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Neuer Verteilungsmodus der GVL. Gewaltige Einbußen für viele Musiker. Keine Proteste?

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klangpurist
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Seit mehr als 50 Jahren verteilte die GVL am Jahresende an ihre Berechtigten auf Grundlage der im Vorjahr erhaltenen Honorare. Man mußte diese korrekt melden und war dabei.

Ab diesem Jahr sind die Honorare nicht mehr relevant, sondern die tatsächliche Nutzung. Das klingt erst einmal nicht unvernünftig. Auf Nachfrage teilte man mir allerdings bei der GVL mit, daß zur Ermittlung der tatsächlichen Nutzung ausschließlich die Sendeminuten in bestimmten Radiostationen ausschlaggebend sein werden. Alle weiteren möglichen Arten der Nutzung wie öffentliche Aufführung, Tonträgervervielfältigungen, Tonträgerverkäufe, Downloads usw. werden nicht erfasst und damit nicht berücksichtigt.

Im Klartext bedeutet das für mich nichts anderes als die übliche Umverteilung nach oben. Die wenigen Künstler und Musiker, die für große Firmen und Labels mit vielen Sendeminuten arbeiten, werden von dem Topf, der ja offensichtlich nicht kleiner wird, den größten Teil abschöpfen und viele Musiker, die an kleinen Veröffentlichungen mitgearbeitet haben, werden leer ausgehen, da es Spartenprodukte und Neuveröffentlichungen oft nicht auf die Playlists der entsprechenden Stationen schaffen.

Ich selbst bin davon massiv betroffen und ich denke, es geht vielen anderen auch so. Deshalb wundere ich mich, daß kein größerer Aufschrei durch die Branche geht und man zu dem Thema kaum etwas zu lesen findet.

Vielleicht ist ja der ein oder andere Musiker hier auch davon betroffen und könnte dazu etwas sagen. Vielleicht hat auch jemand weiter gehende Informationen, die mir bisher nicht bekannt sind und könnte zur Aufhellung dieses Themas beitragen.

Ich bin gespannt.
 
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Die Mitgliedschaft bei der GVL war ja bis dato aufgrund der "kleinen" Nutzungen wie Live-Gigs etc. interessant. Wenn diese Sparten komplett wegfallen, ist auch die GVL für Nischenkünstler nicht mehr attraktiv.
 
Endlich thematisiert das mal jemand!

Auch ich finde es haarsträubend, dass das nicht auf breiter Basis diskutiert wird. Sonst quillt das Netz vor sinnlosesten Diskussionen über, aber dieses Thema tritt nirgends in Erscheinung! Die GVL kommuniziert das auch nur sehr zurückhaltend und ich glaube, das geschieht genau deshalb, um keine "schlafenden Hunde" zu wecken und um die Leute vor vollendete Tatsachen stellen zu können.

Was mich auch sehr irritiert: ver.di und der connex.av begrüßen wohl ( d.h. nach meinen Infos) sogar diese Umstellung, auch hier OHNE dass die Einbußen der ganzen kleineren und mittleren Künstler überhaupt thematisiert werden!

Im Klartext bedeutet das für mich nichts anderes als die übliche Umverteilung nach oben.

Ganz genau. Bisher waren wohl schon die "Kleinen" bei der Verteilung leicht bevorzugt (natürlich nicht was absolute Ausschüttungssummen angeht!), aber ich fand das auch positiv und ich denke, dass diese - wenn auch unbeabsichtigte - Nachwuchsförderung insgesamt sehr positiv auf die gesamte Branche gewirkt hat. Gut, man könnte ja noch akzeptieren, dass man sagt: "Eine VG ist keine Solidargemeinschaft".

Aber das was jetzt passieren soll, geht ja noch wesentlich weiter: Jetzt passierst das Gleiche wie beim System "GEMA", nämlich das die ganzen "Kleineren" plötzlich GAR NICHT mehr erfasst werden und selbst der geringe Anteil, der an und für sich völlig gerechtfertigt und sogar einen Rechtsanspruch darstellt, nun den "Großen" zufällt. Das ist für mich ein ungeheuerlicher Vorgang. Für viele Musiker, Produzenten, etc. wird dies ungefähr unter'm Strich einen Verlust von ca. 30% ihres Gesamteinkommens bedeuten! Gäbe es solche "Tarifkürzungen" in anderen Branchen, etwa im Baugewerbe, stünde die Republik Kopf - EGAL wie rechtlich gerechtfertigt oder gar notwendig solche Kürzungen sein würden!

Ab diesem Jahr sind die Honorare nicht mehr relevant, sondern die tatsächliche Nutzung. Das klingt erst einmal nicht unvernünftig. Auf Nachfrage teilte man mir allerdings bei der GVL mit, daß zur Ermittlung der tatsächlichen Nutzung ausschließlich die Sendeminuten in bestimmten Radiostationen ausschlaggebend sein werden. Alle weiteren möglichen Arten der Nutzung wie öffentliche Aufführung, Tonträgervervielfältigungen, Tonträgerverkäufe, Downloads usw. werden nicht erfasst und damit nicht berücksichtigt.

Ich wusste bisher nicht - weder ver-di, noch connex, nicht mal Mitglieder im Beriat und Tarifausschuß der GVL konnten es sagen - auf welcher Basis nun genau das neue System funktionieren soll. Ich habe mir aber schon in der ersten Sekunde gedacht, dass es sicherlich ALLEINE die Sendeminuten sein werden, denn damit kann man schön die "Kleinen" rauswerfen, obwohl sie rechtliche Ansprüche haben!

Wie viele nicht wissen, geht es bei der GVL nicht nur um Radiosendung. Es geht auch darum, dass der Künstler z.B. für öffentliche Wiedergabe, etwa in Diskotheken vergütet wird. Er hat einen rechtlichen Anspruch darauf! Rechnet man jetzt einfach die Radiominuten hoch, wird dieser Bereich SICHER NICHT realistisch dargestellt. Der Remixer, dessen Remix eines aktuellen Chart-und Airplay-Hits in den Clubs der Repulik rauf- und runtergespielt wird, geht künftig LEER aus, weil sein Remix nämlich nicht auf Sendung geht. Ist das etwa gerecht?

Nein, es ist genau die von Klangpurist beschriebene Verteilung von unten nach oben und ich muss leider annehmen, das diese ganz bewusst und absichtlich eingeführt wird und die - aus verschiedenen Gründen wohl wirklich notwendige - Umstellung auf ein anderes Verteilungssystem nur als trojanisches Pferd genutzt wird.

