Identifizierung und Infos einer Mundharmonika

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Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, dass ihr mir mit eurer geballten Ladung Wissen helfen könnt. :)

Ich bin unverhofft an eine Mundharmonika gekommen. Fotos des Instrumentes hänge ich an.
Da ich so rein gar nichts damit zu tun habe, geht mein Wissen gegen 0.
Ich habe versucht, die Mundharmonika zu "identifizieren" und bin dabei im Netz zumindest auf die Infos gestoßen, dass es sich wohl um eine Begleit- bzw. Akkord-Mundharmonika der Firma Vermona aus Klingenthal, hergestellt in der ehem. DDR, handelt. Bitte korrigiert mich, falls ich an irgendeiner Stelle falsch liege.

Wie alt genau diese sein könnte/muss, weiß ich natürlich nicht.
Auch der mögliche Wert würde mich interessieren, da ich bisher nur vereinzelte Anzeigen im Netz gefunden habe, die sich im Bereich von 99 € bis 200 € bewegten.

Über eure Hilfe wäre ich sehr dankbar! :great:

Gruß
Marcus

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Hi Marcus
Akkordmundharmonika ist richtig. Den Einsatz muss man sich so vorstellen, dass man damit ähnlich der Gitarren-, Akkordeon- oder keyboardbegleitung die über einer Melodie angezeigten Akkorde spielt. Wenn ich die Fotos richtig interpretiere, stehen Dir 12 Dur und 12 Moll-Akkorde zur Verfügung. Leider sind nicht alle Akkordbezeichnungen zu erkennen. Ich vermute aber mal, dass auf beiden Seiten steht // Ges / Des / As / Es / B / F / C / G / D / A / E / H // Somit folgt die Anordnung der Akkorde dem Quintenzirkel. Zur Begleitung einer einfachen Melodie können 3 nebeneinander angeordnete Akkorde ausreichen. z.B. IV F / I C / V G Das bedeutet, dass der jeweils mittlere Akkord einer Dreiergruppe die I Tonika ist, neben der links die IV Subdominante und rechts die V Dominante zu finden ist. Die passenden Moll-Akkorde findet man links von der Dur-Akkordgruppe. Sie werden als Tonika-Parallele, Subdominant-Parallele und Dominantparallele genutzt. Die Akkorde werden mit Rhythmuspattern angespielt.
Beim Anblick der Zungen habe ich mich gefragt, inwieweit das Instrument noch spielbar ist. Ich kann mich täuschen, aber einige Zungen sehen verbogen und damit unspielbar aus. Da ich kein Antiquitätensammler bin, würde ich für so etwas keinen Cent ausgeben. Es sei denn, es besteht die Chance, die Zungen auszutauschen. Aber 24x8 Zungen kaufen, kostet ja auch was. Da muss man sich ausrechnen, ob sich das lohnt.


Nachtrag:
Ich habe noch einmal über den Fotos gegrübelt und mich gefragt, ob das wirklich Zungen sind, die da teilweise so verdreht aussehen. Nachdem ich die Fotos in großerem Format ansehen konnte, denke ich eher, das sind Ventile. Das erscheint mir inzwischen sehr viel wahrscheinlicher!
 
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Hier wird vorgeführt, dass an jeder Position zwei verschiedene Akkorde zur Verfügung stehen.


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Das, was da so "verdreht" aussieht, sind imho die "Klappen", die die Kanzellen der anderen Seite bei entsprechendem Zug verschliessen.
Die sichtbaren Zungen der einen Seite sind immer dazwischen zu sehen.
 
Vielen Dank euch beiden! :) :great:

Die Frage für mich ist jetzt, inwiefern ich herausfinden kann, ob das Instrument bespielbar ist oder es einer "Überarbeitung" bedarf. Helfen an dieser Stelle noch weitere Fotos aus anderen Winkeln?

Da ich selbst auch kein Interesse habe, das Instrument zu erlernen, geht für mich der Weg in Richtung eines Verkaufs. Aus diesem Grund ist für mich natürlich der Wert auch von Interesse. :redface:

Habt ihr zufällig Tipps, ob es (bekannte) Sammler etc. für diese Instrumente gibt, an die ich mich wenden könnte?
Ihr merkt, dass ich völlig unbewandert bin, was Mundharmonikas angeht. :rolleyes:

Ich bin auf jeden Fall dankbar für jeden Tipp!

