[Review] IMG Stage Line MXR 60 Pro Mischpult - Werkzeug oder Spielzeug?

CarstenO
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Hallo zusammen,

ich habe mir das Mischpult img Stage Line MXR 60 Pro gekauft und möchte Euch meine Eindrücke dazu schildern. Es handelt sich um ein Mischpult um 200 EUR und ist wohl bei Monacor nicht mehr gelistet, im Handel aber noch erhältlich.

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Ich benötige ein Mischpult wie dieses für drei Anwendungen:
  • reine Sprachveranstaltungen mit vier Funkstrecken und einem Smartphone für Pausenmusik,
  • "Dry Hire" mit Endstufe und 15-Zoll-Passivboxen für unerfahrene Nutzer,
  • Telefonkonferenzen mit mehreren Mikrofonen.
Für diese Anwendungen nutzte ich bisher ein Yamaha MG 166 C USB, was dafür aber übertrieben ist.

Was hat es?
  • 4 Mono-Mikrofoneingänge mit 3-Band-EQ und Ausspielung in das interne Effektgerät, sowie Phantomspeisung
  • 1 Stereo-Lineeingang, wie Mikrofoneingänge ausgestattet, nur „Balance“ statt „Pan“
  • Alternative Wiedergabe von Bluetooth oder USB-Stick über „MP3“-Eingang“, Steuerung jeweils über Dreh-/Drückknopf für Skip und Play/Pause
  • Duplexfähiges 2x2-Interface
Bedienungsanleitung

Die Bedienungsanleitung gefällt mir nicht. Anders als ich es von Monacor-Produkten kenne, kann ich darin keine technischen Daten nachlesen. Auch liest sich die Anleitung der Bedienschritte so, als hätte man das Produkt selbst erst erkundet und dabei festgestellt, was mit den Schaltern und Reglern so passiert.

Tuchfühlung

Als erstes habe ich mich mit der Musikwiedergabe vom USB-Stick beschäftigt. Gehört habe ich mit einem AKG K 712 über den eingebauten Kopfhörerverstärker.

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Die Klangregelung hat ihre volle Wirkung zwischen 9- und 3-Uhr-Stellung erreicht. Dabei wirkt sie mir zu breitbandig. Für gezielte Eingriffe ungeeignet, um die Klangtendenz („heller“, „dunkler“) schnell anzupassen, jedoch bestens geeignet. Klanglich keine Auffälligkeiten. Aber: Nach dem Skippen fehlt dem angewählten Song der Anfang.

Bei Bluetooth ist mir das nicht aufgefallen. Die Verbindung ist schnell hergestellt und die Ansteuerung der Titel kann eben wieder über die Pultbedienung erfolgen. Mein erstes Fazit ist gut. Musik von der Konserve klingt ordentlich und das Ansteuern einzelner Musiktitel ist für den angedachten Einsatzzweck mehr als ausreichend.

Mikrofonkanäle

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Die Mikrofoneingänge teilen das Leid vieler Budgetmixer: etwas mehr Rauschen als bei anderen Mixern, wenig punktgenaue Eingriffsmöglichkeiten über die 3-Band-Klangregelung mit Festfrequenzen. Klanglich (unabhängig vom EQ) nicht weiter auffällig, weder mit einem Beyer MCE 81 (Kondensator), noch mit einem Beyer M 700 (dynamisch). Aber ein Low Cut fehlt hier schon.

Was mir auffiel: Als parallel die Musik vom USB-Stick, bzw. per Bluetooth mit zugedrehtem „MP3“-Fader lief, war die Musik gaaaaanz leise im Hintergrund zu hören, wenn der Mikrofon-Gain oberhalb von 2-Uhr-Stellung stand und ich den Mikrofon-Fader oberhalb der 0-dB-Marke einstellte.

Die Eingangsbuchse ist als Kombibuchse ausgelegt und wirkt solide.

Effekte

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Die Effekte sind … vorhanden. ;) Insgesamt kann ich aus 16 Effekten auswählen und diese mit dem "Parameter"-Regler anpassen. Mit dem "FX"-Regler stelle ich das Mischungsverhältnis ein. Deren Qualität erreicht nicht das Niveau eines Alesis Microverb II oder III aus den 90ern. Sparsam dosiert kann man mit einzelnen von ihnen etwas „Atmosphäre“ schaffen.

