Bassfiedel

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Ich war eigendlich auf der Suche nach einem Kontrabass für den ich aber eigendlich im Moment keinen Platz habe und stolperte über diese Baßfiedel.
IMG_20221229_173930469[1].jpg

Gekauft habe ich es für kleines als Kontrabass Doublebass.
Im Inneren fand sich ein Aufkleber daß es eine Bassfidel ist aus einem Worshop von Harry Liebel.
Bei dem Versuch es nach Internetrecherche wie angegeben zu stimmen riß mir die oberste Seite.
Später brach auch der Steg der aber auch sehr verbogen war.
IMG_20221231_014538420[1].jpg

Den Steg hab ich mir nachgebaut und eine neue Saite aufgezogen aber erst mal vorsichtshalber tiefer gestimmt
da mir die Sperrholzdecke nicht gefällt weder optisch noch klanglich.
Ich habe von Saiteninstrumenten keine Ahnung aber noch 120 jahre abgelagerte Rotfichtenrückwandreste ca 1cm dick mit nahezu stehenden Jahresringen.
Das Instrument hat eine Art Bassbalken den ich rausgesägt habe.
Der sollte dann besser unter die neue möglichst gewölbte Decke was bei 1cm geht.

.

IMG_20230102_171310653[1].jpg

Jetzt hat dieses Instumen in der Zarge nicht die Innenrundungen durch die man nicht nur Bewegungsfreiheit für den Bogen hat sondern die ein Verbiegen der Zargen durch Druck von oben auf die Decke auch verhindern.
Da werde ich mir was entsprechendes einfallen lassen.
Eine weitere meiner Überlegungen ist ob es sein könnte daß die gerissene Saite (Hypothenuse der Mensur) eine höhere Spannung brauchte und nicht erreichen konnte da die Sperrholzdecke (Ankathete) unter dem Steg instabil war ?
Alt war die natürlich auch.
Die Bassfidel wurde 1995 gebaut.
 
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Mit massiver Decke aus alter Rotfichte klingt das und läßt sich auch stimmen ohne daß die Saiten reißen.
Aber auch diese massive Decke mit verstärktem Unterbau hält dem Druck des Stegs in der flachen nicht gewölbten Bauweise nicht lange stand und gibt schon meßbar etwas nach.
Da wird keine Stimmung länger halten und die nächste Saite wegen Überspannung mittelfristig reißen.
Was sonst die Wölbung der Decke dem Druck engegensetzt kann ich nur wenn nicht von unten über einen veränderten Steg ausgleichen.
Letzeres erscheint mir nicht eleganter aber klanglich flexibler.
Bei solchen Experimenten merkt man schnell wie genial die tradierten Konstruktionen auch statisch sind.



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Mit dem veränderten Steg funktioniert das und sieht auch ganz gut aus.
Das ober Stegstück ist aus Linde, das untere Querstück aus hartem Nußbaum und wird dem Druck genug entgegensetzten.
Die Klangdecke wie auch die Schranktür dahinter sind Rückwandreste eines Lehrerzimmerregals.
Die Schule wurde 1900 an der Wupper gebaut.
Damals wurden aus Amerika Bauhölzer wie Pitchpine Redpine und Rotfichte (Picea - Rubens ) importiert.
Hierbei dürfte es sich um die Rotfichte handeln da deutlich rötlich und sonst ähnlich der Fichte.
Die Rotfichte wird heute eher im Instrumentenbau eingesetzt.
Wenige Jahre später bekam die Schule lehrerzimmernah einen Pfeiler der Wuppertaler Schwebebahn ins Fundament gesetzt.
Das sich das ständige Gerappel und Gequietsche über so lange Zeit günstig und nicht ungünstig auf die klanglichen Eigenschaften des Mobiliars ausgewirkt hat ist natürlich Spekulation.
Da steckt mindestens Geschichte drin und auch persönliche Baustellenerinnerung.
Die Decke ist reversibel verleimt um nochmal öffnen zu können etwa um den Bassbalken und Stimmstock zu entfernen.
Diese Teile fand ich zwar vor scheinen mir aber bei dieser flachen Bauweise im Nachhinein eher unnötig schwingungsämpfend.
 
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Nach dem Ausbau des Bassbalkens und Stimmstocks kling das Instrument deutlich besser.
Meine singenden Sägen brachten mich dann auf die Idee das Schalloch einer Laute und die F Löcher einer Geige zu verschließen durch Abkleben.
Bei der Geige ist der dadurch dämpfende Unterschied erheblich geringer weshalb ich vermute daß die Geige anders als die Laute, beides Chordophone,
auch ein Idiophon ist durch die gewölbte Bauweise und durch den Bassbalken und Stimmstock.
Viel Zeit zum üben hatte ich nicht aber stelle zur Veranschaulich eine Klangprobe ein anfangs mit Sperrholz Bassbalken und Stimmstock, dann mit Rotfichte ohne Bassbalken und Stimmstock.
Die Stimmung ist CGcg anfangs zum Schutz der Saite und ähnelt der arabischen Stimmung der Geige GDgd anstelle von GDae.
 
