Saxophon für Anfänger: Alt oder Tenor?

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Hallo liebe Leute,

ich schreibe hier rein, da ich sehr hoffe, dass mir jemand Tipps geben kann, die mir meine Wahl erleichtern. Bin nämlich bisschen ratlos.

Es ist so, dass ich eigentlich früher als Kind paar wenige Jahre Klavier und jetzt seit kurzer Zeit (seit paar Jahren) Geige spiele, was ich natürlich weiter verfolgen möchte. Seit einem halben Jahr überlege ich mir täglich, mit Saxophon anzufangen, auch wenn ich schon 23 Jahre alt bin. Es ist ja nie zu spät, denke ich, sofern man Spaß dran hat und man es nicht professionell verfolgen will. Der Klang fasziniert mich einfach. Da ich keine Ahnung von Blasinstrumenten habe (nur ein bisschen von der Blockflöte aus der Schulzeit), habe ich mir einfach mal bei einer im Internet gefundenen Lehrperson einen Schnuppertermin ausgemacht, damit ich es einfach mal probieren und mich noch genauer informieren kann. So... war heute da und ich bin irgendwie traurig...
Mein Dilemma: Mir gefallen beide, Alt und Tenor. Das Alt find ich schön, das Tenor aber bereitet mir Gänsehaut. Ich liebe diesen tiefen, breiten, voluminöse rauen Klang! Daher (so dachte ich eben!) war es für mich ziemlich klar, dass ich mich vor allem auf das Tenor konzentrieren wollte. War heute aber nach dem Ausprobieren des Tenors sehr traurig. Es lag nicht am Instrument und auch nicht an der Musiklehrerin, sie hat sich sichtlich Mühe gegeben, mir zu helfen und mich zu beraten. Ich war total enttäuscht von mir selbst, dass ich es nicht geschafft hatte, einen Ton rauszubekommen. Als sie mich darauf ansprach, dass es an meiner Lippe liegen würde und als ich dann meine Unterlippe bisschen weniger an das Blatt gepresst habe, kam dann ein Ton. Ich war total glücklich! Er war zwar nicht schön gespielt, aber ich war einfach glücklich! Doch ich konnte den Ton nicht wirklich lange halte oder besser gesagt, konnte ich später nicht mal zwei Töne binden, denn meine Luft reichte nicht aus. Dabei hatte ich den ersten Ton nun wirklich nur 2 Sekunden gespielt. Ich fand das Instrument vom Gewicht her zudem doch etwas schwer, nicht arg, aber ein bisschen. Bin halt doch eher klein... 162 cm groß und vom Gewicht her zierlich gebaut. Da ich durch einen Autounfall Probleme mit meiner Halswirbelsäule habe und sehr schnell im Genick verkrampfe und verspanne, hat sie mir einen Tragriemen ausgeliehen. Damit war es zwar noch immer ein bisschen schwer, aber schon viel besser!
Die Frage, die sich in mir stellt: Hab ich überhaupt Chancen (von meiner Körpergröße und meinem Lungenvolumen her), das Tenor Saxophon zu erlernen? Da ich ja doch nur mit Müh und Not ein paar Sekunden lang den Ton halten konnte und es total erschöpfend und sehr anstrengend fand. Ich konnte den Corpus nicht genügend mit Luft füllen, kann es daran liegen? Die Lehrerin hat mir jetzt nicht abgeraten davon, hat mich aber explizit darauf hingewiesen, doch mal das Alt auszuprobieren (das sie leider grad nicht da hatte). Sie meinte, das könnte vom Gewicht her (vor allem ja wegen meiner Halswirbelsäule) und auch von der Körpergröße her (somit auch vom Volumen her) besser zu mir passen. Ich gehe zwar am Freitag das Alt ausprobieren, doch was soll ich tun, wenn mir rein klanglich das Alt noch immer weniger gefällt wie das Tenor? Ist es wirklich so, dass man beim Tenor SOOO viel mehr Luft braucht wie beim Alt? Hat man als kleine Person mit eher kleiner Anatomie gar keine Chance, es ordentlich und spielerisch, sondern nur mit körperlicher Überanstrengung zu erlernen? Kann es an dem liegen? Woran liegt es, dass ich nur so krampfhaft den Ton paar Sekunden länger halten konnte? Es war wirklich erschöpfend, was mir bisher von den anderen zwei Instrumenten, die ich spiele, total unbekannt war.
Ich habe sie natürlich auch vieles gefragt, doch irgendwie lässt mir das heute schon den ganzen Tag keine Ruhe. Würde nämlich so gerne ein so tief klingendes Blasinstrument erlernen. Es klingt einfach herrlich!

