Backingtrack-Software: man spielt eigentlich nicht mehr selbst, sondern erklärt kurz den Song und dann spielt die Software selbstständig. Das wird auch immer perfekter.
Hallo Uwe, ich hab mir gerade Youtube-Beiträge zu der hier genannten Software angeguckt. Zwar sind die Sounds perfekter als früher, aber es gibt immer noch ein striktes roboterhaftes 1-2-3-4. Natürlich werden die einzelnen Einsätze und die Lautstärke ein bisschen vermenschelt, aber eigentlich hab ich bisher nicht den Eindruck, dass die Melodien und Begleitungen der virtuellen Musiker (meist p, g, b) dort miteinander wechselwirken, was ja live immer passiert, wenn einer mal schneller oder langsamer wird oder etwas Kreatives anstellt. Ich kann den automatischen Spiel-Begleit-Maschinen für die Produktion nichts abgewinnen.
Interessanter wird es, wenn man kleine Schnipsel dieser (YT-) Aufnahmen zusammenschneidet und remixed. Da kann richtige Kunst draus werden. Spaßig ist auch, elektrische Musik in Klassik und umgekehrt zu übersetzen wie es David Bruce und Jeremy Blake auf YT getan haben. Das hat aber mit dem bloßen Abspielen von irgendwelchen Tracks nichts mehr zu tun. Da muss man ja programmiertechnisch richtig hinlangen. Manche können dem nichts abgewinnen. Es gibt ja vielleicht nicht mal normale Instrumente. Aus meiner Sicht entstehen dadurch neue Werke: teilweise polyrhythmische Klangcollagen mit ungewöhnlichen Klängen, die man entweder synthetisiert oder aus der Natur klaut (Klang von Feuer, Wasser, Eis, Wind...).
Was das alles bedeutet?
- Jeder Klang kann zur Musik werden.
- Man kann zwischen dem Machen von Musik und dem Programmieren von Musik irgendwann nicht mehr unterscheidet. Beides geht ineinander über. Das kann Kreativität fördern.
- Die real existierenden Instrumente werden eine Teilmenge virtueller Instrumente.
- Die Unterscheidung von Musik und Geräusch ist nicht mehr so ohne Weiteres möglich.
- Und für uns Musiker: Die mögliche Perfektion verunsichert Musiker und führt bei den Hörern zum intoleranten Kopfschütteln, wenn man sich mal ausgiebig verspielt.
- Es gibt immer mehr Stilarten von "Musik". Damit einher geht in einer sich immer mehr in kleinste Grüppchen zerfallende Gesellschaft eine radikale Abgrenzung gegen andere Gruppen und deren Musikstil. Es dürfte also rauher werden.
Ob man zu solchen hypermodernen Tracks spielen kann? Ja, es gibt ja die Leute auch mit einem Akkordeon vor der Brust, die in diesen Klangwelten völlig aufgehen...