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Meine Recherche ergab das schon die flache Crwth einen Stimmstock verbaut hatte die Resonanz auf den Boden zu übertragen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Crwth
Also ist der Stimmstock mittlerweile etwas gekürzt wieder drin.
Einen deutlichen Unterschied merke ich aber nicht bei dem Sperrholzboden.
Der Effekt ist sicher da aber geht etwas unter gegenüber der Fichtendecke.
Den werde ich aus Neugier dann auch noch austauschen.
 
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Ich hatte die ca 1cm dicke Decke soweit das ging von außen und innen leicht gewölbt mit Hobeln und Schleiftellern.
Meine Verleimung knickte aber irgendwann an einer Stelle ein weshalb ich extra Hobel bestellte wo ich eh nochmal öffnen mußte.
IMG_20230119_143314741[1].jpg

Etwas größer hatte ich mir die Hobel schon vorgestellt. Hier der gewölbte im Eisatz die Decke von Innen.
Vorher hatte ich auf der Ständerbohrmaschiene Bohrungen gesetzt zur Vorgabe gleichmäßiger Dicke.
IMG_20230120_190857996[1].jpg

Das Zwischenergebniß war gut.
Die sorgfältiger bearbeitete Decke scheint mir länger nachzuklingen.
Die Verleimung mit Knochenleim knickte dann aber wieder ein wegen der niedrigen Temperaturen, der sehr schmalen Kante,
und /oder meiner Ungedult und zu frühen Beanspruchung.
Zum Beihobeln einer Verbreiterung der Auflage und zum Nachglätten der Innenwölbung taugte dann der flache Minihobel.
 
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super Thread - tolle Bilder und Infos

@mHs das ist doch was für dich, oder?
 
Ein Cümbüs von Zaynel Abidin , davon es auch den gestrichenen Jayli Tambur gibt, brachte mich auf die Idee Harry Liebels Bassfidel nochmal umzubauen.
Das Teil war auch nach meinen Arbeiten haptisch sperrig und der Steg hatte sich verzogen.
Außerdem gefiel mir die Druckentlastung über anstatt unter der Decke nicht so gut.
Am störendsten war der sperrige Hals.
Bei der Gelegenheit bekam die Bassfidel einen eistellbaren Hals,
die Druckentlastung unter der Decke,
Eine durchgehende Gewindestange,
einen schlanken Hals und auch einen Boden aus alter Rotfichte.
Dir Der Korpus ist für bessere Erreichbarkeit der Saiten etwas schlanker geworden.
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Da die hohe alte Saite gerissen ist habe ich die erst mal geflickt und tiefer gestimmt in Qarten C F B E.

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Wenn das Instrumen länger nicht benutzt wird löse ich die Flügelmutter etwas.
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Da bin ich gespannt, wie das auf Dauer funktioniert, ob der Hals grade bleibt,...
Der erste Eindruck auf jeden Fall ist :great:
 
Die Übergang vom Hals zum Korpus war vorher aus mehreren Stücken verleimt und im oberen Bereich nur aus weicher Fichte Tanne.
Ich denke das wird unter dem Druck der Saiten ein weiterer beweglicher Schwachpunkt gewesen sein.
In dem Bereich sitzt jetzt ein längeres Stück harte Linde.
Sollte sich der Buchenhals in sich krümmen nehme ich da was anderes.
Der Abstand zu den Saiten ist ja so bequem einstellbar kein Thema mehr.
Der Klang war erst mal wirklich super aber die Decke drohte einzubrechen weshalb ich unterstreben mußte.
Dadurch hat die Resonanz der Decke etwas gelitten.
Bei einer Geige oder einen Chello überträgt die Wölbung den hohen Druck der Saiten so gleichmäßig nach außen daß das Holz darunter noch frei schwingen kann.
Vielleicht öffne ich noch mal und unterbreche die stützenden Streben.
Was die Instrumentenbauer in Jahrhunderten perfektioniert haben werde ich mit einer fast geraden Decke unter so stark gespannten Chellosaiten klanglich so nicht annähernd erreichen können.
Ich denke über eine andere leichtere Besaitung nach.
 
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Die Unterstrebung habe ich heute wieder rausgebaut und bin zur vorherigen Lösung zurückgekehrt.
Den größeren Abstand der Saiten schafft die Flügelschraube.
Klanglich ist das deutlich besser für die flache Decke.
Der Saitenhalter kann etwas geschliffen so bleiben.
Als Alternative zum Stachel gibt es einen drehbaren knietauglichen Messingfuß.
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Wenn ich die gerissene Saite ersetze kann der Steg sicher noch etwas runter.
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So bin ich erst mal zufrieden mit der Bassfidel bis auf die gerissene Saite.
Die Stimmung ist jetzt CGCG
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Bei Nichtbenutzung nehme ich den Druck vom Material durch Lösen der Flügelmutter.
Wie gut die Stimmung beim Wiederanziehen paßt hängt davon ab wie genau die Passung der Alunut und Messingfeder gearbeitet ist.
Absolut gerade oder eher etwas hohl gefeilt daß die Enden tragen ist da besser als in der Mitte ballig.
 
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