Ja, das Belten ist schon so ein Begriff, mindestens so vieldeutig wie Twang

Den Blog von singingtutor habe ich kĂŒrzlich gelesen. Sehr schöne Ăbersicht, wobei ich bisher nur 4 Belt-Arten kannte (die im wesentlichen auf den 4 CVT-Modi beruhen).
Zum Thema "Belten in Bruststimme" kommt es auch wieder darauf an, wie man Bruststimme definiert. Bruststimme an sich ist ja schon ein sehr komisches Konzept, weil man Kopfresonanz eigentlich immer braucht, sogar in den tiefsten Tiefen der Stimme. Ich hatte ja schonmal gesschrieben, dass, bezogen auf die "Resonanz-Register" Gesang eigentlich
immer in der Mischstimme stattfindet, nur das VerhĂ€ltnis Ă€ndert sich. Von daher machen die Begriffe "Brust-" und "Kopfstimme" fĂŒr mich ĂŒberhaupt nur Sinn, wenn man "Bruststimme = Vollstimme" und "Kopfstimme = Randstimme" setzt, weil sie sich dann auf die Schwingungsmodi der Stimmlippen beziehen, die man im Gegensatz zu den Resonanzregistern eindeutig voneinander trennen kann.
Bezogen darauf belten Frauen sehr wohl in der Vollstimme (insbesondere im "Overdrive"), allerdings nicht in jedem der bei singingtutor genannten Modi (insbesondere nicht im "Fake-Belt").
Bei MÀnnern ist es eigentlich sehr Àhnlich wie bei Frauen, nur, dass die meisten VorgÀnge etwa eine halbe Oktave tiefer stattfinden.
Was allen Belt-Arten gemin ist, ist die klangliche Definition, die Foxx einmal angefĂŒhrt hat, im Sinne eines "schmetternden", "metallischen" Klanges. Vom Timbre her und von der reinen LautstĂ€rke unterscheiden sich die Belt-Arten allerdings.
Was genau man bevorzugt ist zum Einen eine Philosophiefrage, hĂ€ngt aber auch stark vom eigenen Stimmfach ab. FĂŒr SĂ€nger, die viel Material singen, welches deutlich ĂŒber der Tessitur des eigenen Stimmfachs liegt (z.B. die Falsettkreischer im Power-Metal) bietet es sich an den "Fake-Belt" zu benutzen, weil dauerhaftes "echtes" Belting auĂerhalb der Tessitur die Stimme auf kurz oder lang ermĂŒdet.
Innerhalb der Tessitur (die bei Sopranen, wie schon vermerkt, durchaus das f'' einschlieĂt) ist es im wesentlichen eine Frage des gewĂŒnschten Tons und Stils, wobei es natĂŒrlich auch hier so ist, dass die "leichtmassigeren" Belt-Arten "Mix-Belt" und "Fake-Belt" stimmschonender sind.
Die Tessituren, die ĂŒblicherweise angegeben werden, sind etwa so:
Bass: bis f'
Bariton: bis a'
Tenor: bis c''
Alt: bis e''
Mezzo: bis g''
Sopran: bis h''
An diesen Grenzen sind meist auch Opern- und Musicalrollen aufgehĂ€ngt, wobei es natĂŒrlich auch innerhalb der StimmfĂ€cher "tiefe" und "hohe" Versionen gibt. Ein f'' sollte also selbst fĂŒr einen gut trainierten Mezzo durchaus drin sein.
Letztendlich muss man immer ein bisschen abwĂ€gen. Es kommt halt auch stark auf das Material an, das man singt. Z.B. gibt es im Rock Tenöre (wie Freddie Mercury), die sich zwar meist innerhalb der Tessitur aufhalten, die aber sehr viel am oberen Ende der Tessitur singen (in der "Belting-Range" halt). In diesen FĂ€llen wird z.B. hĂ€ufig auf den "Mix-Belt" zurĂŒckgegriffen, der sozusagen einen Mittelweg beschreibt. TatsĂ€chlich sind die heftigen "Overdrive"-Belts unter mĂ€nnlichen RocksĂ€ngern eher selten, man hört wesentlich hĂ€ufiger eine der anderen Arten. Gerade bei Rock-Tenören (die nicht in die Falsett-Kreisch-Gefilde gehen) ist der "Mix-Belt" sehr verbreitet.
Schlussendlich sind sogar die Song
texte noch entscheidend, denn einige der Belt-Modi funktionieren in der Höhe nur auf bestimmten Vokalen. In einigen FÀllen lÀsst sich das durch Vokalanpassung umgehen (z.B. "yoh" statt "you" singen), in anderen FÀllen hört sich eine Abwandlung aber dÀmlich an oder macht die Songtexte unverstÀndlich oder sogar missverstÀndlich (lustige Abwandlung ist z.B. "run to the hill" -> "run to the hell").
Eine schöne Fallstudie ist z.B. die Songs von Queen (mit Freddie) zu vergleichen mit den entsprechenden Versionen mit Adam Lambert. Lambert macht in den Höhen exzessiven Gebrauch von Fake-Belts, wĂ€hrend Freddie eigentlich immer eine der anderen Arten bevorzugt (abgesehen von ganz hohen Tönen ĂŒber c'').
Was die generelle Verteilung/Grenzen bei MĂ€nnern angeht wĂŒrde ich sagen, dass "Overdrive" meistens nicht höher als fis' gesungen wird. Der Bereich g'-c'' wird meistens im Mix-Belt (bei CVT "Curbing") oder im Twang-Belt (bei CVT "Edge") gesungen. Oberhalb von c'' singen MĂ€nner meistens im Fake-Belt, die anderen Arten sind hier wirklich sehr sehr selten.
Bei Frauen kenne ich mich nicht so aus, aber meist wird gesagt, was Strato anspricht, dass Frauen etwa eine Quinte höher liegen, also "Overdrive" nicht höher als d'', Mix-Belt oder Twang-Belt im Bereich e'' bis a'' und alles ĂŒber a'' ist in der Regel Fake-Belt.
Bei beiden Geschlechtern gibt es natĂŒrlich Leute (wie Adam Lambert), die wesentlich frĂŒher in den Fake-Belt gehen (wie gesagt auch abhĂ€ngig vom Stimmfach).