Ich entschuldige mich für den Roman. Wollte das aber mal irgendwo los werden. Ich wäre so froh, wenn mir jemand von euch Ratschläge geben könnte! Ich danke schon mal im Voraus für die Kommentare und auch das geduldige Durchlesen!

(Für komisch klingende Sätze oder fehlende Buchstaben etc. entschuldige ich mich zu dieser späten Stunde ;) )
 
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Hallo, und willkommen an Board! :)

Also erstmal klingt das, was ich über deine Lehrerin lese, schon mal ganz gut. Sie scheint deine Vorlieben ernst zu nehmen, und lässt dich auch probieren, bevor du dich festlegst... das ist schon mal mehr, als man von manch anderen Lehrern hört. Eine Ferndiagnose ist immer schwierig, und am besten kann deine Lage im Moment sicher deine Lehrerin beurteilen.

...aber zu deinen Fragen:
- Klein und zierlich; Ja das war ich auch, als ich (vom Alt und der Klarinette kommend) Tenor zu spielen begann. Also auch so ca 160, und dünn wie ein Strich. ;)
Das allein ist bestimmt noch kein Hindernis, es kommt vor allem darauf an, wie man mit der Luft, die man zur Verfügung hat umgeht. Also Technik, das lässt sich lernen.
Den Luftverbrauch von Alt und Tenor zu vergleichen, ist etwas schwierig, weil es da auch drum geht, mit welcher Kombination an Mundstück und Blättern man spielt. Grundsätzlich braucht man aber für's Tenor schon deutlich mehr Luft, vor allem wenn's tief ist und weich/rauchig klingen soll. Ich würde schätzen, 50% mehr Luft, in den tiefen Lagen.

- Zur Wirbelsäule: Zu allererst: Wenn du gesundheitliche Bedenken hast, rede mit einem Arzt drüber. Bringt nix, wenn wir Musiker da herumstümpern.
Es gibt aber Gurte, die die Halswirbelsäule kaum bis gar nicht belasten. Z.B. sowas oder sowas.

- Zum technischen: Das klingt, als würdest du das Blatt so weit zudrücken, dass es nicht mehr schwingen kann. Das geht am Tenor schneller als am Alt, das etwas mehr Druck "verträgt". Für einen guten Sound solltest du aber auf beiden Instrumenten das Blatt relativ frei schwingen lassen, also so locker spielen, dass du von dem Punkt, an dem du das Blatt "abdrückst" relativ weit entfernt bist.
Locker spielen bewirkt natürlich, dass mehr Luft rein geht, aber wenn du immer krampfhaft spielst, wirst du von einem guten Tenorsound ohnehin weit entfernt bleiben.
...also wirst du Atemübungen machen müssen, das kann dir sicher deine Lehrerin zeigen.
Du musst auch nicht verzweifelt sein, wenn's nach 1-2 Stunden noch schlecht funktioniert. Man lernt mit der Zeit, mit der Luft effizienter umzugehen (man lernt z.B. auch weniger zu sabbern ;)). Vorerst musst du einfach mal lernen, einen sicheren Ton zu produzieren. Das kann ein paar Wochen dauern.

Wie sieht's denn aus mit dem Instrument? Willst du dir eins kaufen, oder am Anfang Mieten? Evtl mit Mietkauf-Option? Weil wenn du mietest, kannst du ja mal ein paar Wochen Tenor probieren, und wenn's wirklich nicht funktioniert, umsteigen. Andererseits ist auch nix verkehrt daran, am Alt anzufangen, und evtl später auf Tenor umzusteigen. Das geht dann wahrscheinlich ziemlich fix.

Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter. Bei weiteren Fragen: Frage!

LG, Sebi.

PS: Nochmal zum Lungenvolumen. Ein Lungenarzt hat mich mal sehr zweifelnd angeschaut, als ich ihm erzählte, ich sei Blasmusiker. Der Wert war wohl ziemlich unterirdisch. Trotzdem mache ich selbst auf einem Bariton ganz ordentlich Krach. :D Das ist keine riesen Einschränkung, traue ich mir sagen. Zumindest so lange es noch nicht krankhaft wenig ist.
 
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Die Frage, die sich in mir stellt: Hab ich überhaupt Chancen (von meiner Körpergröße und meinem Lungenvolumen her), das Tenor Saxophon zu erlernen?
Es soll schon Instrumente geben bei denen die Köreprgröße ein Ausschlusskriterium ist. Beim Tenor Sax solltest Du mit 162cm keine ernsthaften Probleme haben, weder bei der Baugröße, beim Greifen und auch nicht beim Blasen. Céline Bonacina ist auch ein "kleines, mageres Gerippe", kann aber problemlos ein Bariton Saxophon auf der Bühne spielen. Ganz wichtig ist allerdings, die Last nicht an einen Halsgurt zu hängen, besonders nicht, wenn Du ohnehin Rückenprobleme hast. Der SaxHolder wurde noch nicht empfohlen, was ich hiermit nachholen möchte.

Ich würde meinen, dass Du schon das Tenor spielen solltest, wenn Dir das lieber wäre. Wenn Du beim Alt immer das Gefühl hast, es wäre nur die zweite Wahl, mindert das die Motivation zu Üben.

Asthma könnte ein wenig einschränkend sein. Andererseits wird bei Asthma auch ausdrücklich empfohlen ein Blasinstrument zu spielen. Schon zur Übung der Atmung :)

Alles Andere ist nur eine Frage von Mundstück, Blatt und ÜBUNG.
 
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Hallo @bebob99 und @Knebi89,

erstens möchte ich euch für eure Geduld, meinen ewig langen Beitrag gelesen zu haben, bedanken. Danke sehr auch, dass ihr es ernst genommen und doch sehr unterstützend geantwortet habt. Diese Antworten haben mir viel geholfen!

@bebob99 Danke für die Verlinkung. Habe mich zugegebenermaßen mit Sax-Holdern nicht wirklich detailliert auseinandergesetzt. Ich werde mir die Modelle genau anschauen, sofern ich mich wirklich dafür entscheide, Sax zu erlernen. Ja, ich muss mit meiner Halswirbelsäule schon aufpassen. Es ist zwar nichts Bedrohliches, aber ab und zu doch sehr schmerzhaft wegen des einen Halswirbels. Es ist beruhigend zu lesen, dass es nicht alleine von meiner Körpergröße beeinflusst wird. Meine Befürchtung ist, dass es an meiner schlechten Atmung liegt. Ich habe wirklich eine sehr schlechte Atmung, bzw. sehr oberflächlich. Zwerchfellatmung kann man bei mir bis zur Verzweiflung suchen. Ich hoffe, dass sich das üben lässt.

