Die Sache mit dem Ansatz - kann man den kaputt machen?

Sohita
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Hallo,

gestern sagte jemand zu mir "Hast du keine Angst dass dein Ansatz kaputt geht" ?
Daraufhin kam ich ins Grübeln, wie man denn seinen Ansatz kaputt machen könnte.

Meine Vorstellung ist eigentlich die: der Ansatz, das sind einfach Muskeln im/am/um den Mund herum, die man braucht (u.a.) um einen schönen Ton rauszukriegen, bzw. um ausdauernd spielen zu können. Wenn ich nach 2 Stunden Spielen keinen Ton mehr rauskriege, habe ich keinen Ansatz mehr, d.h. die Muskeln sind müde und erschöpft.

Wenn ich aber genug Muskeln antrainiert habe, habe ich einen super Ansatz und 2 Stunden spielen machen mir nichts aus.

Und für verschiedene Instrumente braucht man verschiedene Muskelgruppen.

So.

Wenn ich nun zwei Blasinstrumente spiele, und auf beiden fleißig übe, dann habe ich doch irgendwann mal für beide Instrumente genügend Muskeln beisammen. So dachte ich. Und dann ist es dem Muskel doch egal, für welches Intrument er benötigt wird.

So, konkret: ich spiele seit 8 Jahren Querflöte und lerne seit 1 Monat Trompete (beides hobbymäßig). Und ein Musikerkollege hat mich eben gefragt, ob ich nicht Angst hätte, mir meinen Flötenansatz kaputt zu machen.

Aber wenn die Trompeten-Muskeln erstmal aufgebaut sind, dann verschwinden doch die Flöten-Muskeln nicht deswegen, oder?

Und auf der Flöte werde ich ja niemals so reinblasen, wie auf der Trompete. D.h. mein Mund merkt ja, was ich spiele, und spannt dann automatisch die richtigen Muskeln an, die er braucht.

So denke ich mir das. Aber dann verstehe ich das mit dem Ansatz-Kaputt-Machen nicht. Dann KANN man seinen Ansatz durch unterschiedliche Instrumente ja gar nicht kaputt machen, oder?

Und wozu die Muskeln, wenn sie mal da sind, dann eingesetzt werden, ist denen doch egal.
Ob ein Arm-Muskel jetzt z.B. einen Wassereimer trägt oder einen Rucksack - das ist dem Muskel doch egal.

Denke ich da falsch?

Danke für eure Antworten! :)
 
Eigenschaft
 
... mein Mund merkt ja, was ich spiele,...

So würde ich das auch sehen.

Du würdest es selbst als Erste spüren, wenn dein Ansatz nicht mit beiden Instrumenten zurechtkommt. Nur dann müsstest Du neu überlegen.

Wegen dem "merken" könnte das direkt aufeinanderfolgende Wechseln irriteren, aber vermutlich lässt sich das auch auf die Reihe kriegen. So sind z.B. (professionelle) Saxer in Big Bands auch für Passagen auf der Flöte zuständig.

Wirklich problematisch ist für einen Trompeter-Ansatz nur extreme Überlastung.
Das kann durch Abquetschen der Blutversorgung im Lippengewebe durch zuviel Mundstückdruck passieren, wenn man sich an diesen ungesunden Zustand gewöhnt.
Das passiert z.B. durch eine Kombination von unbemerkt entwickelter falscher Spieltechnik, ungünstiger Übungszusammenstellung und mangelnder Aufmerksamkeit beim Spielen.

Deshalb: wenn das Lippengefühl nicht mehr gut ist und/oder die Lippen nicht mehr wie gedacht reagieren wollen, sollte man sofort abbrechen und eine angemessene Pause machen.
Häufig spielen "Anfänger" zu viel auf einmal und zu lange auf einen Rutsch. Die einfachste Grundregel beim Üben lautet: auf jede Übung folgt eine ebenso lange Pause.