Funktion als Audiointerface

Während der Pandemie haben sich Homeoffice und Videokonferenzen verbreitet. Einfache Aufbauten mit Kamera und großem TV bräuchten auch eine gute Tonübertragung für mehrere Teilnehmer. Dafür sollen an einem langen Tisch mehrere Mikrofone stehen und zusammen gemixt an bspw. MS Teams geschickt werden. Das klappt auch.

Tja, aber der USB-Anschluss. Zwei A-Stecker zur USB-Verbindung sind mir noch nicht so oft untergekommen. Von einem anderem, diesbezüglich ebenfalls „besonderen“ Gerät habe ich noch so ein Kabel. Ab da passiert alles so wie es soll. Das MXR-60 Pro wird als Audiointerface erkannt und ich kann aufnehmen und wiedergeben. Über meine Magix-DAW kann ich eine Spur abspielen, während ich die andere aufnehme.

Für Videokonferenzen ausreichend, um aber nacheinander Spuren einzuspielen fände ich ein 4x4-Interface besser geeignet. Mit dem Interface werde ich mich noch intensiver beschäftigen, da ich mir bei der Latenz noch nicht so sicher bin.

Ausgänge

Die Ausgänge - nochmal „tja“ – haben nur eine Ausgangsspannung von 760 mV. Die wichtigsten meiner Endstufenmodelle bekomme ich damit nicht optimal ausgesteuert. Leider kommen in Bezug auf die Ausgänge die Suchbegriffe „balanced“ oder „symmetrisch“ in der Anleitung nicht vor.

Was mir noch so auffiel
  • Das Gehäuse ist ziemlich gut gefertigt. Das Pult steht kippelfrei auf allen vier Gummifüßen gleichzeitig. Das erwähne ich, weil das leider keine Selbstverständlichkeit ist.
  • Die Fader laufen sehr geschmeidig und lassen eine gut abschätzbare Pegeleinstellung zu.
  • Ein eingebautes Netzteil.
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Spielzeug oder Werkzeug?

Ein professionelles Werkzeug ist das img Stage Line MXR-60 Pro sicher nicht. Gerade die Summenausgänge in unsymmetrischer Ausführung mit 0,76 V Spannung deuten hier in Richtung „HiFi“. Der gesamte Workflow mit diesem Gerät ist allerdings auch ebenso weit von einem Spielzeug entfernt. Es passt mit Ausnahme der Ausgänge zu meinem Vorhaben und kann aus den dafür notwendigen Eigenschaften alles. Dass aber keine der Eigenschaften wirklich auffallend gut ausgeprägt ist, geht mit Blick auf den üblichen Verkaufspreis von rund 200 EUR völlig in Ordnung.

Kaufempfehlung?

Kommt drauf an. Bei mir bleibt´s erst einmal im Bestand und darf sich "draußen" beweisen.

Viele Grüße!
 
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Danke für den Test. Dafür gab es Püntjes ☺️ Eine Frage: Hat das Teil wirklich keine symmetrischen XLR-Ausgänge? Ich habe da vor ca. 15 Jahren mal eine grundsätzliche Entscheidung getroffen, dass meine Geräte nur noch per XLR verbunden werden; einzige Ausnahme waren damals noch die externen Effektgeräte, aber seit ich auf digitale Pulte umgestiegen bin, gibt es auch die nicht mehr. Ich besitze eine Kollektion von Adaptern im Wert von mehreren hundert Euro, und diese kommen nun quasi nicht mehr zum Einsatz. Und das vereinfacht vieles. Bis zur DI-Box darf der Kunde machen, was er will, das kriege ich schon irgendwie eingefangen, aber innerhalb meiner Anlage geht es analog nur noch per symmetrischem XLR-Kabel.
 
Hat das Teil wirklich keine symmetrischen XLR-Ausgänge?
Das sind ja gleich zwei Fragen ;) :

Nein, das MXR 60 Pro hat keine XLR-Ausgänge, das MXR 60 ohne "Pro" schon.
Ob die Klinken-Ausgänge symmetrisch sind, konnte ich nicht herausfinden. :rolleyes:

(Gibt es symmetrische Ausgänge mit 0,76 Volt Spannung?)
 
