Anspannung an den Schultern und am oberen Rücken an schweren Stellen loswerden

Bernnt
Bernnt
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Hallo Leute,

an einer schweren Passage merke ich, dass ich mich beim Üben immer mehr das Notenblatt fixiere. Die Schultern ziehe ich unwillkürlich nach oben. Die Halspartie und die Oberseite am Rücken werden immer stärker angespannt. Ich würde behaupten, dass die Anspannung auch bis in die Hand ausstrahlt. Die Hand wird unbeweglicher. Mir geht die Sensibilität der Fingerspitzen etwas verloren. "Der Balg fühlt sich immer mehr anders an." Natürlich spiele ich dadurch Mist. Also nichts Gutes.

Wenn ich jetzt unreflektiert weiterüben würde, würde ich Noten mit Anspannung konditionieren - was ich definitiv nicht will.

Wie komme ich in der Partie aus der mentalen und körperlichen Verspannung raus bzw. gar nicht erst hinein?
 
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Hallo @Bernnt,

das Verspannen in Stresssituationen wie angestrengtem Üben schwieriger Stellen oder beim Vorspiel kennen wir alle. Ein allgemein gültiges Lösungskonzept gibt es wohl nicht - zumindest ist mir und anscheinend auch Dir keines bekannt.

Ich versuche, mir der Verkrampfung bewusst zu werden und konzentriert darauf zu achten, mich nicht zu verkrampfen, indem ich die betreffende Stelle immer wieder konzentriert locker - hahaha - spiele. Das gelingt halt mal besser oder schlechter, letzteres leider besonders dann, wenn man wie beim Vorspiel nur einen Versuch hat.

Wenig Trost bietet die Beobachtung, dass selbst hochbezahlte und hochdekorierte Fußballer in entscheidenden Augenblicken manchmal verkrampfen und dann versagen: Thomas Müller oder Kylian Mbappé lassen grüßen.

Viele Sonntagsgrüße

morino47
 
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zumindest ist mir und anscheinend auch Dir keines bekannt.
Nun ja, vielleicht muss es richtiger heißen: Nicht mehr bekannt. Ich erinnere mich noch an meinen Anfangsunterricht im Akkordeonspielen. Eins der Mädchen aus meiner Akkordeongruppe spannte sich wahnsinnig an. Dabei waren nur ganze und halbe Noten zu spielen. Will heißen: Irgendwie sind wir beide über dieses Stadium hinausgekommen - ohne zu wissen wie. Was haben wir damals getrieben, um diese Verspannung hinter uns zu lassen? Ich verspanne mich ja nicht immer, nur an den Stellen, die ich als schwierig empfinde (was ja nicht heißen muss, dass sie für einen anderen Spieler objektiv schwierig sind).


Darum hoffe ich auf weitere Antworten - auch weiteren Leuten, die hier sind. Auch Anfänger können hier bestimmt was beitragen, weil das Problem ja irgendwann jeden mal wieder einholt (nur der Zeitpunkt, wann das passiert, ist verschieden).

Sind irgendwelche Bewegungsgenies hier, die weiterhelfen könnten?

immer wieder konzentriert locker - hahaha - spiele.
:);) Oh ja, das kenne ich. Kommt mir bekannt vor.
 
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Hallo zusammen, na jetzt bin ich ja regelrecht in Zugzwang und muss aufpassen, während des Schreibens nicht zu verspannen.
Ne, Spaß, sitze hier in der Hocke und stelle mir die Situation vor.
Vorab: Um das umfassend zu analysieren, muss man den Probanden natürlich in der Bewegung sehen, aber ich schreibe mal allgemein.

Generell ist eine (unnötige) Anspannung immer ein Zeichen von Stress und tritt natürlicherweise immer dann ein. Selbst wenn man inaktiv ist und nur Stress EMPFINDET, z.B. weil man ebensolche Gedanken oder Gefühle hat.
oder, wie @Bernnt schon schrieb, ist es auf bestimmte Situationen konditioniert bzw. gar generalisiert.
Oftmals ist diese Verspannung sogar ein natürlicher Schutzreflex, der bei potentieller Gefahr ausgelöst wird. Beispielsweise bei Stürzen oder wenn etwas auf uns zufliegt.

In dem genannten Fall schätze ich das aber als eine spezifische körperliche Reaktion ein, da Bewegungen abverlangt werden, für die es (noch) keine andere Lösung gibt.

Folgende Vorgehensweise empfehle ich:

1. exakte Selbstbeobachtung:
Wann GENAU setzt die gefühlte Verspannung ein, je früher dieser Zeitpunkt erkannt wird, desto besser (im Extremfall kann sogar vor dem eigentlichen Stück bereits eine Verspannung vorliegen, die sonst nicht groß auffällt, weil sie meist keine Probleme bereitet. Dieser Extremfall ist sogar recht wahrscheinlich, also normaaaaal)
2. Aufmerksame Wiederholung dieses Moments, in dem Verspannung wahrgenommen wird. Hierdurch lernt der Körper, wo und wann etwas nicht stimmt.
(Die beiden obigen Punkte sind eben jene, bei denen man selbst oft Täuschungen unterworfen ist, da eine Verspannung in der Regel subjektiv auch dann als normal und "locker" wahrgenommen wird, obwohl das objektiv nicht stimmt -> eigene Erfahrung während der Ausbildung)
3. Nun wird die Verspannung "bearbeitet": Beispielswiese wird ein Zug an der Schulter festgestellt (noch bevor eine Blockade der Hand stattfindet), diese Verspannung wird dann zuerst absichtlich verstärkt und dann wieder gelöst, im Wechsel mehrere Male, bis man ein Gefühl dafür hat, den Spannungsgrad bewusst zu beherrschen.
4. Die Bewegung wird fortgesetzt, bis die nächste Verspannung beobachtet wird. Nun kommt der Knackpunkt: Ist diese weitere Verspannung wieder die Gleiche wie die Vorige oder ist sie anderswo lokalisiert? In beiden Fällen wird vorgegangen wie in Punkt 3
5. Weiter so Verfahren und feststellen, dass man zwar einzelne Verspannung so kontrolliert bekommt, die Gesamtsituation aber dennoch zu Verspannungen führt.
6. Jetzt kommt der heikle Punkt: nachdem man das festgestellt hat, ist die Ursache eben nicht gefunden, sondern muss wo anders liegen. Und dann beginnt die eigentliche Körperarbeit, die systematisch die Körperstruktur in Betracht zieht und quasi vom Kopf bis Fuß Haltung, Atmung und generelle Bewegungsansteuerung untersucht und durch individuelle Wahrnehmungsübungen und/oder manuelle Griffe bearbeitet wird.
7. Hier stellt sich dann auch heraus, dass neben der allgemeinen Körperstruktur z.B. auch die Blickrichtung (Noten) sowie die Mimik für den Bewegungsfluss ausschlaggebend sind.

Abschließend: Es ist vorteilhaft, wenn beim Akkordeonspielen schon zu Beginn und auch bei einfachsten Anforderungen eine Haltung und die allerersten Bewegungen vor dem Spielen so gestaltet werden, dass nach dem Motto "Alles ist immer viel zu angespannt" nach stets natürlicheren, selbstverständlicheren Bewegungen gesucht wird.
und zwar
- ohne Instrument (kann ich überhaupt auf nem Stuhl sitzen, ohne für eine aufrechte Haltung unnötige Muskulatur zu beanspruchen
- dito mit freiem Instrument auf dem Schoß
- dito mit einseitig und dann zweiseitig angeschnalltem Instrument (UND: Alleine das "Umschnallen" sollte ohne jedwede unnötige Anspannung so ökonomisch wie möglich geschehen)
- dito mit Balgbewegung ohne Schlüpfen in den Balgriemen, anschließend mit Reinschlüpfen und auch hier die Frage: "Wie bekomme ich die Hand unter den Bassriemen mit geringstmöglichem Bewegungsaufwand?"
- dito ALLES weitere....
- auf gut deutsch: strengt mich das Tragen des Instruments, das Spielen eines einzigen Tones, geschweige denn eines total einfachen Stücks in irgendeiner Weise mehr an als das bloße Sitzen auf einem Stuhl mit hängenden Armen?
-> Wenn ja: -> Körperarbeit
-> Wenn nein -> Es gibt bei keinem Stück ein Problem, das nicht mit obiger Leichtigkeit bewältigt werden kann, WENN die Analyse und Auflösung im Ansatz des Problems bearbeitet wird

Ziel: Unbeschwertes Spielen ohne Anstrengung ODER der Schwierigkeitsgrad ist momentan zu hoch, um ohne STRESS (= Anspannung) zu performen.
 
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😀
Und wie unterscheide ich zwischen Muskelkraft und verspannter Muskelkraft?

Wie ist ein Mishu Stuhl zu bewerten, der alles tut um dem Grundsatz

kann ich überhaupt auf nem Stuhl sitzen, ohne für eine aufrechte Haltung unnötige Muskulatur zu beanspruchen

entgegen zu wirken?

Tückischerweise stellt sich eine Überlastung (durch unbemerkt gebliebene Verspannung?) erst heraus wenn sie sich als nur durch langfristige körperliche und geistige Abstinenz kurierbarer Dauerzustand manifestiert hat.
Was wieder zur ersten Frage führt.
 
Interessanter und hilfreicher Beitrag von @Malineck. Lässt sich unbedingt mit meinen Maßnahmen ergänzen:
Schulter lockern und Arme herahängen lassen, Ruhig durchatmen und wenn die Anspannung nachlässt, die entsprechenden Stellen noch mal locker und langsam spielen.
Gegen geistige Verspannung hilft bei mir, Aufstehen, Bewegen und etwas zu trinken holen.

Das Problem habe ich auch beim Klavierspielen, dass ich die Schultern immer wieder hochziehe - insbesondere wenn ich neue Stücke einstudiere. Auch hier hilft, Arme runterhängenlassen, Schultern lockern und wieder bewußt hinsetzen.
 
