Wie wird man Ton- und System-Techniker?

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stemax_01
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Hi!

Mich würde mal interessieren, welche Fähigkeiten man für die Beschallung von großen Veranstaltungen benötigt?

Mich interessieren dazu vor allem folgende Bereiche:

  • PA je nach Ort aussuchen und dimensionieren (vor allem große Line Array Setups mit Sidehangs, Infills, Delayline usw.)
  • PA Aufstellung und ggf. Flugpunkte berechnen/kalkulieren (Anordnung, Aufteilung, allgemeine Raumakustik und spezifisch mit Software der PA-Hersteller oder EASE Focus z.B.)
  • PA Einmessen und konfigurieren (Messmikro, EQ, DSP etc.)
  • Audio-Infrastruktur planen und konfigurieren (Netzwerktechnik, Leitungen, Mischpulte, Stagebox, DSP, Amps etc.)
  • Audio-Netzwerktechnik für live, Streaming, Server, Festinstallationen, ELA usw.
  • Funkmikros, Frequenzplanung etc. (auch z.B. Auto-Kino während Corona: Audio-Übertragung UKW Sender)
  • Stromversorgung
Wie erlernt man solche Fähigkeiten und vor allem: wie übt man das? (Man kann sich ja nicht mal eben ein Line Array zum Testen nach Hause nehmen...)
Kann jeder einfach so einen Systemschein, z.B. von l-acoustics machen?
Wie sinnvoll ist das, was sind eure Erfahrungen?
Werden Ingenieur-Fähigkeiten gebraucht (z.B. Studium Medientechnik)?
Wie lange dauert es, bis man sich in der Branche etabliert hat?
Wer sind wirklich richtig gute Leute, von denen man Lernen könnte (auch international)?

Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr mich dazu etwas aufklären könntet!

Vielen lieben Dank im Voraus und bleibt Gesund! :)
 
Eigenschaft
 
Kann jeder einfach so einen Systemschein, z.B. von l-acoustics machen?
Zu L'Acoustics kann ich nichts sagen, aber schau dir doch mal die Möglichkeiten hier an:
https://www.dbaudio.com/global/de/training/trainingskalender/
Daran darf definitiv jeder mit Interesse teilnehmen. Sobald es wieder möglich ist, werden auch sicher wieder Workshops und Seminare vor Ort angeboten und nicht nur online.
Werden Ingenieur-Fähigkeiten gebraucht (z.B. Studium Medientechnik)?
Vieles lässt sich mit einem guten Unterbau in Sachen Mathematik, Physik und Signaltheorie besser und schneller verstehen. Wie tief man aber in die Materie für die praktische Anwendung tatsächlich vordringen muss, ist Ansichtssache. Einen FFT-Analyzer kann man auch benutzen, wenn man ihn nicht selbst programmieren könnte. Für die Intepretation der Ergebnisse ist aber ein grundlegendes Verständnis der Signalverarbeitung dahinter nicht verkehrt.
 
Ich stelle immer wieder fest, dass man in dem Bereich alles und jeden trifft....
Ich gebe zu, ich bin nicht in GANZ großem Rahmen unterwegs. Bei mir ist so ab 4000pax üblicherweise Schluss....

In diesem Metier treffe ich:
gelernte Veranstaltungstechniker
gelernte (Betriebs-)Elektroniker für XYZ
studierte Medientechniker
studierte Toningenieure
studierte Informatiker
studierte Musiker
studierte Mediendesigner
und vor allem auch: Leute ohne jede Ausbildungs in dem Bereich...

Ich persönlich bin studierter Nachrichtentechniker, (mit gewisser Scham) studierter Tonmann und mit noch größerer Scham Berufsschullehrer :D...

Es gibt immer mal Bereiche, die vor allem juristisch heikel sind (immer irgendwas mit Sicherheit... sei es bei Strom, bei der Baustatik oder ähnlichem) Um hier "safe" zu sein, bieten sich gewisse "Scheine" an... aber sonst:

Gute Leute gibts definitiv genügend unter den ungelernten... insofern sehe ich das nicht als NOTWENDIGKEIT....
 
