Lum
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Hello There,
Agenda
- Intro / Warum ein Review zu einem discontinued Amp
- Specs & Pics
- Verarbeitung
- Sound(s)
- In der Praxis: Band vs Studio
- Fazit
- Sound Samples
Ich besitze den THC Speedstar nun schon seit etwa 4 Jahren, durfte ihn zu Hause und im Proberaum an verschiedenen Boxen mit verschiedenen Gitarren einige Stunden spielen und, da man kaum Informationen über THC Amps findet und ich gerade Urlaub habe, wollte ich euch um ein Review bereichern.
THC Amps werden seit einigen Jahren nicht mehr produziert und werden vom Erfinder unter dem Namen Eich Amplification weitergepflegt. Auf die Marke gekommen bin ich, als ich mich 2010 in einen THC Sunset verliebt habe. Ein trainwreck-inspirired boutique Amp und ebenfalls einer meinere Fav Amps.
Die Amps waren früher im oberen Preissegment. So musste man 2500€+ ausgeben für das Topteil alleine. Die verbauten Komponenten sind allesamt sehr hochwertig, handgebaut in Deutschland.. das hat seinen Preis. Ich konnte allerdings einen "Preisverfall" auf dem Gebrauchtmarkt
die letzten Jahre beobachten. Vermutlich zurückzuführen auf die Beliebtheit der Digitalfraktion (Helix, Kemper, AxeFx) und anderer Faktoren (gesättigter Gitarristenbestand und weniger Neu-Gitarristen als noch vor ungefähr 10 Jahren).
Dadurch wurden diese Amps wieder erschwinglich und sind mMn absolute Top-Kandidaten, vA im Kombination mit einer Loadbox/IR-(Loader) wie z.B. meiner OX Box
2. Specs & Pics
- Vollröhre (4x EL34, 5x ECC83)
- 100 Watt
- Impedanz: 4/8/16 ohms mit 2 Speaker-Ausgängen
- 2 Kanäle, welche sich einen EQ Teilen aber getrennte PreAmpGain und MasterVol haben
- High & Low Input
- Regelbarer Parallel FX-Loop
- FootSwitch für Mute, Channel Switch und beide Boosts
- Tuner Out
- 100w --> 50w switch
3. Verarbeitung
Hier kann ich für meine beiden THC Amps (Speedstar, Sunset) und 3 Cabs sprechen (2x12 Sunset, 2x12 Speedstar und 4x12 Speedstar): Die Verarbeitung ist überall tadelos. Bei dem Preis würde man auch nichts anderes erwarten, habe ich aber dennoch auch schon anders erlebt.
Die Poti bewegen sich "schwergängig"/hochwertig, nichts kratzt (beide Amps sind immerhin schon 8 Jahre alt), das Tolex ist perfekt geschnitten & verklebt, es hat noch nie eine LED irgendwie geflackert. Der Amp wird auch nach 4-5 Stunden Vollgas nicht zu heiß und kann noch keinen Verschleiß feststellen.
Er ist extrem(!) rauscharm, auch bei hohen Gain-Einstellungen was ich sehr sehr gut heiße.
Was will man mehr? ¯\_(ツ)_/¯
4. Sound(s)
Wenn ich hier auf "Boost" oder "Speed Boost" verweise, sind die amp-eigenen Gainstufen gemeint.
Generelle Soundeigenschaften
Vom Voicing her würde ich ihn eher in UK als US ansiedeln, wohingegen er dem Sunset im Crunch & Clean schon sehr ähnlich ist: es geht in die warme trainwreck (dumble-ish) Ecke. Dieses Voicing macht ihn aber für mich perfekt zur Pedalplatform. Wäre der clean drahtig und perlig, könnte ein Plexi-Drive oder
Highgain-Pedal nicht ihren Charakter entfalten und würden (negativ) fuzzy klingen. Sowohl der Clean Kanal, als auch mit eingeschaltetem Boost akzeptiert alle Pedale und bietet seinen Grundsound als Fundament für weitere Gain/Overdrive Stufen im Pedalformat. Allem in allem hat er allerdings ein sehr modernes
Voicing, welches ein sehr Differenziertes Klangbild auch bei Highgain liefert und wenig komprimiert, solange man es nicht mit dem Gain-Regler übertreibt.
Wie jeder Vollröhren Amp klingt er auf Bedroom-Lautstärke-Level im Zerrbereich etwas fizzelig, bringt aber schon bei Zimmerlautstärke seine Kerncharakteristik zum Vorschein und klingt ausgewogen. Allerdings bevorzuge ich auf dieser Lautstärke, solange man keinen Attenuator oder Loadbox nutzen kann, immer noch
digitale Lösungen oder Transistoren (Pearce G2r for me).