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Was ich schon gemacht habe (jetzt allerdings schon seit längerem nicht mehr (warum eigentlich?)) ist, zum Spielen (nicht: Üben!) auf einem Sitzball zu sitzen. Das gibt ein ganz anderes Körpergefühl. Zum Üben hat es sich für mich aber nicht als sinnvoll (oder als nicht sinnvoll) gezeigt, da auf dem Ball immer ein, wenn auch kleiner, Teil der Konzentration aufs Sitzen verwendet werden muss, der beim Üben fürs Üben benötigt wird.
 
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😀
1) Und wie unterscheide ich zwischen Muskelkraft und verspannter Muskelkraft?

2) Wie ist ein Mishu Stuhl zu bewerten, der alles tut um dem Grundsatz

3) kann ich überhaupt auf nem Stuhl sitzen, ohne für eine aufrechte Haltung unnötige Muskulatur zu beanspruchen

entgegen zu wirken?

4) Tückischerweise stellt sich eine Überlastung (durch unbemerkt gebliebene Verspannung?) erst heraus wenn sie sich als nur durch langfristige körperliche und geistige Abstinenz kurierbarer Dauerzustand manifestiert hat.
Was wieder zur ersten Frage führt.
Hab’s Nummeriert:
Das sind die richtigen Fragen!
1)..

Muskelkraft ist zunächst einmal nur Muskelkraft.
Eine „Verspannung“ kann muskulär und/ oder faszial sein.
Der Begriff „Verspannung“ ist generell zu schwammig und wird von Seiten der Medizin gerne genutzt, nicht aber von Bewegungsmenschen. Ich hab’s übernommen hier, um Begriffserklärungen in der ersten Antwort zu sparen :)
Dementsprechend versuche ich obige Frage zu beantworten

„Verspannung“ entspricht einer die Bewegung störenden Energie, Bewegung selbst entspricht einem ständigen Wechselspiel zwischen Spannung- Entspannung, alles was zusätzlich an Energie dazukommt, stört den Bewegungsfluss.

Super vereinfachtes Beispiel am Körper: „den Arm beugen“

-> Der Beugemuskel verkürzt sich und gleichzeitig MUSS der Streckmuskel lang werden. Jedes bisschen Anspannung beim Streckmuskel bremst die Bewegung und erfordert zusätzlich mehr Kraftaufwand des Beugers. Oder: KFZ-> Gas Geben mit oder ohne Handbremse

In der Realität ist es nicht so einfach, da viele mögliche Spannungen im Körper sich gegenseitig stören oder eben fördern. Viele davon liegen nicht in Muskelaktivität sondern an funktional eingeschränkten Faszien (u.a. muskelumschließenfes, formgebendes Bindegewebe)

Die Fähigkeit, gerichtete Bewegung ÜBERHAUPT durchführen zu können, entspricht dem Grad der Fähigkeit, jedwede störenden Impulse zu hemmen und ausschließlich fördernde Impulse zu nutzen.
Deutlich wird das immer dann wenn durch Krankheit eben diese Fähigkeit der HEMMUNG eingeschränkt ist (Paradebeispiel „Spastik, Parkinson,...“ -> je stärker eine Bewegung beabsichtigt ist, desto stärker spannt alles mögliche an, was gar nix mit der Bewegung zu tun hat = Lähmung

FunFact: Als Säuglinge können wir zuerst nur „alles“ bewegen, null Fokus , sondern alle Bewegungen erfolgen erstmal chaotisch ungerichtet außer die eben deshalb vorhandenen und später verschwindenden Reflexe sowie die Augen.

2)..
Stuhl

Es gibt mehrere solche Stühle nach dem Prinzip „Aktives Sitzen“
Klare Meinung meinerseits (und die Entwickler wissen das in der Regel auch):

Je mehr „technische Unterstützung“ ich zum schlichten Bewegen benötige, desto degenerierter bin und (das ist entscheidend!) BLEIBE ich.
Paradebeispiel sind Schuhe die das „Abrollen“ unterstützen. Warum nicht gleich Rollstuhl fahren, das rollt noch besser :D

Also: Sitzen ist ebenso wie stehen immer AKTIV, es sei denn man schläft irgendwie :)
Aktiv bedeutet: es findet immer Bewegung statt um den Körper im labilen Gleichgewicht aufrecht zu halten.

Der Stuhl würde mich dazu regelrecht zwingen, ebenso könnte ich auch andererseits ständig auf Mauern balancieren. Denn das Stehen ist ja auch problematisch.

Zu Ende gedacht wäre ich auf technisches Gerät angewiesen für völlig natürliche Alltagssituationen und das kann’s nicht sein.

Das einzige, was es zur Aufrichtung braucht, ist eine kleine ebene Fläche, die ungepolstert ist. Auf gar keinen Fall etwas „bequemes“ ;)

Davon abgesehen...
Enge, fersenerhöhte, steifbesohlte Schuhen tragen und dann auf nem High Tech Stuhl sitzen ...

statt barfuß auf dem Baumstumpf :D

Ergo: Bewegen „lernen“ (incl, gehen, stehen, sitzen) statt aufwändige Geräte, die nur kompensieren.
3)..ja!

