REVIEW Behringer X32 Compact

Harle
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Nun ist es endlich da: das X32 Compact aus dem voll fetten PA-Gewinnspiel.

Ich möchte mich bei der Gelegenheit nochmals bei Behringer für den tollen Gewinn bedanken. Ein besonderer Dank auch an Christian Stahl von Behringer für die sehr netten und informativen Emails. Und natürlich ein riesen Dankeschön an das Team vom Musiker-Board für die Organisation dieses Gewinnspiels!

Ich werde das Review in mehreren Etappen abliefern. Meine grobe Planung sieht im Moment so aus:

  • Teil 1: Verarbeitung und Bedienung
  • Teil 2: Effekte & Fernsteuerung
  • Teil 3: Live-Einsatz

Also auf geht's mit Teil 1...

Verpackung und erster Eindruck

Die Verpackung erscheint erstmal sehr kompakt. Verglichen mit dem Studiolive ist sowohl Gewicht als auch Größe des Kartons nahezu identisch. Das hat mich dann doch etwas erstaunt, da das X32 gute 20cm breiter ist, als das SL.

Dennoch war das Gerät gut gepolstert und somit sicher für den Transport gebettet. Im Lieferumfang war:

  • das X32
  • eine Staubschutzhaube
  • ein Behringer Messenger-Bag
  • Handbuch und Aufkleber

Ein Stromkabel hat gefehlt. Vermutlich da die Jungs von Behringer so freundlich waren und mir das Pult und XUF-Card gleich auf die neueste Firmware gepatcht haben. Aber Stromkabel habe ich eh mehr als genug.

Das Pult selbst hat ein Herstellungsdatum vom Mai 2013 und dürfte somit Teil der ersten Charge sein.

Der erste Eindruck nach dem Auspacken ist sehr gut. Das Gehäuse ist aus Metall. Lediglich die Seitenteile und der Aufsatz für den Bildschirm sind aus Kunststoff. Von der Größe her ist es schon deutlich wuchtiger als das 19 zöllige Studiolive, welches ich die letzten 2 Jahre genutzt habe. Ich denke aber, dass die Größe ein guter Kompromiss ist. Die 62cm Breite lassen sich sowohl im Auto, als auch auf kleineren Bühnen / FOHs eingermaßen unterbringen.

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Das Gewicht ist in Ordnung. Wenn ich es an den Griffen links und rechts anfasse, dann lässt es sich problemlos tragen. Im Flightcase kann man es auch noch alleine bewegen aber man merkt die insgesamt 25,4kg (bei meinem PVC-Case, bei Holz nochmal 3,5kg mehr) dann schon recht deutlich.

Für alle, bei denen es auf die Größe ankommt: Lasst Euch ein maßangefertigtes Case bei Thomann bauen. Das Standardcase von Thomann hat noch einen 12cm Kabelkanal an der Rückseite. Damit hat das Case eine Tiefe von 70cm. Ich habe mir ein Case aus PVC (nur 10kg schwer statt 13,5) und ohne Kabelkanal anfertigen lassen und komme damit auf nur 57cm Tiefe. Diese Case-Variante war nur 20 Euro teurer als das Standardcase. Man muss aber sagen, dass das Case mit seiner Höhe von knapp 30cm schon recht wuchtig aussieht.

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Zurück zum X32: Alle Anschlüsse sind sauber eingesetzt und machen einen guten Eindruck. Die Aufzählung aller Buchsen erspare ich mir, da man dies gut auf den Bildern sieht und auch im Web nachlesen kann.

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Nur ein Wort zu den Kopfhöreranschlüssen. Diese befinden sich seitlich in den Griffmulden. Diese Position ist überaus praktisch. Beim Studiolive ist der Anschluss vorne. Mit dem Resultat, dass man dort gerne hängen bleibt. Wenn der Anschluss oben auf dem Pult ist, liegt das Kabel immer irgendwo auf der Konsole im Weg. Hinten kommt man meistens schlecht ran und braucht ein langes Kabel, um es um das Pult zu führen. Seitlich dagegen ist die Buchse gut erreichber, das Kabel liegt nicht im Weg und man kann auch nicht an einem überstehenden Stecker hängen bleiben. Gut gelöst!