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ich würde es mal so beschreiben. man braucht:

- talent und leidenschaft
- das nie enden wollende interesse sich fortlaufend weiter zu bilden
- einen mentor
- eine gewisse musikalität

wenn all das gegeben ist, wird der weg sich aufzeigen.
eine ausbildung in dem bereich ist nicht schlecht, aber ich finde alle anderen aspekte sind wichtiger.
 
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und vor allem auch: Leute ohne jede Ausbildungs in dem Bereich...

Seien wir mal ehrlich: Die ganze Eventbranche in der jetzigen Form (bzw. eher vor drei Monaten - jetzt ja leider stark gebeutelt durch die nationale und internationale Situation :( ) ist ja noch vergleichweise "jung".

Vor 20 Jahren hat die Firma, in der ich im "real life" im Bereich Versammlungsstättenbau arbeite, neben Discothekenbau (ebenfalls schon lange überhaupt kein Thema mehr) noch alle möglichen Fernsehstudios im Münchner Speckgürtel beliefert und teils auch Live-Shows mit betreut, weil wir da einige "bahnbrechende" Erfindungen im Beleuchtungsbereich hatten, die sonst damals niemand in dieser Form umsetzen konnte. Da lacht man heute drüber mit dem Möglichkeiten, die die LED-Beleuchtung bietet und den Tonnen an Material, die jede größere Verleihfirma rumstehen hat.
Früher gab es das aber eben alles noch nicht, auch diese Firmen nicht, die sich auf "Entertainment" spezialisiert hatten. Auch Movinglights und die grandMA waren in den frühen 2000ern der Durchbruch schlechthin. Nicht umsonst ist heute MA Weltmarktführer.

Und selbiges gilt auch für die damit verknüpften Berufe. Die "Fachkraft für Veranstaltungstechnik" ist vergleichsweise neu, ebenso Medientechnik-Studiengänge.

Wenn du dich mal mit "alteingesessenen" aus der Branche unterhältst, sind das i.d.R. Leute, die entweder über die Elektrotechnik quereingestiegen sind (z.B. ehemalige Hauselektriker im Theater, die dann intern gewechselt sind) oder halt in selbigem Theater mal zu Studienzeiten als Nebenjob als Bühnenarbeiter angeheuert haben, ihre Leidenschaft da drin entdeckt haben, sich hochgearbeitet haben und evtl. da "intern" noch irgendwelche Scheine gemacht haben, die eine gewisse Erfahrung bestätigen. Quasi "Meister ehrenhalber". Auch das wurde "anno dazumal" alles weniger eng gesehen als heute. Oder eben die Leute, die irgendwann bei einer aufstrebenden Band "zufällig" hinterm Pult standen und sich mit selbiger dann einfach irgendwann etabliert haben. AFAIK war das ja mit Dave Rat und RHCP genauso...

In der Branche läuft einfach extrem viel über Connections. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort (besser: "auf der richtigen VA") sein, die richtigen Leute treffen, für die mal einen Job machen und eben vor allem ein Händchen für das ganze haben. So lief das eigentlich bei fast allen aus der Branche, die ich so kenne.

Eine Ausbildung in einer renommierten Firma ist sicher eine gute Einstiegsmöglichkeit, wenn man ansosten quasi noch überhaupt keine Berührpunkte damit hatte, aber eben nur die halbe Miete.

Mich hat, egal in welchem Zusammenhang, noch nie ein potentieller Auftraggeber im Sinne eines "Auswahlkriteriums" danach gefragt, welche Qualifikationen ich denn nun im Detail mitbringe. Wenn, dann kam eher hinterher die interessierte Frage (weil das Ergebnis eben überzeugt hat), ob ich das eigentlich mal "gelernt habe". Die finde ich ja immer recht witzig - wenn ich etwas in einer Form ausübe, in der es funktioniert, muss ich das ja ganz offensichtlich mal "gelernt" haben, im Sinne von "diese Fähigkeit aneignen". ;) Oft wird aber damit eben eine klassische Berufsausbildung assoziiert, sprich, da steht einer vorne und will mir die Welt erklären. Und das muss nicht immer gut sein. Material schnappen und try & error im stillen Kämmerlein und dann halt irgendwann auf immer größeren "Bühnen" heißt da die Devise, nur so lernt man, was für einen persönlich der zielführendste Weg ist. :great:

Natürlich muss es nicht ein "Line Array" sein - aber auch ein analoger Kleinmixer bzw. tabletgesteuerter Digitalmixer plus zwei Studiomonitore und ein paar Mikros, DIs, Zuspieler,... liefern schon mal ganz gute Ideen dazu, wie symmetrische/unsymmetrische Übertragungsverfahren funktionieren, was eine sinnvolle Gainstruktur ist usw.
Wie gesagt: Hands on...
 