@Knebi89 Ich greife mal gleich dein P.S. auf, das finde ich nämlich sehr interessant. Ich hatte nämlich genau die gegenteilige Situation erlebt. Bei meinem letzten Lungen-Test hieß es, dass meine Lungenkapazität über 100% reichen würde, was mich verblüfft hatte, denn ich empfinde das tiefe Ein- und Ausatmen und vor allem das mit Luft Füllen eines bestimmten Volumens sehr sehr schwer und anstrengend.
Ja, in ärztlicher Behandlung wegen meiner Halswirbelsäule bin ich schon. Die Abklärungen sind schon etwas länger her jetzt. Die physikalische Therapie hat mir viel geholfen. Es war letzten Herbst so schlimm. Die Schmerzen vom fehlgestellten Halswirbel haben bis in meine Fingerspitzen runtergestrahlt, sodass ich nicht mal ein leeres Glas heben konnte, geschweige denn Geige zu üben. Seit der Physio habe ich kaum mehr Schmerzen. Was mich jetzt auch weniger beunruhigt für das Sax. Beim Sax beschäftigt mich viel mehr meine Lungenkapazität. Aber ich denke schon, dass auch diese zwei Komponenten, Wirbelsäule und Atmung zusammenhängen, weshalb es wahrscheinlich gut sein wird, wenn ich mich weiterhin mit beiden mit Hilfe einer Therapeutin auseinandersetze. Ich bin froh, dass sogar mein Geigenlehrer bereit ist, mir Atemübungen zu zeigen. Es bringt mir viel auch für die Geige. Manchmal machen wir nur Körper- und Atemübungen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Aber ich glaube beim Thema "locker" hast du einen guten Punkt getroffen. Ich verkrampfe bei Nervosität, bei Angst, bei Unsicherheit oder sonst dergleichen negativen Gefühle oder auch Misserfolge leider sehr schnell.
Ich bin mal so frech und frage gleich noch eine Sache: Ist es denn normal, dass man am Anfang nur für paar Sekunden genügend Luft hat, um das Instrument zum Klingen zu bringen? Oder ist das nur bei mir so? Also ich meine damit nicht die Erzeugung des Tones selbst. Das hab ich geschafft. Mühe hatte ich, länger als paar Sekunden genügend Luft zu haben. Vom Klavier und von der Geige kenne ich das eben nicht. Da war es vom ersten Moment an so, dass alles super gepasst hat und ich sofort gesehen habe, dass ich wahrscheinlich fähig dazu sein werde.
Um auf deine Frage zu antworten: Ich habe von der evtl. künftigen Lehrerin einen tollen Rat bekommen. Daher denke ich über einen Miet-Kauf nach. Damit ich überhaupt mal ausprobieren kann, um zu schauen, ob das auch wirklich meines ist.
Danke wirklich noch für die sehr ausführlichen Antworten. Das ist alles sehr hilfreich!

Lg, Zsaklin
 
Beim Saxophon braucht es etwas Übung ein ordentlichen Ton zu erzeugen, das ist ganz normal. Ich kenne einige Leute, die von Instrumenten kommen auf denen der Ton sofort kommt (wie Klavier) und deswegen aufgehört haben, aber da muss man geduldig sein.

Und wenn du Probleme mit der Atmung hast, ist ein Blasinstrument sogar empfehlenswert, das du diese so trainierst.

Und wenn du Tenor lernen willst, dann mach es. Wenns mal zu viel für die Wirbelsäule wird, dann musst du dich eben zu Pausen zwingen und solltest dann auch keinen Halsgurt, sondern eine der erwähnten Alternativen hernehmen. Das mit der Luft gibt sich schon, als ich zum ersten mal in ein Barisax reingeblasen hab, dachte ich auch, dass das nie was wird, jetzt kann ich darauf Töne länger halten, als alle unsere Klarinettisten.

So und jetzt ist meine Pause zu Ende.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
PS: Und wegen deines "hohen" Alters von schon 23 Jahren, frag mal @bebob99 wie alt er bei seinen Anfängen am Saxophon war :) Für ein Instrument ist man nie zu alt.
 
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Ist es denn normal, dass man am Anfang nur für paar Sekunden genügend Luft hat, um das Instrument zum Klingen zu bringen?
Lass mich's so ausdrücken: Es überrascht mich nicht. Du hast deinen Atem wahrscheinlich bisher nur verwendet, um nicht zu ersticken. Natürlich ist das was neues und ungewohntes, ein riesen Instrument damit auszufüllen... aber man gewöhnt sich dran, schneller als man denkt! Außerdem hast du vielleicht auf Equipment gespielt, das Anfänger ungeeignet ist. Ich habe selbst als Saxophonstudent das Equipment eines Kollegen (absoluter Mörder am Tenor) probiert, und kam zu dem Schluss: Ja, klingt geil, aber nach ein paar Sekunden bin ich leer. => Nix für mich. Mit benutzerfreundlichem Einsteigerequipment sieht die Welt vielleicht schon wieder ganz anders aus.
Rein körperlich scheinst du ja die Voraussetzungen zu erfüllen, der Rest ist Übung. Außerhalb des Saxophonspielens kann dir noch alles helfen, bei dem eine bewusste Atmung gelehrt wird. Yoga, Schwimmen, Singen... Schwangerschaftsgymnastik, was weiß ich. :D

