barefaced one10

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barefaced ist ein kleiner britischer Hersteller, der fast ausschließlich Bass Lautsprecher herstellt. In den letzten Jahren hat sich das Portfolio noch um ein paar PA Lautsprecher erweitert.
Ich möchte hier den kleinsten Laustprecher vorstellen den es im barefaced Lineup gibt, den one10.
Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um eine 1x10" Bestückung.

Die nackten Daten vorweg:
Maße: 38cm x 29cm x 28cm
Gewicht: 7,5kg mit Metallgitter und 7kg mit Stoffbespannung
SPL: 95dB 1W1m, max 119dB
Leistungsaufnahme: der Hersteller empfiehlt einen Verstärker mit 100-250W, dazu später mehr.
Impedanz: 8 Ohm
Preis: 369 GBP (plus 30 für die Stoffbespannung, falls gewünscht)

Aufbau:
Die one10 ist ein kleiner Würfel mit Tolexbespannung und Metallecken. Die Front ist wahlweise mit einem schwarzen Metallgitter versehen oder mit silbernem Stoff bespannt, wie man es von älteren Fender Boxen kennt.
Standfüße hat sie an zwei Seiten, so dass man sie senk- oder waagrecht aufstellen kann. Auf der langen Seite befindet sich ein Tragegriff und auf der schmalen Unterseite befindet sich eine Bassreflexöffnung.
Das rückseitige Anschlusspanel hat zwei Kombibuchsen, die sowohl Speakon- als auch Klinkenstecker aufnehmen.
Der verbaute Lautsprecher wird von Eminence speziell für barefaced gefertigt.
Neben der hier besprochenen 1x10" Version gibt es auch 2, 4, 6 und 8 x 10 Versionen.

Bezug:
Da barefaced nur über den Direktvertrieb zu haben ist, muss man über die Herstellerwebseite bestellen. Hier fällt angenehm auf, dass man nicht einfach so einen Lautsprecher bestellt. Wenn man über das Onlineformular eine Bestellung abschickt, bekommt man kurz darauf eine Mail, in der um eine Kontaktaufnahme gebeten wird. Die Korrespondenz, so gewünscht, findet mit Alex Caber, dem Inhaber und Designer der Lautsprecher statt. So wird sichergestellt, dass man auch wirklich den richtigen Lautsprecher für die gewünschte Anwendung bekommt. Je nach Lagersituation wartet man dann etwa drei Wochen, bis der Lautsprecher gebaut und getestet ist, dann geht er in den Versand. Ich habe mehrfach bei barefaced bestellt und der Versand hat immer 2 Tage gedauert und die Boxen kamen extrem gut verpackt sicher bei mir an.

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Sound, Performance:
Die 10" Lautsprecher aus dem barefaced Sortiment bieten einen leichten touch von Vintage, mit einer dezenten Anhebung der unteren Mitten und einem sehr warmen Klangbild.
Man hört, dass hier kein Tweeter verbaut ist, denn im obersten Frequenzbereich ist die Box sehr soft, ohne das stechende Bitzeln in den Ohren, was man von einem voll aufgerissenem Tweeter kennt.
Die Basswiedergabe ist für einen so kleinen Würfel mehr als beeindruckend. Vergleicht man das Fundament, welches die one10 bietet, mit kommerziellen Herstellern, muss man eine 1x12"er Box heranziehen, um einen fairen Vergleich zu haben;
Doch selbst dort sollte man in der oberen Hälfte der gebotenen Preisspanne suchen.

Ich habe die Box ursprünglich angeschafft, um ein wirklich kleines und leichtes Setup zu haben, mit dem ich gelegentliche Gigs mit Akustikgitarre und Cajon begleiten kann, außerdem wollte ich etwas für die heimische Bassecke, was bei wenig Lautstärke überzeugend klingt und auch beim tiefen H des 5- oder 6-Saiters nicht sofort schlapp macht.

