[Buch] - Improve Your Groove

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Angeregt von Xytras Review von "Bach for Electric Bass" dachte ich mir, dass ich auch mal ein Review über ein Lehrbuch, das ich mir gekauft habe, hier einstellen werde.

Die Fakten:
Autor: Patrick Pfeiffer
Titel: Improve Your Groove: The Ultimate Guide For Bass
Verlag: Hal Leonard
Sprache: Englisch (und auch nur in englischer Sprache erhältlich)
Preis: ca. 15€
Link: Improve Your Groove bei amazon.de

Die Vorgeschichte:
Zunächst ein kurzer Abriss meines bisherigen Werdegangs: Mit dem Bass begann ich im August 2005 und zwar von Anfang an mit einem Lehrer. Im Februar 2007 folgte der Eintritt in eine feste Band, im Mai der erste Auftritt, mittlerweile sind es deren drei. Jedoch musste ich mittlerweile den Unterricht bei meinem Lehrer abbrechen, oder besser er. Denn der Ärmste ist Student und hat in letzter Zeit immer weniger Zeit für die Musik und es kam nicht mehr zu regelmäßigen Unterrichtsstunden, die wirklich produktiv waren. Nun beschloss ich, mich neu zu ordnen und neue Ziele abzustecken. Die Basics sitzen tief und fest und man kann mich auf die Leute los lassen. Meine unterrichtsfreie Zeit wird wohl noch bis nach den Sommerferien andauern. Dann werde ich mir einen neuen Lehrer suchen, wenn ich bis dahin weiß, wo es hingehen soll. Um die Zeit zu überbücken, werde ich versuchen so gut wie möglich autodidaktisch weiterzumachen. Da ich zwar für verlässliches und präzises Timing sowie passende Bassarbeit bisher des Öfteren gelobt wurde, ich aber weiß, dass ich an meiner Technik arbeiten sollte und meine Grooves etwas zu eintönig fand, beschloss ich, mir ein Lehrbuch zuzulegen, das mir neue Anstöße bringen sollte. "Improve Your Groove" fand ich da ziemlich passend, erstmal vom Titel her, nachdem ich in der G&B darüber gestolpert war.Ich sah mich allerdings auch nach Alternativen um, jedoch bestellte ich dann doch vor drei Wochen spontan "Improve Your Groove" bei amazon.de und es war innerhalb von zwei Tagen bei mir.
Nun habe ich schon einige Stunden darüber verbracht und möchte im Folgenden näher auf das Buch an sich eingehen.

Das Buch an sich:
Nun gut, auch hier darf man sich fragen, ob man das, was man da vor sich hat, Buch nennen kann. Vom Format erinnert es eher an ein Comicheft. Eine CD liegt ebenfalls bei.
Zunächst erfährt man, dass Patrick Pfeiffer ein durchaus nicht unprominenter Musiker ist. Er ist Studiomusiker und Basslehrer. Des Weiteren gibt er Clinics für Rhythmusgruppenarbeit. Seine prominentesten ehemaligen "Schüler" dürften Adam Clayton von U2 und Alec Such von Bon Jovi sein. Nach ein paar dankenden Worten führt Pfeiffer in sein Werk ein. Dazu möchte ich nun auch einige Worte verlieren. Dieses Buch legt keinen Wert darauf, einen zum größten Skalenshredderer der Welt zu machen. Es geht darum ein solides Timing zu entwickeln oder zu festigen, die richtige Notenwahl zu treffen, dynamisch zu spielen und einfach das individuelle Feeling für den eigenen Groove zu finden. Das klingt soweit vernünftig und Pfeiffer geht dies recht analytisch an. Er erklärt, dass ein Groove zwei wesentliche Elemente habe: Das "Groove Skeleton" und den "Groove Apex". Das "Groove Skeleton" setzt sich aus den ersten beiden Noten des Grooves zusammen und bestimmt das Grundfeeling. Der Apex ist der markanteste Punkt, der Höhepunkt. Dies kann die höchste oder tiefste Note des Grooves sein. Zu diesen beiden Bausteinen gibt es Übungen. Diese Übungen sind Stück für Stück aufgebaut und zeigen, wie man nach und nach einen Groove ausarbeiten und aufbauen kann. Dabei erhält man Einblick in eine gewisse Systematik, die das ganze Buch durchzieht. Man erkennt, dass die Sache Hand und Fuß hat und fängt an, sich selbst auch über systematisches Arbeiten Gedanken zu machen. Nach dem hier vorgestellten Prinzip vorzugehen, kann nicht verkehrt sein.
Es gibt allerdings nicht nur Übungen zu den beiden Hauptbausteinen des Groove-Gebildes. Das Buch führt auch große Übungen zum Timing an. Leider ist die größte Timingübung mit 575 Takten nicht auf der beiligenden CD. Man muss ein Soundbeispiel aus dem Internet herunterladen. Schlecht für Leute, die kein Internet haben. Eigentlich schade, denn wenn man schon eine CD dazupackt, sollte auch alles darauf sein. Nach zahlreichen Timing-Übungen, die sich mit Rhythmuspyramiden, Betonungen und Triolen auseinandersetzen sowie den Skeleton und Apex Übungen gelangt man schließlich an etwas wirklich interessantes: Grooves der großen Bassisten. Es werden zahlreiche Grooves von zahlreichen Bassisten im Vergleich und systematisch nach ihrem "Groove Skeleton" geordnet aufgeführt. Dabei sind Basslinien von Jaco Pastorius, James Jamerson, Donald Duck Dunn, Paul McCartney, Rocco Prestia, Will Lee, Sting, Marcus Miller, Alan Caron, Tony Levin, John Patitucci, Richard Bona, dem Autor selbst und manch anderem mehr oder minder bekannten Bassisten aus Blues, Rock, Pop, Jazz und Funk. Der Einfachheit halber sind übrigens alle Beispiele in E notiert.
Notiert sind alle Übungen und Beispiele sowohl in Form von Noten als auch als Tabulatur. Ich empfehle jedoch dringend, sich spätestens beim Durcharbeiten des Buches Notenkenntnisse anzueigenen. Vor allem wenn es um präzises Timing geht ist es sehr viel einfacher, das einfach aus den Noten herauslesen zu können, als es mühsam (und möglicher Weise falsch) auszuzählen.