Diese Junge Dame hat gestern (13 Jahre nach der Aufnahme) übrigens gerade den "Rising Star Award" in der Kategorie Tenorsaxophon bei den Down Beat Critics Polls gewonnen:

...die wird dir doch von den körperlichen Voraussetzungen her nicht so weit überlegen sein? ;)

Also wenn du ein Instrument mieten kannst: Wieso nicht probieren, wenn du's willst? Gib dir selbst ein paar Monate, bevor du das Handtuch wirfst... ich bin ziemlich sicher, dass du auf einen grünen Zweig kommst, wenn du zumindest 3-4 mal die Woche übst.

Übrigens ein Tipp, den ich allen Anfängern gebe, der aber gerade dir besonders helfen sollte: Übe LAUT! Wenn du zaghaft am Instrument nuckelst, unterforderst du dich selbst, und lernst weniger als du könntest.
 
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Und wegen deines "hohen" Alters von schon 23 Jahren, frag mal @bebob99 wie alt er bei seinen Anfängen am Saxophon war
Uh.. Für einen Moment bin ich mir WIRKLICH alt vorgekommen. Dabei war ich damals gerade mal doppelt so alt wie Zsaklin. das ist nun auch schon wieder sechs Jahre her und trotz regelmäßigem Übens klinge ich immer noch nicht ganz wie Charlie Parker. Aber es wird langsam :rolleyes:
 
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Danke an alle für die ganzen hilfreichen Antworten und vor allem Ratschläge! Ich werde diese Woche noch das Alt ausprobieren und dann sehe ich mal weiter. Derweil finde ich den Klang des Tenors attraktiver, aber vielleicht ändert sich das ja, wenn ich es ausprobiert habe. Ich glaube, ich lass es mal auf mich zukommen. Vielleicht will ich dann doch Alt spielen oder eben gerade erst recht Tenor. Mal schauen. Ich denke, oder hoffe zumindest, das wird sich relativ schnell ergeben.
Für meine "schlechte" Atmung wäre es sicher auch von Vorteil, das stimmt. Ich bin ja selber schon so neugierig, wie das alles wird! :D

Bis dahin...
Lg
Zsaklin
 
Bei meinem letzten Lungen-Test hieß es, dass meine Lungenkapazität über 100% reichen würde, was mich verblüfft hatte, denn ich empfinde das tiefe Ein- und Ausatmen und vor allem das mit Luft Füllen eines bestimmten Volumens sehr sehr schwer und anstrengend.
"Tiefe Atmung" meint zunächst eigentlich nur "natürliche Atmung". Mit den musikalischen Anforderungen, bei denen das anders ist hat ein Anfänger so bald nichts zu tun.

Was gerne falsch gemacht wird ist genau das, was Du beschreibst: eine eventuell etwas flache Atmung wird durch eine verkrampft kontrollierte Atmung ersetzt. Kein Wunder, dass so etwas als unangenehm empfunden wird.

Die Rolle des Zwerchfells wird sogar von studierten Berufsmusikern oft genug grotesk falsch verstanden.
Also ein kleiner Exkurs: das Zwechfell ist ein kuppelförmiger Muskel über der Bauchhöhle, der sich durch Zusammenziehen abflachen kann. Dabei zieht er die Lungenflügel mit und bewirkt durch die Dehnung in der Lunge einen Unterdruck, durch den die Atemluft zwecks Druckausgleich eingesogen wird.
Die Abflachung des Muskels führt auch dazu, dass sich der Bauch beim Einatmen nach außen wölbt.
Das Zwechfell ist also der wesentliche Muskel für die Einatmung.
Bei der Ausatmung entspannt sich Zwechfell und kehrt in seinen kuppelförmigen Zustand zurück - der Bauch wird wieder flacher.

