Überlegungen vor dem Bau einer Custom Gitarre - Tipps?

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Moin zusammen,

ich habe mich entschlossen, mir eine Custom Gitarre bei einem Gitarrenbauer anfertigen zu lassen. Etwaige Überlegungen selbst eine Gitarre zubauen scheitern an Zeit- Werkzeug- und Know-How-Mangel.

Jetzt geht es mir weniger um Empfehlungen zu Holz Korpusform etc. sondern eher um Erfahrungen derjenigen, die schon mal eine Gitarre haben bauen lassen - oder für Kunden Gitarren bauen!

Gibt es Erfahrungen/Anregungen/Erkenntnisse/Hindernisse/Do´s und Dont´s die ihr jemandem, der sich gerade am Anfang des Planungsprozesses befindet mit auf den Weg geben könnt?

Ich habe mir vorgenommen, mir 2 Jahre Zeit zu geben damit ich sicher bin, was ich wirklich will und es nicht nur aus einer Laune heraus ist. Im Idealfall soll das dann ja meine neue "Numero Uno" Gitarre sein. Für dieses Jahr habe ich geplant zu versuchen, möglichst viele unterschiedliche Gitarren von Customshops (und ich meine nicht Gibson oder Fender) probezuspielen. Und die Holy Grail Guitar Show im Mai 2017 werde ich auf jeden Fall besuchen.

Ich könnte jetzt im Detail hier ausführen, welche konkreten Überlegungen ich zur Gitarre schon habe, aber ich stelle die Frage mal bewusst ganz offen. Nur soviel: es soll eine leichte, livetaugliche Gitarre sein und ich habe eine Vorstelllung davon, welche Sounds ich benötige. An der Kopie eines Klassikers habe ich kein Interesse. Ich suche eine eigenständige Stimme und arbeite auch an einer eigenen Korpusform. Ich habe eine gute Strat, sehr gute Paula und Hamer Archtop, die ich alle liebe, behalten wund auch weiterhin spielen werde - und mit Teles werde ich einfach nicht warm.

Ich bin auf eure Kommentare gespannt!
 
Eigenschaft
 
Und die Holy Grail Guitar Show im Mai 2017 werde ich auf jeden Fall besuchen.

Das ist schon mal eine sehr gute Inspirationsquelle für das was überhaupt möglich wäre. Auch wenn ganz klar Reizüberflutung droht.

Überlegungen, abseits von Silhouette, Farbe und Hardware wären vor allem:
  • Halsform - hast du einen Lieblingshals oder suchst du etwas ganz neues, z.B. extra fett und trotzdem verblüffend gut bespielbar sind - dem Ton kann es nicht schaden. Also Profile testen, gerade von Customshops
  • Wie soll das leichte Gewicht erreicht werden? Durch leichte Hölzer, Chambering, Korpusform, Thinlinekonstruktion...
  • Was sollen die Pickups wirklich können und welcher Schaltaufwand wird dir gerecht?
Die Hardware wird denke ich ja eh nach Nützlichkeit und Optik ausgewählt, spezielle Tipps kann ich da höchstens geben, wenn etwas klarer ist, was du möchtest.
 
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Es gibt beim Selbstbau und bei Sonderanfertigungen immer einen Unsicherheitsfaktor: Du weißt vorher nie, wie das Instrument am Ende klingt.
Ich habe schon davon gehört, dass Musiker ausgesprochen hochwertige Hölzer und Hardware miteinander kombiniert haben und am Ende doch nicht 100% zufrieden waren. Mit diesem Risiko muss man leben, dafür hat man dann etwas eigenes und sehr spezielles.
Sicher gelingen die allermeisten Projekte zur vollsten Zufriedenheit, aber ein Restrisiko bleibt.
Das kann man nur ausschließen, indem man ein bereits fertiggestelltes Instrument in die Hand nimmt und erprobt.
Wenn dann der Funke überspringt und du weißt, diese Gitarre ist es, nimm sie!
Ein Nachbau wäre nicht das selbe!
 
