24 taktiges Bluesschema?

Ich frag mich, was all die armen Blues- Pianisten machen sollen, wenn sie ( laut RMACD) auf ihren Pianos gar keine Blue- Notes spielen können...:redface:

Und ich frag mich nochwas:

Wieviele echte Blueser mögen wohl den Blues an der Hochschule oder Universität gelernt haben? Wieviele "Blues- Professoren" mag es wohl geben in all den Bars und Etablissements dieser Welt?

Diese Fragen kann ich mir allerdings leicht selbst beantworten. Betrachtet mich hier im Theorie- Forum einfach als Irrläufer, der sich verlaufen hat, ich gehöre hier garnicht rein, ich kehre zurück zur Praxis.

So long,
sigiguitar
 
@ Sigiguitar,

Du hättest besser daran getan "Bluesette" in der Zwischenzeit zu üben als hier ellenlange Romane zu schreiben (erinnert mich übrigens sehr stark an Pöhlert, der konnte auch kein Ende finden).

Bluesette ist Standard-Repertoir und harmonisch wie auch formal ein Blues, Punkt aus!

Setz' Dich hin und übe!



PS

Ich kenne kein zweites Stück in der echten Blues- Tradition, das eine derartige 24taktige Struktur ( noch dazu im Walzertakt!) aufweist. Zeige mir jemand weitere Blues- Stücke in dieser Form!- ich kenne kein einziges.
Du bist sehr fordernd und wenn man Dir etwas sagt, glaubst Du es sowieso nicht, wenn es Dir nicht in den Kram passt. Mir geht das langsam auf den Senkel.
Wenn Du Gitarrist bist, was ich annehme, sollte Dir Wes Montgomery ein Begriff sein. "West Coast Blues" gehört für jeden Jazz-Gitarristen zum Standard-Programm. Dieser Blues ist 24-taktig und im 3/4 Takt. Natürlich wirst Du auch daran wieder etwas auszusetzen haben.


War Thielemans etwa ein Blues- Man? War er ein Be- Bopper? Nein, todsicher nicht. Wie aber soll er dann etwa den Blues oder den Be- Bop Charlie Parkers weiterentwickelt haben können, wie hier im Thread behauptet wurde? Wie? Auch Charlie Parker hatte mit den musikalischen Formen gespielt, aber seinen Blues konnte man auch ohne jede musikalische Ausbildung jederzeit als Blues erkennen...
Was ist denn das für eine Argumentation?
 
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Hey Sigi,

ich habe mir gerade Deinen Post #73 nochmal durch gelesen, und ich finde, Du machst es Dir etwas zu einfach.

In meinen Augen und Ohren ist Blues eine Volksmusik.
Auch in europa gibt es Volksmusik. Nehmen wir als Beispiel mal die Österreichisch Stubenmusik mit Hackbrett, Harfe, Kontrabass und steirischer Handorgel.


Diese Musik entspricht historisch in etwa dem ursprünglichen afroamerikanischen Blues.

Es kamen dann gut ausgebildete Musiker, haben diese Stubenmusik als Vorbild genommen, sie veredelt und sogenannte Kunstmusik daraus entwickelt. Diese Musiker waren z.B. Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert.


So eine Musik wurde dann nicht mehr beim Heurigen gespielt, sondern - natürlich - in Konzerthäusern.

Ein ähnliches Verhältns besteht nun zwischen der ursprünglichen afroamerikanischen Bluesmusik und der konzertanten Jazzmusik seit den 40er und 50er-Jahren. Es gab eben in Amerika gut ausgebildete Musiker, die haben die Bluesmusik als Vorbild genommen und daraus eine Kunstmusik entwickelt. Diese Musiker waren z.B. Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Miles Davis.