Bei der Vergütung für öffentliche Wiedergabe, würde dann genau das GEGENTEIL einer nutzungsabhängigen Vergütung entstehen. Ein Club-Hit (mainstreamradiountauglich, was wohl auf die allermeisten zutrifft) könnte dann jedes Wochenende in allen Clubs der Republik hundertmal gespielt werden und der Produzent und seine Studiomusiker würden dafür keinen Cent sehen...


Die wenigen Künstler und Musiker, die für große Firmen und Labels mit vielen Sendeminuten arbeiten, werden von dem Topf, der ja offensichtlich nicht kleiner wird, den größten Teil abschöpfen und viele Musiker, die an kleinen Veröffentlichungen mitgearbeitet haben, werden leer ausgehen, da es Spartenprodukte und Neuveröffentlichungen oft nicht auf die Playlists der entsprechenden Stationen schaffen.

Ja, genau. Es würde eine generelle, erhebliche Verschiebung des Geldflusses in Richtung Mainstream geben. Sprich, wer eh schon hat, bekommt noch mehr, oder wie der bayerische Volksmund sagt: "Der Teufel scheisst immer auf den größten Haufen". Alle Nischen (von Independent über Club, bis Klassik) werden schmerzhafte Einschnitte in ihren Gesamteinkommen in Kauf nehmen müssen. Und deshalb geht das jeden Musiker etwas an, denn das dürfte enorme Auswirkungen auf die gesamte Musikkultur haben!

Leider sehe ich jedoch schwarz, dass man dieses Thema hier in der gebotenen Dringlichkeit vermitteln kann, da der ganze Themekomplex um die VGs sowieso kaum verstanden wird und viele denken werden, was geht's mich an.

Ich kann nur nochmal wiederholen, das Ganze hätte mMn enorme Auswirkungen auf die gesamte Musikkultur und zwar in eine Richtung (kommerzieller Mainstream), die sich sicher 99,9% der User hier im Board garantiert NICHT wünschen!

Um es nochmals ganz einfach zu Verdeutlichen: Bisher hat jeder kleine Dance-Produzent, jede Band mit selbstvertriebenen Eigenproduktionen, jeder Tontechniker (wenn er auch gleichzeitig künstlerischer Produzent ist, was praktisch immer der Fall ist) im regionalen Studio, sprich fast jeder ambitionierte Musiker in einem gewissen Maße an der GVL-Ausschüttung partizipiert. Für die meisten Musiker im unteren Profibereich (dazu zählen - gemessen an den Einnahmen - auch bekannte Szene- und Indie-Künstler), war dies ein wirklich essentieller Bestandteil ihrer Einnahmen, der dann wegfallen würde. Somit sind viele musikalische Existenzen unmittelbar bedroht!

Doch damit nicht genug, die Einnahmen der GVL bleiben ja gleich, d.h. dass was man den "Kleinen" vorenthält, bekommen dann die "Großen". Das heisst auch: Das was, z.B. die Underground-Clubs, Szenekneipen und Nischen-(Web-)Radios an die GVL zahlen müssen, landet in der Tasche von Dieter Bohlen & Co.


Woher kennen wir dieses Prinzip bloss?
 
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Dazu muss gesagt werden, dass gerade aus künstlerischen Blicken die unbekannteren Künstler ein wahnsinnig wichtiger Faktor für die Branche sind.
Sie treiben von unten das in die Welt, was oben meistens fehlt.
Ein tiefer Schnitt in das eigene Fleisch, warum nur?
 
Ich kann es kaum fassen. In 2 Monaten nur 3 Antworten zu diesem Thema?
Keine Musiker hier? Keiner, den dies auch betrifft?
Ich schiebe das Thema nochmal nach oben - vielleicht kommt ja noch was.
 
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Ich bin nur Hobby-Musiker, daher habe ich da jetzt konkret keinen persönlichen Bezug dazu. Aber wenn du den Beitrag nochmal hochschiebst um die Diskussion am Leben zu halten, dann beteilige ich mich mal auch :) An sich muss man wohl einfach sagen, dass die wenigsten hier hauptberuflich ihr Geld mit Musik verdienen, insofern fühlen sich die wenigsten davon betroffen. Hinzu kommt, dass ich glaube, dass die GVL für viele einfach kein Begriff ist. Wenn von Verwertungsgesellschaften und Musik die Rede ist, dann geht es immer nur um die GEMA. Die kennen alle, ob nun als Schaffender oder als Konsument. Aber wenn man mal eine Umfrage starten würde, dann würden wahrscheinlich die wenigsten wissen, was es genau mit der GVL auf sich hat und wie das läuft. Und das liegt auch wohl daran, dass die GEMA das Inkasso für die GVL übernimmt, und man als Außenstehender daher nicht direkt was mit der GVL zu tun hat.

Nun ja, ich muss auch zugeben, dass ich mich da kaum auskenne, aber dennoch schon öfters mal gefragt habe inwiefern es so selbstverständlich sein soll, dass "ausübende Künstler" an die Verwertung der Produkte, an denen sie mitgewirkt haben, finanziell beteiligt werden, und zwar eben über so eine Vereinigung wie die GVL. Tut mir leid, wahrscheinlich seid ihr jetzt empört, wie man sowas nur denken kann, aber vielleicht hilft da ja auch Aufklärung denn wie gesagt, GVL ist für viele einfach kein Begriff. Es ist nur eben für einen "normal arbeitenden Menschen" nicht immer ganz nachvollziehbar. Schon bei den "unmittelbar" Schaffenden (also Texter, Komponisten...) wird das hier ja teilweise diskutiert, aber wenn es um "Leistungsschutzrechte" geht, dann habe ich eigentlich noch eher das Gefühl, dass das doch eigentlich alles Leute sind, die unmittelbar für ihre Tätigkeit bezahlt werden, oder nicht? Nun ist es dann wohl so, dass das verhältnismäßig wenig Geld ist und sie dann noch auf GVL-Ausschüttungen angewiesen ist. Aber dann ist das ja eher ein Problem der Branche an sich, die sich darauf eingestellt hat, dass ein Musiker, den ich für eine Orchesteraufnahme engagiere, noch von der GVL Geld bekommt, und ich ihn somit geringer bezahlen muss und ihn auch nicht am Gewinn beteiligen muss. Ich hab mich grad mal gefragt wie das in andern Branchen ist, und hab dann gesehen, dass z.B. auch Cutter über die VG Bild-Kunst auch an der "[FONT=Arial, Helvetica, Geneva, Sans-serif, sans-serif]Videoleerkassettenvergütung" [/FONT]beteiligt werden. Das finde ich vom Gefühl her irgendwie komisch. Ich bin gerade auch frei tätig und setze momentan so eine Multimedia DVD-ROM technisch um, ist im Endeffekt wie eine Website, nur auf DVD-ROM. Die wird dann auch verkauft. Und möglicherweise auch privatkopiert. Gibt es für mich eine Verwertungsgesellschaft, so dass ich dann an den Einkünften aus der DVD-Rohling-Abgabe beteiligt werde? Oder sonst wie, wenn die DVD erfolgreich ist? Ich würde sowas nie erwarten. Denn ich wurde ja hier für meine Arbeit beauftragt, stelle die nachher in Rechnung, bekomme das Geld, und gut ist. Das finanzielle Risiko trägt mein Auftraggeber. Natürlich könnte er das auch in gewisser auf mich abwenden und sagen: Ich zahle dir weniger für die unmittelbare Arbeit, dafür beteilige ich dich am Gewinn. Könnte ich drauf eingehen, fände ich auch OK. Aber dass da nun eine dritte Instanz dafür sorgt, dass ich vergütet werde, weil irgendwo Leute diese DVD nutzen, finde ich merkwürdig.

