Hallo, MartRokX,
Nach dem Foto handelt es sich um ein kosmetisch sehr gut erhaltenes Instrument! Wichtiger für die Bespielbarkeit ist jedoch die Saitenlage. Bei meiner ersteigerten (und längst nicht so gut erhaltenen) Mandriola liegen die Saiten gerade 2 mm über dem 12. Bund, und sie lässt sich mühelos spielen. Auch mit der vollen Besaitung!
Zur Besaitung: die verschiedenen Videos, die man unter "Mandriola" bei YouTube findet, belegen die Tatsache, dass es hier verschiedene Möglichkeiten gibt. Zunächst hat man einen Satz normale Mandolinensaiten: gg, dd, aa, ee. Die dritte Saite an jeder Position kann jeweils eine Oktave tiefer gestimmt werden, oder eine Oktave höher, oder unisono. Es gibt Saitensätze sowohl mit tiefen als auch mit hohen Oktavsaiten zu kaufen.
Meine Mandriola habe ich mit tiefen Oktavsaiten bespannt: Ggg, Ddd, Aaa, Eee. Andere Stimmungen kamen nicht in Frage, weil der Steg für 2 dünne und eine dicke Saite an jeder Position ausgelegt ist. Ich möchte es aber auch nicht anders haben, denn die tiefe Oktave gibt dem kleinen Instrument einen unheimlichen "Umpf!" Man staunt, dass ein kleiner, deutscher Mandolinenkorpus (denn den hat die Mandriola genau) so tiefe Töne hervorbringen kann.
Zur Spielweise: man kann alles auf der Mandiola spielen, was man auf der (deutschen oder italienmischen) Mandoline spielen kann. Das heißt: schnelle, melodische stücke mit "rauf-runter"-Plektrumschlag, bzw. langsame melodien mit Tremolo. Oder auch gemischt.
Eine Mandolinenschule wäre also ein guter Anfang.
Ich bin wie GEH der Meinung, dass eine Mandriola für die typische Bluegrass-Spielweise eher ungeeignet wäre. Sie ist im Grunde eine deutsche Mandoline und bedient als solche das Klangideal der neapolitanischen Mandoline, sprich: klare, laute Einzeltöne mit viel Sustain, d.h. in erster Linie melodisch angelegt. Die amerikanischen Archtop-Mandolinen klingen hölziger, mit weniger Sustain, und man muss sie Akkordweise schrubben, um Ihnen neben Banjo und Gitarre Verhör zu verschafffen. Dafür klingen die Akkorde nicht so wild, wie bei den "Deutschen" oder "Italienern".
Ubrigens ersteigerte ich meine Mandriola, weil ich eine günstige aber gute Mandoline suchte. Ich wollte (wie anscheinend dein Uropa auch) einfach die Oktavsaiten weglassen. Allerdings übermannte mich die Neigier; ich bestellte einen vollen Satz Saiten - und habe anderweitig nach der neuen Mandoline gesucht!
Was die Mandriola (in tiefer Oktavstimmung) viel besser kann, als die Mandoline, ist einfach eine Melodie ohne Begleitung vorzuspielen. Dabei klingt die Mandoline sehr dünn, aber die Mandriola belegt auch die tiefen Frequenzen, die z.B. eine Gitarre sonst beitragen würde, und das Klangbild wirkt "abgerundet". Ein bisschen analog dem Bandoneon mit seiner "trockenen-Oktav"-Stimmung.
Wünsche die viel Spaß, ob mit Mandolinen- oder echter Mandriola-Besaitung!
Cheers,
Jed