Begriffliche Klärung: Komponist

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Gerade in der zeitgenössischen Musik gibt es für mich ein Verständnisproblem. Wo liegt die Grenze zwischen Komponist und Musiker, vor allem unter dem Aspekt, dass man sie eben als solche (unter akademischen Gesichtspunkten) gelten lassen würde? Gibt es Fettnäpfchen? Gibt es Musiker, die nicht zum Elfenbeinturm gezählt werden können/dürfen? Hier spielt sicherlich auch die Trennung von U und E-Musik eine Rolle, auch wenn ich diese für überholt halte, ist sie immer noch in manchen Köpfen präsent...

Also ein konkretes Beispiel:

Gilt ein Max Richter, ein Olafur Arnalds als zeitgenössischer Komponist oder sind sie "zu populär"? Was ist der Unterschied zu einem Philip Glass?
 
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Ehrlich gesagt verstehe ich die Frage nicht. Wer komponiert ist Komponist, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, in E- und U- Musik, populär, independent oder heimlich im Kämmerlein.
 
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Ja mir geht es hier aber vornehmlich um die Verwendung des Begriffs im akademischen Diskurs. Sonst könnte man ja jeden Hanswurst als Komponist bezeichnen...
 
Sonst könnte man ja jeden Hanswurst als Komponist bezeichnen...

Ja, davon gibts viele, in Vergangenheit, Gegenwart und..... etc., etc., etc.
Willst Du auf sowas wie ne Schwelle an Wertschöpfung heraus? Oder geht es nur um eine qualitative Abgrenzung nach unten?
Als Grenzbereich sehe ich aber erst den Benutzer eines komponierenden Computers (kann aber je nachdem durchaus klares Komponieren sein), oder sowas wie zufälliges Zusammenstellen wie die Eigenkompositionen im Haus der Musik in Wien z.B.
Das ist dann aber eher die Frage nach Kunst allgemein.
Du bringst aber auch den Begriff "Musiker" in die Frage ein - was meinst Du damit? Als Abgrenzung zum Komponisten kann ich mir das in keinem (nicht humoristischen) Kontext vorstellen.
 
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Sonst könnte man ja jeden Hanswurst als Komponist bezeichnen...
Da der Begriff "Komponist" nicht rechtlich geschützt ist, kann sich jeder Hanswurst tatsächlich als Komponist bezeichnen, wenn er nur irgendwelche Schriftstücke in die Welt setzt, aus denen man ein akustisches Gebilde als Klang, mitunter auch nicht mehr als Geräusche hörbar machen kann. (Insofern fallen Improvisationen, die nicht schriftlich fixiert werden nicht unter die Definition einer Komposition, da ist auch die GEMA bis heute ganz strikt, auch wenn die Improvisation normalerweise ein ebenso kreatives Geschehen sind).

Geschützt wären die Bezeichnungen "Bachelor/Master Komposition", der nach einem entsprechenden Studium als Abschluss auf der Urkunde steht.
Aber auch mit solchen Abschlüssen ist keiner davor gefeit, dass seine Kompositionen mitunter als "hanswurstig" oder mit vergleichbaren ´freundlichen´ Umschreibungen seitens der Kritik belegt werden.

Die Diskussion in Fachkreisen kreist um die Werke, nicht darum, ob sich jemand als Komponist oder was auch immer bezeichnet.

Wenn jemand mit seinen Werken ein Publikum findet, das seine Sachen gut findet, in seine Konzerte geht und seine CDs kauft, kann ihm alle Wortklauberei sowieso egal sein.
 
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Danke für die Beiträge soweit!
 
Begriff "Musiker" in die Frage ein - was meinst Du damit? Als Abgrenzung zum Komponisten kann ich mir das in keinem (nicht humoristischen) Kontext vorstellen.
Wissend, dass die Grenzen fließend sind (und auch waren) und dass wir uns hier in der Terminologie der "westlichen" "Kunstmusik" bewegen: Ein Komponist "schreibt" die Noten, ein Musiker setzt diese in "tönend bewegte Luft" :) um.