Ich könnte jetzt auch etwas abwegigere Beispiel von Handwerkern, Straßenarbeitern etc. geben. Die werden auch alle nur einmal von jemandem bezahlt, obwohl ihre Werke dann immer wieder genutzt werden und damit Geld verdient wird. Aber auch da ist die Frage, wo jetzt genau der Unterschied ist. Beim Straßenarbeiter könnte man sagen, dass der eine Arbeit standardmäßig ausführt ohne was eigenes zu schaffen, während eben ein Musiker durch seine Interpretation etwas schafft. Und die GVL ist dann ja auch die "urheberrechtliche Vertretung der ausübenden Künstler", also da greift dann wohl das Deutsche Recht. Allerdings frag ich mich da auch, wo die Grenzen sind. Schon beim Maler/Anstreicher stellt sich die Frage, wo da die Grenzen von einfachem Handwerk zu kreativer Schöpfung sind. Und im Bereich Web/Multimedia sind die Grenzen zwischen nüchterner Programmierung und schöpferischem Design auch fließend. Wobei ich zugeben muss, dass meine aktuelle Tätigkeit einem studentischen Nebenjob entsprang und aktuell auch nur gerade eher eine Nebenbeschäftigung ist, die so viel abwirft, dass ich nicht Hartz IV bekomme. Ansonsten such ich eher nach einer Festanstellung. Daher habe ich mich auch nicht weiter damit beschäftigt, welche Möglichkeiten ich als Freischaffender hätte.

Ich respektiere es, wenn jetzt hier nicht großartig drauf eingegangen wird, weil der Thread ja eigentlich nicht den Sinn hatte, zu einer grundsätzlichen Diskussiuon zum Thema GVL und Verwertungsgesellschaften an sich verkommen soll. Aber wie gesagt, da klangpurist den Thread bewusst am Leben halten will, dachte ich mir, dass ich da jetzt auch mal solche Gedanken zu schreiben kann. Zumal ein paar grundsätzliche Dinge vielleicht doch erklärungsbedürftig sind, denn wie gesagt wissen hier wohl nur wenige etwas über die GVL. Das würde dann auch Außenstehenden helfen, die Problematik eher zu verstehen.

Und generell finde ich die Veränderungen des Verteilungsmodells auch nicht gut. Denn wenn schon Geld kassiert wird, dann sollte das auch an die richtigen gehen.
 
Aber dass da nun eine dritte Instanz dafür sorgt, dass ich vergütet werde, weil irgendwo Leute diese DVD nutzen, finde ich merkwürdig.
So geht es mir auch.

Eigentlich ist es sogar so dass mich der ganze Sumpf aus GEMA, VGL, den Seilschaften darin, die Machtspiele, das Geschacher um das Geld anderer Leute, Verteilungsschlüssel, Musikindustrie, Abmahnungen, Lobbyaktivismus so dermaßen auf den Keks geht dass ich mich auch gar nicht mehr darüber aufrege.

Da etwas ändern zu wollen ist kommt mir so vor wie sich auf ein totes Pferd zu setzen und laut Hühott! zu rufen. Nee danke, sollen doch die Nutznießer dieses Systems daran ersticken, solange sie ihr Geld da noch raus bekommen gönne ich es ihnen gerne, allerdings weine ich dem Ganzen auch keine Träne nach wenn es in sich zusammen klappt.


Ich für mich bediene mich am Pool frei erhältlicher Musik und tue auch meine in diesen hinein, drücke öfter mal einen Flattr Button, gebe viel Geld für Konzerte aus und gehe davon aus dass dies auch andere tun.
Als Musiker will ich mit GEMA und GVL nix zu tun haben.


Was in diesen Organisationen abläuft ist ja offensichtlich, bei der GEMA ist das ja noch ausgeprägter.
 
An sich muss man wohl einfach sagen, dass die wenigsten hier hauptberuflich ihr Geld mit Musik verdienen, insofern fühlen sich die wenigsten davon betroffen.

Ich möchte nochmal drauf hinweisen wonach es derzeit aussieht: Wenn das so umgesetzt wird wie vermutet, wird ein Großteil der "internen Geldflüsse" weg von kleinen Künstlern, Produzenten und Labels in Richtung "große" Künstler, Produzenten und Majors geleitet. Wem das als Musiker egal ist, der sollte sich aber auch nicht über "böse Majors", Verflachung der Musikkultur, etc. - aufregen. Genau DAS tun aber sicher die meisten Musiker.

Aber dass da nun eine dritte Instanz dafür sorgt, dass ich vergütet werde, weil irgendwo Leute diese DVD nutzen, finde ich merkwürdig.

Es gibt einen gesetzlichen Anspruch für Urheber und Inhaber von Leistungsschutzrechten, dass sie für viele Nutzungen angemessen vergütet werden: Ob dieser gerechtfertigt ist, kann man streiten. Ich finde es mehr als fair, dass dieser Personenkreis z.B. davon profitiert, wenn Radiosender oder heutzutage die YouTubes dieser Welt Millionen an Werbeinnahmen generieren. Ich komme mir andererseits ziemlich vera***** vor, wenn YouTube kostenlos an Musik kommt (laden ja die User hoch) und dann eben Millioneneinnahmen generiert ohne irgendwen zu bezahlen.

