ist das spielerische Können und Geschick des Musikers, Emotion und Charakter in seine Spielweise umzusetzen. Eigentlich ist das Wort "Sound" ja auch ein schwer geplagtes, inflationär verwendetes Allerweltswort, dessen man nicht habhaft werden kann, so ähnlich wie "fett", "durchsetzungsstark", "transparent" etc. Was heißt das nun konkret? - Na das liegt allein im Interpretationsverständnis des Senders oder Empfängers. Da gibt es keine Normierung...
 
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kommt der Sound tatsächlich nicht aus den Fingern


Das sehe ich auch so. Bin zwar nur ein Gitarrist und kein Basser, aber da gibt es keinen Unterschied zu der Fragestellung. Klar, kann man durch eine gezielte Spieltechnik dem sound ein gewisses "Etwas" geben was dann "aus den Fingern" interpretiert wird. Aber jeder "Kolumne" aus diversen Zeitschriften sollte man nicht immer Glauben schenken. Die selbsternannten "Fachleute" schreiben auch sehr viel Humbug. Dafür werden sie ja bezahlt.

Bei uns Gitarristen ist dieses Thema ganz schlimm verankert. Ok, wir ziehen Saiten, nutzen Tremolo usw.Das hat dann was mit den Fingern zu tun. Aber beim Bass ? Unser Basser hat seinen sound und muss mit dem Trommler den entsprechenden groove erzeugen. Wir Gitarristen spielen eigentlich nur drumherum. Wenn der groove stimmt, ist der song absolut ok. Natürlich muss ein Basser auf diverse Song-Feinheiten achtpassen, wie Auftakt, break nur Bassluaf, etc. Aber mit den Fingern hat das in meinen Ohren Nichts zu tun. Denk nicht groß darüber nach...;)
 
Fender Jazz Bass geslappt mit frischen Saiten: Ergebnis: Klarer brillianter, knackiger Klang. Da der Sound ja aus den Fingern kommt braucht man die Saiten nicht mehr zu wechseln und es macht es auch wenig Sinn sich einen Preci, einen Jazz-Bass, Rickenbacker, Alembic usw zu kaufen, ein Bass reicht.

Nach einem Jahr ist der Sound komplett anders, klingt matt, sämtliche Brillianzen sind weg.

Ein Jahr bespielen nimmt den meisten Saiten ihre Brillanz, einfach mal frische Saiten drauf, dann kommt auch wieder was aus den Fingern raus.
Wenn man das dumpfe mag kann man auch gleich Flats nehmen. *duckundweg*
 
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Nun, um hier ernsthaft eine Erklärung zu bekommen, muss man sich klarmachen, dass es sich lediglich um ein Ausfechten von Dialektik handelt, die hier zur Debatte steht. Wie Du so schön ableitest, kommt der Sound tatsächlich nicht aus den Fingern - sondern höchstens aus dem Lautsprecher. Sich also hierüber weitschweifig auszulassen, macht nur für die Sinn, die gern ein bißchen theoretisieren wollen oder für notorische Rechthaber, etc.

Was die Aussage oder vielleicht schon das als Idiom zu verstehende "Sound kommt aus den Fingern" aber meint, ist das spielerische Können und Geschick des Musikers, Emotion und Charakter in seine Spielweise umzusetzen. Eigentlich ist das Wort "Sound" ja auch ein schwer geplagtes, inflationär verwendetes Allerweltswort, dessen man nicht habhaft werden kann, so ähnlich wie "fett", "durchsetzungsstark", "transparent" etc. Was heißt das nun konkret? - Na das liegt allein im Interpretationsverständnis des Senders oder Empfängers. Da gibt es keine Normierung...

Mir geht es lediglich darum, daß gerade Anfängern der irreführende Eindruck vermittelt wird, das der Bass-Sound schlecht klingt, weil sie schlecht spielen. Ich habe mir schon als Anfänger durch Ferienarbeit sehr gutes Equipment zusammengespart und hatte tolle Sounds, obwohl meine Spieltechnik noch ziemlich schwach war. Gutes Werkzeug (und nichts anderes sind Instrumente) ist immer von Vorteil und beschleunigt i.d.R. die Entwicklung.
Diese seit Jahren andauernde Verwechslung stammt vermutlich aus einem Übersetzungsfehler bzw. Mißverständnis in einem Interview mit Jaco Pastorius, der sagte, es kommt aus seinen Fingern. Er meinte wohl, das es selbstverständlich immer nach ihm klingt. Damit meinte er seinen Stil. Natürlich klang es immer nach Pastorius, aber damit meinte er nicht den Sound des Basses, des Amps oder der Box, ganz zu schweigen von Effekten.
 
