Akkordfolge im Blues

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ArthurMilton
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Hallo, werte Harmoniespezialisten,

habe letzte Woche im Bahnhofsbuchhandel die DVD Play Guitar/Blues Rhythm erstanden, auf der Stuart Ryan, Mitarbeiter bei Guitar Techniques, sehr sauber diverse Blues Rhythmen erklärt (und nebenbei seine Telecaster mit einem matschigen Sound malträtiert, der selbst das Monster vom Amazonas den nächsten Baum hochjagen würde).

Im Kapitel Blues-Akkordfolgen zeigt und spielt er folgendes:

Amaj7 / A7 / Dmaj7 / D#dim7 /
Amaj7 / F#m7/ Bm7 / E7 /
Amaj7 / Dmaj7 D#dim7 / E7 F7 / E7.

Ich vermute mal, daß der zweite D#dim7 im 10. Takt H7 ersetzt. Aber was bewirkt D#dim7 im 4. Takt?
Auch der VIm-IIm-V-Turnaround, der im 6. Takt beginnt, ist mir schon klar.
Was ich nicht verstehe, ist, warum er so früh einsetzt? Ich hab' so was noch nie gehört, da die meisten Akkordfolgen im Blues in den ersten 6 Takten die Tonika und die Subdominante betonen und wäre dankbar, wenn jemand irgendeinen Blues zitieren könnte, der so einem Schema folgt.

Die Akkordfolge klingt ganz nett, aber leider fürchterlich un-bluesig.
 
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Hallo,
fürchterlich un-bluesig, das sehe(!) ich auch so (hören kann ich's ja nicht). Generell klingen maj7-Akkorde, die in der Folge gehäuft auftreten, unbluesig und sollten, wenn überhaupt, nur ganz ganz sparsam in einem Blues eingesetzt werden - die große Septime ist einfach ein Fremdkörper in einem Blues.
Außerdem: Standardmäßig geht man auf die Subdominante entweder im 2. Takt (um dann im 3. wieder zur Tonika zurrückzukehren) oder im 5. Takt. Das man das im 3. Takt tut, habe ich noch nie gesehen.
Andererseits: Es gibt auch als Blues bezeichnete Stücke, die von dem üblichen Blues-Schema stark abweichen, wie z.B. der Basin Street Blues (mit 8-taktigem Schema) - aber trotzdem eine bluesige Stimmung verbreiten. Gewisse Freiheiten gibt's da also schon...
 
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Es durchaus so, dass solche Formen im Jazz als Blues bezeichnet werden, das sich der Jazz ja durch Reharmonisierungen erst aus dem Blues entwickelt hat. Man muss sich deshalb von dem Gedanken frei machen, dass hinter dem Begriff "Blues" ausschließlich die allseits bekannten I, IV, V stehen müssen.

Die obige Akkordfolge lässt sich deshalb natürlich nicht mit der übliche Mollpenta bedienen. Es kommen A-Dur zu Einsatz und z.B mixolydisch über die 7er-Akkorde.

D#dim7 ist ein "Klauakord" aus der Reihe Lydisch A. Er funktioniert hier einfach als chromatischer Durchgangsakkord von D auf E (einmal auf E als Quinte von A, das andere Mal auf E als Dominante von A).


Allerdings gibt es gelungenere Beispiele als das obige. Als verbreitetes Beispiel für einen Jazzblues, der mit maj7 startet, gilt Charlie Parkers "Blues for Alice". Generell darf man durchaus zu der Erkenntnis kommen, dass maj7-Blues nicht jedermanns Sache sein muss.

UNd was wann in wieviel Takten passieren muss/sollte - dafür gibt's eher Hörgewohnheiten als Regeln. Der Blues in seiner Ursprungsform ("Sklavengesänge") hatte überhaupt keine Akkorde, sondern halt nur die Gesangsline sozusagen als ständige Tonika. UNd somit auch kein feste Taktanzahl. Irgendwann kam die Subdominante dazu und 'ne ganze Ecke später die Dominante. Dann erst war der Mix aus Mollpentatonik und europäischer I-IV-V Volksliedharmonik vollzogen. Die starre Aufteilung in möglichst gerade Taktmengen ist ebenfalls europäisch bedingt, bzw. auch dadurch, dass es nicht ohne Struktur geht, sobald mehrere gleichzeit spielen (Band). Der ursprüngliche Blues vom Lande kannte solche Rechenspiele jedoch überhaupt nicht. Ich durfte früher mal ältere US-Blueser begleiten - die wechselten die Harmonien ganz nach Lust und Laune. Musste man höllisch aufpassen ...
 
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Danke erst mal für eure Hilfe, bin also nicht der einzige, dem die ganzen maj7-Akkorde komisch vorkommen.
Dann ist der D#dim7 also nur eine chromatische Brücke, die mich an dieser Stelle klanglich allerdings nicht überzeugt.

Die Geschichte des Blues sollte man für sich immer wieder aufrollen, würde 'ner Menge junger Shredder-Gitarristen gut tun. Ich hör' mir dazu gelegentlich mal einen field holler aus den 30er Jahren aus dem Wikipedia-Eintrag 'Blues' an, die sich auch ausreichend mit Tonika und Subdominante harmonisieren lassen.
 

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