Wenn man grundsätzlich diesen obigen Anspruch bejaht, muss man sich vor Augen führen, dass dieser - vielleicht muss man sagen leider - nur mit Hilfe der VGs praktisch durchsetzbar ist. Es kann eben nicht jeder Discothekenbetreiber, Ladeninhaber, Radiosender, etc, mit jedem Urheber, Interpreten und Plattenfirma über jede einzelnen Nutzungsvorgang einzeln verhandeln. :rofl:

Eines kann man nicht oft genug betonen: Diese Ansprüche wurden eigentlich zum Schutze "kleiner, einzelner" Urheber eingeführt, die sich naturgemäss als Einzelperson wirtschaftlich weit überlegenen Firmen und Konzernen gegenüber sehen! Dass das Otto-Normalverbraucher egal ist oder einfach zu weit weg, sehe ich ja noch ein. Aber warum verstehen das nichtmal Musiker...?

Dass diese "Schutzregeln" naturgemäss auch dazu führen, dass sie letztlich auch von "den Konzernen" gegen den Verbraucher angewendet werden können, ist natürlich problematisch. Ich frage mich nur, warum selbst viele User hier NUR Indsutrie vs. Verbraucher sehen, aber nicht Urheber vs. Industrie

Ich könnte jetzt auch etwas abwegigere Beispiel von Handwerkern, Straßenarbeitern etc. geben.

Eins lernt man schnell, wenn man in der Musikbranche unterwegs ist: Auftraggeber und Nutzer wollen AUCH nicht diese "Handwerker"-Massstäbe anlegen. Was für Handwerker ganz normal ist, nämlich für jede Arbeit einfach bezahlt zu werden ist für die Urheber eher die Ausnahme. Wärest Du in der Branche unterwegs wüsstest Du, wie oft und wie systematisch große Unternehmen IHR unternehmerisches Risiko nach unten abwälzen. Ich könnnte da viele Beispiele aus persönlicher Erfahrung beschreiben, das spar ich uns. Nur ein Beispiel: In der Musikbranche ist es leider ganz normal, dass dich eine Agentur, Produktionsfirma, etc. anruft und von einem tollem Kunden/Projekt erzählt und dann wie selbstverständlich erwartet, dass Du - natürlich kostenlos und auf eigenes Risiko - eine amtliche Vorproduktion einreichst, die dann vielleicht zu einem Auftrag führt. Die Auftragegeber halten es auch für selbstverständlich, dass Du - selbst wenn es dann alleine von ihrer Seite her verpatzt wird -, dass Du das noch fröhlich lächelnd hinnimmst und ihnen auf Knien für die - angebliche - Chance dankst. Du als Urheber trägts also oft genug einen großen Teil des unternehmerischen Risikos deines Kunden, nicht selten sogar das Ganze.

Ähnliches gilt für das Verhältnis von kleinen Labels und Produktionsfirmen zu Majors/großen Verwertern.

SO, DASS versuchst Du mal mit deinem Schreiner von nebenan. Analog wäre das: Ein Innenarchitekt ruft beim Schreiner an und sagt er habe einen Kunden, der eine Einbauküche benötigt. Schreiner fertigt die Küche nach Vorgaben an. Innenarchitket ruft beim Schreiner an: "Naja, Kunde ist abgesprungen, jetzt kann ich Dich natürlich auch nicht bezahlen. Vielen Dank für deine Mühen. Deine Einbauküche wirst Du ja sicher anderweitig los. Ciao!"

Auf der Ebene hört sich das völlig aberwitzig an, ist aber in der Musik- und auch anderen Kreativ-Branchen leider nicht selten.

Also vorsicht mit "Handwerker"-Vergleichen...

Vielleicht könnte man es als ausgleichende Gerechtigkeit sehen, das Urheber, Künstler, etc. dann wenigstens weitreichende Ansprüche haben, was die Beteiligung an der Verwertung ihrer Werke angeht...

So geht es mir auch.

Eigentlich ist es sogar so dass mich der ganze Sumpf aus GEMA, VGL, den Seilschaften darin, die Machtspiele, das Geschacher um das Geld anderer Leute, Verteilungsschlüssel, Musikindustrie, Abmahnungen, Lobbyaktivismus so dermaßen auf den Keks geht dass ich mich auch gar nicht mehr darüber aufrege.

Naja, Du wirfst jetzt hier - nicht zum ersten Mal - alles in einen Topf. Und das ist ein Problem in der Diskussion allgemein. Man MUSS verstehen, das z.B. die GEMA ein GEGENSPIELER der Majors ist! Man muss verstehen, dass das Urheberrecht in erster Linie "kleine Urheber" GEGEN Ausbeutung durch böse kapitalistische Konzerne schützt. Ich weise da nochmal auf die große Gefahr hin, dass die "urheberrechtskritische Bewegung", unbewusst den großen Konzernen in die Hände spielt!

Manchmal vermute ich sogar, dass hinter den Kulissen diese Konzerne diese "Bewegung" ideel und sogar finanziell unterstützen und sie als verlängerten Arm nutzen...

In dem Zusammenhang möchte ich auch nochmal drauf hinweisen, das ein Konzern wie Google einen Umsatz hat, der in der Größenordnung der GESAMTEN, WELTWEITEN Musikbranche liegt. Wenn also 2050 z.B. Google 90% der vormals urheberrechtlich geschützten Werke unter alleiniger Kontrolle hat und diese durch Verwertungsmechansimen auswertet, die nicht auf Urheberrecht sondern vielleicht beispielsweise auf Monopolstellung basieren, dann ging der Schuss wohl nach hinten los...
 
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Naja, Du wirfst jetzt hier - nicht zum ersten Mal - alles in einen Topf. Und das ist ein Problem in der Diskussion allgemein. Man MUSS verstehen, das z.B. die GEMA ein GEGENSPIELER der Majors ist! Man muss verstehen, dass das Urheberrecht in erster Linie "kleine Urheber" GEGEN Ausbeutung durch böse kapitalistische Konzerne schützt.
Ja, ich werfe das in einem Topf, weil ich auf die ganze Soße keinen Bock mehr hab.

Wenn die GEMA für mich da sein soll, warum ist sie es dann nicht? Ok, hier geht es um die GVL, aber die gleiche Entwicklung ist auch hier zu sehen. Sie entwickelt sich zu etwas das eben nicht mehr die kleinen Künstler im Blick hat. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man versucht diese Gesellschaften zu reformieren, all den Mief, all die Seilschaften, die eingesessenen Posten und die alten Nutznießer auszumisten oder man ist der Meinung dass das nicht mehr geht.

