Streben von Noten

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JulianFL94
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Hallo zusammen,


ich habe mal vor längerer Zeit gelesen, dass auch, abseits der Leittöne, ein gewisses Streben von einer Note zu einer gewissen Note besteht. Leider konnte ich durch längeres Googlen nichts finden. Könnt ihr mir dabei auf die Sprünge helfen?


Vielen Dank! :)

– Julian
 
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Hm, das "gewisse Streben" müßtest Du schon genauer ausführen, das ist sehr allgemein formuliert.
Jeder Ton kann im Kontext mit anderen Tönen wohin "streben", das hängt vom jeweiligen Kontext und der Hörerwartung des jeweiligen Hörers ab. Das kann im Einzelfall auch individuell sehr verschieden sein, Hörpsychologie ist nicht einfach.

Die Hörerwartung wird natürlich auch durch das alltägliche Hören beeinflußt.
Wir empfinden hierzulande typischerweise eine klare Strebewirkung bei einem klar ausgeführten Dominantseptakkord.
Ich weiß aber nicht, was ein klassisch gebildeter indischer Musiker dazu meint ... oder ein Volksmusiker aus Aserbaidschan.

Ich würde sagen, "musikalische Strebewirkung" ist ein relativ dünnes Eis. Möglicherweise findest Du deshalb auch wenig dazu.
 
Hm, das "gewisse Streben" müßtest Du schon genauer ausführen, das ist sehr allgemein formuliert.

Danke für deine Antwort. :)
Ich meine gelesen zu haben, dass, beispielsweise in C-Dur, F und H einem Halbton runter zu E beziehungsweise hoch zu C streben. Genauso erinnere ich mich, dass ebenfalls D zu C beziehungsweise A zu G strebt (aber deutlich schwächer, da Ganzton-Unterschied). Kann das sein?

Ich würde sagen, "musikalische Strebewirkung" ist ein relativ dünnes Eis. Möglicherweise findest Du deshalb auch wenig dazu.

Ich hatte schon mal gesucht und wurde damals fündig. Es ist also (hoffentlich) kein kompletter Mythos. :D
 
Klar gibt es "Strebewirkung", kein Mythos. Nur kann man es nicht einfach formal auflisten.

Klassisches Beispiel: Wagners Tristanmotiv. Das hört mit einem Dominantseptakkord auf. Wie oben geschrieben drängt ein solcher den Hörer meist zu einer Tonika.
An dieser Stelle bei Wagner wird der Dominantseptakkord aber sogar als Auflösung empfunden, ohne weitere Strebewirkung (zumindest bei mir). Denn darüber liegt nochmal ein weiterer Ton mit noch mehr Spannung.
Mit dem passenden Kontext bekomme ich jeden Ton dazu, irgendwohin zu streben - oder es u.U. auch nicht zu tun.

Nimm Deine oben erwähnten Töne: c f h. Das "h" kann man relativ leicht zum "a" auflösen (wird dann zu F-Dur, 2.Umkehrung)
Wiederholst Du diese zwei Akkorde, dann wird der Hörer sofort wieder dieses "a" antizipieren, und der Ton strebt nicht mehr zum "c" hoch.

Es gibt keine Strebewirkung nach Tabelle oder "Kochbuch". So würde ich es sagen.
 
s gibt keine Strebewirkung nach Tabelle oder "Kochbuch". So würde ich es sagen
... Den Satz hätte ich vor einer physikalischen Musikbetrachtung so wohl auch als vereinfachte Aussage gelten lassen. Unlängst würde hier im Forum ein sehr interessantes Werk der BSB von Helmholtz verlinkt .

Moin erstmal,

Streben, wonach streben die menschlichen Sinne? Übermäßiger Stresstest der Augen führt zum Abwenden, der Hörsinn ist ähnlich gestrickt. Etwas verständnisbringend ist das Übertragen der Töne vom Hören zum Sehen . Der Steinwurf in einen Teich, das Blopp, und die Wasserwellen , die auf der Oberfläche Fortschreiten. Werden nun zwei unterschiedlich schwere Steinwürfe beobachtet, so könnte ein erklärungsaffiner Betrachter äußern, die schnellen Wellen streben zum Überholen der langsamen. ...