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Diese seit Jahren andauernde Verwechslung stammt vermutlich aus einem Übersetzungsfehler bzw. Mißverständnis in einem Interview mit Jaco Pastorius, der sagte, es kommt aus seinen Fingern. Er meinte wohl, das es selbstverständlich immer nach ihm klingt. Damit meinte er seinen Stil. Natürlich klang es immer nach Pastorius, aber damit meinte er nicht den Sound des Basses, des Amps oder der Box, ganz zu schweigen von Effekten.

Vielleicht liegt es ja auch am Begriff "Sound" selbst? Auch der kann ein Übersetzungsfehler sein, bzw. jeder interpretiert den Begriff etwas anders.
:gruebel::engel:
 
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Vielleicht liegt es ja auch am Begriff "Sound" selbst? Auch der kann ein Übersetzungsfehler sein, bzw. jeder interpretiert den Begriff etwas anders.
:gruebel::engel:

Geb ich dir vollkommen recht. Genau das glaube ich auch.
 
Aber die Knöpfe am Amp bewegst du doch mit den Fingern, oder? :D
Also haben die Finger doch was damit zu tun. :tongue:

Ich denke es geht bei dem Spruch auch darum, dass wenn einer einen Bass über ein Stack spielt, klingt das garantiert (ganz) anders, als wenn jemand anders über das selbe Equipment mit den selben Einstellungen spielt...
 
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Diese seit Jahren andauernde Verwechslung stammt vermutlich aus einem Übersetzungsfehler bzw. Mißverständnis in einem Interview mit Jaco Pastorius, der sagte, es kommt aus seinen Fingern.

Bei Jaco als fretless Spieler kommt natürlich den Fingern der Greifhand eine ganz andere Rolle mit entsprechendem Einfluß auf die Klangqualität zu, daher ist ein Vergleich mit "normalen" Bassern nicht unbedingt sinnvoll.

Dennoch, das ist meine Erfahrung, kommt den Fingern der Anschlaghand eine gewisse Bedeutung zu, solange man nicht mit dem Plektrum anschlägt. Ich rede nicht vom exakten timing, das setze ich voraus, sondern vom "perkussiven" Einsatz der Fingerkuppe. Das geht vom sanften Abrollen bis hin zum harten Anschlag und kann schon den Sound beeinflussen und prägen.
 
Ich verstehe nur eins überhaupt nicht: Da steht, der Sound kommt aus den Fingern !

Ich hab den Referenz-Thread jetzt nicht gelesen, aber bei den 6-Saitern heißt es immer der TON kommt aus den Fingern (mit den Fingern der rechten Hand der Anschlag und das Andämpfen bestimmt, mit denen der Linken die Modulation, also das Hochziehen, Vibrieren oder von oben reinrutschen in den Ton). Der SOUND kommt dann eher aus der Signalkette.
 
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Aber die Knöpfe am Amp bewegst du doch mit den Fingern, oder? :D
Also haben die Finger doch was damit zu tun. :tongue:

Ich denke es geht bei dem Spruch auch darum, dass wenn einer einen Bass über ein Stack spielt, klingt das garantiert (ganz) anders, als wenn jemand anders über das selbe Equipment mit den selben Einstellungen spielt...

Stimme dir voll zu.
Die Finger beeinflussen den Ton oder auch Sound auf jeden Fall, mir geht es nur darum, daß es zu oft so dargestellt wird, als wären die Finger das Maß der Dinge bei der Soundgestaltung und das ist eben nicht so. Sie sind eine von mehreren Faktoren, nicht mehr und nicht weniger.
 
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Das mit dem Sound und den Fingern ist aber nicht von der Hand zu weisen, so mag es ganz grandiose Instrumente geben, die man selbst gar nicht recht zum klingen bringt, weil sie nicht zum Sound passen. Alles ist möglich.

Klar ist das nicht alles, denn wäre es so, bräuchten wir kein Equipment, jedenfalls nicht viele verschiedene Auswahlmöglichkeiten und es gäbe kein GAS und die Suche nach dem perfekten Sound wäre wohl auch nicht da.

