A capella Arrangements im Jazz

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blackbird0147
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Ich versuche seit einigen Tagen einen Jazz- und Bossa Standard (Agua de Beber) für ein vierstimmiges Amateur-Ensemble zu setzen. Das Chord-Voicing ist glaube ich kein Problem, eher der Umgang mit den Stimmen. Die Regeln des vierstimmigen Satzes habe ich wohl halbwegs beachtet, aber ich klebe anscheinend noch zu sehr an den akkordeigenen Tönen. Hier ein ganz kurzer Ausschnitt:

https://soundcloud.com/blackbird0147/agua-de-beber-refrain-four

Singbar ist das nicht, obwohl die Stimmen für sich genommen scheinbar ganz leicht sind.

Die Frage ist nun, wo kann man so etwas lernen? Gibt es Literatur für dieses spezielle Thema? Worshops, Lehrgänge, Online-Kurse?

Vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen.
 
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...Singbar ist das nicht, obwohl die Stimmen für sich genommen scheinbar ganz leicht sind ...
Es ist wohl eher die Frage, für wen ist das Arrangement?

Die kurze Sequenz sollte für prof. Sänger kein Problem sein. Obs gut klingt ist eine ganz andere Frage, die Stimmen liegen sehr dicht bei einander.


Ich kann jetzt konkret kein Beispiel benennen, meine aber schon eine Version von Al Jarreau mit Background-Vocals gehört zu haben...?!


HaraldS + turko befassen sich mit Vocal-Arrangments, die können da sicherlich konkrete Tipps geben, die werden sicherlich bald hier vorbeilesen - falls nicht, einfach anschreiben + fragen.
 
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Ihr habt gerufen, Meister ... ?! :)

Ich versuche seit einigen Tagen einen Jazz- und Bossa Standard (Agua de Beber) für ein vierstimmiges Amateur-Ensemble zu setzen.

In der Tat muß man das alles sehr darauf abstimmen, WER die Sänger sind und welche Qualitäten sie haben. Denn nichts ist schwerer, als Acapella-Jazz ... was intonationssicherheit und die Anforderungen an der Sänger Ohren angeht ... Und je nach den Qualitäten der Beteiligten, muß man mehr oder weniger große Abstriche in den Arrangements machen.

Generell sind 4 Stimmen für Acapella-Jazz ein bisschen wenig ... da wären 5 oder 6 besser. Es hat einen Grund, warum alle namhaften Gruppen dieses Genres so eine Mitgliederzahl aufweisen, und nicht nur 4 sind ...
Für einen durchschnittlichen "Jazz-Sound" (was immer man im Detail darunter verstehen möge) braucht es einen Bass, zwei Mittelstimmen für Terz und Septim, und 3 Oberstimmen für Melodie und/oder Tensions ... nicht zu vergessen, auf die Groove-Architektur, die ja auch irgenedwie untergebracht werden will ... will man das alles auf nur 4 Stimmen verteilen, empfehle ich, wo möglich und sinnvoll, auf grundtonlose Voicings auszuweichen, denn der Bass ist das, was man sich noch am ehesten "dazudenken" kann ...


Die Frage ist nun, wo kann man so etwas lernen? Gibt es Literatur für dieses spezielle Thema? Worshops, Lehrgänge, Online-Kurse?
Vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen.

Ich denke nicht, daß es da einen Online-Kurs gibt, der dir wirklich weiterhelfen könnte ... Das lernt man, indem man den "Großen" dieses Genres lange und oft zuhört, sie kopiert und von ihnen lernt. Wenn möglich eigene Transkriptionen anfertigt. Die "Großen" sind (meiner Meinung nach): Singers Unlimited, Take6, Real Group, ... aber keine von denen tritt nur zu viert auf ...

Ich habe mir Dein Beispiel noch nicht angehört. Ich mache das aber heute noch, und wenn ich danach noch was Konstruktives beizutragen haben, melde ich mich noch einmal.

LG - Thomas

- - - Aktualisiert - - -

So, jetzt habe ich es getan, und mir fällt beim Hören folgendes auf:

1) Natürlich kann man sowas singen. Die Frage ist halt, ... WER ...

2) Die Harmonien sind nicht gerade ... ähm ... "hip"

3) Aber vor allem: Du hast den Rhythmus vergessen ! Acapella, so wie ich es verstehe (aber auch andere) heißt, daß die Vokalstimmen ALLE Funktionen der Musik, des Songs, übernehmen müssen. Und bei einem Samba/Bossa ist der Rhythmus halt nahezu das wichtigste Element.

Das muß bei Gott nicht in Mouth-Percussion ausarten ... im Gegenteil. Die Herausforderung ist, das rhythmische Grundmuster, den GROOVE, der Musik, die man bearbeitet, so in den Stimmen zu verankern, daß diese Stimmen gleichzeitig BEIDES tun: Harmonie/Meodie-Funktion, UND Groove-Funktionen wahrnehmen ...

LG, Thomas
 
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Hallo blackbird0147 - willkommen im Musiker-Board!

Arrangements für Jazz-Vokalgruppen haben wir an verschiedenen Stellen hier im Board diskutiert, von daher ist es immer gut, mal die Suchfunktion zu bemühen. Folgende Threads und Beiträge könnten für dich interessant sein:
https://www.musiker-board.de/kompos...1-buchempfehlung-arrangieren.html#post5052047
https://www.musiker-board.de/plauderecke-voc/420891-vocal-arrangements.html#post5152915
https://www.musiker-board.de/kompositionslehre-arrangement-muth/485809-jazz-chorsatz-4-stimmig.html
https://www.musiker-board.de/kompos...-chorsatz-morning-has-broken.html#post5549286

Die Frage ist nun, wo kann man so etwas lernen? Gibt es Literatur für dieses spezielle Thema? Worshops, Lehrgänge, Online-Kurse?