Wenn ersteres funktioniert - Hut ab. Ich glaube nicht daran.


Im Endeffekt ist es mir egal wozu bestimmte Vereine vor vielen vielen Jahren mal gedacht waren, das Ergebnis zählt. Soll ich das jetzt alles toll finden weil das im Prinzip mal für mich gedacht gewesen wäre wenn das nicht so fucked up wäre wie es ist?



Manchmal vermute ich sogar, dass hinter den Kulissen diese Konzerne diese "Bewegung" ideel und sogar finanziell unterstützen und sie als verlängerten Arm nutzen...
Meinst du die Vereinigungen die mittlerweile Urheberrechtsverletzung nur noch in den Mund nehmen wenn sie danach noch Kinderpornos und Terrorismus erwähnen könnte um Netzsperren zu erreichen?

Ich würde mich wirklich wundern wenn die an die Organisationen spenden die für Netzneutralität und freies Wissen eintreten. Aber eine schöne Verschwörungstheorie ist es. ;)

In dem Zusammenhang möchte ich auch nochmal drauf hinweisen, das ein Konzern wie Google einen Umsatz hat, der in der Größenordnung der GESAMTEN, WELTWEITEN Musikbranche liegt. Wenn also 2050 z.B. Google 90% der vormals urheberrechtlich geschützten Werke unter alleiniger Kontrolle hat und diese durch Verwertungsmechansimen auswertet, die nicht auf Urheberrecht sondern vielleicht beispielsweise auf Monopolstellung basieren, dann ging der Schuss wohl nach hinten los...
Ich weiß auch nicht so recht warum es immer um Google geht. Als Contentanbieter haben sie lange nicht die Monopolstellung die die Presse ihnen zuordnet.

Ich denke eher dass dies ein treffliches Feindbild ist. Gerade die Verlage schießen sich ja gerade ziemlich darauf ein, meist ohne verstanden zu haben worum es überhaupt geht.
 
Die Grundsatzdiskussion möchte ich persönlich nicht mehr führen.

Im Endeffekt ist es mir egal wozu bestimmte Vereine vor vielen vielen Jahren mal gedacht waren, das Ergebnis zählt. Soll ich das jetzt alles toll finden weil das im Prinzip mal für mich gedacht gewesen wäre wenn das nicht so fucked up wäre wie es ist?

Bis zur DIESJÄHRIGEN Ausschüttung war es jedem informierten Kleinstmusiker möglich, ganz offiziell und bocksimpel an der GVL-Ausschüttung zu partizipieren, selbst wenn er nur ein paar selbstproduzierte CDs verkauft hat. Nicht vor vielen, vielen Jahren. Wer das nicht gewusst hat...

Jetzt soll sich das wohl ändern zugunsten der "Großen", dadurch sind u.U. musikalische Existenzen einiger "Underground"-Künstler und Labels bedroht.

Manchmal glaube ich ja fast, dass in diesen Diskussion von Seiten der reinen Hobbymusiker eine Menge Neid und fast Schadenfreude mitschwingt. Und zwar denen gegenüber, die wenigstens halbwegs von ihrer Musik leben können.

Ich kann mir anders nicht erklären, wie man es als Musiker schlecht und böse finden kann, wenn die GVL großen Unternehmen und Konzernen einen verschwinden geringen Teil der Einnahmen abnimmt und an die Künstler verteilt. Man überlege doch einmal, wenn sich z.B. YouTube und die GEMA vernünftig einigen und die GEMA dann einen 1:1 Abrechnung durchführen würde (was sie eigentlich machen muss udn auch einfach kann, denn sie kriegt die Daten dann direkt von YouTube). Dann sind wir dem "Musiker-Paradies" und demokratischen Vertrieb viel näher, als mit den ganzen achso innovativen und befreienden Witz-Vertriebsportalen, über die kein Musiker relevant verkauft und die auch nur selbst Geld verdienen. Dann kann jeder Musiker seine Musik auf YouTube hochladen und wird für jeden View vergütet.

Ist das etwa ein schlechteres Szenario, als ein Youtube-Wildwuchs, wo jeder alles hochlädt und ausschliesslich YouTube daran verdient?

Um einen Teil der erbetenen Aufklärung zu leisten:

Die GVL kassiert (bzw. die GEMA erledigt das für sie mit) Radio und TV-Sendern, Diskothekenbetreiben, Ladengeschäften, Leermedienhersteller, etc. etc. also von jedem, der mit der Zweit- oder Drittverwertung von Musikaufnahmen Geld verdient, z.B. mit Sendung (Radio) oder öffentlicher Wiedergabe (Diskothek).

Ob ein Diskothekenbetreiber gezwungen sein sollte, dafür zu zahlen, dass er CDs spielen darf oder ob es reichen sollte, wenn er seine DJs in CD, Vinyl und MP3 investieren lässt, muss jeder für sich bewerten. Fest steht: Ohne Tonträger wäre die Hütte leer. Ich persönlich kenne auch mehr reiche Gastronomen als reiche Musiker. Der Gesetzgeber bejaht einen zusätzlichen Vergütungsanspruch für Urheber und Inhaber von Leistungsschutzrechten (Künstler, Labels).

Ich kann auch sagen, dass oft brutal überschätzt wird, was auch bekanntere Künstler verdienen. Die meisten deutschen Bands etwa, die Szenestars sind und vielleicht das "VISIONS"-Cover zieren, können - wenn überhaupt -meist gerade so von ihrer Musik leben. Mit 20 habe ich auch noch geglaubt, sobald einer auf MTV und auf dem VISIONS-Cover ist, hat er "es wohl schon geschafft" und schwimmt im Geld. Lol. Ich kenne Musiker aus recht bekannten Bands, die die grossen Festivals spielen und auf der ganzen Welt touren und nicht mal persönlich was von der Gage abbekommen, sondern für Kost und Logis "arbeiten".

Tja, wie also würde das alles jetzt wohl aussehen, wenn Musikern auf diesem Level die auch noch die Einahmen durch GEMA und GVL wegfallen würden?