Der FX-Loop macht was er soll, ist nebengeräusch-frei und lässt sich stufenlos regeln.
Die 50w Drosselung (Half) funktioniert sehr gut und schaltet 2 Endstufenröhren quasi ab. Da er aber, wie oben schon geschrieben, seinen Sound aus der Vorstufe holt und der Masterregler sehr gut funktioniert, ist es für mich nur ein "nettes Feature", welches ich aber nicht nutze.
Letztlich hat man mit 100w doch immer noch etwas mehr Headroom, aufgeräumte Bässe und mehr "haptisches Feedback" wenn man vor seinem Stack steht
Beide Kanäle teilen sich einen EQ, was mMn nicht tragisch ist. Getrennt regelt man hier die GainStufen und MasterVolume. So kann man beispielsweise für seinen Leadsound einen Lautstärke und Gain-boost schon integriert haben.
Unpraktisch aber finde ich, dass man um von "Lead" (Channel 2, beide Boosts an) auf "Clean" (Channel 1, kein Boost) 3 Knöpfe drücken muss. Ich bin kein Stepptänzer und habe leider den original Footswitch nicht, bediene mich daher mit 2 Stereo-Footswitches.
Der EQ reagiert sehr(!) empfindlich. Das bin ich hingegen so gar nicht gewohnt. Ich war ehrlich gesagt nicht so happy mit der Zerre / HighGain bis ich mich mal wirklich hingesetzt habe und "meinen Sound" gefunden habe: Treble & Presence voll rein (weil von Haus aus eher dunkel gevoiced),
Bass 12:20 (bevor es "wummert" aber immer noch fett ist), Mid 14:00 (hier werden weniger Hochmitten gepushed) und Gain 12:00 (bei mehr wird er mir zu fizzelig). Mit diesem Setting habe ich einen schönen Clean-Sound ohne Boosts und, trotz geteilter Klangregelung, meinen HighGain Sound mit beiden Boost aktiviert.
In Sachen Anschlagsdynamik finde ich den Speedstar, wie aber auch den Sunset, absolut obergenial. Wie in den Soundsamples zu hören geht er mit der Härte des Anschlags perfekt mit und wird beliebig dreckig oder weicher im Sound. Das sind "Kleinigkeiten" die mich dann doch länger am Amp und Spielen fesseln
und mir, dank Loadbox, den Schlaf rauben
Ebenfalls transportieren alle Sounds penibel genau die verwendeten Tonabnehmer und Gitarreneigenschaften. Ein Humbucker knallt, ein Singlecoil brzzzt und ein P90 bretzelt Wie es sein soll!
Ich gehe auf die verschiedenen Sounds hier nur kurz ein, da weiter unten das Soundsample ohnehin am meisten aussagt.
Clean Sound
Alle Regler (außer Mastervol ) auf 12, keine Boosts aktiv und man findet einen warmen, dicken Clean Sound. Funk ist möglich, aber kommt deutlich besser mit einem vorgeschaltetem Kompressor. Er klingt sehr ausgewogen, klar und hat reagiert extrem genau auf die verwendeten Pickups.
Ich präferiere den Clean über den meiner Oranges, meinem JCM800. Allerdings empfinde ich hier z.B. meinen Fender Bassman oder den Brunetti Single Man als schöner, da sie eben auch "drahtig" und perliger können. Der Bassman macht das über das Bright-Volume und der Brunetti über den
Brilliant Switch. Bei beiden leidet aber, unter gleichem EQ, dann der Zerrsound. Was hier allerdings nicht schlimm ist, da dieser aus Pedalen kommt wo man einfach den Treble & Presence am Pedal zurückdrehen kann.
Der Speedstar scheint hier wirklich als Pedal-Platform. Ich habe verschiedene Gain-Pedale, welche die Amp-eigenen Klangfacetten, erweitern um: ein Fuzz-Overdrive (Beetronics Fatbee), einen Plexi-Sound (Box of Rock), Dumble-Ish crunch (Six Steel Singer/Yoda Drive) und einem Diezel VH 4 Pedal (trockenerer HighGain)
(nicht wundern, das Board teilt sich der Amp mit dem Sunset)
Boost 1 Aktiv
Das ist quasi der "crunch"-Kanal des Amps und bietet eine sehr warme Verzerrung. Hier ist er für mich eher amerikanisch als britisch.
Overdrive & Fuzzes betten sich hier perfekt ein und blasen den Sound weiter an, ohne dass es in irgendeinem Frequenzbereich für meine Ohren "zu viel" wird.