Nun wird gelegentlich die Anweisung gegeben, bei der Ausatmung und damit bei der Tonerzeugung eine "Einatemtendenz" beizubehalten und so der Entspannung des Zwechfells bei der Ausatmung gegenzusteuern.
Das ist extrem unsinnig und wird leicht zur Ursache unglücklicher Entwicklungen. Wenn Du so etwas liest oder hörst, dann ignoriere es bitte - deiner künftigen Atemtechnik und dem Wohlbefinden zuliebe.
Musiker, die so eine Technik aus ihrer Selbstbeobachtung und "Erfolgen" bei Schülern empfehlen können, haben einfach das Glück, aufgrund anscheinend nicht bewusster Mechanismen bei der Atemregulation trotzdem noch brauchbare Ergebnisse produzieren zu können.

Es gibt eine ganze Reihe von kleinen Übungen, eine natürliche Atmung anzuregen und zu erfahren. Das hier im Detail vorzustellen würde zu weit führen. Eine der Wahrnehmungsübungen ist sehr leicht durchführbar: stelle dir ganz genau vor, wie Du den Duft deiner Lieblingsblume in dir aufnimmst.

Wenn Du dich bei dieser Übung angenehm entspannt hast und diesen Duft aus der Vorstellung tief in dir aufnehmen konntest, ist der dabei abgelaufene Vorgang genau das, was eine richtig ausgeführte tiefe Atmung meint.

Sehr viele muskuläre Vorgänge des Körpers geschehen nach der einfachen Abfolge von Anspannung und Entspannung. Die durch Stütze kontrollierte Ausatmung des Blasinstrumentalisten kommt aus so einer körperlichen Anpannung der Rumpfmuskulatur (Atemhilfsmuskulatur). Daher ist es nur vernünftig, auch den den Gegenprozess der Entspannung (= Loslassen) für die Einatmung bewusst kennenzulernen.
Hier gibt es eine Übung dazu, die dem auf die Sprünge helfen kann.

Wenn Du eine bessere Atemtechnik lernen willst, könntest Du dich auch nach Angeboten zu Workshops für Redner, Sänger oder eben direkt zur Atmung umsehen. So etwas gibt es manchmal bei diversen Bildungsträgern der Kirchen oder bei der VHS. Die sogenannte "Yogaatmung" wäre in diesem Zusammenhang mt Bedacht zu üben. Konkret wirkt sich eine Übernahme der bei Pranayama-Übungen erfahrenen Atempause zwischen Ein- und Ausatmung beim Spielen auf Blasinsturmenten negativ aus. Die Arnold-Jacobs Übung mit dem Breath Builder (Tischtennisball beim Atmen in der Röhre oben halten) dient dazu, solche unbewussten Atempausen sichtbar zu machen und letztlich aus dem Muster der "Bläseratmung" zu entfernen.
Generell finde ich viele Yogatechniken aber hilfreich, solange sie nicht mit falschem Ehrgeiz betrieben werden.

Wenn Du dich autodidaktisch mit Atemtechnik für Blasinstrumentalisten beschäftigen willst, kannst Du dich mit einem guten Lehrvideo von Playwithapro für wenige EUR weiter informieren. Das System wurde vor Jahrzehnten im Wesentlichen vom seinerzeit legendären CSO-Tuba-Spieler Arnold Jacobs entwickelt. Ich habe es hier besprochen:
https://www.musiker-board.de/threads/breathing-fundamentals-atemübungen-mit-kristian-steenstrup.574146/
Die dort vorgestellten medizinischen Gerätschaften dienen vor allem der Anschaulichkeit der Vorgänge bei Atmung, man kann natürlich auch ohne sie erfolgreich üben.
Eine weitere Zusammenstellung bewährter Übungen bietet diese DVD:
http://www.polymnia-press.de/The-Breathing-Gym/Daily-Workouts-DVD

Gruß Claus
 
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Ich werde diese Woche noch das Alt ausprobieren und dann sehe ich mal weiter.
Lieber Zsaklin,

berichte uns doch wie es weiter gegangen ist. Wie hast Du Dich entschieden? Spielst Du noch ??