Was die grundsätzliche Legetimation der angemessenen Vergütung angeht:

Warum frägt man eigentlich nicht mal ganz utopistisch andersherum?`Also in "meiner perfekten Welt" würde nämlich der Strassenbauarbeiter, der Bandarbeiter, etc. an den Früchten seiner Arbeit auch angemessen beteiligt werden und ich würde es nicht "erlauben", das man aus "Humankaptial" beliebig Rendite schlagen darf. Also was wollen wir uns zum Vorbild nehmen. Die "Arbeitswelt" wo ich menschliche Arbeitskraft für 10 EUR die Stunde einkaufen kann und - wenn ich es schaffe - ganz legal damit das 10fache oder 100fache an wirtschaftlichem Gewinn einfahren darf, ohne meinen "Arbeiter" zu beteiligen? Oder die "Urheberwelt" wo der Urheber ANGEMESSEN d.h. auch im Verhältnis zum erwirtschafteten Gewinn vergütet werden MUSS?

Also anstatt zu fragen "warum hat der Urheber das Recht, an der Verwertung seiner Arbeit beteiligt zu werden?", sollte man imho fragen "Warum hat es der Bandarbeiter eigentlich nicht?". :gruebel:




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Grundsätzlich: Ich bin nicht gegen die GVL, nicht mal wirklich gegen die GEMA (auch wenn die im Gegensatz zur GVL manchmal nerven kann). Ich hab auch erstmal prinzipiell nichts gegen Organisationen die Geldausschütungen bündeln und vereinfachen, und die werden auch in Zukunft nötig sein.

Ich hab nur keine Energie und Lust mehr mich über all die Fehlentwicklungen aufzuregen, eben weil so viel schief läuft. Und das ist denk ich mal auch eine Erklärung warum es hier so wenige kümmert.


Ich hab mal einen Vortrag on Meik Michalke gesehen, seines Zeichens Aktivist in der Creative Commons Szene der nach vielen Verhandlungen mit der GEMA und ernsthaften Versuchen da etwas zu ändern aufgegeben hatte und dort angekündigt hat auf lange Sicht eine eigene Verwertungsgesellschaft für die kommerzielle Nutzung von CC-Werken zu gründen. Ich setze meine Hoffnungen momentan lieber da drauf, zumindest erscheint es mir erfolgsversprechender.



Also anstatt zu fragen "warum hat der Urheber das Recht, an der Verwertung seiner Arbeit beteiligt zu werden?", sollte man imho fragen "Warum hat es der Bandarbeiter eigentlich nicht?". :gruebel:
Ich denke nicht dass das die Bandarbeiter so gerne hätten. Im Klartext hieße das ja dass sie nicht in Geld, sondern in Anteilen am Gewinn bezahlt werden würden, sprich das unternehmerische Risiko auf sie abgewälzt werden würde. Nur haben sie keinen direkten Einfluss auf die Entscheidungen diesbezüglich.
Für jemanden der einfach nur seine Arbeit macht ist es imo besser wenn er immer bezahlt wird. Das heißt natürlich dass er vergleichsweise wenig bekommt wenn der Laden brummt, allerdings auch auch dass er überhaupt etwas bekommt wenn gerade gar keine Gewinne geschrieben werden.

Und dass Unternehmen in denen noch wirklich gearbeitet wird (keine Seifenblasen-Spekulationskrams) die Fantasiegewinne geschrieben hab ich zwar auch mal geglaubt, bin aber mittlerweile eines besseren belehrt worden. Niemand macht einen hundertfachen Gewinn aus der Arbeit eines einzelnen.
 
Ich denke nicht dass das die Bandarbeiter so gerne hätten. Im Klartext hieße das ja dass sie nicht in Geld, sondern in Anteilen am Gewinn bezahlt werden würden, sprich das unternehmerische Risiko auf sie abgewälzt werden würde.

Ich rede hier vom moralisch-ideellen Ansatz, nicht von praktischen "Eventualitäten".
Natürlich könnte man einem Arbeiter ein Festgehalt zahlen und einen Bonus - ähnlich wie der Bestsellerparagraph im Urheberrecht - der spätestens dann fällig wird, was Bezahlung des Arbeiters und der durch ihn erzielte Gewinn in auffälligem Mißverhältnis stehen.

Aber diese Diskussion ist müßig.



Wenig überraschendes Fazit für mich:

Hier ist eine Entwicklung bei der GVL im Gange, die kleinen Künstlern und Freiberuflern, je nach Umständen zwischen 10% und 30% ihres Gesamteinkommens kosten wird, obwohl viel dieser Leute eh schon auf "Hartz IV-Niveau" sind und hier interessiert's keinen.

Stattdessen kommen Diskussionen nach der grundlegenden Berechtigung an solchen Vergütungen und den Verwertungsgesellschaften auf.

Reine Feststellung, ohne Bewertung.

"Gleiches" Schlecht für Alle?

Gäbe es in einer "wichtigeren" Branche einen Tarifabschluss mit einer Lohnkürzung von nur 20%, würde morgen die Republik (ja SELBST Deutschland) brennen, und in der Plauderecke würde man hier in 15436 Threads lautstark Empörung kundtun und vom drohenden Untergang des Abendlandes reden und sich auf einen Bürgerkrieg vorbereiten. Auch wenn "Hartz IVler keinen E-Bass spielen" dürfen, laufen hier sogar riesige Solidarisierungsaktionen an.

Reine Feststellung, ohne Bewertung.
 
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Gäbe es in einer "wichtigeren" Branche einen Tarifabschluss mit einer Lohnkürzung von nur 20%, würde morgen die Republik (ja SELBST Deutschland) brennen, und in der Plauderecke würde man hier in 15436 Threads lautstark Empörung kundtun und vom drohenden Untergang des Abendlandes reden und sich auf einen Bürgerkrieg vorbereiten.
Die GVL ist nun aber kein Tarif, und der Verteilungsschlüssel wird intern bestimmt. Gegen die bösen Content-Nutzer (in deinem Vergleich der Arbeitgeber) könnte man wettern wenn diese die Abgaben nicht zahlen würde, aber dieses Problem ist ja hausgemacht.

Also entweder bekommen die Leute die davon leben ihren Hintern nicht hoch oder es ist ihnen egal oder aber es sitzen Leute an den Schaltstellen gegen die man nichts tun kann. Wie es auch ist, wenn ich den Zamperlo für die Nutznießer der Gesellschaft mache ändere ich genau gar nichts, denn meine Stimme zählt dort nichts, denn ich gehe nicht zu deren Versammlungen und wähle keinen Beirat. Vielleicht sollten das die Leute mal tun die darauf angewiesen sind.