Es braucht sogar zum aufrechten Sitzen extrem wenig Kraft.
Man kann einen völlig erschlafften Menschen mit zwei Fingern an den richtigen Körperstellen (Kreuzbein und Brustbein) mit erschreckend geringem Druck aufrecht sitzen lassen. Einzig der Kopf benötigt noch eine kleine Bewegung damit er von unten balanciert wird wie eine Kugel auf nem Stab. Der Rest ist natürliche Stabilität OHNE Muskelkraft.
Problem dabei: Unsere Körperstruktur ist in den meisten Fällen verzogen (in diesem Falle dann faszial) und übt einen nicht angeboren sondern erworbenen einseitigen Zug in Richtung „Krümmung“ aus, gegen den bei ungünstiger Sitzposition angekämpft wird.
Es wird also gegen eine latente „Verspannung“ mit einer weiteren „Verspannung“ angekämpft.

Was natürlich den Eindruck erweckt, aufrecht Sitzen wäre per se mit viel Muskelkraft verbunden.

Die Ursachen dafür sprengen aber den ohnehin weiten Diskussionsrahmen o_O

4)..
Ja so ist das. Man kümmert sich verständlicherweise, wenn’s nicht gerade ein geliebtes Hobby ist, selten um seine allgemeine Bewegungsqualität, bevor sich ernste Probleme/ Schmerzen einstellen.
Von daher ist schon die schiere Hinterfragung von eigenen Gewohnheiten noch vor echten Problemen eine günstige Fügung :)
 
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Ich will jetzt nicht Bernnts Faden kapern, aber dennoch ...

Hat man denn unter der Voraussetzung
Viele (Hemmnisse) liegen nicht in Muskelaktivität sondern an funktional eingeschränkten Faszien (u.a. muskelumschließenfes, formgebendes Bindegewebe)
überhaupt eine Chance einigermaßen freie Energieflüsse zu erreichen?
Therapie ist vermutlich Gymnastik, Yoga etc.

Ich tippe bei mir auf diese Ursache, weil ich eigentlich partout keine muskuläre Verspannungen spüre. Ich achte wie ein Guppi auf Wohlfühlen und Entspannung beim Spielen. Und trotzdem gibt es nicht selten Probleme, gerade beim neu Lernen. Denn dann erst baut man sich die Oase im Stück zurecht.
Ich mache das (dank Knopf) noch bevor es zum eigentlichen Training mit Kraft und Tempo kommt. Trotzdem wird im Verlauf natürlich permanent optimiert.

Aber entscheidend scheint mir wirklich das Aufspüren von Widerständen zu sein.
Bernnt hats immerhin gemerkt. Ich merke auch scheinbar 100 Prozent, aber wenn ich dann überraschend überlastet bin, muss wohl doch etwas unbemerkt geblieben sein.

Nochmal kurz zum Stuhl:
Instinktiv bevorzuge ich genau wie Du sagst einen klaren einfachen Stuhl.
Der Mishu hatte bei mir den Effekt, dass ich die "Mitte" zwar gefunden habe, aber dann stellte sich eine Statik ein ... bloß dieses Optimum nicht verlassen, denn dann fällst Du entweder oder es wird anstrengend und nimmt wie @lil schreibt Konzentration weg.
Aber die Folge war kein dynamisches Sitzen, sondern Statik mit entsprechenden Schwierigkeiten.
 
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an einer schweren Passage merke ich, dass ich mich beim Üben
Oft sind "schwere" Passagen welche, die sich langsamer durchaus bewältigen lassen. Es wird aber versucht, sie so schnell zu spielen wie den Rest.
 
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Hallo @Klangbutter

Ja das ist ja sicher ein allgemeines Thema...

Kurz nochmal zum Stuhl, das ist am banalsten:
Na klar zwingt der permanent zum Balancieren, bloß hat das keinen Alltagsmutzen. Wenn, dann regt es als Trainingsgerät etwas an. (Die Frage ist, was eigentlich...)
Vergleichen wir es extrem mit dem jonglierenden Seiltänzer.
Das Seil zwingt zu unbedingter Balance im Körper, bezogen auf diese kleine wacklige „Fläche“ .Dazu noch Jonglieren oder irgendetwas anderes Machen bedeutet, dass Kapazitäten für das eine oder das andere verloren geht.
Wenn Jonglieren das Ziel ist, dann hindert das Seil stark daran. Der Jongleur ist in jedem Fall viel besser, wenn er festen Boden unter sich hat.

Selbiges beim Sitzen/ Musizieren:

Um entspannt zu musizieren braucht es einen fixen Basispunkt, auf dem der Körper dann flexibel agieren kann.
Esoterisch hört man dann den Begriff „Erdung“ oder Yin Yang
Es muss etwas FESTES (Boden, Sitzfläche) in Verbindung mit etwas Flexiblem (Körper im labilen Gleichgewicht) treten. Dann ist Effizienz gegeben.

Zum Stress bei bestimmten Stellen:

Wenn ich mir den „Normalo“ so anschaue, dann hat ziemlich jeder recht viele Dysbalancen, „Verspannungen“ nur schon indem er gar nichts groß tut.
Im Bereich des Akkordeonspielens natürlich auch, kaum jemand, der nicht Schultern hochzieht, Luft anhält, Finger abspreizt, Grimassen der Anstrengung zieht, Noten anstiert, überhaupt krumm dasitzt etc etc.
Das hat nichts mit dem Instrument oder gar der Person zu tun, das ist ein allzu menschliches Phänomen

Geht man aber in den Professionellen Bereich, dann wird es interessant!

