[Review] Line 6 TX-75 Handheld - Ein Funkmikrofon mit 10 Modeling-Presets

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[Review] Line 6 TX-75 Handheld - Ein Funkmikrofon mit 10 Modeling-Presets


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Vorgeschichte


Wie kam es dazu, dass ich mir dieses Funkmikrofon kaufte?
Und warum der Einzelsender und nicht das komplette Line 6 XD-V75?

Ein gutes Handmikro in Kombination mit dem Empfänger des Relay G30 - Wie kam es zu der Idee?


&
Immer mal wieder sind wir als Gemeinde und auch ich in größeren und kleineren Teams unterwegs und an Orten im Einsatz für welche die Frequenzfreigabe unserer Sennheiser-Funksysteme nicht beantragt wurde. Dort blieben uns bisher nur mein einfaches Headset-System und Mikrofone mit Kabel. Das ist jedoch für Sprecher (und auch Sänger) nicht immer die beste Lösung.
Da vermisste ich meine guten alten Zeck-D.a.i.sy.-Aufstecksender die mir mal schnell aus zwei dynamischen Mikrofonen zwei Funkmikrofone machten.
Darum schaute ich immer mal wieder interessehalber nach dem Line6 XD-V75 und fragte mich, wie das Mikro und die Modelings der Mikrofone wohl klingen würden? Es war mir aber zu teuer da ich als Gitarrist mein Mikro sowieso nur im Mikrofonständer habe und mit dem AT2010 super zufrieden war! Beim Stöbern nach Line6 Einzelteilen war ich jedoch sehr erstaunt, dass alle drei Handmikros das selbe kosten (und das THH06 sogar teurer ist) obwohl sie vom Modeling und Display her unterschiedliches können! Als dann das TX-75 noch als B-Stock als "Versandrückläufer mit voller Garantie ggf. mit leichten Gebrauchsspuren" für 156€ zu haben war, griff ich einfach zu um es auszuprobieren. :whistle:

Die Kompatibilität ausnutzen - TX-75 Handheld mit Relay G30 Receiver


Das Handmikrofon der "Line6-Oberklasse" arbeitet mit dem Relay G30-Empfänger RXS06 problemlos zusammen wenn man sich auf die ersten 6 Kanäle beschränkt. Ich bin Gitarrist, Geiger und Sänger und besitze zwei Line6 Relay G30 Funksysteme. Deshalb war die Verwendung einer der Empfänger naheliegend.

Eine ungewöhnliche aber gute Kombination


Natürlich ist ein Handmikrofon mit einem Instrumenten-Empfänger, der nur einen Klinkenausgang hat, eine eher ungewöhnliche Kombination! Wenn man allerdings noch eine einfache DI-Box zwischen Empfänger und PA setzt "merkt" keiner den Unterschied! Der Sound ist klar und nahezu rauschfrei und ich war wirklich erstaunt und sofort angetan von der Einfachkeit des Setups und den neuen Möglichkeiten die mein zweites Sendesystem dadurch mit einem Schlag hat!

Die 10 integrierten Mikrofon Presets des TX-75 bzw. THH12


Das THH12 hat eine abschraubbare dynamische Mikrofon-Kapsel von Line 6 die es mit den Frequenzgängen und typischen Ausgangspegeln von 9 weit verbreiteten Gesangsmikrofonen und mit einer eigenen Klangcharakteristik (Line 6) übertragen kann.
Es handelt sich um folgende Modelle (Displayanzeige in Klammern):

(58) Shure SM58
0253


(b58) Shure Beta 58
0224


(SM57) Shure SM57
0006


(835) Sennheiser E835
e835-freq.png


(935) Sennheiser E935
e935-freq.png


(d5) AKG D5
1140


(41) Audio Technica AE4100
0011


(o5) Audix OM5
OM5-freq.png


(767) Electro-Voice N/D767a
767-freq.png


(L6) Line6
Ich habe leider keinen Frequenzgang für die Line6-Kapsel gefunden. Ob sie ebenfalls vom Frequenzgang her modifiziert und verbessert wird, kann ich nicht sagen.

Einschränkungen
Da alle Modelle mit der selben Kapsel gemodelt werden können Aspekte wie die Ansprache auf seitliche Signalquellen, die Richtcharakteristik, der Nahbesprechungseffekt, der Popschutz und die Griffgeräuschkompensation des jeweiligen Originals nicht simuliert werden.

Es bleibt aber natürlich jedem überlassen den Kopf durch ein gewünschtes Modell zu ersetzen. Die Shure-Köpfe passen wohl direkt und für Audix gibt es einen Adapter und für DPA ebenfalls.
Dabei wird dann natürlich die Modeling-Funktion abgeschaltet und der Kopf ohne Änderung direkt übertragen.