Gruß
Marcus
 
die "Klappen", die die Kanzellen der anderen Seite bei entsprechendem Zug verschliessen.
Genau das meine ich mit "Ventile" :great:
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Habt ihr zufällig Tipps, ob es (bekannte) Sammler etc. für diese Instrumente gibt, an die ich mich wenden könnte?
Vielleicht kommt hier per Zufall jemand vorbei. Du kannst ja hier im Board eine Verkaufsanzeige posten. Dafür gibt es einen separaten Bereich.

Was mich betrifft, find ich so ein Teil sehr interessant. Nur so wie die Ventile hoch stehen, müssen die überarbeitet werden. In meinen ventilierten Harps liegen die alle schön flach. Da ich mit Ventiletausch keine praktische Erfahrung habe, müsste ich mir jemanden suchen = zusätzliches Geld rein stecken ... und dann hoffen, dass die Zungen noch gut sind. Messingzungen werden mit der Zeit weich und schwach, wenn sie viel gespielt werden. Ich habe so ein altes Schätzchen, dass ich nur ganz sachte spiele, weil ich spüren kann, wie weich die alten Zungen sind.

Die anderen Harpspieler gucken sicherlich auch mal hier vorbei. Der ein oder andere hat vielleicht ein Händchen für so etwas ...
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Mal zum Vergleich die Beschreibung einer neuen Hohner 48 Akkord-MuHa
https://www.hohner.de/de/instrumente/mundharmonika/orchestra/chord-48
 
Also: die genannten 'Klappen' sind Ventile aus dünnem Leder. Modernere Instrumente mit Ventilen haben solche aus Kunststoff, deshalb vermute ich jetzt mal, dass Deine Mundharmonika aus der Vorkriegszeit oder jedenfalls nicht von viel später stammt.

Solche Ventile tauscht man nicht gegen Kunstoff, sondern entfernt sie sorgfältig, rollt sie zwischen den Fingern bis sie wieder geschmeidig sind und klebt sie wieder mit eingedicktem Schellack auf (Büchse für einige Wochen offen stehen lassen bis der Inhalt wie Honig ist). Dann sind sie wieder für einige Jahre gut. Es gibt dazu einen Youtube-Film in englisch:



Auch falls du den Text nicht verstehen solltest, der Film zeigt eigentlich alles gut genug.

Dein Instrument sieht ansonsten ziemlich neuwertig aus. Ein Sammler würde vielleicht 100 Euro zahlen, egal ob die Ventile restauriert sind, ein aktiver Spieler vielleicht auch ein Mehrfaches davon, aber nur für ein perfekt spielbares Instrument.

Allerdings sind beide möglichen Kategorien von Käufern sehr dünn gesät, wenn du wirklich verkaufen willst, dann musst Du weltweit anbieten.
 
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Also: die genannten 'Klappen' sind Ventile aus dünnem Leder. Modernere Instrumente mit Ventilen haben solche aus Kunststoff, deshalb vermute ich jetzt mal, dass Deine Mundharmonika aus der Vorkriegszeit oder jedenfalls nicht von viel später stammt.

Solche Ventile tauscht man nicht gegen Kunstoff, sondern entfernt sie sorgfältig, rollt sie zwischen den Fingern bis sie wieder geschmeidig sind und klebt sie wieder mit eingedicktem Schellack auf...

Hallo daenou,

vielen Dank für deine Ausführungen. Ich habe die Mundharmonika eben mal ausgepackt und mit einem kleinen Stäbchen die Ventile "untersucht".
Zu meiner Überraschung sind alle Lederventile sehr geschmeidig und nicht ansatzweise steif oder rissig. Sie scheinen sich zu meiner Freude in einem (sehr) guten Zustand zu befinden. :)

Gruß
Marcus

-------------

edit:
Zum Thema "Alter der Mundharmonika":
Laut Koffer ist die Mundharmonika ein Produkt von Vermona, eine Marke, die aus dem VEB Klingenthaler Harmonikawerke hervorging.

oben verlinkter Wikipedia-Eintrag schrieb:
1964 erfolgte die Eingliederung des VEB Vermona in die Klingenthaler Harmonikawerke.