Z.b wirkst du @Klangbutter wirklich auffallend (!) entspannt, effizient, ökonomisch, spielerisch leicht am Instrument- so etwas ist im Profibereich öfter zu beobachten in allen Genres. Mehr oder weniger ausgeprägt natürlich.

ABER:
Im stinknormalen Alltag ist das eben so oft eben nicht so! (Drum hab ich mich darauf spezialisiert mit der Zeit)

Simples Beispiel: Ein Taichi-Meister gleitet beim TC Praktizieren engelsgleich über die Bühne oder den Trainingsraum,

Kaum ist die Performance vorbei, schlappt der gleiche Typ im Entengang von der Matte und drückt einem zur Begrüßung total verkrampft die Hand, den Kopf nen halben Meter vor sich gebeugt...

Mir haben gute Akkospieler schon beklagt, körperlich im Allgemeinen total „verspannt“ zu sein, AUSsER sie spielen Akkordeon

Was bedeutet das?
Nach meiner Überzeugung ist es eine Spaltung. Das übermäßig gut beherrschte wird optimiert, da anders keine Entwicklung mehr möglich ist, während vergessen wird, dass eine allgemeine Entwicklung zu mehr Effizienz insgesamt führt, auch hinsichtlich der Expertise.
Während man in seinem Bereich „zuhause“ ist und quasi in einen gesonderten Modus schaltet, der meist nur da wirkt.
Mit ein Grund für die Entdeckung der Alexandertechnik z. B.
Der gute Mann bemerkte, dass er im Allgemeinen lauter Zeug macht, was sein Singen irgendwann mal blockiert hat und begann das systematisch bei sich und anderen zu beobachten. Und Maßnahmen auszuprobieren.

Maßnahmen:
Gymnastik und Yoga eher nicht.
Das fördert nach meinem Ermessen und Erfahrung „bloß“ die Beweglichkeit im Groben, aber nicht den Bewegungsfluss, Funktion oder gar die Körperstruktur.

Wirklich in die Persönlichkeit wirkt Faszientherapie (was als solches nicht „geschützt“ ist und dementsprechend „vielfältig“ - dazu zähle ich mich zur einen Hälfte auf jeden Fall auch dazu) Die ganzheitliche Manipulation der kompletten Faszien öffnet quasi alle Möglichkeiten an Performance, da eine „Runderneuerung“ oder „Generalüberholung“ stattfindet bis „tief ins Mark“.
Und/ oder bewusste Körperarbeit (dito, hier nenne ich aber mal Alexandertechnik exemplarisch, die ja unter Musikern ein Begriff ist und bei Söngern z. B. oftmals in die Hochschule integriert ist oder mindestens empfohlen wird. Wobei ich auch schon solche ausgebildeten Körpertherapeuten weitergebildet hab)

[Muss aber sagen, dass ich allmählich das Bedürfnis entwickle (und auch auf Anfrage -vor Corona- auch schon mal ein Konzept entworfen hab) auch mal was für Musiker zu machen. Schaden täts bestimmt nicht, ggf interessiert das nur eine sehr spezifische Gruppe im pädagogischen Bereich.]
 
Da hab ich ja was losgetreten. Bevor ich im Einzelnen auf die Antworten eingehe, zunächst noch mal ne Frage. Vielleicht hast Du sie ja schon beantwortet, @Malineck und ich hab es nur noch nicht richtig kapiert.

ALSO: Bisher merke ich, dass ich beim Spielen eines vergleichsweise schweren Stücks unter Stress stehe und mich darum verkrampfe. Die Verkrampfung wird mit dem Notenbild konditioniert. Nehme ich das Stück jetzt nochmal zur Hand, gibt es schon eine Voranspannung. Diese Analyse stimmt schon mal.

Ich möchte genau diese Situation genauer verstehen, bevor es an die Therapie geht: Warum ziehen wir Akkordionisten die Schulter nach oben? Warum versteift sich gerade der Hals? Zumindest merke ich das bei mir als erstes Zeichen. Und ich hab genau das auch schon bei anderen beobachtet und glaube damit nicht alleine zu sein.

Warum ausgerechnet diese Körperpartien und nix anderes zuerst?
 
Warum ziehen wir Akkordionisten die Schulter nach oben? Warum versteift sich gerade der Hals? Zumindest merke ich das bei mir als erstes Zeichen.
...
Warum ausgerechnet diese Körperpartien und nix anderes zuerst?
Das kommt von einem archaischen, uralten Schutz- und Fluchtreflex, der schon vor zehntausenden von Jahren existierte und auch im Tierreich normal ist.
Bei einer Gefahr gibt es nur die Alternative Flüchten oder Kämpfen (wenn eine Flucht nicht mehr möglich ist). In jedem Fall gilt es seinen Körper zu schützen. Da man bei einer Flucht typischerweise der Gefahr den Rücken zukehrt, wird der Rücken angespannt, "hart" gemacht, und dazu gehört das Hochziehen der Schulter qua Reflex dazu. Der so wichtige, gleichzeitig aber sehr exponierte Kopf will ebenfalls geschützt sein, was muskulär durch das Anspannen der Halsmuskulatur unterstützt wird.
Typischerweise kommt der Bizeps noch dazu um für das ggf. notwendige Zuschlagen vorbereitet zu sein.