Und natürich gab es in Amerika einen Faktor, den es in Europa zunächst nicht gab: die Vermischung von Schwarzen und Weissen. Und natürlich war es in Amerika damals so, wie es auch heute noch unter Musikern und Künstlern ist: rassische Ressentimenents überliess man den Politikern und Unternehmern. Unter Musikern versteht man sich auf der ganzen Welt eigentlich immer vorbildlich. Also haben die weissen Musiker von den Schwarzen gelernt und die Schwarzen von den Weissen. Also habe weisse Musiker begonnen, sich mit ihrem musikalischen Hintergrund für die Bluesmusik zu interessieren und sie auf ihre Weise weiterentwickelt. Ebenso haben schwarze Musiker Strawinski und Bach studiert und diese Traditionen in ihre musikalischen Hintergründe aufgenommen und diese weiterentwickelt. Als typische Beispiele nenne ich mal Stan Kenton oder das Modern Jazz Quartet.

Natürlich gab es auch immer Menschen, die versucht haben, aus solchen musikalischen Strömungen Geld zu machen, und das waren meistens keine schlechten Musiker. In Österreich war das vielleicht Johann Strauss Sohn, in Amerika z.B. Glenn Miller. Schwarze gab es bestimmt auch. Aber auch diese Leute waren im Grunde geniale Musiker.

Nach den unsäglichen Weltkriegen kam es aus historischen Gründen dazu, daß die amerikanische Jazzmusik nach Europa schwappte, und hier bei den weltoffenen Musikern auf offene Ohren traf: Man denke nur an Kurt Edelhagen, Paul Kuhn, Max Reger, die ihre schwarzen Kollegen hier mit offenen Armen empfingen. Im Grunde war man auch froh, daß es durch diese interkontinentalen Kontakte endlich möglich war, die in Europa untergegengene Kultur der Improvisation wieder zu beleben. Toots Thielemans gehört auch zu diesen weltoffenen, weiterentwickelnden europäischen Musikern, wie auf diesem Video eindrucksvoll zu sehen ist:


Von einer Verwässerung kann unter diesen Gesichtspunkten ja überjaupt nicht die Rede sein, vielmehr von einer gegenseitigen Befruchtung. Und so ist es heute üblich, daß auf den internationalen Opernbühnen z.B. asiatische, europäische, afrikanische, arabische und amerikanische Musiker ebenso zu sehen sind wie auf den Jazzbühnen.

Mir gefällte die Stubenmusik übrigens genauso gut wie die Bluesmusik, die klassische Musik oder der Bop.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote:
Letzte Woche kam eine Schülerin in meinen Unterricht und sagte, daß sie in der Schule im Musikunterricht jetzt den Blues durchnehmen. Auf meine Frage, was denn nach Meinung des Lehrers Blues sei, antwortete sie: Die Schwarzen wurden nach Amerika gebracht und mußten dort als Sklaven arbeiten. Deshalb waren sie traurig und sangen traurige Lieder. So entstand der Blues. :ugly:

Aua!

So ein Kram wird heute noch an den staatlichen Schulen den Schülern erzählt.

Viele Grüße,
MCoy
 
Dem möchte ich mich anschließen !

Thomas

- - - Aktualisiert - - -

Ich frag mich, was all die armen Blues- Pianisten machen sollen, wenn sie ( laut RMACD) auf ihren Pianos gar keine Blue- Notes spielen können...:redface:

Sie umgehen dieses Problem und behelfen sich mit Notlösungen, die halt ähnlich klingen und die auf einem Klavier machbar sind ... wie jeder weiß, der sich schon einmal damit auseinander gesetzt hat.

In diesem Lichte erscheint Deine Ankündigung, "zur Praxis zurückzukehren", nicht sonderlich glaubhaft ...

Ich habe eher den Eindruck, Du bist ZUVIEL in der Theorie hängen geblieben ... man hat den Eindruck, Du hast einmal ein Buch über Blues gelesen, wohl eines aus den 30-er oder 40-er Jahren, da all die schönen Geschichten, Stereotypen und Klischees gelesen, und jetzt fühlst Du Dich bemüßigt, diese Weisheiten zu verteidigen.

Jedenfalls hat es nicht den Anschein, daß Du Dich viel mir REALER Musik (Jazz und/oder Blues) auseinandersetzt, die in den letzten 80 Jahren auf dem Sektor geschaffen und gespielt worden ist.

Ich mag mich irren ... aber Deine Wortmeldungen vermitteln diesen Eindruck.