Ich sehe hier echt kein Problem bei dem öffentliche Verurteilung von irgendwas helfen würde. Es ist mehr so dass Musiker unter sich nicht auf die Reihe bekommen das Geld was sie für sich eintreiben lassen unter sich aufzuteilen. Hier beklauen Musiker andere Musiker, nicht die böse Industrie, der böse Downloader, die böse Gesellschaft oder sonstwer.


Ich für mich ganz persönlich (!) kann halt das ganze Geschacher nicht mehr richtig sehen, ich mach doch keine Musik um mich über Verteilungsschlüssel zu streiten. Andere sehen das halt anders, oder, wie ich auch wirklich uneingeschränkt einsehe, müssen es auch anders sehen weil sie ihre Brötchen davon zahlen müssen.
 
Hier beklauen Musiker andere Musiker, nicht die böse Industrie, der böse Downloader, die böse Gesellschaft oder sonstwer.

Es geht u.a. darum, dass die Majors einen größeren Teil des GVL-Topfes beanspruchen. Die GVL ist auch völlig anders strukturiert als die GEMA. Es geht auch um das Verhältnis und eine - anscheinend wirklich zwingend notwendige - Harmoniesierung mit den Schwestergesellschaften, etc., etc....

Also ich sehe, dass die Thematik zu komplex ist und man nicht verlangen kann, dass die größtenteils nicht betroffen Leute - wie Du - nicht ausreichend informiert sind. Deshalb halte ich eine weitere Diskussion über die Sache für unmöglich.

Ansonsten komme ich nicht umhin, einige Beiträge hier einfach zynisch zu finden. Wir reden hier von einer Berufsgruppe, die zum großen Teil "prekär" unterwegs ist und oft genug einen täglichen Überlebenskampf austrägt. Wenn morgen die "Hartz IV"-Sätze um 20% oder 30% gekürzt werden, kann man natürlich mit den Betroffenen auch über die grundsätzliche Legitimation von Sozialleistungen ("Warum bekommen eigentlich Leute Geld für's Nichtstun, während ich jeden Tag um 8h aufstehe?") diskutieren oder vor ihnen Monologe über Grundeinkommen und Kapitalismus-Kritik halten. Das sind gerechtfertigte Fragen und diskussionswürdige Themen.

Ist nur die Frage, ob es angebracht ist und ob die Klientel das dankbar aufnimmt...

Der Vergleich hinkt insofern nicht, als es erstmal schlicht um gesetzlich einwandfrei festgelegte Ansprüche geht. Er hinkt insofern, dass man als Musiker schon mal eine Leistung erbracht und Geld verdient haben muss, damit man überhaupt Ansprüche generiert. Bei der GVL musste man bisher entsprechende Erstverwertung und deren Vergütung nachweisen. Rechtlich ist also die Legitimation durchaus gleichwertig (=Rechtsanspruch), moralisch - durch die Brille einer Leistungsfetisch-Gesellschaft - sogar ungleich besser, zumal das Geld nicht vom Steuerzahler kommt, sondern nur von Leuten, die EINDEUTIG von den Leistungen der Musiker profitieren bzw. sie genauer gesagt eben verwerten.

Und übrigens, was die Frage angeht: "Warum bekommt der Musiker/Produzent denn NOCHMAL was, obwohl er ja schon bezahlt wurde?". Mal abgesehen von dem rechtlichen Anspruch (der wohl begründet ist, was hier aber in der Kürze nicht darstellbar ist): In der Praxis - beim Thema GEMA ist das nicht anders - sieht es oft so aus, dass man nur rechnerisch vom Auftraggeber/Erstverwerter bezahlt wird, letztlich aber (Produktions-)Kosten hat, die das ganze erstmal zum Null- oder Minusgeschäft werden lassen und die eigentliche Bezahlung erst über die Verwertungsgesellschaften kommt.

Vergleiche mit der "normalen" Arbeitswelt der abhängig Beschäftigten hinken also an allen Ecken und Enden. Oder muss ein normaler Arbeitnehmer beispielsweise etwa die Produktionsmittel und zuarbeitende Kollegen selbst bezahlen?
 
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Also ich sehe, dass die Thematik zu komplex ist und man nicht verlangen kann, dass die größtenteils nicht betroffen Leute - wie Du - nicht ausreichend informiert sind. Deshalb halte ich eine weitere Diskussion über die Sache für unmöglich.
Ich hab jetzt wirklich mal versucht mich ein wenig über die internen Strukturen der GVL schlau zu lesen.

Aber grundsätzlich neigen alle Organisationen dieser Art dazu dass sich Seilschaften ausbreiten wie Krebsgeschwüre. Eben weil keine Kontrolle durch einen Markt oder ähnliches da ist.
Es gibt in solchen Fällen nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Strukturen sind demokratisch genug dass die Mitglieder (bzw. hier Berechtigten) etwas ändern können, und dann sollen sie es in Gottes Namen tun - meine besten Wünsche haben sie.
Der andere Fall ist dass die Strukturen schon so verhärtet sind dass sich auf diesem Weg nichts mehr ändern lässt. Dann lässt sich aber auch über den öffentlichen Aufschrei nichts mehr ändern, der Beirat der GVL ist der Politik oder der Öffentlichkeit keine Rechenschaft schuldig. Dann kann man nur den harten Weg gehen, den ganzen Mief abschaffen und durch etwas neues ersetzen was zumindest am Anfang noch gesund ist.


Ich weiß nicht so genau was du erwartest. Wenn hier alle schockiert wären und die Revolution ausrufen - was genau soll das ändern? Wenn die Telekom ihre Mitarbeiter ausspietzelt dann kann ich mir überlegen zu wechseln und so öffentlichen Druck aufbauen, der Imageschaden allein kann dann schon ein Einlenken und Umdenken bewirken. Soll ich jetzt damit drohen kein Geld mehr für Musik auszugeben? Das hilft den Musikern auch nicht weiter.


Auch wenn die Thematik vielleicht zu komplex für alle Uneingeweihten ist - was erwartest du genau? Denn ändern können höchstens die Mitglieder etwas - und wenn die es nicht können bleibt nur sich von dieser Organisation abzuwenden, so traurig das auch ist.
 
Ich erwarte eigentlich nichts.

Nur: An Worten erkennt man natürlich die GRUNDEINSTELLUNG und -STIMMUNG der Leute. Und die empfinde ich hier schlicht nicht als solidarisch.

Solidarität ist ein Wert an sich und hat nicht immer zwingend mit Worten und Taten zu tun. Es ist die Frage, was emotional 'rüberkommt. Hier schwankt es zwischen "Is' mir doch wurscht", "das kommt davon, wenn man mit den bösen Jungs spielt" und "ätsch-bätsch".
 