AAAAAABER: Equipment hin oder her - wenn man verstehen lernt, wie man den eigenen Sound erzeugt, hilft das ungemein weiter und man kann auch mit Equipment klar kommen, wo man vorher dachte, ist ja gar nicht möglich. Insofern sind die Finger schon wieder maßgeblich, denn sie kreieren einen ganz eigenen Klang - oder halt das Plektrum, mit dem man spielt und so kann es sein, dass gewißes Equipment (Hilfsmaterial) nicht zum gewünschten Ergebnis führt.
 
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"Der Sound kommt aus den Fingern" soll doch nur heißen: "Selbst wenn du das komplett identische Material und Setup hast wie Joe Bonamassa (oder der Gitarrengott deiner Wahl) wirst du nicht wie Joe B. klingen, weil du a) nicht so gut spielen kannst wie Joe B. (zumindest am Anfang) und b) du nicht Joe B. bist. Drücke umgekehrt Joe B. eine halbwegs anständige Klampfe in die Hand und er wird so klingen wie immer."
 
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Vielleicht versteht man den Satz "Der Sound kommt aus den Fingern" mit den folgenden zwei Beispielen etwas besser. Zuerst mal ein Schwank aus meiner vergeudeten Jugend:

Damals war ich Gitarrist, hatte selbst fünf oder sechs Jahre Unterricht, teils bei richtig guten Lehrern, und ich habe auch fast zehn Jahre lang selber unterrichtet. Einer meiner Schüler sagte immer, ich hätte so einen guten, fetten Sound (wir spielten im Unterricht E-Gitarre, jeder über einen kleinen Amp), und ob wir nichtmal kurz Gitarre und Amp tauschen könnten? Klar, konnten wir. Das Ergebnis war wie folgt: Er klang auf meinem Equipment fast genauso wie er vorher auf seinem geklungen hatte. Ich klang auf seinem Equipment fast genauso wie ich vorher auf meinem geklungen hatte. Dann habe ich ihm das erklärt, und danach hat er meine Übungen zur Tonformung und Tonbildung viel intensiver befolgt.

Vor etwa zehn Jahren bin ich auf den Bass als Hauptinstrument umgestiegen. Da hatte ich nie Unterricht, bin technisch gesehen auch nicht gut. Es reicht für Rockbands, Coverbands und dergleichen. Ich spiele aktive Fünfsaiter-Bässe mit Dreiband-EQ, die ich aber so gut wie nie benutze (den EQ, nicht den Bass). Die Instrumente haben eine solide Holzbasis sowie brauchbare Hardware und Tonabnehmer, ich sage immer, der Sound steckt schon im Instrument, man muss ihn nur (mit den Fingern) herauszuholen wissen. Der Standardsound dabei ist, wenn im Wechselschlag (also immer abwechselnd mit Zeige- und Mittelfinger) die Saiten anschlage. Schon das klingt mMn leicht unterschiedlich.

Noch deutlicher wird es, wenn ich die Position des Anschlags verändere, also mit den Anschlagfingern die Saite entlang wandere: Näher zum Hals hin wird es bassiger. Näher zum Steg hin wird es mittiger, bis hin zu "knödelig". Nun zurück zu einer Standard-Spielposition, die liegt bei mir zwischen den beiden Pickups, etwas näher zum Halspickup als zum Stegpickup. Wenn ich den die Finger der Anschlaghand nun etwas bewege, so dass neben den Fingerkuppen auch ganz leicht die Fingernägel beim Anschlagen dabei sind, dann wird der Sound fast so wie mit einem Plektrum gespielt, nur mit mehr Fleisch, Substanz im Ton. Kommt gut z.B. wenn man diesen leicht nagelnden Ton von Roger Glover (Deep Purple) imitieren will oder ganz generell einen etwas aggressiveren Ton erzeugen will.

So weit, so logisch. Jetzt eine zufällige Entdeckung meinerseits, geht aber nur bei etwas langsameren bzw. getrageneren Songs: Statt mit Zeige- oder Ringfinger schlage ich mit beiden Fingern ZUSAMMEN an. Das gibt einen sehr kräftigen Ton, hörbar fetter als mit einem einzelnen Finger.