Die 100mm Fader fühlen sich sehr gut an. Sehr griffig und angenehm zu bewegen. Die Skala ist gut zu lesen.

Auch die Drehregler haben eine sehr gute Haptik. Ein wenig leichtgängiger als beim Studiolive aber definitiv nicht zu leicht oder gar wacklig. Wo es Sinn macht haben alle Drehregler eine Skala, so dass man viele Einstellungen machen kann, ohne auf das Display schauen zu müssen. Beim drehen sind keine Rasterstufen zu spüren.

Die Platzierung der Bedienelemente auf dem Pult gefällt mir sehr gut. Ich musste zu keiner Zeit suchen, wo sich welche Sektion befindet.

Das Display ist schön groß. Es liegt zentral im Blickfeld. Ein wenig ungünstig finde ich allerdings die Positionierung der 4-pol XLR-Buchse für die Schwanenhalslampe. Meine Lampe ist zwar 40cm lang aber reicht damit nur genau über den Bildschirm. Genau hier braucht man aber keine Lampe. Ich hätte es etwas praktischer gefunden die Lampe auf der linken Seite, oder mittig einstecken zu können, so dass sie genau über den Bedienelementen leuchtet und nicht im Bildschirm spiegelt.

So viel zum ersten Rundgang bei ausgeschaltetem Gerät.

Erstes Einschalten

Das Pult startet flott. Nach dem Betätigen des Einschalters vergehen ca. 3-4 Sekunden, bis das X32-Logo mit einem kleinen Fortschrittsbalken auf dem Bildschirm erscheint. Nach insgesamt etwa 15 Sekunden schaltet der Screen auf die normale Oberfläche um und das Pult ist betriebsbereit. Das Booten dauert somit etwa doppelt so lange, wie beim Studiolive. Aber ein paar Sekunden hin oder her sind in diesem Zeitbereich eigentlich völlig egal.

Nun strahlt einen das Pult mit all den farbigen Scribblestrips an. Ein toller Anblick.

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Das Display ist im Betrieb sehr gut zu lesen. Auch die Scribblestrips sind sehr gut lesbar wenn man nicht zu tief vor dem Pult sitzt. Die LED-Kränze um die Drehencoder herum vermitteln ebenfalls sofort wo der entsprechende Wert steht. Hier ist auch ein sehr großer Vorteil, dass die Drehencoder für Frequenzen (HPF und EQ) eine Skala aufgedruckt haben.

Bedienung

Eine der wichtigsten Fragen: Wie gut lässt sich das Pult bedienen?

Zentrales Element ist der große Bildschirm. Die Darstellung auf dem Schirm ist schön scharf und ausreichend hell. Die Helligkeit kann per Menü angepasst werden. Unter dem Bildschirm befinden sich 6 Drehencoder die auch eine Druckfunktion besitzen. Damit regelt man die Parameter, die am unteren Bildschirmrand dargestellt werden. Das funktioniert hervorragend und ist sehr intuitiv zu bedienen.

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Besitzt eine Seite mehr als 6 Parameter (z.B. bei den Effekten oder EQs), dann kann man mittels zwei Layer Tasten durch mehrere Blöcke zu je 6 Parametern durchschalten.

Rechts vom Bildschirm befinden sich große beleuchtete Tasten, um Bereiche aufzurufen, die nicht direkt als Sektionen auf der Oberfläche zu finden sind. Dazu gehören z.B. das Routing, Setup, Effekte und Metering.

Gibt es in einem Bereich mehrere Seiten, werden diese mit Reitern auf dem Bildschirm dargestellt. Von Reiter zu Reiter wechselt man immer mit den Page Select Tasten.