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Das sind ja gleich zwei Fragen ;) :

Nein, das MXR 60 Pro hat keine XLR-Ausgänge, das MXR 60 ohne "Pro" schon...

Danke. Und stimmt ☺️
Vielleicht sollte der Hersteller mal einen Mate-Tee über die Bedeutung der Silbe „Pro“ schwenken und was das impliziert…
 
die 3-Band-Klangregelung mit Festfrequenzen. ... ... . Aber ein Low Cut fehlt hier schon.
Das ist sehr schade. Wäre für mich ein KO Kriterium,
Low Cut ist Pflicht. Und parametrische Mitten auch.
Mir fehlt hier auch noch ein Channel Mute - das vermisse ich schmerzlich bei meinem A&H ZED10 FX.
Budget hin oder her- so viel muß sein, damit man halbwegs vernünftig arbeiten kann.

Ich hatte schon den Fall, dass mir der vollparametrische EQ meines XR18 den A**** gerettet hat.
Teilweise kritische Frequenzen schmalbandig rausgezogen und einmal bei einer recht leisen aber hohen Pfeife konnte ich das sich heulend aufschaukelnde Feedback einfach per einstellbarem Low Cut (300 Hz in diesem Fall) in den Griff bekommen.

Und an einer anderen Stelle konnte ich nicht helfen (war nicht meine Veranstaltung, aber mein Bassist hat in der Band gespielt). Feedback bei ca. 1 kHz aber Mitten EQ fest auf 2.5 kHz (und das war ein digitales Pult - Bose Tone Match).

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Bei den Ausgängen ist es so: wenn die nicht echt symmetrsch sind, aber Impedance Balanced, ist das für mich erst mal keine große Einschränkung.
 
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Hallo Chris,

vielen Dank für Dein Interesse, Du hast Dich ja ziemlich intensiv mit den Merkmalen des MXR 60 Pro beschäftigt. Wenn man den Preis und den bei mir angedachten Verwendungszweck außen vor lässt, kann ich Dir in den meisten Punkten zustimmen.🤝

Ich würde aber die Feedbackbekämpfung eher auf der Ausgangsseite (Monitor, Summe) als auf der Eingangskanalseite betreiben. Monitorwege hat das MXR 60 Pro nicht, was mir zeigt, wozu es nicht gemacht ist.🧐

wenn die nicht echt symmetrsch sind, aber Impedance Balanced, ist das für mich erst mal keine große Einschränkung.
Wäre es für mich auch nicht, wenn ich das irgendwoher erfahren könnte.:confused:

Wäre für mich ein KO Kriterium, ... ist Pflicht. ... Mir fehlt ... das vermisse ich schmerzlich ... so viel muß sein, damit man halbwegs vernünftig arbeiten kann.
Das sehe ich auch so, dafür gibt es/habe ich andere Pulte.🤝

Genau der fette Teil aus den Zitatsschnipseln hatte mich zum Threadtitel "Werkzeug oder Spielzeug?" bewegt. Klar, kann man alles Mögliche aufzählen, was ein Produkt nicht kann. Ich könnte jetzt auch vergleichen, was ich mit anderen Produkten für 200 EUR wie z.B.
  • Behringer Xenyx 1204USB
  • LD Systems VIBZ 10 C
  • ANT ANTMIX 8 FX
  • DAP GIG-104C
  • DAP GIG-83CFX
  • Hausmarken
  • Pulte ohne Fader
an anders ausgeprägten Eigenschaften bekommen könnte. Unter´m Strich wird es bei diesem Budget immer an irgendetwas mangeln, wenn man ein Werkzeug sucht.

Hallo zusammen,

in einem weiteren Erkundungsschritt habe ich ein HP-Notebook (Windows 10) mit einem USB-A-/USB-A-Kabel angeschlossen. Beim Anschluss zeigt das Display

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Die "2" signalisiert die Auswahl des DSP-Programms "Hall 2". Das spielt hierbei keine Rolle. Worauf ich hinaus will ist "PC". Wenn ich die Wiedergabeliste des Windows Media Players mit Musik fülle, kann ich zwischen diesen Liedern wieder mit dem Dreh-/Drückknopf hin- und herspringen. Wenn man das nicht allzu hektisch ausführt, klappt das zuverlässig.

