[Amp] Blackstar Artist 15 Limited Edition Blonde

bode78
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Guten Tach Zusammen,

nach einer längeren "Pause" in Sachen Amp-Anschaffungen habe ich mir kürzlich einen Blackstar Artist 15 in der Limited Edition in blondem Tolex gekauft und versuche mich nun an einem kurzem aber hoffentlich aussagekräftigem Review.

Voraussetzungen

In den letzten Jahren habe ich mich vor allem auf Laneys aus den 90ern und 00ern fokussiert, in der Band spiele ich gerne einen VC30 mit zwei Celestion G12H oder einen LC30 mit Jensen C12N, diese beiden Amps dienen mir zur Zeit als Referenz. Für den heimischen Musikkeller suchte ich jedoch noch eine Alternative mit Mastervolume und "amerikanischem" Sound, die Laneys gehen halt erst ab einer gewissen Lautstärke "auf" und mein kleiner LC15 liefert dann doch nicht das "Fundament" um auch mal gegen das Schlagzeug meines Sohnes anzuspielen.
Entschieden habe ich mich dann einfach spontan für den Blackstar Artist 15: vergleichsweise günstiger Preis (549,- NEU), nettes Outfit (ich hasse ja schwarzes Tolex;)) und wohlwollende Kritiken von G&B, Premier Guitar...

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Konzept & Konstruktion, Verarbeitung

Blackstar hat nach eigener Aussage die Artist-Serie nach dem Vorbild der Artisan-Serie designed, jedoch nicht "Handwired in South Korea" ausgeführt, sondern lässt diese in möglichst rationalisierter Platinenbauweise (mit SMD-Bauteilen) in China produzieren. Der Artist ist der erste Amp aus China den ich besitze, davor hatte ich nur deutsche und englische Produkte, mal sehen ob qualitative Unterschiede feststellbar sind. Generell finde ich vor diesem Hintergrund, ungeachtet der Qualität, die ca. 1070€ UVP schon recht sportlich, aber zum Glück gibt es ja den "Straßenpreis", der in meinem Fall rund 50% niedriger ausfiel.
Das Gehäuse besteht aus Furniersperrholz (20mm), ist in schickem blonden Tolex gekleidet (keine Schutzecken, aber schön gerundet), hinten zu zwei Dritteln geschlossen, die Front ist mit klassischem Basket Weave bezogen. Das Chassis ist hängend montiert, Röhren, Trafo und AU zeigen dabei in Richtung Front, Anschlüsse für Netz, Lautsprecher, Effectloop, Footswitch und Emulated Output sind "von unten" zu erreichen. Etwas umständlich, wie ich finde, schützt jedoch auch die Anschlüsse/Kabel. Erwähnenswert: das Gewicht ist mit knapp 18kg gut tragbar.


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Auf der Oberseite findet sich neben dem wirklich geschmackvollen Ledergriff das Panel des Zweikanalers. Ch1 ist dabei mit Volume und Tone ausgestattet, Ch2 bietet neben Gain, Volume und 3-Band-EQ noch die wirklich überzeugende Tonblende ISF, mit der zwischen amerikanischem und britischem Charakter stufenlos geshaped werden kann. Hier findet sich m.E. auch die zentrale Idee des Amps: puristischer American Clean in Ch1, gepaart mit einem tonal flexiblen Ch2, der auch "Marshall" kann. Ich bin gespannt ob das klappt:unsure: Der im Combo verbaute Celestion G12 V-Type müsste als “Vintage30 mit Greenback-Anleihen" eigentlich ganz gut in das Gesamtkonzept passen. Interessant: der Speaker ist linkseitig in der Schallwand verbaut, sollte man bei mikrofonieren berücksichtigen;):ROFLMAO:
Ein gut abgestimmter digitaler Hall rundet hier die Ausstattung ab.

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Die chinesische Fertigung erwähnte ich bereits, bei genauerem Hinsehen stelle ich dann auch fest, dass der Tolex-Job nicht ganz sauber ausgeführt wurde. Zwar sind die Ecken gelungen, Piping und Frontbezug sind schön stramm, jedoch ist die Naht des einteiligen Tolexstückes am Boden und der Rückseite eindeutig zu sehen ebenso die nach innen geschlagene Rückseite, die auch noch Leimreste aufweist. Kann man jetzt kleinlich nennen, in Anbetracht der UVP emfinde ich eine schlampige Verarbeitung aber als NO-GO.


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Praxis und Sounds

Mit zwei 6L6 und zwei 12AX7 (alle Ruby Tubes gelabelt) scheint klar, wohin die Reise geht: puristischer, vintageorientierter Vollröhrensound, gleichzeitig ideale Basis für Pedale aller Art (behauptet der Hersteller). Bereits nach dem ersten Check fällt der erstaunliche Druck des Artist 15 auf: irgendwie macht der Amp die Gitarre "fetter", überträgt gleichzeitig aber sehr fein auflösend den Charakter des jeweiligen Instruments. Im schnellen Wechsel teste ich mit FGN LS10 (mit Seymour Duncan SH1 und SH4), Framus Panthera und Godin Progression, entscheide mich dann aber erstmal bei der FGN zu bleiben.