Ja mir geht es hier aber vornehmlich um die Verwendung des Begriffs im akademischen Diskurs. Sonst könnte man ja jeden Hanswurst als Komponist bezeichnen...
Der akademische Diskurs, der sich um diese Begriffe dreht, weiß, dass diese Begriffe nur einen ganz bestimmten Teil von dem betreffen, was weltweit "Musik" ist. (Mittlerweile jedenfalls...)
 
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Sonst könnte man ja jeden Hanswurst als Komponist bezeichnen...

Kann man ja auch.
"Komponist" ist ja kein Qualitätsmerkmal, sondern eine Tätigkeitsbeschreibung.
Das sagt ja noch nichts darüber aus, ob Dein Hanswurst ein guter oder miserabler Komponist ist ...

Thomas
 
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Wissend, dass die Grenzen fließend sind (und auch waren) und dass wir uns hier in der Terminologie der "westlichen" "Kunstmusik" bewegen: Ein Komponist "schreibt" die Note...
Kunstmusik, weil zeitgenössisch?
Sind Paul McCartney oder Irving Berlin keine Komponisten, weil weder Kunstmusik schaffend (McCartney hat es versucht) noch Noten aufschreibeind, dafür dank "nachhaltiger Popularität vieler Werke" mit vermutlich unsterblichem Kulturschaffen?
Die Trennung zwischen E- und U-Musik ist für die Gema-Abrechnung wichtig, ansonsten oft schwierig.

Da es eine Mehrheit von Berufsmusikern gibt, die Musik aufführen, aber keine eigenen Kompositionen veröffentlichen, wäre das ein mögliches Kriterium zur Unterscheidung.

Ich kann mir vorstellen, dass es Komponisten gib, die keine Musiker sind - wenn man das an ausbildungsbedingten Kenntnissen und einer gewissen Beherrschung von konventionellen Instrumenten festmacht.
Durch die Montage von Samples aus Klangblibliotheken in einer DAW dürfte das in der Laienmusik mittlerweile eine stattliche Anzahl junger Menschen so handhaben.

Gruß Claus
 
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Durch die Montage von Samples aus Klangblibliotheken in einer DAW dürfte das in der Laienmusik mittlerweile eine stattliche Anzahl junger Menschen so handhaben.

Ja, aber die sind mMn WEDER Komponisten NOCH Musiker, sondern nur Sample-Verwalter.

Thomas
 
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Wo liegt die Grenze zwischen Komponist und Musiker
Wenn es um die Abgrenzung des Komponisten zum komponierenden Musiker geht würde ich jemanden dann als Komponist bezeichnen, wenn diese Tätigkeit gegenüber dem Musizieren stark im Vordergrund steht.

Oder plakativ ausgedrückt:
  • Beim Komponisten ist das Musizieren das Mittel und die Komposition der Zweck
  • Beim komponierenden Musiker ist die Komposition das Mittel und das Musizieren der Zweck
Demzufolge würde ein Komponist auch hauptsächlich Musik für andere schreiben, im Gegensatz zum komponierenden Musiker der sich seine Nummer selbst schreibt.

LG Robert
 
Kunstmusik, weil zeitgenössisch?
Nee, nicht ganz. Erstmal in Abgrenzung zu "Volksmusik", wissend, dass es - bei diesem ebenfalls unscharfen Begriff - da natürlich auch individuelle und personalisierbare Urheber gibt, allerdings das "Werk" oft am "Komponisten" klebte und vielleicht "nur" persönlich weitergegeben wurde. "Zeitgenössisch" ist mir jetzt auch etwas zu eng, spätestens mit der Notre-Dame-Schule (und die ist nun gut 850 Jahre her) haben wir namentlich bekannte Komponisten.

Sind Paul McCartney oder Irving Berlin keine Komponisten <...> Die Trennung zwischen E- und U-Musik ist für die Gema-Abrechnung wichtig, ansonsten oft schwierig.
Hmm, war missverständlich, neuer Versuch: Natürlich sind McCartney oder Berlin Komponisten, das sieht die GEMA ja auch so. Aber die Differenzierung in "Komponisten" und "ausführende Musiker" ist ja so richtig relevant geworden, als beide Gruppen immer mehr auseinander fielen und das ging einher mit der Entwicklung von Musikverlagen, die den Bedarf nach Musik (auch: bürgerlicher Hausmusik) in gedruckter Form zum Nachspielen bedienten.