Und "schwere Stellen" sind leider in der Lage, diese archaischen Reflexe zu stimulieren, "schwer" bedeutet sozusagen unterbewusst "Gefahr".

Mitunter hilft es schon, sich dieser reflexartigen Mechanismen bewusst zu werden, um diesen - in der Regel nur sehr unterschwelligen - Reflex zu durchbrechen. Meistens genügt das aber nicht und die Spannungen bleiben. Da diese Spannungen die Muskeln schon auf einen hohen bis sehr hohen Tonus-Level heben, geht die Freiheit für das Spielen verloren, zumal diese reflexhaften Abläufe sich bis in die Hände und Finger fortsetzen.
Dann ist man einfach "verspannt".
Für das Spielen wären einzelne Tonus-Spitzen egal, jedenfalls solange sich die Muskeln nach dem Peak ganz schnell wieder bis auf das normale, gute Level des aktiven Wach-seins entspannen (besser "frei machen") können.
Das geht in einer grundsätzlich angespannten Situation natürlich nicht.
Dann erlebt der Spieler, dass die schwere Stelle immer schlechter zu bewältigen geht, oft sogar desto schlechter, je mehr man daran übt (weil die Verspannungen sich durch das Üben unter dieser negativen Anspannung ebenfalls einüben und manifest werden).
Ein Teufelskreis, der nur noch mehr "Gefahr" suggeriert und die Flucht-Reflexe immer mehr aktiviert. Man gibt enttäuscht auf und legt die Noten weg "... schade ... für mich unspielbar ..."

Was hilft? Vieles wurde schon genannt, viele Tipps wurden schon gegeben.

Hier noch einige Hinweise aus der Sicht eines "Dispokineters" (Stichwort "Dispokinesis nach van de Klashorst").
Wichtig ist es, unbedingt auf seinen Bodenkontakt zu achten. Viele haben sowieso keinen guten Bodenkontakt, weder am Instrument noch im Alltag.
Da der gute Bodenkontakt aber zwingend als Stimulus für die gute Aufrichtung nötig ist, ist ein mangelhafter Bodenkontakt fatal, erst recht in solchen "Gefahren"-Situationen.

@Bernnt, wie empfindest du deinen Bodenkontakt beim Üben? Ich nehme an, du übst im Sitzen, dann wäre mein Rat zum Bodenkontakt wie folgt: Mache einen aktiven Bodenkontakt, vorwiegend mit dem Vorderfuß, so dass du das Gefühl hast, unmittelbar aufstehen zu können (was dann auch ganz einfach gehen würde, wenn du es tätest*) - mit und ohne Akkordeon. Dieser aktive Bodenkontakt ist der Ausgangspunkt für das aktive, aufgerichtete Sitzen. Denn für das Musizieren ist das aktive Sitzen die gute Form, im Gegensatz zum passiven Sitzen, wie es etwa das "Fläzen" im Sessel vor dem Fernseher wäre. In dieser, gänzlich entspannten, eher losgelassenen Form ist das Musizieren nicht möglich und nicht angeraten.
Wie fühlt sich dein Rücken an, mit und ohne diesen aktiven Bodenkontakt (auch hier wieder mit und ohne Akkordeon ausprobieren und nachspüren)? Wie der Hals und der Kopf, wie ist dann jeweils ihre Aufrichtung?
Was macht die durch den Bodenkontakt provozierte aktive Form mit deinen Armen/Händen?
Viele Fragen, bei denen ich es aber erst mal hier belassen möchte, um nichts zu suggerieren.

Gruß, Jürgen

*)
Onne van de Klashorst, der Begründer der "Dispokinesis für Musiker" hatte dazu immer die Formulierung "ready to go", die es gut auf den Punkt bringt.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Simples Beispiel: Ein Taichi-Meister gleitet beim TC Praktizieren engelsgleich über die Bühne oder den Trainingsraum,

Kaum ist die Performance vorbei, schlappt der gleiche Typ im Entengang von der Matte und drückt einem zur Begrüßung total verkrampft die Hand, den Kopf nen halben Meter vor sich gebeugt...
Ein Taichi-"Meister", bei dem man so etwas beobachten würde, hätte nichts, aber auch rein gar nichts von seinem Fach verstanden und wäre für mich absolut inkompetent, da könnte es noch so "engelsgleich über die Bühne gleiten" (was mit Taichi im Übrigen auch nicht gemeint ist).
 
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Hallo @Bernnt
Das sind nicht nur wir Akkordeonisten, die bei Stress die Schultern hochziehen, sondern das ist ein ganz natürlicher Schutzreflex: Schultern hoch und Kopf einziehen, was in vielen real gefährlichen Situationen total Sinn macht, aber in nicht wirklich gefährlichen Situationen oder, insofern man sich dauerhaft gestresst/ bedroht fühlt eine Einschränkung oder gar eine dauerhafte Haltungsschädigung bedeutet.
Anders: Wenn du jemand erschrickst, tut der haargenau das Gleiche. etc ...