Giovannisax
 
berichte uns doch wie es weiter gegangen ist. Wie hast Du Dich entschieden? Spielst Du noch ??
Hallo :)

danke der interessierten Nachfrage! :) Entschuldigt bitte, meine Antworten waren in letzter Zeit kläglich. Durch einen blöden Unfall habe ich immer wieder starke Handgelenkschmerzen, weshalb ich seit bisschen mehr als einem Monat versuche nicht zu viel Zeit an der Tastatur des Laptops zu verbringen. Aber ich möchte euch gerne kurz wissen lassen, wie es sich entwickelt hat bzw. dir antworten.

Ja, ich spiele noch bzw. ja noch nicht sehr lange. Es macht mir sehr Spaß. Ich habe mich für das Alt derweil entschieden und es macht mir mehr Spaß, als ich erwartet hatte. Ich übe regelmäßig und so oft ich kann. Ich bin nie wirklich zufrieden mit mir, mein Lehrer sieht das anders und ist immer wieder begeistert, was ich nicht immer ganz nachvollziehen kann :p Aber ich denke, ich muss lernen, mich auch über kleine Fortschritte zu freuen und nicht gleich auf riesige Sprünge aus sein :) Von meinen ehemaligen Instrumenten (Geige und Klavier) bin ich es mir halt gewohnt, dass ich von Anfang an die nötige Feinmotorik hatte, um kaum hörbare Nuancen beim Spielen zu unterscheiden, somit auch kaum daran arbeiten musste, während die anderen, die auch mit mir zusammen spielten, Jahre der Übung brauchten, bis sie ihre Motorik verfeinert hatten. Wobei man auch dazu sagen muss, dass dies auf dem Klavier und der Geige meiner Meinung nach extrem einfach ist im Vergleich zu Blasinstrumenten, finde ich jetzt. Auf dem Sax kommt mir das alles viel schwieriger vor. Vielleicht liegt es an mir, vielleicht auch daran, dass das Sax im VErgleich zur Geige generell etwas weniger zart ist, und daher diesbezüglich mehr Übung verlangt, vielleicht auch daran, dass ich noch Anfängerin bin und ich beim Sax diesbezüglich etwas länger brauche oder vielleicht auch eine Kombination aus vielem. Aber wie auch immer, ich bin dran. :) Und es freut mich :) Durch das Üben komme ich aber immer wieder auf vieles drauf. Was mich aber gedanklich etwas beschäftigt, ist der Lehrer. Er macht seine Arbeit sehr gut und einfühlsam, finde ich. Eine Sache aber finde ich etwas eigenartig... Dass er die ganze Zeit auf ein und dieselbe Art von Ansatztechnik schwört, weil seiner Meinung nur die richtig ist und die der Musiker, die etwas anders spielen als er, so abwertet. Ich kann halt als Anfänger schlecht beurteilen, was jetzt richtig oder falsch ist, was besser, was schlechter ist...
Na ja, mal schauen. Jetzt Schritt für Schritt. Es wird sich schon alles zeigen.

Und so langsam verabschiede ich mich, da sich die Schmerzen leider wieder melden... :/ Aber bis zur nächsten Antwort alles Liebe und ich freue mich mit Sicherheit über jede Post ;)


@GiovanniSax P.S.: Zsaklin ist ein weiblicher Name... :)
 
Eine Sache aber finde ich etwas eigenartig... Dass er die ganze Zeit auf ein und dieselbe Art von Ansatztechnik schwört, weil seiner Meinung nur die richtig ist und die der Musiker, die etwas anders spielen als er, so abwertet. Ich kann halt als Anfänger schlecht beurteilen, was jetzt richtig oder falsch ist, was besser, was schlechter ist...
Und eben weil Du als Anfänger das möglicherweise nicht ganz so einfach beurteilen kannst, ist es erst einmal gut auf den Lehrer zu hören. Dafür bezahlst Du ja auch extra einen Spezialisten. ;-)

Wenn Du unsicher bist warum gerade so und nicht anders, dann frag doch danach. Dein Lehrer sollte im Stande sein seine Entscheidung vernünftig zu erklären.