Mögliche Literatur wäre, wie in den anderen Threads erwähnt: Jimmy Joice - Scoring for Voice und Carl Strommen - The Contemporary Chorus. Ganz allgemein zum Thema ist natürlich auch Matthias Becker - Chormusik im Jazz empfehlenswert. Darüberhinaus gibt es im Umfeld von Jazz-Chorleitungsseminaren auch immer Zeit und Gelegenheit, Arrangements zu besprechen, auszuprobieren, vorzustellen und Arrangieren zu lernen. Man kann auch Jazzkompositionsunterricht nehmen, da ist Arrangement und vokaltypische Stimmführung ein wichtiges Teilgebiet.

Zu deinem konkreten Beispiel: Aqua de beber hast du in A-Moll arrangiert. Das ist IMHO etwas hoch, ich kenne es öfter in D-Moll. Das gibt es auf englisch oder portugiesisch, ich habe mehr mit der englischen Version zu tun gehabt und habe mal ein PDF mit 4 Beispielen angehängt, wie man diese Anfangsphrase arrangieren könnte.

Die Beispiele sind nach steigender Komplexität geordnet. Entscheidend ist, dass beim Arrangieren grundsätzlich nahezu alles zur Debatte steht: Melodie, Harmonisation, Text, Tempo. Das Ziel sollte lediglich sein, dass das angestrebte Ensemble die Komposition erkennbar wiedergibt und dabei gut klingt (im Idealfall sogar: locker, genial, präzise und kreativ...;)). Daher habe ich die Phrase mal unterschiedlich frei unter diesen Gesichtspunkten behandelt.

Es hat einen Grund, warum alle namhaften Gruppen dieses Genres so eine Mitgliederzahl aufweisen, und nicht nur 4 sind ...

Okay, aber mit Manhattan Transfer und den New York Voices (neue Besetzung) hätte ich zwei sehr prominente Gegenbeispiele...aber grundsätzlich bedeuteen mehr als 4 Stimmen auch mehr Möglichkeiten, da gebe ich dir recht.

Harald
 

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Für den Fall, daß Du, blackbird, noch hier bist ... hier eine kurze Skizze meiner Vorstellung zu diesem Thema (für nur 4 Stimmen ist das wirklich manchmal eng ...):

Ich muß nicht extra erwähnen, daß man erst schauen muß, wie sich das mit dem Text ausgeht, und daß man aus dem Midi-Gehämmere erst noch Musik machen muß ... :)

LG, Thomas

Entwurf.jpg

PS: Sorry, es ist mir leider nicht gelungen, die Midi-Datei hier anzuhängen ... glaube ich ...

Eine Notlösung: http://speedy.sh/3k4Ru/Entwurf.MID
 

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Vielen Dank Euch allen für Eure Antworten und Anregungen. Ich merke schon, dass ich das Thema bisher nur angekratzt habe und staune vorläufig bloß darüber, was man alles machen kann.

... die Stimmen liegen sehr dicht bei einander.

... möglicherweise ein von Anfang an verfehltes Ziel: Die Stimmen eng zu führen, um interessante Dissonanzen zu erzeugen. Davon werde ich mich erstmal verabschieden.

Mögliche Literatur wäre, wie in den anderen Threads erwähnt: Jimmy Joice - Scoring for Voice und Carl Strommen - The Contemporary Chorus. Ganz allgemein zum Thema ist natürlich auch Matthias Becker - Chormusik im Jazz empfehlenswert.

Ich werde mal mit Jimmy Joice beginnen.

... habe mal ein PDF mit 4 Beispielen angehängt, wie man diese Anfangsphrase arrangieren könnte.

Vielen Dank dafür. Ich hatte mich schon gefragt, welche harmonischen Erweiterungsmöglichkeiten neben #5 und b9 noch sinnvoll sind. Durch die ansteigende Komplexität wird mir schon einiges klar.

Für den Fall, daß Du, blackbird, noch hier bist ... hier eine kurze Skizze meiner Vorstellung zu diesem Thema (für nur 4 Stimmen ist das wirklich manchmal eng ...):

Danke für den instruktiven Entwurf. Macht sofort die Unterschiede zu meinem Ansatz deutlich.

Schöne Grüße,

Martin
 
Hi Blackbird,

wenn Du ein A-Capella-Jazz-Arrangement schreibst, sollte der Chor aber schon in der Lage sein diverse Dissonanzen zu singen. Wenn Du es zu "brav" aussetzt, klingt´s eben nicht unbedingt Jazz-typisch.

Hier noch mal ein Beispiel von mir, das ebenfalls teilweise polyphone ausgelegt ist, wie die Sätze von Harald und Turko es sind.

www.cisum.info/aguadebebermixedchoir.jpg

http://www.cisum.info/agaudebebermixtchoir.wav
 
Ein Einwand auf den Einwand: :)

Okay, aber mit Manhattan Transfer und den New York Voices (neue Besetzung) hätte ich zwei sehr prominente Gegenbeispiele...


Gut, aber DIESE beiden würde ich nicht in erster Linie mit Acappella in Verbindung bringen ... NYV eher mit aufregenden, aber begleiteten Jazz-Vokalarrangements, und MT eher mit ... naja ... mit Langeweile ... aber auch keine acappella-Langeweile.

LG - Thomas
 

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