Zurück zu den Wellen der Töne und den vom Musiker erzeugten Schwebungen ist wesentlich zu wissen was denn nun gewünscht ist. Sind es die Verstärkungen oder Abschwächungen, die erzielt werden sollen. Mal Obertöne , Partialtöne, Konsonanten und Dissonanzen Ton sein lassen und nur an die Lautstärke gedacht, ist auch das Argument, in Indien haben sie aber einen ganz anderen Notengebrauch, schnell angefochten.

Allein betrachtet entwickeln Töne keine Bestrebungen, erst die menschliche Wahrnehmung und Empfindung summiert das Geschehen zu einem Streben. Z.B. das Auflösen der Dissonanz in Konstanz.

CC
 
:rolleyes:

Diese automatisch erstellte Fehlerkorrektur ist doch wirklich sch.....

Was mich zur Zeit beschäftigt und weshalb ich mich hier hab eingeklingt , ist die Berücksichtigung des Genre. Bsp. Rock and Roll eher Dur und Moll, Vermindert eher Blues und Jazz. Wäre jetzt so meine These !
 
Es ist also (hoffentlich) kein kompletter Mythos.
Definitiv kein Mythos.
Aus meiner Pop/Rock/Jazz-Ecke betrachtet funktioniert diese Musik genau dank der "Strebewirkung" von Tönen und wie Du bereits bemerkt hast, entsteht diese Wirkung erst aus dem tonalen Zusammenhang.
Ich denke, dass es das Prinzip von Spannung und Entspannung ist, dem gute Musik folgt und wir brauchen beides.
Zuviel von einer Seite wird anstrengend und zuviel von der anderen Seite langweilt.
Genaue Parameter und "Belastungsgrenzen" gibt es allerdings nicht.

Ein Meisterwerk der Neuen Musik kann faszinieren, ermüden oder abschrecken - kommt ganz darauf an, wer was unter welchen Umständen hört. Das funktioniert auf der anderen Seite mit aktueller Club Music (bei mir sicherlich) genauso.
Noch ein kleines praktisches Beispiel: ein maj7 Akkord kam vor hundert Jahren in der seinerzeit üppig blühenden Popularmusik noch nicht vor, er wurde als zu dissonant empfunden.

Was mich zur Zeit beschäftigt und weshalb ich mich hier hab eingeklingt, ist die Berücksichtigung des Genre. Bsp. Rock and Roll eher Dur und Moll, Vermindert eher Blues und Jazz. Wäre jetzt so meine These !
Natürlich gibt es Unterschiede, Jazz und gelegentlich Popmusik setzen gerne auf erweiterte Akkorde (Options & Tensions).
Rockmusik benutzt mit Vorliebe Dreiklänge, gerne auch um die Terz zum Powerchord verkürzt. Blues hat seine eigene Harmonik, die andere Stile der Popularmusik beeinflusst hat und umgekehrt von diesen beeinflusst wurde.

Und was genau besagt deine These? Dur, Moll oder verminderte Akkorde werden bevorzugt in bestimmten Stilen verwendet?
Ist klar: Moll6 Akkorde plus gelgentlich ein Verminderter und fertig ist der Gypsy Jazz. :D
M.E. kommen Dur, Moll und wo benötigt verminderte Akkorde in allen musikalischen Stilen vor, da sie als Stufenakkorde aus unserer Stammtonreihe ableitbar sind und damit das Material für die Harmonisierung von Melodien liefern.
Die Beschränkung auf nur einen, zwei oder drei Akkorden für ein ganzes Stück ist aber möglich und bei 3 Akkorden auch naheliegend.
Beispiele: Chain of Fools, Lily the Pink, Louie Louie...

Gruß Claus
 
Und was genau besagt deine These? Dur, Moll oder verminderte Akkorde werden bevorzugt in bestimmten Stilen verwendet?
Ist klar: Moll6 Akkorde plus gelgentlich ein Verminderter und fertig ist der Gypsy Jazz. :D
:D

Jooah, Ausnahmen sind mir bekannt . Gypsy Jazz ? Als aktiver Tongestalter bin ich dem bislang "fern" geblieben. m6 j7 9# 11 13 nutze ich für jazzig angehauchtes. These, oder Leitsatz, evtl. auch nur Orientierungshilfe; eben etwas, mit dem ich beschreibe, warum ich , wenn es darum ginge , zu bestimmten Töne tendiere.
 
