Ach, das ECM8000 geht schon. Hier ist die Frequenzkurve laut Behringer-Manual:
Du hast ca. 1 dB Überhöhung bei 3k, und 1,5 bis 2 dB bei 4 bis 10 kHz, danach fällt es ab. Das könnte man im ersten Anlauf sogar komplett ignorieren. Ich nutze zwar kein Rauschen mehr (später mehr zu den Gründen), aber es schadet auch nicht, wenn man den Prozess mal mit Rauschen durchdenkt. Ich nutze den Ansatz, mit dem THX Kinosysteme eingemessen werden (bzw. wurden, ich habe keine Ahnung, ob das inzwischen mal aktualisiert wurde).
Rosa Rauschen hat in jedem Frequenzbereich (also innerhalb jeder Oktave) gleichviel Energie, damit KLINGT es für uns überall gleich laut. Daher benutzt man diese Form des Rauschens zum Einmessen. Zum Vergleich, weißes Rauschen ist bei jeder Frequenz gleich laut, daher klingt es für uns schrill - unser Gehör ist in den Höhen einfach empfindlicher. Das wird nicht benutzt.
Nach THX versucht man, den Bereich von 100 Hz bis 10 kHz so zu entzerren, dass man sich überall in dem Bereich "linear +/- 3 dB" bewegt. Die Kinosoundleute hatten bereits erkannt, dass man es nicht überall linear hinbekommt, sondern dass es, bedingt durch die Raumakustik, immer zu lokalen Abweichungen durch Auslöschungen und Überhöhungen kommen kann. Je besser die akustische Behandlung des Raumes, desto geringer sind diese Abweichungen. Aber als Livebeschaller ist man in der Regel in unbehandelten Räumen unterwegs. Zum Trost: Wenn man einen leeren Raum einmisst, und dieser füllt sich dann mit Publikum, kann man oft seine fürchterliche EQ-Kurve wieder eine wenig zurück korrigieren, also entschärfen, weil Publikum gut den Schall absorbiert und damit viele unangenehme raumakustische Effekte minimiert.
Alsdann, nach THX macht man fünf Messungen:
- Zwei Stück jeweils einen Meter vor den PA-Boxen links und rechts, in Strahlrichtung, ungefähr auf der Höhe zwischen Woofer und Hochtöner; hiermit findet man die Charakteristik der Lautsprecher. Dies ist in den letzten 25 Jahren immer unkritischer geworden, weil brauchbare Boxen heute oft "gut genug" sind und nicht groß entzerrt werden müssen, es ist oft der Raum, der 90% der Korrekturen braucht
- Die dritte Messung findet ungefähr in der Mitte des Raumes statt; dies ist der ungefähr Durchschnitt dessen, was man in dem Raum hört, und für mich ist es die wichtigste Messung. Wenn die Zeit drängt, kann das bei mir auch schonmal die einzige Messung sein.
- Zwei weitere Messungen macht man hinten im Raum, je einmal links, einmal rechts, einen Meter vor der hinteren Raumwand. Hiermit misst man Raummoden und die stärksten raumakustischen Effekte.
Nun messen wir fünfmal, merken uns die Kurven, z.B. durch einen Screenshot oder Ausdruck der Kurve am RTA.
Als Beispiel nehmen wir mal den Bereich von 100 Hz. Sagen wir in den beiden ersten Messungen (nah an der Box) liegt dieser bei 0 und +0,5 dB; in der Raummitte liegt der Bereich bei +2 dB und hinten liegt er bei +4 und +4,5 dB. Nun wird aufaddiert und durch die Zahl der Messpunkte geteilt, also 0 + 0,5 + 2 + 4 + 4,5 = 11.
Nun teilen wir durch 5 (Zahl der Messpunkte) und kommen auf 2,2 dB Überhöhung, d.h. wir senken diese Frequenz um 2 bis 2,5 dB ab (Du kannst es auch genau um 2,2 dB absenken, wenn Dein EQ das hergibt, ich wollte nur einfach nicht päpstlicher sein als der Papst). Mit dieser Absenkung am EQ hast Du im Endeffekt eine leichte Absenkung dieser Frequenz vorne, ein nahezu ausgewogenes Klangerlebnis in der Mitte und eine Reduzierung der Überhöhungen hinten im Raum, Du landest also in dem Bereich "linear +/- 3 dB". Gut genug. Dasselbe machst Du dann bei allen anderen Frequenzen (auch unter 100 Hz, aber da erlaube ich Abweichungen) und behandelst den Raum dort entsprechend. Tipp: Lasse es so kurz wie irgend möglich rauschen, das Geräusch geht wirklich allen in Hörweite fürchterlich auf den Senkel. Aus genau diesem Grund bin ich zum Einmessen/Einstellen auf Musik umgestiegen, die ich gut kenne. Nach etwas Übung fällt es mir mit Musik nun leichter.
Soviel zur Linearität. Wenn es nicht allzu laut zugeht, hebe ich gerne die Frequenzen um 60 Hz um 3 bis 6 dB an, ich nenne das die "Spassbässe" - das bringt die Massen zum Tanzen, die Zuhörer eines Rockkonzertes zum Mitmachen. Bei Dir, mit Deinem Mikro, würdest Du in den Höhen eine leichte Überhöhung von 1 bis 2 dB stehenlassen, weil das nicht von den Boxen oder dem Raum kommt, sondern von Deinem Mikro.
Zur Praxis mit Deinem Equipment kann ich Dir leider sonst nichts sagen, ich benutze komplett anderes Material.
Als Ergebnis, wenn die Effekte von Raum und PA weitestgehend ausgeglichen sind, fällt mir das Mischen deutlich leichter.