Das Auslooten der Obergrenze für die one10 ist bemerkenswert: Die leere E-Saite war bei der Entwicklung die Richtlinie dafür, wie weit nach unten man kommen muss. Spielt man die Box mit einem 4 Saiter, kann man ein Topteil, was 300W an 8Ohm bietet, fast voll aufdrehen, wenn man nicht mit dem Bassregler übertreibt. Man hört deutlich, wenn die Box an ihr Limit kommt, dem Bass Signal wird nach und nach eine gehörige Portion Furzen beigemengt.
Nimmt man einen aktiven 5er oder 6er, wo man am besten noch am Bassknopf aufgedreht hat, klingt die Box sehr souverän und fällt auch untenrum nicht ab, so lange man die Lautstärke moderat hält. Dreht man nun weiter auf, macht sich das Fehlen von Gehäusevolumen und Membranfläche bemerkbar. Bis zur leeren E Saite souverän, darunter fällt die Lautstärke merklich ab und man hört, wie der kleine Brüllwürfel sich abmüht.
Hier reden wir jetzt aber bereits von Schallpegeln, die auf der Bühne mit Gitarre und Schlagzeug stattfinden und in der heimischen Übungsecke den Nachbarn auf den Plan rufen - Lautstärkepegel, wo man sich vorher gefragt hat, ob man eine 1x12er mitnimmt oder zwei, und dann lieber zwei einpackt um auf der sicheren Seite zu sein.
Für das Üben zu Hause steht in jeder bassüblichen Frequenz genug Leistung bereit und das Teil klingt einfach traumhaft potent und kraftprotzig.


Man bekommt also eine Box, die ein sattes Fundament und einen für die Größe enormen Schallpegel bietet, die alles, was man beim großen T in der 1x12" Klasse zum gleichen Preis bestellen kann, zum Frühstück frisst.
Wenn man dann nochmal darauf hinweist, dass dieser kleine Würfel unter 8 kg auf die Waage bringt, klingt das ganze nach einem Ausflug ins Märchenland - ich weiß.

Ich kann nur sagen, dass es mir mehr als einmal so ging, dass mich Jemand fragte, wie ich denn verkabelt bin, weil so viel Dampf ja nicht aus diesem kleinen Ding kommen kann. Nach der Antwort dass das kleine Ding alles ist, wo der Bass rauskommt, wurden die Blicke skeptisch und wenn dem Angebot, das Teil mal anzuheben nachgekommen wurde, fühlte sich die Person dann verarscht.

barefaced kann natürlich nicht die Gesetze der Physik außer Kraft setzen und eine federgewichtige Hutschachtel so klingen lassen wie eine herkömmliche 4x10er Box, aber ein sehr guter Lautsprecher mit einem sehr guten Gehäusedesign kann mehr als nur ein Quentchen
an Plusleistung bereitstellen, welches viele andere Hersteller schlichtweg verblassen lässt.




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Maße: 38cm x 29cm x 28cm
SPL: 95dB 1W1m, max 119dB
Leistungsaufnahme: der Hersteller empfiehlt einen Verstärker mit 100-250W, dazu später mehr.

Aus den Angaben lässt sich im Tiefbass ein Wirkungsgrad von ~77dB@1Watt für voll-räumliche Abstrahlung ableiten. Auf dem Boden stehend sind es 6dB mehr. Das ergibt sich allein schon aus dem begrenzten Gehäusevolumen, sodass auch mit speziellen Lautsprechern kaum mehr erreicht werden kann. Mir ist die Herangehensweise von barefaced sehr sympathisch, aber die technische Dokumentation ist eben auch noch lückenhaft wie bei den Konkurrenten.

Völlig unwidersprochen bleibt die Aussage, dass sowas bei einer Aufstellung auf dem Boden, nicht zu weit von einer Rückwand entfernt, bei nicht zu hohen Decken (alles < 2..4 Meter) schon schmerzhaft laut werden kann. Und wenn der Lautsprecher mit den Mitteln unserer Zeit sinnvoll konstruiert ist, kann es bis dahin (fast) fehlerfrei klar klingen. In einer Turnhalle oder Kirche (je nach Bekenntnis) würde ein kleines solo aber schon etwas dünn wirken müssen.

Gleiches gilt für das obere Übertragungsende. Die Aufstellung auf dem Boden bedingt wegen dem unvermeidlichen "beaming" einen gewissen Verlust an Brillianzen. Die gehen im Fußraum der Veranstaltung verloren. Anders in eher kleinen Räumen mit weniger Publikum. Oder, bei der Größe immer eine Option, auf einem Stativ! Bauchnabelhöhe sollte das Bühnenbild noch nicht zu sehr stören, oder?

Danke für das review!
 

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