Weiter: In einem Sting-Video bin ich auf eine historische Art gestossen, den Bass anzuschlagen, habe sie quasi für mich wiederentdeckt. Er schlägt die Saite mit dem Daumen an, nicht als Slap, sondern er zupft die Saite quasi - so haben das die ersten E-Bassisten in den Fünfzigern gemacht, das waren alles konvertierte Gitarristen, und die haben den Bass eben ungefähr so wie eine Konzertgitarre angeschlagen. Das ergibt den softesten Sound, die wenigsten Höhen von allen Anschlagsarten, ganz weicher Bass, null aggressiv - kann man immer mal gebrauchen, wenn es um die Themen klassischer Soul oder softe Ballade geht.

Yo, und so kann man ohne Veränderungen am EQ vom Bass oder Amp eine ganze Menge verschiedener Sounds aus dem Instrument herauskitzeln, und vom Slappen haben wir hier noch nicht einmal gesprochen (weil ich's nicht kann und es auch gar nicht lernen will). Ich würde also sagen, der Sound kommt durchaus aus den Fingern.

Gruß
Jo
 
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Vielleicht versteht man den Satz "Der Sound kommt aus den Fingern" mit den folgenden zwei Beispielen etwas besser. Zuerst mal ein Schwank aus meiner vergeudeten Jugend:

Damals war ich Gitarrist, hatte selbst fünf oder sechs Jahre Unterricht, teils bei richtig guten Lehrern, und ich habe auch fast zehn Jahre lang selber unterrichtet. Einer meiner Schüler sagte immer, ich hätte so einen guten, fetten Sound (wir spielten im Unterricht E-Gitarre, jeder über einen kleinen Amp), und ob wir nichtmal kurz Gitarre und Amp tauschen könnten? Klar, konnten wir. Das Ergebnis war wie folgt: Er klang auf meinem Equipment fast genauso wie er vorher auf seinem geklungen hatte. Ich klang auf seinem Equipment fast genauso wie ich vorher auf meinem geklungen hatte. Dann habe ich ihm das erklärt, und danach hat er meine Übungen zur Tonformung und Tonbildung viel intensiver befolgt.

Vor etwa zehn Jahren bin ich auf den Bass als Hauptinstrument umgestiegen. Da hatte ich nie Unterricht, bin technisch gesehen auch nicht gut. Es reicht für Rockbands, Coverbands und dergleichen. Ich spiele aktive Fünfsaiter-Bässe mit Dreiband-EQ, die ich aber so gut wie nie benutze (den EQ, nicht den Bass). Die Instrumente haben eine solide Holzbasis sowie brauchbare Hardware und Tonabnehmer, ich sage immer, der Sound steckt schon im Instrument, man muss ihn nur (mit den Fingern) herauszuholen wissen. Der Standardsound dabei ist, wenn im Wechselschlag (also immer abwechselnd mit Zeige- und Mittelfinger) die Saiten anschlage. Schon das klingt mMn leicht unterschiedlich.

Noch deutlicher wird es, wenn ich die Position des Anschlags verändere, also mit den Anschlagfingern die Saite entlang wandere: Näher zum Hals hin wird es bassiger. Näher zum Steg hin wird es mittiger, bis hin zu "knödelig". Nun zurück zu einer Standard-Spielposition, die liegt bei mir zwischen den beiden Pickups, etwas näher zum Halspickup als zum Stegpickup. Wenn ich den die Finger der Anschlaghand nun etwas bewege, so dass neben den Fingerkuppen auch ganz leicht die Fingernägel beim Anschlagen dabei sind, dann wird der Sound fast so wie mit einem Plektrum gespielt, nur mit mehr Fleisch, Substanz im Ton. Kommt gut z.B. wenn man diesen leicht nagelnden Ton von Roger Glover (Deep Purple) imitieren will oder ganz generell einen etwas aggressiveren Ton erzeugen will.

So weit, so logisch. Jetzt eine zufällige Entdeckung meinerseits, geht aber nur bei etwas langsameren bzw. getrageneren Songs: Statt mit Zeige- oder Ringfinger schlage ich mit beiden Fingern ZUSAMMEN an. Das gibt einen sehr kräftigen Ton, hörbar fetter als mit einem einzelnen Finger.

