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Schwarzmarkt oder: Wer verdient wie Geld mit Musik

Philo
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Hallo zusammen,

heute kam folgender Newsletter von Kampnagel. Fands ganz interessant und dachte ich gebe es mal weiter. (Weiß nicht, ob es das Thema schon mal gab und ob ich hier richtig bin... der Mod wirds wissen)

Liebe Leserinnen und Leser,
am 2. Februar 2009 um 9 Uhr morgens startete Bruce Springsteen über den größten Internet Konzertkarten-Händler Ticketmaster den Verkauf von zwei Konzerten:

In New Jersey wollte The Boss von Amerika der amerikanischen Arbeiterklasse das kollektive Mitgröhlen ermöglichen und setzte den Preis für seine 2 Konzerte im Mai auf günstige 65-95 US Dollar fest (die Altrocker Rolling Stones etwa verlangen locker das Vierfache). Als sich beim Verkaufsstart tausende "Born in the USA" T-Shirt-Träger an ihre PCs setzten, gab es nur ein Hindernis: Die Ticketmaster-Webseite funktionierte nicht wegen Wartungsarbeiten. Dafür leitete sie die Fans weiter zu TicketsNow, einem Ticket-Weiterverkäufer, wo Karten ab 300 USD zu haben waren. Als die Ticketmaster-Seite um 11:30 wieder online war, waren beide Konzerte in der 20.000er Arena ausverkauft. Das Problem bei der Sache: Ticketmaster hatte 1 Jahr vorher TicketsNow gekauft, verdiente also viel Geld an der "technisch bedingten" Umleitung. The Boss tobte, Anwälte wurden eingeschaltet, Ticketmaster musste Geld zurückerstatten - und man diskutierte mal wieder die Kernfrage der zerrütteten Musikwelt: Wer verdient wie Geld mit Musik?

Auch an uns haben sich jetzt "Ticket-Scalper" vergriffen und verkaufen Tickets für die ausverkauften Konzerte von Jan Delay und Kings of Convenience im Oktober zu absurden Preisen auf ebay. Nun hätten wir das wie Ticketmaster einfach auch selbst machen können, aber wir sind Kampnagel, also ehrbar und tugendhaft, jedenfalls zu unseren Fans Friends.

Deswegen unser 5 Punkte Plan:
1. Um die Schwarzmarkthändler von ebay kümmert sich unser Anwalt.
...

Schon krass, aber vollkommen berechtigte Reaktionen und Äußerungen. Ist immer wieder ärgerlich, wenn Konzerte schnell ausverkauft sind und die Karten dann massenhaft überteuert auf den bekannten Internetplattformen angeboten werden :mad:

Beste Grüße
Philo
 
Eigenschaft
 
40.000 Menschen hielten die Karten offensichtlich nicht für überteuert

Das ist leider wahr. Aber solange es genügend Leute gibt, die für jeden erdenklichen Hype fast jede Summe bezahlen, funktionieren solche Systeme.

Das Problem, was wir heute medien- und werbegesteuert haben: Sehr viele Menschen fühlen sich sich mehr bei sich, wenn nicht ständig was Überdimensionales passiert. Alles muss Event sein und Hype. Die Freude, mit guten Freunden bei einem guten Essen eine gute Zeit zu haben, wird gar nicht mehr wahrgenommen. Wer dann so abgestumpft gegenüber seinen eigenen Gefühlen ist, sucht sich den Kick halt in der Jagd auf die letzen Karten für XY - egal, was es kostet.

Das ehrlichste, was man da heute noch finden kann: Den kleinen Club mit 70 Zuhörern. Alles Andere ist Hype. Ich gehe schon seit Jahren nicht mehr auf Großkonzerte. 1. Viel zu teuer und 2. jubeln 99% der Besucher nicht wegen der Musik, sondern nur noch deshalb, um die Kosten für das Ticket zu verdrängen: "Ich habe 100 Euro bezahlt, also muss ich auch für 100 Euro draufsein ...."

Dazu kommt noch, dass viele, Medien dieses Spiel völlig ergeben mitmachen, sich völlig unkritisch verhalten. Bei "kleinen Konzerten" unbekannterer Künstler wird jeder Ton gern mal im Feuilleton bis aufs Blut auseinandergenommen. Tritt hingegen der Star XY auf, wird ein Riesenbrimborium gemacht. Aus 500 Zuschauern werden 1000, aus einer Spielzeit von 70 Minuten werden 2 Stunden für die Schlagzeile gezaubert, und aus verhaltenen und Zuschauern eine begeisterte Menge ausgemacht. Da wird beschönigt, gefärbt, aufgebauscht und gelogen, dass sich die Balken biegen. Man will ja schließlich keine Leser verlieren.
 
40.000 Menschen hielten die Karten offensichtlich nicht für überteuert
Eben, seit die Leute Musik gratis aus dem Internet laden können und keine CDs mehr kaufen müssen, haben sie anscheinend mehr Geld für Konzertbesuche. :D
 
Hans, bei dir klingt das so, als wäre es irgendwie verwerflich, sich mal etwas gigantomanisches anzusehen. So ein Großkonzert sieht der Durchschnittsmensch vielleicht alle 5 Jahre einmal- es ist doch nicht so, daß man sowas wie "U2 im Olympiastadion" dauernd zu sehen bekäme und für kleineres gar nicht mehr zu haben ist.

Ein elitäres Konzert in einem kleinen Club ist was feines, aber eine Riesenbühne zwichen 100.000 Menschen ist dann doch ein ganz anderes Erlebnis. Das hat mit Abstumpfung nix zu tun.
Und zu teuer ist das eigentlich auch nicht- ich habe beispielsweise für U2 und Pink Floyd weniger bezahlt als für Björk, Portishead und Roisin Murphy.

Die letzten Großkonzerte, auf denen ich war, sind übrigens in der Presse zerrissen worden (speziell U2 und die Stones), und die kleineren Bands, die ich mir angesehn hatte, haben dafür sachliche und gute Kritiken bekommen (offensichtlich gehen auf solche Konzerte eher diejenigen Reporter, die die Band auch kennen und mögen, zu den großen anscheinend eher nicht). Also, an "der Presse" kann das auch nicht liegen.

Und vor allem ist der Aufhänger dann auch noch der Boss, und nicht, sagen wir mal, DJ Ötzi...Springsteen ist ja nun nicht gerade "Hype", und daß sich in Amerika 40.000 Menschen finden, die die Konzerte gerne sehen wollen, egal was es kostet, hat sicher andere Gründe als "Mitläufertum und Abgestumpftheit", und das hat sicher eher etwas mit der Qualität der Musik zu tun sowie der über die Jahrzehnte erarbeiteten Zuneigung der Leute. Da kann ich jetzt nichts negatives dran sehen, abgesehen davon, daß es mies ist, sowas auszunutzen (Ticketmaster).
 
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