Begünstigt wird das ganze noch insofern, dass man mit Instrument auch noch besonders schutzlos ist, da man unbeweglicher insgesamt ist und die Arme auch nicht wirklich viel machen können (zumindest gefühlt)
Kommt nun noch die "Notensituation" hinzu, ist alleine schon der fixierte Blick sowohl von den Augen als auch vom Nacken her eine Quelle der Versteifung von Muskeln.

Ich sehe das also nicht als instumentenspezifisch an, sondern auch allgemein.

Bezogen auf die Spielsituation könnte man von vornherein Erleichterung schaffen, indem z.B.
- das Instrument nicht zuuuu fest angeschnallt ist (Bewegungsfreiheit, nicht mehr so am Kasten fixiert)
- Die Noten weniger anstarrt, oder in größerem Abstand (Stichwort: Sehhilfe auf einen großen Abstand einstellen, konkret, weniger stark ins PLUS gehen mit einer Lesehilfe z b)
- Rascher ins Auswendigspiel kommt (hehe, das käme mir zugute bzw ich schmeiß Noten so schnell wie möglich weit von mir --- lach)
- Sich selbst als raumgreifender wahrnimmt als bisher (Atem, aufrecht, dabei entspannt und unbeeindruckt von dem was man gerade versucht zu tun, dafür langsamer und vom stressigen weg ins meditative)

Der Rest ist wie oben.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Das kommt von einem archaischen, uralten Schutz- und Fluchtreflex, der schon vor zehntausenden von Jahren existierte und auch im Tierreich normal ist.
...
Super beschrieben! Hatte deinen Post noch nicht offen, als ich weiter unten schrieb.
 
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Es gibt bei keinem Stück ein Problem, das nicht mit Leichtigkeit bewältigt werden kann
Das ist doch mal ein Wort.

Damit kann ich beruhigt schauen, was mir (und vielleicht anderen) weiterhelfen könnte. Welche Pillen können weiterhelfen?

Pille 1: Bodenhaftung
==============

Um entspannt zu musizieren braucht es einen fixen Basispunkt, auf dem der Körper dann flexibel agieren kann.
Esoterisch hört man dann den Begriff „Erdung“
Ich hätte es ja wissen können. Peter Horton, ein bekannter Gitarrist, der auch Schülern seine Art Gitarre zu spielen weitergab, hat zu uns gesagt: "Das Wichtigste ist ein A***. Stellt euch vor, ihr sitzt damit fest auf der ganzen Welt. Die trägt euch. Ihr sitzt mit dem ganzen Gewicht darauf. Nichts wirft euch um." Damit gab er uns ein "Mantra" mit auf den Weg. Ich merkte damals, dass diese Vorstellung total beruhigt, den Kreislauf runterfährt und den Stress nimmt. Man kam aus dem Kopf raus. Locker vom Hocker. Warum hab ich das vergessen? Vielen Dank für den Hinweis, Dr. @Malineck und Dr. @LoboMix.

Pille 2: Selbstbeobachtung: Wann tritt die Anspannung eigentlich genau auf?
==================================================
das Aufspüren von Widerständen
Wann GENAU setzt die gefühlte Verspannung ein?
Eigentlich ist die Anspannung gar nicht mal so schlecht. Man erkennt damit, wo die Probleme liegen. Dann schreit man nicht mehr nur um Hilfe und postet in diesen Thread hier, sondern man fängt an zu gucken, wo das Limit erreicht wird. Ich hab das heute Mittag schon probiert, @Malineck und @Klangbutter. Ich habe gemerkt, dass in den Noten was fies war. Man hüpft wie ein Frosch über das Griffbrett von vollgriffigem Akkord zu vollgriffigem Akkord. Die Akkorde bilden auch immer ähnliche Griffmuster. Nur an der Stelle, wo es mich raushaute, die dann bei den nächsten Übeeinheiten für den Anfangsstress und den Passagestress sorgten, war das geringfügig ANDERS und ich hab daneben gehauen. Das Gefühl wusste vorher also schon, das was nicht stimmte und reagierte mit Stress. Erst jetzt habe ich mühsam rational herausgefunden, woran es lag. Der Stress hat mich also mit der Nase auf das Problem gestoßen. Netter Stress. Aber wie komme ich jetzt wieder weg vom Stress?

Pille 3: Stressreduktion:
===============
Noten weniger anstarrt
Passagen welche, die sich langsamer durchaus bewältigen lassen
Ich achte wie ein Guppi auf Wohlfühlen und Entspannung beim Spielen.
individuelle Wahrnehmungsübungen
Gegen geistige Verspannung hilft bei mir, Aufstehen, Bewegen und etwas zu trinken holen.

Ich werde die stressenden Noten weglegen und die Passage ohne Noten probieren. Ich werde jeden einzelnen Knopf bewusst fühlen. Und ich werde versuchen, in mir den Klang zu hören, bevor ich ihn tatsächlich am Instrument erzeuge, weil ich den Klang mit dem manuellen Griff konditionieren möchte. Weil ich den Stress weghaben möchte, werde ich für mich jeden Akkord, den ich treffe, feiern und mich darüber freuen. Positiv denken. Es wird gehen. @Malineck hat's ja gesagt :);)

Hab ich irgendetwas vergessen? Noch etwas zu ergänzen?
 