Weiter: In einem Sting-Video bin ich auf eine historische Art gestossen, den Bass anzuschlagen, habe sie quasi für mich wiederentdeckt. Er schlägt die Saite mit dem Daumen an, nicht als Slap, sondern er zupft die Saite quasi - so haben das die ersten E-Bassisten in den Fünfzigern gemacht, das waren alles konvertierte Gitarristen, und die haben den Bass eben ungefähr so wie eine Konzertgitarre angeschlagen. Das ergibt den softesten Sound, die wenigsten Höhen von allen Anschlagsarten, ganz weicher Bass, null aggressiv - kann man immer mal gebrauchen, wenn es um die Themen klassischer Soul oder softe Ballade geht.

Yo, und so kann man ohne Veränderungen am EQ vom Bass oder Amp eine ganze Menge verschiedener Sounds aus dem Instrument herauskitzeln, und vom Slappen haben wir hier noch nicht einmal gesprochen (weil ich's nicht kann und es auch gar nicht lernen will). Ich würde also sagen, der Sound kommt durchaus aus den Fingern.

Gruß
Jo

Selbstverständlich wird der Sound auch durch die Finger mit beeinflußt, aber das ist doch nur eine Komponente. Ich besitze einige sehr unterschiedlich klingende Bässe und Amps (plus Pre-Amps) und der Sound ist z.T. erheblich anders. Das ist doch auch vollkommen logisch, ein Preci klingt nun mal anders als ein Jazz-Bass, ein Status oder sonstwas . Im Gitarren Bereich ist das genauso. Ich habe einen Modeller mit einer Akustik-Gitarren Simulation. Funktioniert nicht perfekt geht aber gut in die Richtung. Im Prinzip ein einfacher Cleansound, aber ich habe noch nie einen normalen Cleansound an irgendeinem Amp oder Pre-Amp gehört, der auch nur so ähnlich klingt. Es haben schon sehr viele Schüler bei mir mit dem Sound gespielt, es klingt immer fast gleich, immer stark in Richtung Akustik-Gitarre. Was hat denn das mit Fingern zu tun ? Dieser Sound wird fast vollständig durch dieses Programm im Modeller geprägt.
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"Der Sound kommt aus den Fingern" soll doch nur heißen: "Selbst wenn du das komplett identische Material und Setup hast wie Joe Bonamassa (oder der Gitarrengott deiner Wahl) wirst du nicht wie Joe B. klingen, weil du a) nicht so gut spielen kannst wie Joe B. (zumindest am Anfang) und b) du nicht Joe B. bist. Drücke umgekehrt Joe B. eine halbwegs anständige Klampfe in die Hand und er wird so klingen wie immer."

Da stimme ich dir voll zu.
 
Es steht natürlich ausserfrage, dass Änderungen am EQ, das Zuschalten eines Verzerrers oder anderer Effektgerätes eine starke Veränderung des Sounds verursachen können. Aber verstehst Du nicht, dass Sound und Sound zwei verschiedene Dinge sind? Das eine ist der "vorgewählte oder eingestellte Sound" am Amp bzw. den Effekten, das andere ist der "persönliche Sound" - Leute können identische Aussagen raushauen, aber der eine tut es eher ungelenk und grob, der andere mit mehr Eleganz und Feinschliff. Letzteres wird von Mesa Boogie auch "Tone" genannt. Vielleicht ist das so klarer? Was ich meine ist, dass zwei Leute über dasselbe Equipment und mit identischen Soundeinstellungen unterschiedlich klingen werden.

Noch ein Beispiel: Es gibt James Bond und James Bond. Der eine Typus wird verkörpert von Pierce Brosnan, der sich elegant den Weg durch eine Abendgesellschaft bahnt. Der andere ist Daniel Craig, der sich seinen Weg grundsätzlich mit Ellbogen oder Fäusten bahnt. Beide retten die Welt, und beide kriegen das Mädchen (welches leider immer kurz darauf stirbt). Aber der eine ist ein Gentleman, der andere ein Raufbold. Klar? Der gewählte "Sound" heisst James Bond, aber der "Tone" kann Gentleman oder Raufbold sein. Oder irgendwas zwischendrin, Typus Roger Moore oder Mr. Cool himself, Sean Connery.

Jetzt klar?
 