LG - Thomas

Nachsatz:

http://www.youtube.com/watch?v=jqol4OiDPgc

Ab 14:50 6/4-Blues, 24-taktig, Wes Montgomery. Kann man natürlich auch als langsamen 4-er-Takt auszählen ... ist aber total Wurscht ... man fühlt die Blues-Form so oder so ... so, wie bei Bluesette ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Aua Aua, was hab ich hier wieder angerichtet?!...:D

Falls ich irgendjemanden beleidigt habe oder irgendwas falsch gemacht, dann kann ich nur sagen:
Tschulding, Tschuldigung, Tschuldigung.... es tut mir leid, ich wollte wirklich niemandem zu nahe treten!:hat:


CUDO II schrieb:
Bluesette ist Standard-Repertoir und harmonisch wie auch formal ein Blues, Punkt aus!

Ok:) Punkt aus.

turko schrieb:
Jedenfalls hat es nicht den Anschein, daß Du Dich viel mir REALER Musik (Jazz und/oder Blues) auseinandersetzt, die in den letzten 80 Jahren auf dem Sektor geschaffen und gespielt worden ist.

... :redface:... doch, doch, ich spiel auch hin und wieder Gitarre oder singe ein Lied, manchmal sogar Blues:


https://soundcloud.com/sigiguitar/country-blues-baby-i-done-got
 
... ich hoffe sehr, ihr nehmt meine Entschuldigung an... ich wollte wirklich niemandem zu nahe treten mit meinen ganz persönlichen Ansichten den Blues betreffend. Also nochmal:

Ich bitte um Entschuldigung, falls ich mich hier zu weit aus dem Fenster gelehnt haben sollte!


Trotzdem hat mir persönlich die Diskussion um "Bluesette" sehr viel Spaß gemacht und ich hab einiges dabei gelernt! Und noch was:

Ich habe Respekt vor Toots Thielemans, ich habe ihn auch schon Sachen spielen gehört, wo selbst meine unbedarften Ohren sofort und eindeutig den Blues erkannt haben;)

Und ja, Wes Montgomery ( den ich ausserordentlich schätze) hat offenbar tatsächlich 24taktige Blues im 6/4 Takt angezettelt! Allerdings können meine Ohren da sofort nach zwei Takten den Blues hören, was mir bei "Bluesette" einfach nicht gelingen will, was soll ich machen, ist einfach so, manchmal sind Ohren eben auch eine ziemlich subjektive Angelegenheit...

Respect,
sigiguitar
 
Cool:great:

Auch Kommunikation ist für mich Musik- und Musik ist wiederum Kommunikation. Manchmal stelle ich mich wohl bei der Internet- Kommunikation ziemlich blöd an... mir fehlt einfach sehr oft die direkte Rückmeldung via Mimik und Gestik. Ausserdem weiss ich ja, dass ich manchmal ziemlich "flappsig" sein kann, ist aber echt nicht böse gemeint. Ich werde mal in der nächsten Zeit einen guten Rat meditieren, der mir in vielen Lebenslagen sicher hilfreich sein kann:

" If you play a wrong note, don't hold it!"

Dizzy Gillespie


Liebe Grüße und ein angenehmes WE,
sigiguitar
 
" If you play a wrong note, don't hold it!"
Dizzy Gillespie

Und nach Mark Levine ("Jazz Theory, ...Loose Ends"): Art Blakey once said, "Someone played a wrong note, and jazz was born."...!
Also, es lebe die Meinungsvielfalt und der unterschiedliche Betrachtungwinkel!:whistle::whistle::whistle:
lg
 
EgoMe schrieb:
Someone played a wrong note, and jazz was born

Yoh, wrong notes können also definitiv auch Neues schaffen. Vieles, was früher in der Musik als "falsch" und übelklingend galt, gilt heute als "richtig" und wohlklingend- komm halt immer auf den Blick- bzw Hörwinkel an:rock:

Eigentlich gibts ja sowas wie "falsche" Töne garnicht in der Musik. Jedenfalls ist das mein Ansatz:

Es gibt nur Spannung und Entspannung in der Musik. Die Kunst liegt halt darin, im rechten Moment Spannung zu erzeugen und diese dann im rechten Moment wieder aufzulösen...:whistle:


lg
 

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