Beachtet man das Gebot des angemessenen Mundstückandrucks, werden beim Üben genügend Pausen eingelegt und spielt man in mehrfacher Hinsicht stark fördernde Übungen wie das hier schon oft angesprochene Mundstück-Buzzing entwickeln sich ein robuster Anatz und die richtige Stütze fast zwangsläufig.
Die ersten 3 Lektionen der 215th Army Band auf Youtube und die Kristian Steenstrup Masterclass Clips sind dafür eine gute Hilfe, falls das im Unterricht kein Thema ist.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
"Kaputt machen" halte ich auch für einen übertriebenen Begriff. Er verdeutlicht ein Extrem, und beim Musikmachen und Musiklernen geht es i.d.R. nie um Extreme, sondern um Tendenzen. Wer extreme Worte wählt, macht sich meiner Erfahrung nach sowieso eher unglaubwürdig. Ich bin Posaunenlehrer und sage meinen Schülern auch oft Dinge wie "mach es besser so..." oder "es ist günstiger/geschickter/kräftesparender/gesünder/musikalisch besser, wenn du es so machst..." - aber ich würde nie auf die Idee kommen, einem Schüler zu sagen "du machst dir etwas kaputt, wenn du es so machst". Die Extremfälle, wo so eine Formulierung angemessen wäre, habe ich in der Praxis noch nicht erlebt.

Dann KANN man seinen Ansatz durch unterschiedliche Instrumente ja gar nicht kaputt machen, oder?

"Ansatz" ist meiner Meinung&Erfahrung nach eine Kombination aus trainierten Muskeln und Taktiken für deren Einsatz. Die Muskelkraft alleine macht's nicht, die Erfahrung im Umgang mit ihnen ist entscheidend. Professionelle Musiker sind keine Giganten, was die Lippenmuskulatur angeht - aber sie haben ganz viel Erfahrung, mit welchem Einsatz von Muskelkraft sie welches musikalische Ergebnis erzielen können.

Was also höchstens ungünstig sein könnte, ist die Tatsache, dass du unterschiedliche Muskeln stärken und trainieren musst, und dass du dir unterschiedliche Reflexe aneignen musst. Ganz ähnlich den unterschiedlichen Griffsystemen zwischen Flöte und Trompete. Reflexartiges Handeln macht das Musikmachen erst schnell und variabel, und unterschiedliche Instrumente bedingen unterschiedliche Reflexe. Es gibt Leute, die sind dafür talentiert, und welche, die es nicht sind.

Ich als Posaunist kam mit einem Tenorsaxophon sehr schlecht zurecht. Trompete geht so, klingt aber nicht gut. Ich spiele lieber vollkommen unterschiedliche Instrumente: Posaune, Klavier, Drum-Set, Vibraphon, Gesang. Aber es gibt Leute, die mit verwandten Instrumenten besser klarkommen.

Harald
 
Naja, ich glaube schon, dass man einen Ansatz auch kaputt machen kann. Ich habe mich gerad viel selbst damit beschäftigt, denn ich habe echte Probleme. Ich habe einen Reflex, mein Mundstück ist wohl auch zu klein für mich. Hätte ich das alles früher gewußt, dann würde es mir heute auch besser gehen. Jetzt weiß ich noch nicht, wie ich vorwärts gehen soll. Ich habe mir die Videos von dem Piccolo Trompeter Otto Sauter auf youtube angeschaut, in denen es viel um Ansatztechniken geht. Er hat so einige Studenten da, die ein Ansatzproblem haben. Anbei noch mal die Links. Ich habe da auf jeden Fall noch einiges zu tun.

http://www.youtube.com/watch?v=fpJECIZbqGY
http://www.youtube.com/watch?v=jeHQ888P4mA
 
Naja, ich glaube schon, dass man einen Ansatz auch kaputt machen kann.]

Hallo trumpet1989,

willkommen im Musiker-Board.

Ja, grundsätzlich kann man den Ansatz kaputt machen, aber darum ging es der TE meines Erachtens nicht so sehr wie um mögliche Probleme beim Instrumentenwechsel Flöte/Trompete und um Trainingseffekte, die von ihr ganz zutreffend eingeschätzt wurden.

Denkbar ist ein "kaputter Ansatz" als Defekt nach Verletzungen des Gewebes (Nervenschäden, Vernarbungen), aber häufiger durch Ängste und Verkrampfungen.
Die Verletzungen sind oft Unfallschäden außerhalb des Musizierens. Seltener aber möglich sind die Folgen unterschätzer und nicht ausgeheilter Wundinfektionen (z.B. nach Lippenherpes).
Im Extremfall genügt auch Mundstückdruck, ums sich anhaltend zu schädigen.

Nicht ganz zufällig geht das Thema übrigens knapp 5 Monate nach der hiesigen Eröffnung durch die TE an anderer Stelle mit geändertem Schwerpunkt weiter:
https://www.musiker-board.de/trompete-brass/519907-wie-weit-muss-man-nach-5-monaten-sein.html
 
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