Ja gustavz, das treibt mich natürlich auch ein bisschen um... allerdings wäre das Leben ja ohne Risiko auch langweilig und ich werde natürlich versuchen einen Gitarrenbauer zu finden, der viel Erfahrung hat. Ausserdem muss ich nicht unbedingt die exotischsten Hölzer haben. Im Gegenteil, ich fänd es eigentlich besser, lokale Hölzer zu nehmen statt Tropenholz. Andereseits finde ich z.B. die Deimel Doublestar oder die Helliver Firebug ganz interessant. Die können bei ihren "Standard" Modellen dann natürlich besser einschätzen, in welche Richtung es geht. Mal sehen...
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Hey Knaggs,

das hilft auf jeden Fall dabei strukturiert vorzugehen und nichts Wesentliches zu vergessen! Und ja, die Gitarren sind von der Form her zwar nicht meins, sehen aber absolut umwerfend aus was Verarbeitung und Hölzer betrifft.
 
Und ja, die Gitarren sind von der Form her zwar nicht meins, sehen aber absolut umwerfend aus was Verarbeitung und Hölzer betrifft.

Siggi Braun hat eigene Designs, er baut aber auch alles andere nach Deiner Vorstellung. Du bist nicht auf die gezeigten Modelle beschränkt.

Viel Spaß dabei:)
 
Ja, mal sehen, dass ich eine in die Finger kriege. Wobei - soviel Eye-Candy muss eigentlich garnicht sein. Ich will ja eine Livegitarre, die ich auch als Gebrauchsgegenstand betrachte. In dem Zusammenhang wäre eher eine Überlegung sie gleich agen zu lassen. Dann tun die Kratzer und Liveschrammen nicht so weh. Aber natürlich hätte es auch seine Reiz, die Gitarre eigenhändig "runterzuspielen".

Das Top wird voraussichtlich eine Grafik haben. Hals/Griffbrett und Rückseite des Korpus könnten aber dann schon auch etwas schmucker aussehen :)
 
Bevor ich mich für einen Gitarrenbauer entscheide lasse ich mir immer Zeit. Ich lege mir einen Ordner auf den Desktop und speichere mir dort alle Bilder von Gitarren ab die mich reizen. Ich versuche alle Einflüsse festzuhalten. Auch soziale Medien wie Instagram können klasse sein um sich Inspiration zu holen.

Ich versuche dann nach ein paar Wochen die Gemeinsamkeiten aus all den aktuellen Einflüssen zu finden und auf dieser Basis schreibe ich mir ein paar Specsheets. Für Fender und Gibson Modelle gibt es einige Konfiguratoren (z.B. Kisekae) im Internet um sich Mockups zu erstellen. Hier kannst du unkompliziert und schnell Farb- und Holzkombinationen ausprobieren.

Meiner Erfahrung nach hilft es ungemein schon beim Erstkontakt mit einem Gitarrenbauer bis ins kleinste Detail deine Wunschgitarre zu beschreiben zu können. Hier wirst du jedoch schon die ein oder andere Absage bekommen. Sollten sich z.B. bestimmte Baudetails nicht vereinen lassen oder der Gitarrenbauer keine Lust / Möglichkeit / Kapazität / etc. haben dein Projekt umzusetzen, solltest du dich weiter umschauen. Ich habe schon oft nach der ersten Mail herausgefunden, dass gewisse Details nicht gehen und wusste durch klare Kommunikation sofort woran ich bin. Auch nach einer groben Schätzung zum Endpreis und Fertigstellungsdatum zu fragen finde ich nicht vermessen.

Solltest du nicht alle Wünsche an deine Gitarre formulieren können kannst du durchaus auch nach Beratung fragen. Ein guter Gitarrenbauer wird schnell wissen wo Klärungsbedarf besteht und entsprechend nachschärfen wollen, ist ja im Interesse beider Seiten.

Fragen zum Anzahlungsbetrag, Wünsche zur Baudokumentation oder andere allgemeine Themen würde ich in einem Fragenkatalog mitsenden. Klare Kommunikation per Mail oder Telefonat sind das A und O wenn du keine Möglichkeit hast den Gitarrenbauer persönlich zu sehen.
 
Ich habe schon davon gehört, dass Musiker ausgesprochen hochwertige Hölzer und Hardware miteinander kombiniert haben und am Ende doch nicht 100% zufrieden waren.
ja ich. Eine teurer Erfahrung. Handwerklich war alles so, wie ich es wollte. Aber der Funke ist nie rüber gesprungen. Ist wie bei einer Frau, bei der eigentlich alles passt, aber trotzdem keine Liebe draus wird.

Seit dem nur noch mit Ausprobieren.
 
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Robin, Danke für die Hinweise, genau nach solchen Tipps suche ich!
 
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Hi,

ist mir gar nicht aufgefallen, dass es Englisch ist, erst jetzt beim 2x Mal Draufgucken :) Aber klar, das gilt sicher nicht für jeden!