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?
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ich würde es mal so beschreiben. man braucht:

- talent und leidenschaft
- das nie enden wollende interesse sich fortlaufend weiter zu bilden
- einen mentor
- eine gewisse musikalität

wenn all das gegeben ist, wird der weg sich aufzeigen.
eine ausbildung in dem bereich ist nicht schlecht, aber ich finde alle anderen aspekte sind wichtiger.

Das würde ich so unterschreiben...
 
Mich irritierte schlicht deine Scham. Warum?
 
Weil der Toningenieur von der "SAE" ist :D und das nun wirklich nichts ist, auf das man stolz sein sollte :D...und bevor ich Post von Anwälten bekomme: Das war eine subjektive Einschätzung!

Und naja... Lehrer halt :D... Das wär aber eher scherzhaft gemeint und nimmt den "Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei"-Leuten den Wind aus den Segeln... ;)

Außerdem war das "Lehramtsseiteneinstiegsstudium" für mich fast so albern, schlecht und überflüssig wie das an der SAE... :D
 
Lehrer haben morgens recht und nachmittags frei
Hmm... meine Schulzeit ist schon länger vorbei. Hat sich daran denn etwas geändert? Die meisten Lehrer die ich so kenne, meinen übrigens, auch nachmittags recht zu haben.
 
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mindestens dann, wenn sie Klassenarbeiten korrigieren.

ansonsten nehme ich die Version von ‚monithor‘ :)
 
Zuletzt bearbeitet:
mit "th" bitte, wenns recht ist.
 
Verzeihung, sofort korrigiert;-)
 
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Hmm... meine Schulzeit ist schon länger vorbei. Hat sich daran denn etwas geändert? Die meisten Lehrer die ich so kenne, meinen übrigens, auch nachmittags recht zu haben.
Ja! Also eigentlich immer.... und ausschließlich...

und außerdem habe ich seit Coronashutdown frei, tue gar nichts, hab eigentlich immer nur Ferien und verdiene viel zu viel Geld....

so wie alle Lehrer eben....

... und überhaupt zahlen ja Beamte im allgemeinen ehhh keine steuern und sitzen nur auf ihren fetten Ärschen... Grob so, oder? ;)
 
Die zwei wichtigsten Gründe, Lehrer zu sein, hast du vergessen: Juli und August:evil:
 
hab ich doch: Mit "quasi immer Ferien".... womit wir wieder beim "Recht haben" sind...
 
Um mal wieder etwas "back to topic" zu kommen, möchte ich nochmal auf den anderen Teil der Frage eingehen. Das alles war ja jetzt eher allgemein auf die Audio- bzw. VA-Branche bezogen, dir ging es ja auch um Systemerjobs und da spezielle, herstellerspezifische Sachen.

Kann jeder einfach so einen Systemschein, z.B. von l-acoustics machen?

Grundsätzlich mal: Ja. Sowohl die Hersteller selbst, als auch die diversen Distributoren bieten natürlich entsprechende Schulungen "Level 1 - Level X" an, je nachdem, was und in welchem Umfang man eben vor hat. Kostet aber natürlich entsprechende €€€. Wer die mitbringt, kann selbstverständlich teilnehmen, egal mit welchem "Background". Klar ist aber auch, dass das vom Inhalt her dann nichts für den "absolute beginner" ist, der gestern das erste mal rausgefunden hat, dass man einen Speakonstecker verriegeln muss, damit ein Signal aus der Box kommt. ;) Ein solides Wissen über Beschallungstechnik bzgl. Aufbau, Betrieb und Tuning größerer PA-Anlagen inkl. aller dort vorkommenden Begrifflichkeiten wird da selbstverständlich vorausgesetzt.