Wenn das eine staatliche Organisation wäre kannst du mir glauben dass ich mich aufregen würde wenn die Majors mittels Lobbyarbeit ihr Ding machen.
Da rege ich mich schon über genug Dinge auf.

Nur was soll man hier sagen? "Ihr habt ja echt Pech mit eurem Verein" "Schade dass ihr euch so undemokratisch organisiert habt". Oder: "Mein Beileid zu dem was ihr euch da zusammen gewählt habt"
Du kannst mir glauben dass ich keinem Musiker etwas Schlechtes wünsche, vor allem nicht denen die eh mehr schlecht als recht leben. Aber es ist nun mal deren Vertretung und nicht meine, und wenn sie Vertreter haben die sie nicht sonderlich gut vertreten, sollen auch sie sich darum kümmern.
 
Das mit Demokratie und Mitbestimmung ist bei der GVL mindestens ebenso problematisch wie bei der GEMA: Die GVL ist eine GmbH und "gehört" zur Hälfte dem BVMI. ;) Ist natürlich nicht unproblematisch, dass ich darauf angewiesen bin dass jene Organisation auch meine gesetztlich garantierten Vergütungsansprüche durchsetzt. Letztlich ist es genau so, dass die "Majors" jetzt "ihr Ding machen". Das ist zwar als Erklärung zu kurz gegriffen, aber ein großer Teil des Problems. Und letztlich ist es praktisch eine quasi-staatliche Organisation, der ich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert bin, denn ohne diese Organisation ist die Vergütung, die mir der Gesetzgeber garantiert Makulatur. Und es gibt derzeit absolut keine Alternative zur GVL. Entweder Du lässt Dir die Ansprüche über die GVL durchsetzen oder sie verfallen.

Naja. Jedenfalls, wäre es sicherlich hilfreicher, könnte man, wenn man entsprechende "Musiker-Vertretungen" darauf anspricht und hinweist (und das tue ich), wenn man auf eben jene "Massenempörung" , die für dich sinnlos ist, hinweisen könnte. Wären die Foren voll von sachlicher und informierter Diskussion und Kritik an dem Ganzen,wäre das sicherlich eben hilfreicher. Aber so? Was sollen denn selbst Leute wie Bernd Schweinar (hier ehemals als rockbüro.süd unterwegs) als bestgewillte Interessensvertreter der Musiker machen, wenn es ihrer Klientel schlicht offensichtlich wurscht ist? Massenempörung ist die Grundlage für alles, nur mit einer solchen im Rücken könnten doch Leute wie Bernd erst agieren.

Dann habe ich auch noch versucht zu vermitteln, warum das Ganze Auswirkungen hätte, von denen letztlich alle Musiker - wenn schon nicht direkt als jetztiger oder potentieller künftiger Berechtigter - mindestens indirekt betroffen sind. Letztlich bedeutet das enorme finanzielle Verluste für die gesamte Musikszene die jenseits des kommerziellen Mainstreams agiert. Und Letzterer mit seinen Dieter Bohlens dieser Welt ist doch erklärtes Ekel-Feindbild ganzer Musikergenerationen, oder? Und das sind leider die Gewinner. Selbst Musikliebhaber sind davon betroffen, denn - ganz einfache Rechnung - es wird schlicht viel weniger Geld in nicht-sendekompatible Nischenproduktionen fliessen KÖNNEN.

Naja, stimmt schon, was erwarte ich, in Zeiten, in denen selbst die Studenten nur noch auf die Strasse gehen, wenn es um Studiengebühren geht oder sie Angst haben, keinen lukrativen Platz im System zu bekommen. :rofl: (Nene, für 68er bin ich viel zu jung...)

Ne, aber im Ernst: Hier haben wir ein Paradebeispiel, wie die Welt im Hintergrund von gewissen Interessengruppen verändert wird. Über äusserst komplexe Umwege und Systeme. Es kann sich niemand darüber aufregen, schon alleine weil es keiner kapiert, was abgeht. Es geschieht völlig still, heimlich und schleichend, daher umso effektiver. Werden dann die Auswirkungen sichtbar, kann sich keiner erklären wie, wo, was, warum.

Also sollte nächstes Jahr das Album oder die Tour der ein oder anderen Lieblingsband aus dubiosen Gründen ausfallen, vielleicht hat sie keine Zeit, weil sie Autos waschen muss um die Miete zahlen zu können. Vielleicht sogar das von Dieter Gorny.
 
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Imo ist:
Letztlich ist es genau so, dass die "Majors" jetzt "ihr Ding machen".
nur ein Symthom von:
Und es gibt derzeit absolut keine Alternative zur GVL. Entweder Du lässt Dir die Ansprüche über die GVL durchsetzen oder sie verfallen.

Hier sehe ich das Problem. Dass eine Organisation die ohne große Kontrolle von außen für einen gewissen Zweck da ist und keine Konkurrenz zu fürchten hat, dann ist das was hier passiert eine logische Folge. Überrascht es dich ehrlich dass es so kommt?


Wenn ich mich bei der Sache über etwas aufrege, dann genau über das. Warum gibt es keine zweite GVL, keine zweite GEMA? Dann müssten die auch ihren Hintern mach hoch bekommen, weil wenn sie all die kleinen Mitglieder verarschen dann müssen sie den Wechsel fürchten. Ich wette: Dann wäre es auch schon lange kein Problem mehr die kommerzielle Nutzung von Creative Commons Musik auf diese Art vergüten zu lassen. Und dann wäre es auch für Musiker die modernere Wege gehen auch mal wieder eine Option diese Einrichtungen zu nutzen - und dann würden sich auch mehr darum kümmern.
 
Ich kann verstehen, dass Du ein - natürlich absolut kritikwürdiges - System nicht durchdenken willst, aber man sollte dann halt auch seine Beiträge entsprechend gestalten.

Und nochmal: So kritikwürdig das System ist, die nächsten Jahre werde ich und viele andere noch damit LEBEN MÜSSEN und DRAUF ANGEWIESEN sein, unabhängig davon ob man versucht, daran Mitzuwirken das System zu ändern. Deshalb will ich nicht die praktische Diskussion mit der - auch wichtigen - Grundsatzdiskussion vermischen. Und das ist es, was Du hier die ganze Zeit machst. Natürlich muss man auch an die Wurzel gehen und die Ursachen bekämpfen, trotzdem muss ich doch die akuten Symptome auch "behandeln". Das sind zwei unterschiedliche Aufgaben.
 
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