Ich muss übrigens noch was Wichtiges korrigieren:

Die nächste Holy Grail Guitar Show ist erst am 05.-06. Mai 2018!!! Dieses Jahr also nicht!


@murle1 : was schätz du denn besonders an Kunden, was ist em Entwicklungsprozess zuträglich?
 
Dann hoffe ich für ihn, das alle Kunden so gutes Englisch sprechen, damit keine Irrtümer passieren können...Ein deutscher Gitarrenbauer sollte auch den Fragebogen auf Deutsch verfassen...

Lol, ist mir gar nicht aufgefallen, aber da hast Du recht:)
 
ja ich. Eine teurer Erfahrung. Handwerklich war alles so, wie ich es wollte. Aber der Funke ist nie rüber gesprungen. Ist wie bei einer Frau, bei der eigentlich alles passt, aber trotzdem keine Liebe draus wird.

Seit dem nur noch mit Ausprobieren.

Ging mir genauso. Deswegen nur noch eine, die ich auch in die Hand nehmen und anspielen kann.
 
Was ich heute sicher anders machen würde:
Wenn ich mir noch mal Custom einbilden würde, verschiedene Gitarrenbauer besuchen und ihre Showroom-Modelle spielen. Wenn mir etwas gefällt, auf dieser Basis weiter machen. Das eine Custom-Guitar, will man sie verkaufen, ein ziemliches Verlustgeschäft sein wird, sollte klar sein.
Grundsätzlich ist es immer viel, viel sinnvoller auszuprobieren und das dann zu kaufen, besonders in dieser Preisklasse. Ich kenne keinen Geiger, der ohne ausdrückliches Ausprobieren aus den verschiedenen Instrumenten des Geigenbauers seines Vertrauens sich ein Instrument kaufen würde.
Ich finde es, für mich, sinnvoller aus den inzwischen fast unendlich vielen Modellen auf dem Markt das mir passende auszusuchen und das dann noch ein wenig zu individualisieren.
Ich suche eine eigenständige Stimme
Ich muss leider, für mich, feststellen, diese eigenständige Stimme komm: aus meinen Fingern. Und diese Stimme kann ich sicher auch mit einer brauchbaren, gut eingestellten, HB. erreichen. Ausrüstung ersetzt üben leider nicht immer...
Ich betrachte die Ausrüstung ja nur als Mittel zum Zweck (na ja, meistens...) Die vielen, vielen Stunden, die ich mit Planung und Besprechen und Nachdenken und wieder Besprechen und Pläne ändern, usw. vor paar Jahren bei meiner Custom zugebracht habe, wäre mit Üben ungleich sinnvoller investiert gewesen.
 
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Hi 3XeHj,

unbestritten - Üben ist immer sinnvoll um sich zu verbessern! Das mit den Fingern unterschreibe ich hundertprozentig- Equipment als Krücke für mangelnde Spielfähigkeiten wird nichts bringen. Und das eine Custom Gitarre ein Luxus ist, den man nicht braucht um "seinen" Sound zu finden, ist mir klar. Für mich ist Gitarrepielen einfach das schönste Hobby der Welt und die durchschnittlich 15 Gigs im Jahr, bei denen wir quer durch die Republik fahren ein super Ausgleich zu meiner doch recht stressigen Arbeit. Eine mir auf den Leib geschneiderte Gitarre wär da einfach das Tüpfelchen auf dem "i".

Was ich in diesem Fall mit eigene Stimme meine, bezieht sich auf das allgemeine Klangbild. Also eben nicht klassisch Paula- oder Stratsound (klischeehaft gedacht). Natürlich gibt es innerhalb der Modelle auch wieder eine große Klangpalette, das ist mir bewusst.

Aus meiner Sicht braucht man bei individuellen Custom Gitarren gar nicht erst an Wiederverkauf denken. Das ist eher wie ein Tattoo: man entscheidet sich an einem gewissen Punkt im Leben dafür und es ist (im Idealfall) Ausdruck der aktuellen Lebensphase. Und dann bleibt es halt auch wenn man sich in der Zukunft weiterentwickelt. Rückblickend ist es dann eben eine Erinnerung an die Zeit zu der man es hat machen lassen und gehört zu einem. (PS. ich konnte mich bishher noch für kein Motiv entsheiden...)