Das gesamte Bedienkonzept der Software ist stimmig. Wenn man einmal die Funktion der Layer und Page Select Tasten verinnerlicht hat, kann man sich in der Oberfläche sehr schnell und zielsicher bewegen.

Neben dem großen Display sind die Scribblestrips über den Fadern das zweite Highlight. Nie wieder Beschriftungsband mitnehmen müssen! Mit der anpassbaren Hintergrundbeleuchtung sieht man auf einen Blick, welche Funktion die Fader haben. Man kann auch kleine Icons anzeigen lassen aber dann wird der Beschriftungstext doch sehr klein dargestellt. Ohne Icons ist dir Schrift größer.

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Wie bereits erwähnt, ist das Pult sehr übersichtlich in einzelne Bereiche unterteilt. Jeder Bereich besitzt einen kleinen beleuchteten View Knopf mit dem man die Detailansicht dieses Bereichs auf den Bildschirm holt. Das ist ungemein praktisch. Egal was gerade angezeigt wird, mit einem Knopfdruck komme ich dort hin wo ich detailiert Sachen einstellen will. Ein weitere Druck auf View und der Schirm zeigt wieder die vorherige Seite an.

Ein gewichtiger Punkt bei der Bedienung, der mir im Vorfeld auch etwas Sorge gemacht hat, ist die Zweiteilung der Fader in einen Input-Bereich und einen Groups/Buses-Bereich. Diese Aufteilung kennt man normalerweise von größeren Pulten. Für so ein kleines Pult ist das denke ich ein Novum.

Die linken 8 Fader sind (fast) immer mit eingehenden Signalen belegt. Die rechten 8 Fader immer mit Bussen. Links befinden sich neben den Eingangssignalen und Effektreturns auch nochmals die Mixbusse, die auch rechts ausgewählt werden können. Man kann nicht links und rechts gleichzeitig einen Mixbus-Layer selektieren.

Ich vermute diese Aufteilung hat den Grund, dass man auf der rechten (Ausgangs) Seite einen DCA-Layer hat. Grob umschrieben kann man bei einem DCA-Fader die Lautstärke von beliebigen anderen Kanälen UND Mixbussen steuern. Die Zuweisung erfolgt sehr einfach. Man hält den Select-Knopf des DCA-Faders gedrückt und drückt die Select-Knöpfe aller Kanäle, die man mit diesem Fader steuern möchte. Da dazu auch die Mixbusse gehören, muss es möglich sein, diese in einem Layer auf der linken (Eingangs) Seite auswählen zu können.

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Das DCA-Konzept ist sehr mächtig und erlaubt es selbst komplexe Mischungen mit nur 8 DCA-Fadern zu fahren. Beispiel wie es bei mir aussieht:

  • 6 Drums-Kanäle gehen auf eine Stereo-Gruppe (Mixbus 7 & 8) und diese wird von DCA Fader 1 gesteuert
  • Bass wird von DCA 2 gesteuert
  • Gitarren DCA 3
  • Keyboards DCA 4
  • Bläser (wenn vorhanden) gehen auf eine Stereo-Gruppe (Mixbus 9 & 10) und dann auf DCA 5
  • Vocals DCA 6
  • Effekt-Returns DCA 7
  • Evtl. Pausenmusik DCA 8

Bei den Drums und Bläsern kann ich so in den Gruppen noch eine Summenbearbeitung machen und habe dennoch alle Signale auf dem DCA-Layer liegen. Links wähle ich dann den Eingangslayer aus, auf den ich mich konzetrieren möchte. Meist sind das die einzelnen Gesangskanäle.

Genau dieser DCA-Layer in Verbindung mit den farbigen Scribblestrips hat mich schließlich davon überzeugt, dass man auch mit 8 Layern gut arbeiten kann.

Signalrouting

Die wohl größte Herausforderung beim Umstieg auf ein Digitalpult ist die große Freiheit beim Festlegen von Ein- und Ausgängen.

