Akkorde und Stimmen beim Komponieren finden

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Hallo,

ich stelle die Frage mal im Einsteiger-Forum, weil ich musiktheoretisch eher autodidaktisch-ungebildet bin ...

Ich glaube zwar nicht, hier eine Lösung zu finden, zumindest keine, die über üben-üben-üben und probieren-probieren-probieren und hören-hören-hören hinausgeht, aber ich frage trotzdem mal zur Gewissensberuhigung:

Ich habe ein Gitarrenriff oder Akkordfolge (Powerchords) oder eine Melodie oder eine Melodie mit Riff drunter.
Jetzt möchte ich zusätzliche Stimmen, sagen wir mal der Einfachheit halber einen Streichersatz, der auch nur jeweils 1 Ton genau wie Gitarrenriff spielt. Erstmal nichts extra oder Schnörkel. Oder machen wir es noch einfacher. Ich habe eine Akkordfolge von 4 Akkorden, immer 1 Takt lang.

Sagen wir C5, Eb5, D5, H5.
Gut, die Grundharmonine sind auch grob klar. Cm, Eb, Dm und dann tja gehts schon los: H oder Hm (sowohl D als auch D# sind enthalten).

So und jetzt möchte ich einen bedrohlichen düsteren Streichersatz drüber legen, Ganztöne, eine oder bessrr zwei Stimmen. Ja, man könnte die Akkordtöne nehmen, also c, eb oder g, im zweiten Takt dann eb, g oder b usw. Soweit klar.

Aber da gehts schon los: den Grundton doppeln ins langweilig, die Terz klingt oft eher "klein", irgendwie "bluesig" "kammermusikmässig" - weiss nicht wie ich das charakerisieren soll, also das Gegenteil von mächtig-gewaltig, die Quinte klingt ok. Manchmal geht auch die Sext oder None obwohl das schon wieder den Charakter ändert. Septime geht im ersten und letzten Takt praktisch nie, finde ich.

Paradoxerweise klingen dann Quintparallen oft gut. Und oft fast(!) so wie ich im Kopf habe.
Es muss aber besser gehen. Manchmal findet man einen guten Ton zum zweiten Akkord, vielleicht die None, vielleicht auch ein "krummer Ton" aber dann ums Verrecken keinen für den dritten. Alles klingt dann langweilig oder unpassend. Manchmal gelingt es mit auch. Durch tagelanges Probieren und dann kommen dann Sachen raus wie eine Akkordfolge nur mit Mollakkorden, die aber eigl. auf diatonischer Tonleiter (äolische, phrygisch) basieren sollte (weil es die Grundmelodie tut)

Oder konkret wie kann man die Akkordfolge C5, Eb5, D5, H5, C5, Eb5, D5, H5 so mit zwei zusätzlichen getragenen höheren/hohen Stimmen versehen, dass richtig gewaltiges bedrohliches Gänsehautfeeling entsteht. Blöd zu beschreiben, ich weiss.

Im Grunde weiss ich gar nicht was ich fragen will/kann. Einfach mal ein paar Tipps oder eure Gedanken dazu.
Komponieren nach Zahlen oder so ... ;-)
 
Eigenschaft
 
Ich kenne dein Problem gut, mir geht es oft ähnlich. Aber wie du schon sagtest, es ist leider üben und probieren, und das en masse. Was mir viel gebracht hat ist mir Lieder genau anzuschauen, die ich mag und bei denen etwas so klingt wie ich es mir vorstelle und da genau auseinanderzunehmen was da dann passiert. Aber das ist langwierig und schwierig und gelingt zumindest mir auch nicht immer. ;) Wenn es dann aber mal klappt bringt es eine Menge. Man lernt halt die Einzelbausteine kennen und dann kann man versuchen sie anders zusammenzufügen.

Viel Erfolg .)
 