Ich tendiere im Moment auch dahin, bestehende Modelle von Gitarrenbauern (z.B. Deiml oder Helliver) zu testen und dann eins auszuwählen und zu individualisieren. Das ist bestimmt "sicherer" als von Grund auf ein eigenes Modell zu bauen, wo man nur bedingt wissen kann, wohin es klanglich nachher wirklich geht.
 
@Caliente:
das verstehe ich sehr gut, und dann solltest Du das unbedingt machen. :great:
(Was ich nicht verstehe, wie Du einen Zeitrahmen von 2 langen Jahren aushalten kannst... Und das bei dem Nick Name, Paciente passt da besser.)
 
Hehe,

wie heisst es so schön: Belohnt wird nicht das Anfangen, sondern das Durchhalten :D

Ich sehe das eher als "Reise", die dazugehört. Meine Hamer und die The Heritage Paula haben ihre ganz eigene, spezielle Geschichte wie sie zu mir gefunden haben und ich möchte der neuen Gitarre auch Zeit geben, dass sich da vielleicht was entwickelt/ergibt. Ausserdem hat man dann gleich eine ganz andere Bindung zu dem Instrument.
 
Moin,

mal´n kleiner Zwischenbericht: ich führe eine Liste mit Ideen auf meinem Googledrive wo ich immer reinschreibe, was mir zu der Wunschgitarre noch so einfällt oder mir wichtig ist. Außerdem speichere ich immer Bilder von Gitarren mit Features, die mir gefallen. Sehr schön anzusehen, wie sich teils die Ideen verändern. Ich werde das fortführen und so über längere Zeit sehen, was sich als "fest" herauskristallisiert.

Inzwischen war ich mal bei Cyan Guitars in HH und auch bei Kammler, der einige Nik Hubers hat. Bides sehr interessant! Nächsten Monat bin ich beruflich in Frankfurt. Da werd ich mir bei Session mal paar Teile schnappen und testen.

Für mich wird immer deutlicher, dass ich vor allem auch den Entstehungsprozess aktiv mitgestalten will. Also bisschen Werkstattluft schnuppern, Holz aussuchen, ausführlich besprechen was geht und was nicht und wie man was umsetzt etc. Einfach nur Gitarre zusammenstellen und Bauen lassen, ist mir persönlich etwas zu wenig. Mich interessiert auch einfach, wer die Gitarre baut. Im Sommer mache ich nur 1 Autostunde von Mikael Springer Guitars Urlaub. Da fahr ich auf jeden Fall mal hin. Ich bin gespannt, was noch so kommt und werde berichten.
 
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Hi,
@murle1 : was schätz du denn besonders an Kunden, was ist em Entwicklungsprozess zuträglich?

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten...Eher, was ich NICHT schätze-sind Kunden, die nicht genau wissen was sie wollen, sondern nur mit dem Wunsch kommen: Die Gitarre muss klingen wie der Song X von Künstler Y...Oder während der Bauphase etliche Änderungen möchten, die sich mit dem schon gewähltem material nicht verwirklichen lassen Oder eine Form möchten, die selbst entworfen wurde, aber mehr als unpraktisch zu bespielen geht. So etwas mache ich nicht, weil zu erwarten ist, das irgendwann die Einsicht kommt, das es doch zu unbequem ist - und die Schuld beim Erbauer gesucht wird. Ich habe nun das Glück, das ich so etwas nicht bauen MUSS, weil ich nicht davon lebe. Aber einige kommen mit klaren Vorstellungen, was Form und Bestückung, den "Sound", Korpus und Halsholz angeht. UND - Alternativen anbieten, falls das Gewünschte zu teuer würde. Die dann meinen Fragebogen gut ausfüllen, und mit mir dann länger sprechen oder mailen. Natürlich mache ich noch einige Vorschläge, die besprochen werden. Es ist vorgekommen, das an die hundert Mails hin und her geschickt wurden. Was mich aber "ärgert" sind Wünsche ein sehr teures Markenmodell nachzubauen, aber für 30% des Preises...

Als Beispiel wie ich mir Kunden wünsche nur einen: Ein Musiker der seine eigene Form - ziemlich
abgewandelte Form der Standards - eigene Kopfplattenform wollte, einige Bedenken von mir akzeptierte - die dann passten, und auch PU's verglichen hatte, bzw. in anderen Gitarren liebte. Und den Mut aufbrachte, für den Hals einmal Hölzer zu verwenden, die bisher noch keiner verwendet hat. So entstanden dann 4 Gitarren, mit denen er bisher zufrieden ist...
 
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