Beim X32 kann man so gut wie alles auf alles routen. Es gibt einen eigenen Routing Bereich, auf dem man in 8er Blöcken festlegen kann, welche Signale auf den 32 Eingangsfadern und auf dem Aux-Layer liegen sollen. Daneben gibt es noch Reiter für die analogen Ausgänge, die Aux-Ausgänge, P16, XUF-Karte und die beiden AES50-Anschlüsse. Die Vielzahl der Routings kann einen erschlagen. Es bleiben aber auch keine Wünsche offen.

Eingangssignale kann man auch Kanalweise auf der Config-Seite des Kanals festlegen. Möchte man z.B. den vollen Kanalzug für einen Aux-In nutzen, dann wählt man einen freien Kanal und konfiguriert dort einen Aux In als Eingang für diesen Kanal. Hier kann man sogar Mixbusse als Eingang für einen Kanal wählen. Aber vorsicht, so lassen sich sehr schnell Feedback-Schleifen erzeugen. Man braucht nur einen Mixbus in sich selbst zu senden.

Ausgespielt werden Signale immer auf Mixbusse. Mixbusse können direkt auf einen physikalischen Ausgang, auf die Main-Outs, den Mono-Out oder auf die 6 Matrix Busse geroutet werden. Möchte man einen Mixbus auf einen anderen senden, muss man über den Umweg der Eingangskanäle gehen (siehe vorheriger Absatz).

Mit dem Signalrouting sollte man sich eingehend befassen, bevor man das Pult auf einer Veranstaltung einsetzt. Wenn mal kein Signal aus den Lautsprechern kommt, dann ist mit Sicherheit das Routing daran schuld. Es ist nicht schwer das Routing zu durchblicken, aber das geht am besten, indem man ein wenig damit rumspielt. Und das sollte nicht auf einer Veranstaltung passieren, sondern im Vorfeld!

Nun zu den einzelnen Sektionen, beginnend von links oben nach rechts unten.

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Talkback & Monitor

Links oben liegt die Talkback Sektion mit einem Lautstärkeregler und 2 Knöpfen zum Ein-/Ausschalten. Im Auslieferungszustand ist der linke so konfiguriert, dass man ihn gedrückt halten muss und der rechte so, dass er die Funktion jeweils ein und ausschaltet. Es gibt keine Voreinstellung für das Routing. D.h. wenn man die Knöpfe drückt wird man erstmal nirgendwo etwas hören.

Das Routing der zwei Talkback Wege erfolgt auf Mixbus Ebene. Man drückt den View Knopf und kann sich hier auf den beiden Reitern für die beiden Talkback-Knöpfe frei in den Mixbussen bedienen.

Für die Talkback-Funktion muss nicht einmal ein Mikrofon angeschlossen werden. Direkt unterhalb des Display ist ein Mikrofon eingelassen.

Auf der gleichen Bildschirmseite kann auch die Helligkeit des Lampenanschluß geregelt werden. Sehr schön. Einen Reiter weiter ist ein Testtongeneratur untergebracht, der sich ebenfalls auf Mixbusse schalten lässt.

Rechts neben dem Talkback-Regler lässt sich die Lautstärke der Kopfhörer und des Monitor-Ausgangs regeln. Der Kopfhörerausgang geht dabei deutlich lauter als beim Studiolive. Für meinen Kopfhörer (Shure SRH 840) bietet der Ausgang mehr als genug Saft.

USB

Hier kann man einen USB-Stick einstecken und diesen für Updates, zum Import und Export von Szenen, zum Abspielen von Musik (im WAV-Format) und auch zum Aufnehmen von 2 beliebigen Kanälen nutzen. Alles was sich auf einen Ausgang des Pults routen lässt, kann vom Recorder aufgenommen werden. Und dabei kann man auch noch auswählen wo genau das Signal abgegriffen wird: Pre/Post EQ und Pre/Post Fader. Auch die Aussteuerung kann hier noch nachgeregelt werden. Super!