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Dennoch, das ist meine Erfahrung, kommt den Fingern der Anschlaghand eine gewisse Bedeutung zu, solange man nicht mit dem Plektrum anschlägt. Ich rede nicht vom exakten timing, das setze ich voraus, sondern vom "perkussiven" Einsatz der Fingerkuppe. Das geht vom sanften Abrollen bis hin zum harten Anschlag und kann schon den Sound beeinflussen und prägen.

Kann ich so bestätigen. Ein befreundeter Bassist klingt mit meinem Equipment ganz anders als ich - zumindest meine subjektive Wahrnehmung. Da klingt sogar ein "normaler" Bass ähnlich wie ein fretless...:redface:

Gruß
Andreas
 
Noch ein Beispiel: Es gibt James Bond und James Bond. Der eine Typus wird verkörpert von Pierce Brosnan, der sich elegant den Weg durch eine Abendgesellschaft bahnt. Der andere ist Daniel Craig, der sich seinen Weg grundsätzlich mit Ellbogen oder Fäusten bahnt. Beide retten die Welt, und beide kriegen das Mädchen (welches leider immer kurz darauf stirbt). Aber der eine ist ein Gentleman, der andere ein Raufbold. Klar? Der gewählte "Sound" heisst James Bond, aber der "Tone" kann Gentleman oder Raufbold sein. Oder irgendwas zwischendrin, Typus Roger Moore oder Mr. Cool himself, Sean Connery.

Und die meisten Leute werden auch mit dem besten Anzug nicht aussehen wie James Bond - egal ob geschüttelt oder gerührt.

Deshalb: Nicht am Equipment rumdoktern, sondern üben, üben, üben. DAVON kommt der Sound.
 
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Es steht natürlich ausserfrage, dass Änderungen am EQ, das Zuschalten eines Verzerrers oder anderer Effektgerätes eine starke Veränderung des Sounds verursachen können. Aber verstehst Du nicht, dass Sound und Sound zwei verschiedene Dinge sind? Das eine ist der "vorgewählte oder eingestellte Sound" am Amp bzw. den Effekten, das andere ist der "persönliche Sound" - Leute können identische Aussagen raushauen, aber der eine tut es eher ungelenk und grob, der andere mit mehr Eleganz und Feinschliff. Letzteres wird von Mesa Boogie auch "Tone" genannt. Vielleicht ist das so klarer? Was ich meine ist, dass zwei Leute über dasselbe Equipment und mit identischen Soundeinstellungen unterschiedlich klingen werden.

Noch ein Beispiel: Es gibt James Bond und James Bond. Der eine Typus wird verkörpert von Pierce Brosnan, der sich elegant den Weg durch eine Abendgesellschaft bahnt. Der andere ist Daniel Craig, der sich seinen Weg grundsätzlich mit Ellbogen oder Fäusten bahnt. Beide retten die Welt, und beide kriegen das Mädchen (welches leider immer kurz darauf stirbt). Aber der eine ist ein Gentleman, der andere ein Raufbold. Klar? Der gewählte "Sound" heisst James Bond, aber der "Tone" kann Gentleman oder Raufbold sein. Oder irgendwas zwischendrin, Typus Roger Moore oder Mr. Cool himself, Sean Connery.

Jetzt klar?

Vielleicht habe ich mich auch mißverständlich ausgedrückt. Es geht hier nicht um mich, mir ist das schon klar. In den oberen Posts ist das, was du geschrieben hast auch schon besprochen worden.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Und die meisten Leute werden auch mit dem besten Anzug nicht aussehen wie James Bond - egal ob geschüttelt oder gerührt.

Deshalb: Nicht am Equipment rumdoktern, sondern üben, üben, üben. DAVON kommt der Sound.

Üben ist schon klar, aber natürlich auch am Equipment rumdoktern. Beides ist wichtig, denn DAVON kommt der Sound.
 
"Der Sound kommt aus den Fingern" soll doch nur heißen: "Selbst wenn du das komplett identische Material und Setup hast wie Joe Bonamassa (oder der Gitarrengott deiner Wahl) wirst du nicht wie Joe B. klingen, weil du a) nicht so gut spielen kannst wie Joe B. (zumindest am Anfang) und b) du nicht Joe B. bist. Drücke umgekehrt Joe B. eine halbwegs anständige Klampfe in die Hand und er wird so klingen wie immer."
das könnte man als sticky post oben anpinnen und bei jeder der-sound-kommt-diskussion als erstes zitieren.
danke!
 
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