Eine allgemeine Anwort kann ich dir nicht geben.
Ich müßte genauso wie du probieren, da das nicht meine Musikrichtung ist. Insofern habe ich auch nicht spontan Lösungen parat

Oder konkret wie kann man die Akkordfolge C5, Eb5, D5, H5, C5, Eb5, D5, H5 so mit zwei zusätzlichen getragenen höheren/hohen Stimmen versehen, dass richtig gewaltiges bedrohliches Gänsehautfeeling entsteht. Blöd zu beschreiben, ich weiss.

Eine Idee:
Ich fasse jeweils zwei Akkorde zusammen. C5 + Eb5 => Cm7 und H5 + D5 => Hm7. Auffällig ist, daß sich diese beiden Akkorde nur einen Halbton hin- und herbewegen. Allerdings klingt es nicht sehr düster. Mehr Gemeinsamkeiten bedeutet ja auch mehr Harmonie. (1. Teil im mp3)

Zweite Idee:
Ich fasse C5 (= Cm) und D5 (= Dm) als die beiden wichtigen Zielakkorde auf, die anderen beiden Akkorde als chromatische Annäherung. Die Power Chord lassen ja den Akkordtype offen. Bm wird also nach Cm aufgelöst, und Ebm nach Dm. Jetzt sind es ausschließlich Mollakkorde und es klingt damit auf alle Fälle schon düsterer, zumal jetzt auch Ebm aus der Tonart herausdrückt und auflösungsbedürftig wird. (2. Teil im mp3)
Zusätzlich kann man auch noch die entstehende chomatische Stimme zwischen den benachbarten Akkorden hervorheben. (3. Teil im mp3)



Gruß
 
Hallo,

@Murenuis: Ja schwierig. Im Grunde bräuchte man sowas wie eine Akkord-Library. Gegeben ist grundlegende Akkordfolge und gewüschte Stimmung -> passende "richtige" Akkordfolge.

@MaBa: muss ich mir heute spät abends anhören und rumprobieren. Hier habe ich keinen Ton ... ;-(

Aber es ist klargeworden wie die Aufgabenstellung eigl. lautet. Das fiel mir oben noch nicht ein: finde anstatt der Powerchoords oder Grundakkorde (Dur/Moll usw.) tollere, mehr "gefärbte" Akkorde.
 
So, ich habe jetzt noch eine Idee ausprobiert, diesmal mit Pedalton:
Ich habe den Ton eb über alle Akkorde liegengelassen. In Cm und Eb ist es ein Dreiklangston. In D5 ist es b9, da paßt D7b9. Das ist die Doppeldominante. Die logische Auflösung ist G, die Dominante. Sie selber leitet wieder nach Cm zurück. Wenn ich eb als Ton beibehalten will, wird es ein G+, mit H im Bass entspricht es H+.
Die Hintergrundakkorde ergeben hier also eine Kadenz (erste Hälfte im mp3):
|: Cm | Eb | D7b9 | G+ :|

Sehr interessant klingt das, finde ich (zweite Hälfte im mp3):
|: Cm | Eb | D7b9 | H :|

Das H wirkt wie ein Fremdkörper, der Pedalton hält aber alles irgendwie zusammen...

 
@MaBa: kam jetzt erst dazu. Du hast dir ja richtig Mühe gegeben, so mit Gitarrensound extra noch :great: (ok, ne Oktave zu hoch ... ;-) )

Auf alle Fälle schon man neue Idee. Futter zum rumprobieren. Danke.
 
Öhm ... nur mal so. Wie würdest du denn die obige Folge fortsetzen, um sie nicht dauern zu wiederholen? Ich hab' ne Variante aber vielleicht hast du was geileres.
 
Das einfachste wären ja, einfache Variationen zu bilden - z.B. mit F# G enden...

Dann fallen mir da noch Möglichkeiten mit (symmetrischen) Verschiebungen ein.
Im Abstand von kleinen Terzen könnte das so aussehen:
Code:
...| C5  Eb5 | D5  B5  |
   | C5  Eb5 | D5      |

   | Eb5 Gb5 | F5  D5  |...