Ich habe die Aufnahmefunktion mit 3 verschiedenen Sticks getestet und alle haben ohne Probleme funktioniert. Man sollte den Stick aber tunlichst nicht ziehen, solange die Aktivitäts-LED noch leuchtet.

Config / Preamp

Sehr gut. Alles was man braucht im direkten Zugriff. Sogar eine eigene Pegel-Anzeige gibt es hier. Der View Taster in dieser Sektion wird vermutlich nicht häufig gebraucht.

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Gate / Dynamics

Hier kann man Gate und Compresser jeweils zuschalten, sowie den Threshold regeln. Zur Kontrolle gibt es auch hier eine Gain Reduction Anzeige. Für detailierte Einstellungen muss man den jeweiligen View-Taster betätigen und den Bildschirm nutzen.

Auf dem Schirm hat man dann alles an Parametern, was das Herz begehrt. Sehr gut gefallen hat mir die Möglichkeit ein Sidechain-Signal zum Triggern zu verwenden.

Die Compressor kann auch zu einem Expander umgeschaltet werden und arbeitet sowohl auf Peaks wie auch auf RMS Pegel. Es ist auch möglich den Compressor vor oder nach dem EQ zu platzieren. Damit sollten keine Wünsche offen bleiben.

EQ

Die EQ-Sektion ist selbsterklärend. Man wählt ein Band aus, legt fest welche Art von Filter dieses Band sein soll und stellt Güte, Frequenz und Gain ein. Geht schnell und problemlos von der Hand.

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Etwas gerätselt habe ich über den Unterscheid von PEQ (Parametric RQ) und VEQ (Vintage EQ). Sie klingen halt leicht unterschiedlichm, haben aber ansonsten die gleichen Parameter. Ich werde sie mir vermutlich zu gegebener Zeit im Detail anschauen.

Wenn man die EQs per Bildschirm einstellt finde ich etwas unpraktisch, dass man immer nur einen Parameter für alle Bänder ändern kann. Kein Mensch stellt erst mal den Gain für alle EQs ein, dann die Frequenz und dann die Breite. Ich fände es besser wenn man nach Bändern vorgehen könnte. Also alle Parameter für den Low-EQ, dann für den Mid, usw.

Bus Mixes

Hier ist ein Pan-Regler und ein Lautstärkeregler für den Mono-Bus untergebracht. Irgendwie habe ich diese Sektion immer nur dazu verwendet die Bus Sends-Seite auf den Bildschirm zu holen. Die beiden Drehregler habe ich so gut wie nie angerührt. Bis jetzt ist der Mono-Bus in meinem Workflow nicht vorhanden, daher brauche ich diesen Level-Regler nie und die Pan Position stelle ich halt einmal ein und gut ist.

In dieser Sektion hätte ich es besser gefunden, wenn die 4 Bus-Send Regler des großen X32 verblieben wären.

Scenes

Kleine Sektion mit der man Szenen auswählen und laden kann. Funktioniert. Für mich als Bandmischer ist diese Sektion allerdings nicht so wichtig. Ich lade am Anfang des Gigs eine Szene und dann wird diese Sektion nicht mehr angerührt. Für mich hätte es also auch ein Knopf neben dem Display getan.

Assign

Sehr schön. Ich liebe diese 8 Knöpfe. Man kann sie mit allen möglichen Funktionen belegen. Obligatorisch ist natürlich einen Taster für das Tap-Delay zu nutzen. Sehr praktisch finde ich auch die Shortcut-Funktion, mit der man direkt eine bestimmte Seite im Bildschirm anzeigen kann. Bei mir liegen da z.B. die einzelnen Effekt-Seiten drauf.

Mute Groups

Sehr praktisch. Man kann sich bis zu 6 Gruppen zusammenstellen, die auf einmal gemutet werden. Nutze ich sehr gerne für alle Mikrofonkanäle, die Monitor-Wege, Effekt-Sends (oder auch Returns) und beliebige Kombination davon. Die Gruppen sind ruckzuck belegt und funktionieren wie erwartet.