Auspacken


Ich habe das TX-75 Handheld ja als "B-Stock" gekauft und war entsprechend auf die angekündigten "Gebrauchsspuren" gespannt:

Es gab keine! Der Karton war etwas geknautscht aber völlig ok und ich staunte als ich ihn öffnete:
Im Lieferumfang des TX-75-Einzelsenders (THH12) ist sogar das Carry-Case dabei welches beim Sender-/Empfänger-Set XD-V75 fehlt und alleine schon 21 Euro kostet. Cool! :great:


Das Case hat einen umlaufenden Reißverschluß und schützt das Mikrofon mit zwei harten Schalen und einem weichen Formbett sehr gut vor dem rauhen Tour-Alltag. Es hat sogar Fächer für die Batterien/Akkus und die mitgelieferte und sehr schön weiche und praxistaugliche Mikrofonklemme passt ebenfalls mit in's Case. :great:


Außerdem war die Komplett-Anleitung für das V75-System dabei.
"Gebrauchsspuren" konnte ich keine entdecken, das Mikro sah unbenutzt aus und hatte keinerlei Kratzer oder ähnliches. :juhuu:Es war sogar noch das "Demo-Label" drauf!

Batterien einlegen und einstellen


Ich schraubte den unteren Teil des Mikros ab und legte damit den Bateriehalter frei.


Er hat einen Rasthebel der sich relativ leicht öffnet und nimmt die zwei AA-Zellen leicht und einfach auf. Durch einen Schaumstoff werden sie fest im Fach gehalten und können somit auch bei heftigen und schnellen Bewegungen nicht klappern.
Leider gibt es keinen mechanischen Verpolschutz wie beim G30-Sender.
Die beiden Taster sind tief versenkt und somit vor versehentlichem Drücken gut geschützt. Zum Einschalten und umstellen helfen meine "Gitarristen-Picking-Fingernägel". man kann aber auch mit anderen Gegenständen die Taster drücken.

Das Gehäuse ist aus leichtem Polycarbonat hergestellt.

Bei meinen Relay G30-Systemen verwende ich ja den RF1 Mode.
Da alle gleichzeitig aktiven Sendesysteme den gleichen RF-Modus verwenden müssen habe ich das TX-75 Handheld auf den RF-1-Mode eingestellt. Dadurch hat es automatisch statt der 14 Kanäle im RF2-Mode nur noch die 12 Kanäle des RF-1-Modes zur Auswahl.
Über den RF1 & RF2-Mode habe ich schon einiges in meinem G30-Workshop geschrieben.
Über den Einbau eines Senders in meine E-Geige und das Relay G30 generell könnt ihr hier etwas lesen.
Ich ließ das Modeling erstmal auf "L6" stehen, stellte Kanal 4 ein und war somit in Sekunden bereit für den ersten Test.

Der erste Test


Ich schloß einen meiner G30-Empfänger an Kanal 2 meines Marshall AS50D-Akustikverstärkers in meinem kleinen Studio an und hatte ein rauschfreies Signal und einen schönen, klaren Klang, ähnlich zu dem meines Audio Technica AT2010 (siehe Review).
Beim Durchschalten der verschiedenen Modelings änderte sich der Klang deutlich, ich ließ ihn aber am Ende erstmal auf "L6" stehen, da mir der Klang gut gefiel!
Die Griffgeräusch waren etwas deutlicher als bei meinem AT2010, aber in einem durchaus "normalen und üblichen Bereich".
Der Popschutz war ordentlich und ebenfalls "normal".
Es liegt gut in der Hand und ist mit 374g auch nicht zu schwer:


Der erste Praxistest auf der Bühne als Gesangsmikro


Da ich bereits am nächsten Morgen im Gottesdienst in unserer Gemeinde den nächsten Auftritt hatte, entschied ich mich durch diesen positiven Test dazu das Mikro gleich in der Praxis zu testen.
Ich schloß den G30-Empfänger auf der Bühne mit einer passiven DI-Box statt meinem AT2010 an, schraubte die Mikrofonklemme auf meinen Mikrofonständer, schaltete den Sender ein und war erstaunt: Der Klang war so ähnlich und vergleichbar zu meinem AT2010, dass ich nur ganz leicht den Pegel anhob, aber an der Equalizereinstellungen im Mischpult erstmal nichts änderte.
Ich war im Lobpreis dann sehr zufrieden und fühlte mich echt genauso wohl wie mit dem AT2010, somit kann ich den Praxistest nur als "echt positiv" bewerten!