Speziell im Fall L'Acoustics bieten sich natürlich Schulungen bei einem der hiesigen Distributoren an (wo dann aber u.U. je nach Themengebiet schon auch jemand vom herstellereigenen deutschen Application Support dabei sein kann), weil der Hauptsitz in Marcoussis in Frankreich ist, das ist jetzt für so ne Tages-Schulung von nem Kleinverleiher natürlich nicht unbedingt um die Ecke. Da trifft man eher die "Großanwender", Distributoren und Installationspartner an, die dann dieses KnowHow intern auch wieder weitergeben müssen und ggfs. auf Events oder bei Installationen eigenständigen Support leisten müssen (Subsidiaritätsprinzip quasi).


Wie sinnvoll ist das, was sind eure Erfahrungen?

Mei, wie soll ich das jetzt sagen? Es ist halt wie so oft: Wenn du das fragen musst - eher nicht sinnvoll. :eek::D;)

Die Frage ist, was du dir von einem solchen "Schein" erwartest. Du kannst jetzt bei einer von den Verleihbuden, die Eurovision & Co. machen an die Tür klopfen und sagen: "Hier bin ich, und ich habe einen L'Acoustics Systemerschein."
Dann sagt dein Gegenüber: "Das freut mich!", nickt zustimmend und macht die Tür dann auch schon wieder zu.

Will sagen: Umgekehrt wird ein Schuh draus. Nur mit dem vorlegen irgendwelcher Zertifikate, wenn in anderen Bereichen evtl. noch Basics fehlen - und dazu zählen viele deiner aufgezählten Punkte, ausgenommen vielleicht Winkelung etc. (das macht i.d.R. die Herstellersoftware) und UKW-FM-Sender (das ist wirklich nix alltägliches, da sind die Funkamateure deutlich sattelfester bzgl. der geltenden Regularien als die VAler) - bringst du den Fuß nicht in die Tür.

Deswegen musste ich auch über den Satz "Ich kann ja nicht ein Line-Array mit nach Hause nehmen" schmunzeln, denn das impliziert, dass du dir das ganze irgendwie immer noch im Kontext "Hobby" zurechtdenkst.

Natürlich bauen die das nicht im Garten auf - aber selbstverständlich im Lager oder Showroom der Firma, bei der sie ihre Brötchen verdienen. Und da kann man sich dann natürlich beliebig intensiv mit dem System beschäftigen, ohne Angst haben zu müssen "Um 19 Uhr ist Publikumseinlass, bis dahin muss das "irgendwie" laufen...".


Solche herstellerspezifischen Schulungen sind z.B. grade für Rentalfirmen mit vielen Freelancern relevant, weil der Personaldisponent eben sieht: "Dieser Job setzt aufgrund der Komplexität einen Systemer mit Level 2-Schein voraus, Techniker XY hat den, passt, den schicken wir da hin."

_Da_ bringt dir das etwas. Für den Klein(st)verleiher ist das jetzt mal etwas überspitzt gesagt eher was zum Angeben am Stammtisch. Ein Systemtechnik-Seminar kann ich grundsätzlich schon jedem ans Herz legen, würde aber dann eher eines empfehlen, das die technischen und physikalischen Grundlagen vermittelt sowie den Umgang mit einem der Branchenstandards hinsichtlich Messssetups und weniger die herstellerspezifischen Aspekte. Nützt ja nix, wenn dir einer zwei Tage lang die L'Acoustics-Tools für Rigging und Ampkonfiguration erklärt und du arbeitest aber dann die nächsten 12 Monate mit d&b, RCF und Seeburg.
 
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und außerdem habe ich seit Coronashutdown frei, tue gar nichts, hab eigentlich immer nur Ferien und verdiene viel zu viel Geld....

so wie alle Lehrer eben....

... und überhaupt zahlen ja Beamte im allgemeinen ehhh keine steuern und sitzen nur auf ihren fetten Ärschen... Grob so, oder?

machste nix
 
Schön, dass da Einigkeit besteht...

Ich wundere mich nur immer über den krassen Lehrermangel in diesem Land, wo doch das der entspannteste Job der Welt mit immenser Bezahlung zu sein scheint...

Aber jetzt genug des OTs
 
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