Erstes Zwischenfazit

Well done Behringer! Das Experiment "Liebling ich hab das Mischpult geschrumpft" ist geglückt.

Ich habe gleich am ersten Abend mit dem Pult einen Multitrack-Konzertmitschnitt ohne Stolperfallen abmischen können. Das Pult und die Effekte klingen sehr gut. Ich bin mit der Bedienugn sehr gut klar gekommen. Die Oberfläche ist übersichtlich und alle Funktionen machen das, was man von ihnen erwartet. Ich freu mich darauf das Pult beim nächsten Gig mal Live einzusetzen!

Soweit erstmal Teil 1. Wenn alles klappt, dann sollte Teil 2 in etwa einer Woche folgen. Dann auch mit Hörproben.
 
Eigenschaft
 
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Sehr schön und ausführlich.
Ich freu mich auf Teil 2. :)
 
Kurze Frage zu den Knöpfen: Handelt es sich dabei um mattierte Gummiknöpfe, so wie das auf den Bildern aussieht, oder um Klarplastikknöpfe mit weißem Hintergrund?
 
Es sind mattierte Gummiknöpfe. Ich glaube das ist ein weiterer Unterschied zum großen X32.
 
Gratulation auch hier nochmal zum Knacken der härtesten Nuss beim Gewinnspiel und natürlich zu Deinem tollen Gewinn! :great: Viel Spass damit!

Liest sich sehr flüssig, ich freu mich auf Teil 2 und 3! Bleib dran! Wir warten gespannt!
 
Hier kommt Teil 2 des Reviews. Ich habe mittlerweile recht viele meiner Multitrack-Aufnahmen über das X32 abgemischt, um mich mit dem Workflow und den Bearbeitungsmöglichkeiten weiter vertraut zu machen.

Bevor ich auf die Effekte zu sprechen komme noch kurz ein paar Worte zu verschiedenen Punkten, die mir beim intensiverem Arbeiten mit dem Pult so aufgefallen sind.

Die Dynamics (hier meine ich sowohl Gate als auch Compressor) arbeiten wirklich gut und unauffällig. Passende Einstellungen zu finden geht schnell von der Hand. Durch die Vorhörfunktion im Sidechain-Filter findet man auch sehr schnell passende Filter-Frequenzen.

Der EQ war insgesamt beim Studiolive etwas direkter. Beim X32 muss ich den EQ etwas großzügiger portionieren, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen. Auch finde ich die Q-Voreinstellung generell etwas zu eng. Aber das kann man sich ja in einem eigenen Default-Setup so hinbiegen, wie man es gern hätte. Am Klang des EQ habe ich jedenfalls nichts auszusetzen.

Apropos Default Setup. Es ist wirklich alles am X32 konfigurier- und speicherbar. Man kann sich die wildesten Templates zusammen basteln und abspeichern. Ich liebe diese Konfigurierbarkeit. Ich kann mir im Moment keinen Job vorstellen, für den man das X32 nicht passend konfigurieren könnte.

Bis Mitte Oktober wird das Pult bei 3 verschiedenen Bands mit 6 bis 14 Musikern auf 5 Veranstaltungen vom kleinen Kneipen-Gig, über eine Theaterbühne bis zur großen Firmenfeier eingesetzt. Ich habe jetzt schon alle Gigs in eigenen Setups vorbereitet, so dass Soundchecks schnell über die Bühne gehen sollten. Mehr dazu dann in Teil 3 des Reviews wenn die Gigs gelaufen sind.

Noch ein Nachtrag zu den Bus-Sends eines Kanals. In Teil 1 habe ich ja gesagt, dass mir die 4 Drehencoder für Bus Sends fehlen. Mittlerweile habe ich entdeckt, dass der Sends-On-Fader Knopf in zwei Richtungen funktioniert. Wenn ein Bus ausgewählt ist und man den Knopf drückt, dann weist man Eingangskanäle diesem Bus zu. Wenn aber ein Eingang gewählt ist und man den Knopf drückt, dann kann man alle Sends dieses Kanals über die rechten 8 Fader steuern. Top! Somit schmerzt das Fehlen der 4 Encoder nicht mehr so sehr.