Da es eine Mehrheit von Berufsmusikern gibt, die Musik aufführen, aber keine eigenen Kompositionen veröffentlichen, wäre das ein mögliches Kriterium zur Unterscheidung.
Ja, schrob ich oben auch so ähnlich. Es geht aber m.E. bei der Differenzierung von K und M nicht nur um "Profis", wobei das schon ein merkwürdiger Begriff ist, wenn man überlegt, wie wenig Komponisten mit ihren Kompositionen den Hauterwerb bestreiten. (Auch Charles Ives arbeitete in / besaß eine Versicherungsagentur.)

Ich kann mir vorstellen, dass es Komponisten gib, die keine Musiker sind - wenn man das an ausbildungsbedingten Kenntnissen und einer gewissen Beherrschung von konventionellen Instrumenten festmacht.
Manchmal sind auch die Kompositionen auch zu sperrig - ich verweise nur auf Nancarrows "Studies for Player Piano".
 
Ich selbst bin ja Musiker - beruflich, also mindestens bis zur Rente (hoffentlich) permanent sozusagen.
Hobbymässig laufe ich recht viel, fühle mich durchaus als "Läufer" - sozusagen einer Community verbunden, obwohl ich es nicht professionell betreibe, nichtmal in einem Verein gebunden und nur ganz selten an organisierten Läufen oder Wettkämpfen teilnehme.
Radeln ist in dem Zusammenhang ein Zusatztraining, als Rennradfahrer fühle ich mich nicht. Im Grabenkampf um innerstädtische Verkehrsflächen bin ich dafür fast ein Kampfradler.
Wie viele Kollegen trinke ich phasenweise so regelmäßig Alkohol, daß es nach vielen Tabellen wohl schon im Risikobereich des Alkoholismus liegt (hab ich zumindest mal aus einem Gespräch über Therapie und Führerscheinthematik erfahren) - trotzdem bin ich definitiv kein Trinker ;-)
Mit meiner Eigenschaft als Lehrer (instrumental) hadere ich am meisten, ich unterrichte, bin kein guter Pädagoge, habe musikalisch und technisch manches zu vermitteln - früher hätte man sowas vielleicht "Meister" genannt, kommt aber vielleicht nicht so gut an, sich als solchen zu bezeichnen.
Wenn ich aber meinen Schülern Etüden erfinde bin ich deren Komponist.
Obwohl musikalisch anspruchsvoller bin ich mir indessen nicht sicher, ob meine eigenen Kadenzen und Eingänge auch Kompositionen sind, da sie ja Ergänzung zu einer bestehenden Komposition sind.
Ach ja - jeder Komponist ist selbstverständlich Musiker, sogar Sänger sind ja Musiker ;-)

Kennt Ihr übrigens den besten Freund des Musikers?

- den Schlagzeuger - <-------
 
Ach ja - jeder Komponist ist selbstverständlich Musiker, sogar Sänger sind ja Musiker.
Du meinst einschließlich jener Menschen, die sich musikalisch unbeleckt und ohne Idee etwas aus den Samples, Loops und Groove-Angebot einer DAW zusammenmontieren?

Gruß Claus
 
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Da weiß ich wirklich nicht, wie das funktioniert, was es da so alles gibt, und das ist sicherlich bzgl. Kunstbegriff der Grenzbereich.
Also - möglicherweise :gruebel:
 
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Du meinst einschließlich jener Menschen, die sich musikalisch unbeleckt und ohne Idee etwas aus den Samples, Loops und Groove-Angebot einer DAW zusammenmontieren?

Gruß Claus
Glaube das fällt dann eher unter die Kategorie Produzent:gruebel:
 
Kann sein... Was sich heute so alles wie nennt. :D

Für mich sind Produzenten noch Musiker mit im musikalischen Sinn fantastischen Gehör plus Ahnung von Studiotechnik. Ein ganz Großer in diesem Bereich war z.B. Quincy Jones (Trompeter, Big Band Arrangeur, Produzent von 3 Michael Jackson Alben usw.) oder auch der "inoffizielle" Produzent Herbert von Karajan.

Gruß Claus
 
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