Hi,
-viele Epiphone-PU´s tragen den Aufdruck "made by Gibson" oder "made in USA", das sind angeblich Gibson-PUs... Ich hatte mal eine Epiphone SG mit einem solchen PU zum Einstellen da und konnte ihn messen. Der ohmsche Widerstand war exakt der gleiche wie der meines Gibson Classic 57 in meiner Semiakustik und er klang auch entsprechend.
-...und schon sind wir im Bereich der vielen Pickup-Mythen: Pickups haben keinen Klang!!! Passive Pickups, die "zuwenig Bottom" (Bass, was auch immer) haben, gibt es nicht und kann es definitiv nicht geben, physikalisch schlicht unmöglich!
Ein passiver Pickup verstärkt tiefe Frequenzen grundsätzlich linear, dann kommt ein Bereich, der extrem stark hervorgehoben ist (das ist der Bereich rund um die sog "Resonanzfrequenz"), danach stürzt die Kurve steil ab. Auf gitarrenelektronik.de sind Bilder:
http://www.gitarrenelektronik.de/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=1&Itemid=45
D.h., wenn es dir so vorkommt, dass der PU zu wenig Bässe hat, liegt dass daran, dass der betonte Klanganteil, also die Resonanzfrequenz, auf einer eher hohen Frequenz liegt und dass diese Überhöhung eher kräftig ausgeprägt ist - untenrum fehlt nichts, die Höhen dominieren bloß, deshalb wirkt es bloß subjetiv so, als wären zuwenig Bässe da!
Genau so sieht ein wirklich gut für Schaltungsmodifikationen geeigneter PU aus, denn die Veränderung, die du dir wünschst, ist in einer Richtung zu erreichen, die ganz einfach ist: Die Resonanzfrequenz soll tiefer rutschen und evtl (!) weniger ausgeprägt sein.
Die Resonanzfrequenz kriegst du tiefer, indem der PU mehr kapazitive Last erhält. D.h., man schaltet einen Kondensator für höchstens 50 Cent parallel, und gut ist es! Wenn man das mit einem Umschalter verbindet (Push/Pull-Poti, dann geht es ohne Loch), hast du auch den alten Sound noch parat. Die Resonanzspitze abflachen kannst du, indem du die ohm´sche Belastung verringerst, z.B indem du die vorhandenen 500k-Potis gegen 250k austauschst, aber vermutlich ist das gar nicht erwünscht, denn je höher die Spitze ist, desto "ausdrucksstärker" klingt ein PU.
Ganz ohne Scheiß, du kannst dir mit diesen billigen Maßnahmen den Frequenzgang (=Klang) jedes teuren Hi-Gain-Extra-Heavy-SupiDupi-Austausch-PUs 100%ig identisch hinbasteln. Diese ganze Austausch-PU Industrie lebt nur davon, dass die meisten Gitarristen das nicht wissen oder glauben. Der echte "bassstärkere" Heavy-Pickup erreicht den selben Klang übrigens auf einem Weg, der e-technisch betrachtet sogar ungünstiger ist: Man macht mehr Drahtwicklungen auf die Spule, was den Nachteil hat, dass das ganze System noch hochohmiger wird und damit anfälliger für Einstreuungen und andere Störgeräusche. Ein kleiner, aber unwichtiger Unterschied sei nicht verschwiegen: Je mehr Wicklungen ein PU hat, desto mehr Spannung gibt er ab, d.h. er kann etwas mehr Verzerrung aus dem Amp kitzeln. Das ist aber nur dann interessant, wenn dir die max. Zerre, die dir dein Amp zur Zeit liefert, nicht reicht. Und auch dann fährt man mit einem Booster/Verzerrer besser.
Es gibt übrigens einen einfachen Weg, um mal probeweise die Lastkapazität zu erhöhen: Ein extrem(!) langes Kabel direkt zwischen Gitarre und Amp stöpseln, das hat tendenziell den gleichen Effekt, da die nebeneinander im Kabel laufenden Leitungen wie ein Kondensator wirken, die Resonanzfrequenz rutscht damit tiefer. Oder einige Kondensatoren in passender Größenordnung (dreistelliger Picofarad- bis einstelliger Nanofaradbereich, am besten Folientypen (Polypropylen) oder Glimmerkondensatoren ("Silver Mica")) kaufen und mit Prüfkabeln mit Krokoklemmen mal parallel zum PU anklemmen.
Das ganze System aus Pickup und kapazitiver + ohmscher Last ist letztlich nichts weiter als ein simpler Schwingkreis, darüber hast du sicher mal was in Physik gelernt. Der Einfluss, den dieses System auf den Klang hat, besteht im Grunde wirklich nur aus dem Zusammenspiel von Resonanzfrequenz und Resonanzüberhöhung. Und wie in jedem Schwingkreis hast du drei Variablen, die du ändern kannst, um diese Werte zu beeinflussen:
1.) Kapazität (paralleler Kondensator, Kabelkapazität...),
2.) Widerstand (ohmsche Last... = Potis),
3.) Induktivität (Spule = Pickup)
Nr 1 & 2 kosten jeweils wenige Cent bis einige Euro, Nr 3 mal eben locker 100€ und mehr - da weiß ich doch, was ich wähle.
Löten musst du ja in jedem Fall, und einen Kondensator einzulöten ist eher einfacher als das Gefrickel mit dem dünnen Pickupdraht.
Echte Gründe zum Pickupwechsel sehe ich nur dann, wenn
a) der Pickup zu dumpf, basslastig, kräftig ist (also genau die andere Richtung), da ist nämlich ohne aktive Schaltung nicht viel zu machen, außer zB Kappe ablöten...
b) der Pickup pfeift, klappert o.ä., also mechanisch schlecht konstruiert ist. Aber auch da würde ich erstmal Heißwachs oder evtl dünnen Sekundenkleber nehmen, ehe ich viel in neue PU´s investiere...
mfg, Immo
PS: Ich lese grade, dass dein Einwand gegen das Ändern der Schaltung war, dass du nicht weißt, wie die Änderung klanglich aussieht... Möchte noch darauf hinweisen, dass du das beim Pickupkauf auch nicht weißt, denn ein PU kann mit einigen Gitarren gut harmonieren, mit anderen gar nicht. Da sagen Soundsamples überhaupt nichts aus und auch nicht, wenn man den PU in einer anderen Gitarre schonmal gehört hat. Warum? Ganz einfach: a) Der Klang des PU´s ist eben (wie beschrieben) der Klang eines Systems aus PU und Beschaltung und b) hat auch jede Gitarre ihre individuellen Frequenzen, auf denen sie gut anspricht, je nach Konstruktion, Holzsorte, eingespielt oder nicht... Das kann sich mit einem PU gut ergänzen oder auch gar nicht, das kannst du vorher nicht wissen.