Einsatz als Sprachmikro


Der nächste Einsatz war die Woche darauf in der großen Stadtkirche in Bad Wimpfen bei einer Hochzeit als Sprachmikro für die Trauung, Predigt usw. Deshalb stattete ich es zusätzlich mit einem Windscreen aus der sich auch auf all unseren Sennheiser-Sprachmikros in der Gemeinde bewährt hat.
Der Klang, die Rückkopplungsfestigkeit und die Reichweite waren super, allerdings kam unsere Stromversorgung für die gesamte PA nicht ganz ideal aus einer Steckdose an der auch Scheinwerfer mit "Billig-Dimmern" hingen. Von ihnen waren leichte Einstreuungen im Signal zu hören. Da war wohl der Standort, oder die Groundlift-Einstellung der DI-Box nicht ideal. Ich werde speziell diesen Effekt weiter beobachten :rolleyes:

Fazit


Das Line 6 TX-75 Handheld-Mikrofon ist ein gutes, vielseitiges Funkmikrofon das auch in ungewöhnlicher Kombination sehr gut funktioniert.
Mit dem original Empfänger ist die Reichweite größer, der Ausgang kompatibler und der Empfänger kann belegte und freie Kanäle, sowie die Restlaufzeit anzeigen.
Für mich reicht vorerst die Kombination mit dem G30-Empfänger mit ihren kleinen Einschränkungen aber dem unschlagbaren Preis!

Ich hoffe euch hat das Review gefallen! Ihr dürft auch gerne in meinen anderen Workshops und Reviews stöbern wenn ihr wollt.
 
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Wieder ein cooles Review von Dir, super:)

Kannte das Mikro noch nicht, brauche aber auch eines demnächst, werde mir das mal anschauen! Kekse sind unterwegs:)
 
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Darum schaute ich immer mal wieder interessehalber nach dem Line6 XD-V75 und fragte mich, wie das Mikro und die Modelings der Mikrofone wohl klingen würden?

Wir haben damals den Schritt gewagt und auf mehrere XD-V75 samt passender Handmikros gesetzt. Die XD-V55 kommen ja aus der gleichen Baureihe. Die Simulationen im Vergleich zum 55er beim 75er etwas umfangreicher, bewegen sich aber dennoch alle im 200 Euro Reverenz Bereich. Insgesamt hat das V75 0,6 ms wenger Latenz, die Verkabelung der Antennenports ist für mehrere Strecken ausgelegt und es ist updatefähig.

Obwohl das ganze System auf 2,4 GHz fährt, gab keine Probleme mit Trafo, Funkmasten, WLAN Verbindungen und mobilen Endgeräten - und davon gibts nicht nur auf der Bühne genug. ;-)

Ich bin nach wie vor begeistert und unser Tech auch. Die ziemlich ausgeklügelte Technik dieser Mikrofone nimmt unsrem Techniker derart viel Arbeit ab. Es liegt ein Bass-Cut an, etwas Höhen (je nach Kapsel-Sim. und Sänger/in). Die Dynamik ist super, das Gewicht recht ansprechend und die Bedienung übers Mikro selbst einfach.

Einen Minuspunkt gibts aber dennoch: NIEMALS - N I E M A L S - den Batterie/Akku-Wechsel von unkundigen Leuten vornehmen lassen: Die Endkappe ist aus Plastik und wenn man hier nur geringfügig zu fest zudreht, platzt das Gewinde der Kappe. Sollten die Mikrofone mal nicht auf dem Mikrofonständer laden (Ja, solche beratungsresistenten Nasenbären gibt es), unbedingt in die mitgelieferte Hülle legen oder man nutzt Antirollringe. Runterfallen überlebt das Plastik nämlich auch nicht.
 
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Sollten die Mikrofone mal nicht auf dem Mikrofonständer laden (Ja, solche beratungsresistenten Nasenbären gibt es), unbedingt in die mitgelieferte Hülle legen oder man nutzt Antirollringe. Runterfallen überlebt das Plastik nämlich auch nicht.
Ja, das Problem der wegrollenden und abstürzenden Mikros kenne ich gut.
Bei unseren drei Sennheiser-Funkmikros hat sich hier der Windscreen in doppelter Hinsicht gut bewährt:
...Deshalb stattete ich es zusätzlich mit einem Windscreen aus der sich auch auf all unseren Sennheiser-Sprachmikros in der Gemeinde bewährt hat.
Denn: Durch den Schaumstoff sind nicht nur alle Popgeräusche eliminiert, sondern auch das Wegrollen der Mikros und sie bleiben brav auf unserem Sprecherpult oder einem Stehtisch, oder ähnlichem liegen.
wenn man hier nur geringfügig zu fest zudreht, platzt das Gewinde der Kappe.
Leider kenne ich das Problem des "zu fest Zudrehens" auch von den Sennheiser-Mikros (trotz wiederholter Ermahnung) und werde also darauf achten und die Akkus immer selbst wechseln.
Danke für den Tipp!
 
D
  • Gelöscht von antipasti

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