Ch1 ist wirklich clean, erst im letzten Viertel des Volumes kommt ein wenig Crunch hinzu, Master habe ich da ein Drittel auf. Der Headroom ist für meine Band in jedem Fall ausreichend, wobei ich unsere Lautstärke als gemäßigt empfinde. Insgesamt ist der Sound von Ch1 relativ mittig abgestimmt, ich drehe den Tone (Höhenblende) zu 70% auf, dann bekommt man den Sparkle, den ich von einem amerikanischem Sound erwarte. Unter 50% empfinde ich mit der FGN als zu "muffig", für die Tele dürfte das eher passen. Insgesamt überrascht mich der Ch1, vom Layout her tatsächlich puristisch designed, aber mit breitem Schub in den Mitten drückt der Amp hier kräftig was raus, der Celestion V-Type soll ja eigentlich gerade da entschlackt sein. Das schöne an Ch1: Gitarre rein, Volume mind. auf 12 Uhr, Tone nachregeln -->anständigen Sound genießen, das passt schonmal.

In der Band und auch zu Hause spiele ich eigentlich hauptsächlich einen leicht zerrenden Overdrivekanal, welchen ich dann mit diversen Tretern anpuste oder halt mit zurückgedrehtem Volume an der Gitarre aufklare. Daher ist für mich der Ch2 des Artist entscheidend für mein Gesamtempfinden des Amps und soviel sei schonmal gesagt: ich war anfangs recht skeptisch, aber was der ISF-Regler tatsächlich an Variabiliät bietet ist schon enorm! Beim Umschalten in Ch2 fällt zunächst auf, dass der Kanal im Vergleich zu Ch1 etwas abzuflachen scheint, man muss dann schon ein bisschen die Endstufe kitzeln, der Kanal belohnt das dann mit einem angenehm weichen Crunch, da kratzt nix. Bei voll aufgerissenem Gain kommt der Amp mit Humbuckern in Bluesrockgefilde, für mehr braucht man dann Pedale. Mir kommt das sehr entgegen, ich empfinde bei vielen Amps oft die Vorstufe als zu heiß.
ISF auf links (=US) bietet tiefe Bässe und in den Höhen diesen "Sparkle" ohne schneidend zu wirken, die Bässe könnten im Bandkontext schon zuviel sein, regel ich dann im EQ nach genauso wie die Mitten, die schon ziemlich rausgenommen wirken. Insgesamt aber absolut überzeugend: definierte und sehr gut auf die Dynamik der Spielweise reagierende Darstellung, auch der Speaker macht hier eine gute Figur.
ISF auf rechts bedeutet UK und in diesem Fall hier das volle (Tief-)Mitten-Brett: der "Sparkle" von eben weicht einem "Growl" mit reduzierten Höhen aber dafür absolut präsenten Mitten, dass gefällt mir mit der FGN weniger (könnte Probleme im Bandkontext geben, zu "mulmig"), meine schnell eingestöpselte Strat und der Halstonabnehmer lieben diesen Sound aber.
Beide Extreme sind natürlich stufenlos mischbar, was vielleicht keinen wirklichen Wechsel zwischen US und UK darstellt, aber eine sehr flexible Anpassung des oft empfindlichen Overdrivekanals an den Grundcharakter der verwendeten Gitarre ermöglicht, sehr schön gemacht.
Beide Kanäle vertragen sich prima mit Bodentretern, vor allem Ch2 lässt sich wunderbar mit Overdrives anpusten und verliert dabei keinen Druck.

Fazit
Optisch schöner Amp mit leichten Verarbeitungsmängeln (nicht strukturell), gelungene Abstimmung Gain im Drivekanal, flexibel an Gitarre anpassbarer "Grundsound" durch ISF, Speaker vor allem im Drivekanal brauchbar, konsequenter wäre vielleicht eine Mischbestückung mit Jensen und Celestion gewesen:unsure:, ISF per Fußschalter bedienen wäre auch interessant...

Danke fürs Lesen und fühlt Euch gerne eingeladen, dass Review zu ergänzen
Beste Grüße
 
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Danke fürs Review und schöner Amp! :great:

Mir haben die Artist Amps auch sehr gefallen - leider wurden die scheinbar von den Käufern nicht so gut angenommen, anders kann ich es mir nicht erklären, dass die Produktion anscheinend wieder eingestellt wurde.
Vermutlich mag der durchschnittliche Blackstar Spieler lieber etwas mehr Gain beim Amp.

Vielleicht lege ich mir auch noch irgendwann so einen Artist zu.
 

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