Die Mundharmonika kann also maximal von 1964 sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Marcus,
sehe dein Posting erst jetzt, sonst hätte ich schon früher dazu etwas geschrieben.

Diese Akkord Mundharmonika der Fa. Vermona ist vergleichbar mit den älteren Akkord Muha Modellen von Hohner (Chord 48).

Da hast du schon etwas Besonderes.
Bis auf wenige Ausnahmen nahezu alle nötigen Akkorde, vier Stimmig wobei jeder Ton in Oktav-Stimmung ist, also tönt jeder Akkord mit acht Stimmen.
Insgesamt hat das Teil 384 Stimmen. Falls eine General Überholung nötig ist wird das nicht gerade günstig!

Meine beiden Hohner Akkord Muha´s hat mir ein Herr Hans Hohner (ehemaliger Hohner Mitarbeiter) gestimmt- und Ventile neu belegt.
Ob er auch Vermona Modelle macht weiß ich nicht. Aber soweit mir bekannt gibt es noch ehemalige Mitarbeiter der Fa. Seydel, da müsste man mal telefonisch nachfragen. Als Ansprechpartner dort kann ich Florian Stark empfehlen.

Zu den Akkorden:
Wie hier schon beschrieben gibt es 12 Akkordstufen im Quintenzirkel angeordnet.
Gb – Db – Ab – Eb – Bb – F – C – G – D – A – E – H

In der oberen „Etage“ sind die X-dur Akkorde (Blasen) & die X-7 Akkorde (Ziehen)

In der unteren „Etage“ sind die X-moll Akkorde (Blasen) & die X-verminderte Akkorde (Ziehen)
Ich habe mir eine Tontabelle erstellt, mit allen Einzeltönen sowie auch alle möglichen Akkorden.

Die Anordnung der verminderten Akkorde ist etwas gewöhnungsbedürftig!
Z.B. Der C- Akkord, untere „Etage“ Ziehen = G+ (aug)
Den C-+ (aug) Akkord (C-E-Ab), finde ich unter „E“ untere „Etage“ Ziehen
Den C-° (dim) Akkord (C-Eb-F#) finde ich unter „F“ und unter „H“

Es sind auch vereinzelte X-6 und X-moll6 Akkorde möglich.
All das wird in meiner Ton- Akkordbelegungstabelle deutlich.

M-Ton-Akkord-Tabelle.jpg

Falls es noch Fragen gibt, einfach fragen….
 
Hi Mecky,
ich lese hier gerne und interessiert mit... und ...

Aber soweit mir bekannt gibt es noch ehemalige Mitarbeiter der Fa. Seydel

... nur das keine Missverständnisse aufkommen:

Die Fa. Seydel erfreut sich bester Gesundheit. Nette Leute. Und man kann dort gerne anrufen!
Wenn es keiner aus der Produktion selber machen wird... Man kennt sicher jemanden, der jemanden kennt ;-)...
und wenn Du am Ende beim Forenmitglied Ippenstein rauskommst. 200 Meter die Straße vom Werk runter...

Einen Blick ins Werk findest Du in meiner Signatur.
Ansonsten:

https://www.seydel1847.de/epages/Seydel1847.sf/?ObjectPath=/Shops/Seydel

Viel Spaß mit dem Instrument!

Micha
 
Hallo Micha,
sehr guter- und interessanter Bericht über die Fa. Seydel!

Ich selbst habe mit der Fa. Seydel, genauer gesagt mit Florian Stark sehr gute Erfahrungen gemacht.
Außer Seydel-Muha´s habe ich auch zwei Raritäten von Vermona (Bassmundharmonika)

PS:
Ich schrieb das mit den ehemaligen Mitarbeitern deshalb, weil mir der Florian seinerzeit mitteilte, dass für die älteren Vermona-Modelle, bei Seydel so gut wie keine Werkzeuge & Maschinen zur Verfügung stehen.
 
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