Altes Klavier - Taugt das noch?

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Liebe Pianisten,

ich bin schon eine Weile hier im Forum unterwegs, aber nie im Pianoteil, weil ich als Sänger und Gitarrist von Tasteninstrumenten leider keinerlei Ahnung habe. Ich hoffe nun auf eure Sachkenntnis, denn folgende Situation hat sich aufgetan: Eine nette Nachbarin -ältere Dame- aus dem gleichen Haus (2 Stock über uns) räumt familiär- und altersbedingt ihre Wohnung. Sie hat uns gefragt, ob wir ihr altes Klavier (gegen einen symbolischen Betrag) haben möchten. Das Klavier steht seit ca. 20 Jahren (Auszug des Sohnes, der es spielte) unbenutzt in ihrer Wohnung.

Das Klavier stammt von der Firma Krumm aus Stuttgart und ist schon Asbach. Sicherlich Vorkriegsware.

Ich habe mir das Gerät mit meiner Nichtkenntnis der Materie angeschaut. Es sieht erstmal vom Holz her ganz ok aus. Die Tasten sind hingegen gelb gefleckt wie die Wände einer Raucherkneipe, keine Ahnung, ob man sowas säubern kann. Sie scheinen von außen relativ eben zu sein, die ein oder andere Taste ist ein klein wenig tiefer als die anderen. Sie wirken insgesamt etwas träge beim antippen.

Den Klang kann ich in keinster Weise beurteilen, zumal das Ding vollkommen verstimmt ist. Ich meine, bei der ein oder anderen Taste ein leichtes Scheppern vernommen zu haben. Laut Aussage der Dame sei ein Riss im Resonanzboden, der nach Auskunft einer Klavierstimmerin (von vor 20 Jahren) unproblematisch sei. Ich habe die Klappe unten am Klavier geöffnet und konnte erstmal keine auffällige Beschädigung entdecken.

Beim Blick oben rein offenbarte sich mir zunächst mal kein Rost oder andere auffällige Beschädigung. Die Filzhämmer haben an ihren Auftreffpunkten deutliche Einkerbungen. Was mich auf jeden Fall zweifeln lässt, ist die Stellung der einzelnen Hämmer, sie sind recht krumm und schief. Bei Einzelnen sind sie nach Betätigen der Taste nicht mehr richtig zurückgerutscht. Teilweise schleifen sie am Nachbarn.

Nun ist guter Rat gefragt. Ich möchte ungern Geld und Zeit investieren (Transport, Stimmen lassen, Wohnung umräumen zum Platz schaffen), um dann festzustellen, dass ich mir einen unbespielbaren sauschweren Dekogegenstand ins Wohnzimmer gestellt habe. Ja ich weiß, letztlich bekomme ich nur Gewissheit, wenn sich ein Fachmann das Ding live anschaut. Aber auch ein solcher Mensch macht das sicherlich nicht für umsonst.

Jedenfalls hoffe ich, von Euch eine erste Einschätzung bekommen zu können um eventuell weitere Schritte einleiten zu können. Vielleicht weiß z.B. jemand, ob so ein paar schiefe Hämmerchen schnell gerichtet sind oder ob man ein Vermögen dafür berappen muss.... Anbei noch drei Fotos (mehr habe ich leider nicht).

Vielen Dank schon mal für Eure Einschätzung!

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Eigenschaft
 
Moin - schönes Instrument. Ich kenne den Hersteller nicht, habe aber vor einigen Jahren ein Klavier ähnlicher Erhaltungsklasse erstanden. Habe neue Hämmerchen machen lassen, intonieren, kleine Reparaturen, Stimmen (mehrfach, wenn's so verstimmt ist) und war mit ca. 1200 Euro Reparaturkosten dabei. Dafür ist das Instrument klanglich und von der Spielbarkeit herrlich.

Hol Dir nen Klavierbauer dazu, der das beurteilen kann - jedes Instrument ist da unterschiedlich. Mit meinem Beitrag will ich Dir nur mal ne Größenordnung zeigen. Aufbauen lässt sich alles und vom Holz und der Bauart her sieht das Instrument interessant aus.
 
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Kannst Du vielleicht die Front mal abnehmen? Dahinter könnten sich Hersteller und Seriennummer verbergen, was eine Einschätzung vereinfachen dürfte. Generell schließe ich mich aber @scenarnick an: Du wirst einen Klavierbauer brauchen, der das Schätzchen besichtigt.
 
Also als Klavierbaumeister kann selbst ich dir nur wenig sagen..
ja die Hammerköpfe sehen mir rltv durch aus.. wenn die getauscht werden müssten mit regulierarbeiten etc.. kommen wir in ne größenordnung 1200-1500€. Bei nur abschleifen soltle es sich bei unter 900€ belaufen. Wenn die Akustische Anlage (Stege Resonanzboden, Stimmstock(das wo die Saitenwirbel drinn fest gemacht sind)) nicht in ordnung ist, also risse im Holz sind wirds Teuer... Kurz noch zu den Belägen.. wenns Elfenbein ist kann man den bleichen und wieder aufpolieren dann sieht der aus wie neu.. wenns kunstoff ist müsste man diesen eher austauschen.

Das Beste ist und bleibt einen Kollegen aus deiner nähe mal das Instument ansehen zu lassen.. und besser das kostet dich eine kleinigkeit (die auch oft bei reparaturertilung wieder angerechnet wird) als den Transport etc um festzustellen das es eigentlich schrott ist
 
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Liebe Pianisten,

vielen Dank für Eure Einschätzung! Nach langen hin und her haben wir uns nun entschieden, das Klavier nicht weiter begutachten zu lassen. Wir gehen davon aus, dass allein für Begutachtung, Transport und Stimmen einer erkleckliche Summe Geldes zusammenkommen wird, welche bei uns leider nicht wirklich locker sitzt. Hinzu kommt das wohl relativ hohe Risiko eventueller Reparatur-/Reinigungskosten.

Wenn ich mir für einen Betrag in dieser Größe (voraussichtlich 4stellig) ein Instrument kaufen würde (in unserer Familie spielt übrigens keiner ein Tasteninstrument, es wäre sowieso ein "Reinschnuppern"), würde ich vllt. doch eher mit "meinem Instrument", einer Gitarre, liebäugeln.
 
Reinschnuppern für ca. 3-4 Unterrichtsjahre kann auch mit einem Digitalpiano. Das lässt sich nagelneu samt Furnierständer ab 700-800 Euro in vernünftiger Qualität anschaffen.

Gruß Claus
 
Das erste was man bei solchen Instrumenten in Augenschein nehmen sollte, ist die Gußplatte - da zu ist ein Kollege vor Ort unabdingbar - sollte diese Schäden aufweisen, braucht man gar nicht mehr weiter zu schauen, in dem Fall hätt sich das erledigt unnd dass Instrument wäre ein Entsorgungsfall.

Ist die Gußplatte in Ordnung, kann man weiter gehen:

-sind die Wirbel noch fest, ist der Stimmstock in Ordnung?
-weist der Resonanzboden und der Steg Risse auf?
-In welchem Zustand sind Filze und Garnierungen (wie der Kollege @Anowon schon richtig bemerkte, scheint der Hammerkopffilz bereits verzeitet )

Ich will jetzt nicht alles aufzählen worauf alles zu achten wäre - nur so viel, daß es einem Laien unmöglich ist den Zustand des Klavieres einzuschätzen und an Hand von vagen Photos ebenfalls keine genaue Einschätzung möglich ist.

Ohne fachliches Gutachten vvor Ort, läuft man der Gefahr, sich eine "Zeitbombe" zu zulegen.
 

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