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Schaut euch mal die Alexandertechnik an.
Die Alexander-Technik ist eine pädagogische Methode und beschäftigt sich mit dem Erkennen und Ändern von Gewohnheiten, besonders von körperlichen Fehlhaltungen, die sich durch Verspannungen, Schmerzen oder Funktionseinschränkungen äußern
 
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Ja @Bernnt
eine wichtige Sache vergessen.
Es braucht Zeit, denn eine jahrzehntelange Gewohnheit ist derart dominant im motorischen Gedächtnis, dass zumindest ich die Erfahrung machte (und die beim Akkordeonspielen erst jetzt versuche so anzuwenden wie ich vor Jahrzehnten im Bereich grobmotirischer Bewegungen tat) dass man "rabiat" vorgehen muss. Und total individuell. Es gibt quasi kein Rezept, das besagt: Wende die und die Technik an, halt die Finger so und so, ...
Das ist die traurige und zugleich befreiende persönliche Erkenntnis (also traurig finde ich das persönlich nicht, aber ich habe viele Menschen in meinem anderen Genre begleitet, die sich nicht lösen konnten/ wollten von ihren Techniken und frustriert waren bzw. den Gedanken an Verbesserung halt aufgaben, was ja völlig ok ist)

Das "Rabiate" das ich erlebte sah so aus, dass ich jede EINZELNE Bewegung, beim basalsten beginnend, gerade beim Basalen, für mich ganz privat erfühlen musste und nur eins wusste:

Es kann nicht leicht und mühelos genug sein, es geht noch tausendmal leichter. Ich hänge noch zu sehr an dem, wie ich (aus purer Gewohnheit oder aus dem Kopf heraus) Dinge angehe, anfasse, schiebe, drücke, generell berühre. Wie ich sitze, stehe, gehe. Und wenn ich merke, es geht nicht mehr noch leichter, der Körper tut es einfach nicht (und ich die Hintergründe verstand, warum das so sein musste) habe ich mir von außen helfen lassen. Nicht ständig, nur eine gewisse Phase lang, und ab dann ging es, zumindest lag es nicht mehr an körperlichen Faktoren, die ich mental nicht in den Griff bekommen konnte.

Praktisch sah das Rabiate so aus, dass ich mich anstelle von bekannten Bewegungsmuster total naiv gab und nur in der Selbst- und Fremdbeobachtung arbeite(te).
Im Ergebnis ist man einem Kleinkind sehr ähnlich, was die Fähigkeit betrifft nachzuahmen und Sachen auszuprobieren und gleich aufzusaugen, mit dem Unterschied, GEZIELT nach etwas zu suchen und ins ganz Feine zu gehen (was ein Kleinkind noch nicht kann und will)

Nun kommt die Zeit ins Spiel: Es dauert ... dauert ... dauuuuuert ...... die Stücke, die man lernen will, soll, darf, verführen extrem zu Gewohnheiten, man will Musik machen, nicht rumprobieren, wie man den Ellbogen bewegt, man spielt viel zu schnell, um tief ins Körpergefühl zu kommen, .... und durch diese Eile, durch die Musik selbst, die man hören möchte, und zwar JETZT oder wenigstens annähernd in 2 Wochen, kommt man nicht zur inneren Arbeit, bei der es ja keinen Zweck und kein Ergebnis gibt, außer sich selbst zu entwickeln... Hierzu habe ich für uns noch keine glaubwürdige praktische oder zumindest "produktionsreife" Lösung gefunden, außer es bei dem Nachwuchs von Anfang an zu fördern und nix anderes als das als Musik letztlich zu verkaufen. Einfach ein paar Jahre spüren, hören, entdecken, erfinden ... musikalisch wie körperlich/ sinnlich

Bei jeder Alltagsbewegung scheint das "im Alter" zu funktionieren, ich kenne Menschen, die sich komplett verändert haben, in dem was sie wie tun. Doch Musik ist zu verführerisch, zumindest die Musik, die wir jetzt und sofort praktizieren und hören möchten ... und das möchten wir.... und tun dabei nahezu das gleiche, bloß mit immer mehr Stücken, ... dann kommt eine Grenze, man "verspannt", will das weg haben, und macht das gleiche ... Kann ich alles bestätigen, ganz normal.

Zusammenfassend:

Konsequentes Arbeiten an der musikalischen Bewegungsqualität löst allenfalls als Nebeneffekt Verspannung. Es ändert im Kern Wahrnehmung, Bewegungsgefühl, Ansteuern von Bewegung und damit letztlich die produzierte Musik.
 
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Wenn die guten Tipps nicht wirklich helfen empfehle ich Hanfprodukte:engel:
 
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Das halte ich für einen wenig zielführenden Vorschlag. Berauschende Mittel - seien es "Hanfprodukte" oder Alkohol (wie z.B. ein "Beruhigungsschnäpschen" vor dem Auftritt) mögen vielleicht akut helfen, evtl. das Lampenfieber bekämpfen. Aber auf Dauer und um körperliche Probleme beim Üben zu bekämpfen sicher nicht das richtige Mittel.
 
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