Boost 1&2 Aktiv
(Boost 2 Alleine taugt mir nicht, das ist quasi einfach "mehr gain" im vorhandenen Sound und ist mir im CleanKanal zu leblos. Quasi wie wenn man einen TubeScreamer vor einen Cleankanal schaltet. Meh )
Endlich HighGain! Wegen diesem Mode liebe ich den Amp, wegen diesem Sound ist es meine #1 für Recordings, für nächtliche Jams, für "die Kinder schlafen nicht, es ist Wochenende (oder Homeoffice 10 Minuten Pause zwischen Meetings ) und ich kann die Wände zum schwingen bringen.
Ich muss hier mit dem Gainregler sehr vorsichtig sein, da es mir sonst schnell zu fuzzy wird. Er ist nicht so glatt wie ein Mesa, nicht so fuzzy wie ein Marshall, aber irgendwo dazwischen. OpenChord-Metal (Opeth) klingt darüber richtig geil, palm mutes kommen fett und Soli singen richtig.
Brauche hier gar nicht mehr Gain oder andere Pedale, da der Sound für Rhythm wie Lead perfekt aufgeht, nie zu Spitz oder matschig klingt und nicht komprimiert.
Nachteil: Er komprimiert nicht, das heißt ich muss mehr üben und sauberer spielen (oder genug Reverb, Delay und doch einen Boost reinhauen )
Ich habe selbst noch keinen Soldano SLO gespielt, würde aber vermuten dass die beiden im HighGain nahe beieinander liegen.
Nicht so gut reagiert er auf das VolumePoti der Gitarre. Dabei gehen mir zu viele Höhen verloren (trotz TrebleCap am Poti) im Vergleich zu meinem JCM800 oder PedalGain (Box of Rock, Friedman BE, Diezel VH oder Victory Kraken).
5. In der Praxis: Band vs Studio
Da der Amp ein sehr breites Frequenzspektrum hat eignet er sich perfekt in einer Band mit einer Gitarre. In meiner Band haust noch ein Keyboarder, der Bassist spielt einen Rickenbacker (mehr hochmitten), also musste ich meine Bässe schon fast rausdrehen um "nur meinen Spot" zu füllen.
Hier sind Amps welche ihren klaren Fokus in zB nur Hochmitten (e.g. JCM800) einfacher einzubetten. Allerdings ist es bei weitem nicht so "schlimm", wie ich es früher bei meinem Diezel Einstein empfunden habe. Er war zu fett für einen 5-Mann Band (2 Gitarren, Keyboard), klang aber nicht mehr so geil
wenn man Bass & Gain so weit zurückfährt und Mitten reinhaut /-:
Im Studio ist das eine andere Geschichte da hier im Mixing/Mastering mehr Möglichkeiten da sind und man tut sich immer viel leichter einen Sound "dünner" als "fetter" zu machen. Deswegen für mich eine klare Empfehlung für Aufnahmen/Recording/Studio.
6. Fazit
Pros:
- guter Clean
- sehr guter Crunch
- Heavenly High Gain
- Schaltbare Gain/Volume Stufen
- Pedalplatform
- Inzwischen günstiger zu bekommen
- Kanalumschaltung umständlich
- Könnte besser auf Gitarren Volume Poti reagieren
Ich bin fan von OneTrick Ponies und selbst wenn der Speedstar nur den Boost1&2-Sound hätte, würde ich ihn kaufen/behalten wollen. Durch sein Boost/Kanal-Konzept taugt er allerdings auch als flexibler HighEnd Amp in jeder Metal/Rock Band.
Die Kanalumschaltung kann man mit einem Looper "fixen" da dieser eben mit einem Knopfdruck verschiedene Dinge tun kann; im Studio stört das natürlich nicht so.
Daher eine klare Kaufempfehlung & man sollte immer mal wieder in Kleinanzeigen reinschauen.
Solltet ihr die Gelegenheit mal haben die Amps oder Cabs von THC anspielen zu können: go for it.
Man muss sich initial etwas mit dem EQ auseinandersetzen, wird allerdings mit einem lebendigem Sound entgegnet dass einem die Spucke wegbleibt.
Die Cabs von THC verdienen nochmal ein eigenes Review, v.A. auch wegen den THC Custom Speakern, die Thomas Eich, gegen Ende entwickelt hat.
7. Sound Samples
Hier habe ich _meine_ Sounds (und Riffs ^^") eingespielt in einem oneTake. Daher sind natürlich nicht alle möglichen Sound-Facetten abgebildet oder Pedals durchgespielt.
Die verwendete Gitarre ist eine RBC Strat mit Vintage Specs (Erle Body, Ahorn Hals, Rosewood GB, Seymour Duncan Antiquity HSS (PAF))
Hoffe euch hat das Review, nachdem keiner gefragt hat, dennoch gefallen
VG
Lum
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