Daumen hoch für diese Funktion. Klanglich auch hier keine Auffälligkeiten.

Und noch die Aufnahmefunktion.

In meinem Aufbau habe ich in Tracks Live in zwei Spuren gesungen (talentfrei). Der "Pan"-Regler des Mikrofonkanals stand auf Mitte, deshalb sind mit der Stereoaufnahmefunktion via USB zwei Kanäle in Tracks Live bespielt. In die zweite Spur habe ich dann nachträglich eine zweite Stimme gesungen (talentfrei). Die Verzögerung zwischen Aufnahme und Wiedergabe ist für diesen Anwendungsfall allerdings zu hoch und damit ungeeignet.

Ich werde noch herausfinden, ob nicht genau diese Eigenschaft bei MS Teams hilfreich ist.

Viele Grüße,

Carsten
 
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Es mag sein, dass der Bedienumfang für die Vermietung an Laien angemessen ist, aber aber pegelfeste niederohmig-symmetrische Ausgänge mit XLR Buchsen kosten komplett unter einem Euro. So hat man das Gefühl, dass Monacor seit meinem ersten Discomischer Anfang der 90er nicht dazugelernt hat.
 
So hat man das Gefühl, dass Monacor seit meinem ersten Discomischer Anfang der 90er nicht dazugelernt hat.

Ich kann das für Monacor generell so nicht bestätigen. Es soll hier aber auch nicht um Monacor, sondern um das konkrete Produkt gehen.
 
reine Sprachveranstaltungen mit vier Funkstrecken und einem Smartphone für Pausenmusik,
das habe ich als Anwendungsfall gelesen und daher auch mein Kommentar mit dem parametrischen EQ. In dieser Anwendung fùr mich Pflicht.
 
mit dem parametrischen EQ. In dieser Anwendung fùr mich Pflicht.

Das wäre für mich jetzt kein Nachteil des MXR 60 Pro, sondern ein Nachteil der Preisklasse bis 200 EUR. Selbst wenn ich faderlose und Hausmarken-Mischpulte mit einbeziehe, bekomme ich keine parametrische Klangregelung bei Neugeräten bis 200 EUR. Bis 300 EUR käme ja auch das Behringer Flow 8 mit ins Rennen, über dessen "Jetzt kaufen"-Button mein Mauszeiger immer wieder kreist.
 
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Summenausgänge in unsymmetrischer Ausführung mit 0,76 V Spannung

Hallo zusammen,

diese Vermutung konnte durch Monacor bestätigt werden. Das MXR 60 Pro hat unsymmetrische Ausgänge.

Viele Grüße,

Carsten
 
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Guten Tag,

das MXR 60 Pro hat nun mehrere der angedachten Einsätze hinter sich und ein neues Heim gefunden. Das Pult hat nichts verkehrt, aber auch nichts richtig gut gemacht. Damit passt es in seinen Preisbereich.

Die Einschränkungen kamen in den unterschiedlichen Posts dieses Threads schon vor, hier nach Relevanz absteigend:

1. Fehlender Low Cut
2. Feste, recht ungenaue Klangregler
3. Ausgangspegel zu gering

Ich muss allerdings zugeben, dass auch die Anziehungskraft des "Kaufen"-Buttons beim Behringer Flow 8 einen Anteil hatte. Das Flow 8 kostet 279 EUR abzgl. Rabattcode o.ä. und stellt eine perfekte Brücke zwischen den oben geschilderten Anwendungsfällen und meinen Ui 24 R, bzw. Yamaha MG 166 C USB dar. Mein Behringer X32 fullsize bleibt hierbei wegen seiner Abmessungen im Case ohnehin außen vor. Diese Features über die Defizite des MXR 60 Pro hinaus weiß ich am Flow 8 zu schätzen:

- Parametrische Ausgangsequalizer zur Linearisierung meiner aktuell vier unterschiedlichen Lautsprechertypen
- Ausgangslimiter, wenn meine DSP-losen TSA 4-300 und PSSO QDA 4400 zum Einsatz kommen
- 2 Monitorwege
- brauchbare Effekte

Einen sonnigen Sonntag wünscht

Carsten
 

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