Hier habe ich D5 liegenlassen, da man so schlüssig nach Eb-Moll kommt. Das ganze ließe sich auch weiter fortsetzen.

Man kann auch andere kurze symmetrische Strukturen (bzw. Skalen) anwenden. z.B. im Wechsel kleine Terz und Halbton:

Code:
...| C5  Eb5 | E5  G5  | G#5 B5  | C5 ...
Das lockert mehr auf, weil es schneller abläuft. Solche Symmetrien sind für das Ohr irritierend, weil der Grundtonbezug verloren geht.
 
Hihi,

ich glaube (müsste er nachschauen), dass ich die Eb, Gb, F, D Variante genommen habe. Das fast lustige dabei ist, dass es gerade dabei geil kommt wenn der Orgelton drüber liegt.

Naja, das war jetzt mal ein konkretes Stück, dass ich gerade in Arbeit hatte als ich den Thread schrieb.
Im Grunde suche ich sowas wie ein Rezeptbuch für irgendwelche Akkordfolgen und Variationen davon, die geil klingen.
Die meisten Anfängerbeispiele - die ich noch so verstehe - basieren meist auf Dur und wenn auf Moll dann eben harmonisch mit großer Terz in der Dominante. Was für mich dann oft komisch klingt. Und eben auch nicht düster klingt.
Z.B. kam gestern abend was im TV (bzw. sah meine Freundin) - weiss nicht was, vielleicht kriege ich es noch raus, ich habs nur vom Arbeitszimmer aus gehört - da war der Filmsoundtrack irgendwas grummeliges getragenes und darüber ein hohe Stimme die, die eher unharmonisch/dissonant war eben eben gerade dadurch eine bedrohliche Stimmung aufbaute. Aber die Stimme war eben nicht wirklich "krumm" sondern passte.
Für sowas fehlt mir irgendwie der Background. Trial-Error ist ok, dauert aber immer ...
 
...Im Grunde suche ich sowas wie ein Rezeptbuch für irgendwelche Akkordfolgen und Variationen davon, die geil klingen....

Gibt es, in meiner Ausgabe stammen die musikalischen Beispiele aber aus der Zeit vor ca. 2000, als das Buch erstmals erschien und es geht nicht vordringlich auch mehr um Pop und Rock, nicht um Metal Sounds: Rikky Rooksby, How To Write Songs on Guitar.
Das Buch ist unter dem gleichen Titel auch auf deutsch erschienen, im Verlag Voggenreiter. Auf die vielen kleinen Fehler wird in den Leser-Kritiken des bekanntesten Internethändlers eingegangen.

Ohne Grundlagenkenntnisse der Harmonielehre sind solche "Rezeptsammlungen" m.E. allerdings ziemlich sinnlos. Am musikalisch ergiebigsten wäre es, man legt sich eine Sammlung der Titel an, die besonders beeindrucken und findet dann durch Heraushören und Nachspielen selbst heraus, was jeweils so ausnehmend gut daran gefällt. Das spielt man dann einigen Tonarten durch.
Dadurch macht man fremdes musikalisches Material zum Teil des eigenen musikalischen Vokabulars.

Ob ein Stück "düster" klingt, ist nicht allein von der Tonart oder Akkordfolge abhängig.
Ich denke da gerade an ein traurig-dramatisches Adagio von Mozart in klingend Bb-Moll oder ein Lento von Debussy in klingend D-Moll. Möglicherweise sind diese Stücke dabei nicht einmal in der Originaltonart aufgeschrieben, denn ich kenne sie nur ohne Titel aus einer Bläsertranskription.
Der Effekt der Stücke kommt offenbar dennoch zustande und wird dabei allein durch die Melodie sowie die musikalische Gestaltung (Phrasierung) erzielt.
 
L
  • Gelöscht von peter55
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