Es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten für den Ansatz und nicht jede passt für jeden Spieler. Es gibt aber gute Gründe für den "Standard Ansatz" und ich würde mich jetzt nicht daran fest beißen dass irgend ein Profi das anders macht. Der hat bestimmt auch einen guten Grund dafür und der muss für Dich nicht passen.

Egal wie Du das machst, es sollte Dir ermöglichen das Mundstück rundum gut abzudichten und ohne große Kraftanstrengung (Beißen) das Blatt so zu kontrollieren, dass es frei schwingen kann. Dabei soll beim Spielen der Rachen offen sein und viel "warme Luft" durch das Mundstück gehen. So wird der Ton gerade, klar, kräftig und kontrollierbar werden.

Aber wie gesagt, frag Deine Vertrauensperson warum gerade so und warum es gerade für Dich so sein soll.
 
hallo,
viell ist dieser Ansatz eine Hilfe,
als Mitspieler neben untersch. Saxophonen und kleiner Fan :) sah ich neulich einen studierte Saxophonistin, die aus den beiden kleineren Modellen sehr viel rausholte, es fehlte etwas Atem, aber nur wenn ich darauf achten wollte, ein tolles Konzert.
Andere Konzerte mit den größeren Modellen haben auch etwas, aber ich denke nicht über einen Vergleich während des Spiels nach, da alle Größen etwas zu bieten haben, und niemand minütlich wechselt :)

wähle etwas passendes und mach ordentlich etwas daraus !
 
Liebe Zsaklin,
freue mich von Dir zu hören und vor allem, dass Du spielst :)
Habe auch mit dem Alt angefangen, eigentlich ohne lange zu überlegen. Ein Lehrer hat mit ein bestimmtes Alt (Roy-Benson) empfohlen und ich habe es gekauft. Aus dem Lehrer ist dann eh' nix geworden und den Schrott habe ich dann auch bald verkauft. Habe einen super Lehrer gefunden und bin später auf Tenor umgestiegen. Ich denke im Nachhinein, dass es alles für mich richtig war, wie es gelaufen ist.

Ich hoffe, dass Du mit dem Alt viel Spaß hast. Der Umstieg auf Tenor ist nicht schwer; das hast Du in 14 Tagen. Habe jetzt ein Otto-Link-Mundstück und ein Kunststoffblatt und brauche extrem wenig Luft. - Hab immer zu viel in den Lungen und muss lernen weniger oft zu atmen. Das mit der Luft ist sicher zu schaffen, wenn Du halbwegs gesund bist. Hängt stark vom Mundstück und Blatt ab. Zum Gewicht des Instruments macht's auch nicht viel Unterschied; ein guter Gurt - oder besser gesagt Geschirr hilft sehr viel. ... und für beides kann ich halt einen (Rücken-) Gymnastikkurs o.ä. empfehlen. -

Habe nach 10 Jahren ohne Bewegung mit ca. 48 mit div. Gymnastikkursen angefangen. War am Anfang sehr hart, hat aber einen neuen Menschen aus mir gemacht. :) :) :) Habe dann erst mit 53 mit dem Sax angefangen und mir einen Lebenstraum erfüllt. Werde nie wie mein Lehrer spielen, aber es macht Spaß und ich muss mit dem Sax weder Geld verdienen, noch auftreten. - Mir reicht's für mich zu spielen - vielleicht später mit der "Klasse" von meinem Lehrer, eher nicht. Ich mach mir da keinen Druck.

Giovannisax

P.S. bin auch aus Österreich
 
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