Klassik Bariton singender Tenor (im Alter)?

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Tim
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Hallo,

ich hab gerade den Rigoletto mit Domingo als Bariton im TV gesehen und gehört und mich gefragt, in wie weit ein Tenor im Alter den kompletten Baritonbereich abdecken kann.
Mir persönlich kam er immer noch recht hell bzw. nach Tenor klingend vor. Kann aber auch einfach an den Noten für diese Rolle liegen, der Rigolette ist ja sicher eher eine Rolle für einen hohen Bariton, oder nicht?

Gibt es noch andere prominente Beispiele für Tenöre, die im Alter auf Bariton oder vielleicht sogar Bass-Bariton wechselten?
Wie war das mit Caruso, sofern man das heute noch sagen kann?

Wo sind denn normalerweise die Altersgrenzen, bzw. ab welchem Alter wird die Stimme unweigerlich tiefer?

Gruß
Tim
 
Eigenschaft
 
Domingo hat in seiner ganzen Karriere auch Bariton gesungen, das hat nichts mit dem Alter zu tun.

Sehr interessant, danke, das wußte ich noch nicht!

Mein GL ist Heldentenor und sagt, dass die Stimme erst reifen muss, bis sie wirklich dramatisch eingesetzt werden kann. Auch werden die Stimmen im Alter dünner und schwächer, aber nicht zwingend tiefer.

Ich dachte immer, mit über 40 singen nur noch die wenigsten im lyrischen Tenor, aber wenn es nicht mit dem Alter zusammen hängt, ist der dramatische Tenor denn reizvoller von den Rollen her, oder warum wechseln dann einige?
 
Ich dachte immer, mit über 40 singen nur noch die wenigsten im lyrischen Tenor, aber wenn es nicht mit dem Alter zusammen hängt, ist der dramatische Tenor denn reizvoller von den Rollen her, oder warum wechseln dann einige?

Ich glaube, dass die Stimme eines schweren Tenors technisch erst sehr gut ausgebildet sein muss, dass er die Höhen erreicht, ohne seine Stimme zu überlasten. Daher beginnen viele Sänger dieses Stimmfachs als Bariton. Ein hoher Tenor hat es leichter seine Kopfstimme zu erschließen, weil er unter anderem weniger Stimmbandmasse hat. Ein schwerer Tenor muss lernen seine große "Masse" zu koordinieren. Hierzu ein sehr interessanter Artikel (allerdings Englisch):

http://www.voiceteacher.com/heldentenor.html

Außerdem versuchen viele auf das nächsthöhere Stimmfach umzuschulen, weil Tenöre (denke ich) allgemein begehrter sind.
 
Es hängt schon mit dem Alter zusammen. Die Stimme wird nicht tiefer, aber sie "reift". Viele Sänger fangen als lyrischer Tenor an, um dann spinto-Rollen und am Ende Helden zu singen, weil die Stimme nicht mehr die Beweglichkeit für die lyrischen Partien hat, dafür aber Tragfähigkeit und Metall dazugewinnt.

Der Artikel von Jones ist sehr interessant. In der Tat fangen viele Heldentenöre als Baritöne an und erschließen sich dann die Höhe.

Da bin ich bei mir selbst auch gespannt, wo die Reise hingeht (bisschen OT): Im Moment singe ich Baritonpartien, habe da allerdings wenig bis gar keine Probleme mit der Höhe (Der Prolog im Pagliacci als Tonio ist schon nicht so einfach, ein langes Ab4 und ein langes G4 quasi hintereinander), aber für einen Tenor fehlt noch die Weichheit und die Fähigkeit, das hoch singen lange durchzuhalten.

So, genug OT :p
 
Hallo,

ich hab gerade den Rigoletto mit Domingo als Bariton im TV gesehen und gehört und mich gefragt, in wie weit ein Tenor im Alter den kompletten Baritonbereich abdecken kann.
Mir persönlich kam er immer noch recht hell bzw. nach Tenor klingend vor. Kann aber auch einfach an den Noten für diese Rolle liegen, der Rigolette ist ja sicher eher eine Rolle für einen hohen Bariton, oder nicht?

Gibt es noch andere prominente Beispiele für Tenöre, die im Alter auf Bariton oder vielleicht sogar Bass-Bariton wechselten?
Wie war das mit Caruso, sofern man das heute noch sagen kann?

Wo sind denn normalerweise die Altersgrenzen, bzw. ab welchem Alter wird die Stimme unweigerlich tiefer?

Gruß
Tim
Hallo, die Stimme verändert sich Alter kaum! Stimmband kann schwächer werden, durch Krankheit.. Das Stimmtimbre bleibt.
 
Wenn ich mich nicht täusche, war m. W. auch Caruso urspr. Bariton...

Noch heute denke ich wehmütig an einen lyrischen Tenor am Theater meiner Heimatstadt, der kurz vor seiner Pensionierung einen brillianten Erzähler in Carl Orffs Oper "der Mond" gab. Es kann also nicht per se etwas mit dem Alter zu tun haben.
 
Ich bin ehrlich gesagt nicht sehr begeistert von Domingos neue Karriere. Er war ein Spitzentenor, maar ich finde ihn nur einen mittelmäßigen Bariton, der auch nicht wie ein richtiger Bariton klingt. Ich vermute, dass er viele seiner Engagements seinem früheren Ruf als Tenor verdankt. Aber warum soll er es nicht tun, wenn es ihm Spaß macht und sie ihm lassen.

Ich kenne einige Leute, die als Bariton angefangen habe und dann später Tenor geworden ist. Als Chorsänger habe ich auch als tiefer Bass angefangen und bin schließlich bei den Tenören gelandet. Nach meinem Gefühl bin ich allerdings eher ein hoher Bariton. Ich habe auch schon mal versucht tiefe Tenorarien zu singen - Wagner - aber ich fand es doch ziemlich anstrengend. Allerdings habe ich entdeckt, dass ich auch ein recht gute Countertenorstimme habe. Momentan fehlt mir ein wenig die Zeit, aber wenn ich wieder ernsthaft singen würden, glaube ich, dass dort meine besten Möglichkeiten liegen.

Und über Tenöre und Alter gesprochen: kennt ihr den Schweizer Tenor Hugues Cuénod? Mit fast 85 hat er seinen Rolledebut gehabt an der Met als Kaiser Turandot! Mit 105 hat er seinen Lebenspartner geheiratet und 2010 ist er mit 108 gestorben.
 
Das ist ermutigend! - ob er Tenor war oder Bariton ist mir wurscht - aber ein Debüt mit 85 und mit 105 heiraten - das ist großartig! Ich hoffe, er war glücklich.
Ich habe gerade nachgeschaut bei der französichen Version von Wikipedia. Cuénod was ebenfalls ein Bariton, der ins Tenorfach gewechselt hat. Allerdings schon in seiner Studentenzeit, aber es macht es doch passender dass ich ihn in diesem Thread erwähnt habe. Obwohl er nicht zu den ganz großen Stars gehörte und oft eher die Nebenrollen gesungen hat, war er eine sehr interessante Persönlichkeit und hat auch die unterschiedlichsten Rollen gesungen. Er sang bei der Uraufführung von the Rake's Progress von Strawinksy, hat aber auch in legendären Monteverdi-Aufnahmen mitgemacht. In seinen jungen Jahren hatte ihm Puccini nicht gefallen, aber mit über 80 hat er dann doch den Weg zu dessen Opern gefunden und in Turandot mitgesungen.
 

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