Warum Du zu bestimmten Tönen tendierst, lässt sich nur an konkreten Beispielen ergründen.

Dazu benötigt man einen ausnotierten oder aufgenommenen Abschnitt plus Beschreibung, um welche Töne (oder Stelle) es für dich geht.

Was bringt dich denn auf den Gedanken, den verminderten Akkord dem Blues oder Jazz zuzuschreiben?
Hier hört man ihn prominent bei Bach: youtube.com/watch?v=eujpw5VUuB0
In der Grundform des Blues und kommt er dagegen nicht vor, sondern erst im sog. Jazz-Blues (Takt 6), also ab Dixie.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jazzblues

Was ist denn ein "aktiver Tongestalter", den Begriff habe ich noch nie gehört.

Gruß Claus
 
Dürft ich drum bitten, zum Thema zurückzukommen ?

Im Eingangspost ging es um die Frage, inwieweit einzelne Töne (im Akkordkontext) zu anderen Tönen hinstreben.
Und das eher personenunabhängig.

Jetzt geht es hier eher um die Frage, wie ein einzelner Spieler zu bestimmten Tönen tendiert.
Das ist meines Erachtens etwas anderes. Und es liegt auch nicht an der Rechtschreibkorrektur ...

Eigener Thread ?
 
Ein Mythos erhält doch durch mehrere Stimmen eine Bühne. Der Kontext ist relevant! Ist es denn ein so grosser Unterschied zwischen Töne streben und Erwartungen lenken ?
Bin ich mit Begriffen wie Metapher und Xenographie zu fahrlässig?
Töne sind doch nichts Materielles. Im Gegensatz zu Molekülketten sind keine Van de Vaals Kräfte messbar. Gibt es ein Aquivalent zur Halbwertzeit? Ebbt denn diese Strebewirkung auch von allein ab?
Auf die weiteren Fragen werde hier nicht eingehen , nicht weil mir die Worte fehlen, sondern weil es offensichtlich die falschen Worte sind.
JulianFl94 , theoretisch wirst du keine 100 prozentige Erklärung bekommen, du müsstest praktisch deine Ideen testen.
 
Bin ich mit Begriffen wie Metapher und Xenographie zu fahrlässig?

Deutlich zu fahrlässig, guter Freund !
Und zu fahrig in der Ausführung. "Mythos", "Xenographie", "Van der Vaals-Kräfte" und "Halbwertszeit" in einem kurzen Post über musikalische Strebewirkung ... Mann, Mann. Komm runter, würde ich sagen. :opa:

Freitag abend, nimm Dir ein Bier :prost:
 
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ich habe mal vor längerer Zeit gelesen, dass auch, abseits der Leittöne, ein gewisses Streben von einer Note zu einer gewissen Note besteht.
Innerhalb von Akkorden versucht immer der höhere Partialton sich in den darunterliegenden niedrigeren aufzulösen.
Also die None (kleine/große) hat Tendenz sich in die Oktave aufzulösen. (9->1)
Die Undezime in die Dezime (11->3)
und die Tredezime (kleine/große) in die Quinte. (13-> 5)

Darüberhinaus gibt es noch Auflösungstendenzen innerhalb von Akkordfortschreitungen/Kadenzen in der funktionalen Musik.
Dabei haben bestimmte Akkordfolgen Auflösungstendenzen.
Z.B.
Subdominante -> Tonika
Dominante -> Tonika
Subdominante -> Dominante

Das gilt auch bei Kadenzen mit deren Stellvertretern.

Weiterhin gelten die nach Auflösungstendenzen ausgerichteten Stimmführungsregeln der einzelnen Stimmen zwischen den Akkorden.
 
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Ein einzelner ton strebt nirgendwo hin, sondern ruht in sich selbst.
Erst bei intervallen gibt es spannungsverhältnisse, melodisch wie harmonisch, wobei die halbtöne eine entscheidende rolle spielen. . .
 
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