Fazit:
Tja, was soll man sagen? Kaufen? Nicht Kaufen?
Ich kann dieses Buch grundlegend nur empfehlen. Leute, die neue Anregungen suchen können sich diese hier hohlen. Das Buch bietet zahlreiche Ansätze und ist didaktisch gut aufgebaut. Man wird langsam an alles herangeführt. Die Zeit dafür sollte man sich schon nehmen, gerade für die Timing-Übungen. Ich weiß, das ist trocken, aber man wacht halt nicht morgens auf und spielt plötzlich wie Jaco. Dieses Buch macht einen freilich auch noch nicht dazu, jedoch bietet es wie gesagt vernünftige und vielseitige Ansätze sich mit dem Thema kreatives Grooven auseinanderzusetzen. Für Neulinge ist es meiner Meinung nach weniger geeignet, da hier grundlegende spieltechnische Fragen und eine gewisse Fingerfertigkeit schon vorrausgesetzt wird. Wer die ersten Hürden genommen hat und zum soliden Groover werden will, der sollte es sich mal überlegen, dieses Buch zuzulegen. Ob alte Hasen daraus noch was ziehen können ist die Frage, aber neue Anregungen kann man sich hier denke ich schon noch holen und das Buch kostet nicht die Welt.
Es ist jedoch von großem Vorteil Kenntnisse im Notenlesen sowie der englischen Sprache mitzubringen. Wer nicht oder kaum Noten lesen kann, der sollte sich hier dann mal hinsetzen und wer mit Englisch auf Kriegsfuß steht, der sollte es sich auch überlegen. Ich als Schüler, der die zehnte Klase eines Gymnasiums besucht, hatte keine Probleme. Gut, man sagt mir nach, ich sei sprachbegabt, aber keine Angst, das Buch ist auch nicht schwerer verstänldich als der Bass Player. Ausreichendes Schulenglisch dürfte dicke ausreichen. Wenn nicht bessert man dabei noch gleich sein Englisch ein wenig auf. Hat auch noch niemandem geschadet. ;)
Lange Rede, kurzer Sinn, für mich hat es sich schon gelohnt und ich werde noch einige Zeit über diesem Buch hängen. Es hält meiner Meinung nach, was der Titel verspricht.

Positiv:
+ gutes Preisleistungsverhältnis
+ analytischer und stückweiser Aufbau
+ übersichtliche Übungen (auch die ganz großen)
+ verständliche Erklärungen
+ vielfältige Beispiele

Negativ:
- Monster-Timing-Übung muss man im WWW (kostenfrei) herunterladen
- ausschließlich in englischer Sprache erhältlich

Also dann, ich hoffe, ich konnte denen, die auf der Suche nach einem solchen Lehrbuch sind etwas helfen. Ich freue mich sehr über Feedback jeglicher Art. Vielen Dank! =)

Gruß,
Carsten.
 
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