Effekte

Die Effektvielfalt kann einen wirklich erschlagen. Ich muss gestehen, dass ich bei weitem noch nicht alles an Effekten ausprobiert habe, was dieses Pult bietet. Ich habe mich bisher nur auf die Hall- und Delay-Effekte konzentriert. Chorus, Leslie, Verzerrer und Co gibt es auch, aber solche Effekte bekomme ich in der Regel schon vom Musiker angeliefert und brauche sie nicht unbedingt im Pult.

Sehr interessant finde ich hingegen den Wave Designer, Precision Limiter, Exciter und Enhancer. Das sind durchaus Effekte, die ich in passenden Situation einsetzen werde. Da ich bisher aber solche Effekte noch nicht genutzt habe und auch die original Vorbilder nicht kenne, kann ich mir kein Urteil zum Klang bilden.

An Delays gibt es das Stereo-Delay und das Triple-Delay. Ich bin für Live-Gigs ein Freund einfacher Tap-Delays. Das Stereo-Delay lässt sich sehr einfach zu einem simplen Mono-Tap-Delay konfigurieren. Durch die frei wählbaren Low- und High-Cut Frequenzen lässt sich der Klang sehr schön so trimmen. Die Tap-Funktion kann auf einen der Assignable Buttons gelegt werden und blinkt auch schön im Takt.

Kommen wir also zu den Hall Effekten. Hier habe ich ein paar Soundschnippsel vorbereitet. Als Beispiel dient mir ein Teil der Gesangsspur des Songs Mein Tag der Band Funkoustic. Vielen Dank hier für die Erlaubnis die Spuren verwenden zu dürfen. Schaut doch mal bei www.funkoustic.de vorbei, sehr schöner deutschsprachiger Acoustic-Pop.

Die Aufnahmen wurden direkt per USB-Stick im Pult aufgenommen. Die Effekt-Send und -Return Pegel sind in allen Beispielen identisch eingestellt. Predelay habe ich immer auf 32ms gestellt und als Decay immer etwa 1.7s gewählt. So kann man den Klangcharakter ganz gut unterscheiden.

Zunächst die trockene Gesangsspur:




Nun der Hall modelliert nach einem Lexicon 480L:




Mein Favorit für den Gesangshall ist der Plattenhall mit einem Lexicon PCM-70 als Vorbild:




Wenn es mal etwas älter klingen soll, dann nimmt man den nach dem EMT250 modellierten Vintage Reverb:




Und der gleiche Hall nochmal mit aktiviertem Vintage-Modus:




Nun der Vintage Room Reverb mit einem Quantec QRS als Vorbild:




Und schließlich noch ein Ambience Hall der ebenso dem Lexicon 480L nachempfunden ist:




Ich bin mit den gebotenen Hall-Algorithmen mehr als zufrieden. Der Unterschied zu meinem alten Studiolive ist beachtlich. Im Studiolive war der Hall brauchbar für Live-Gigs, mehr aber auch nicht. Hier haben die Hall-Algorithmen eine so hohe Qualität, dass ich sie ohne zu zögern auch als Plugins auf dem Rechner einsetzen würde. Hut ab für diese Leistung.

Fernsteuerung

Zur Fernsteuerung des Pultes hat man zur Zeit 3 offizielle Optionen:

  • X32-Edit auf allen gängigen Betriebssystemen (Windows, OSX und Linux)
  • X32-Mix für das iPad
  • X32-Q für iPhone und iPod Touch

Daneben gibt es zur Zeit noch 2 Android-Apps von freien Entwicklern. Diese werden nicht offiziell von Behringer unterstützt. Letzte Aussage von Behringer ist, dass wohl Anfang 2014 eine offizielle Android-App kommt.

Alle 3 Anwendungen greifen per Netzwerk auf das X32 zu. Man muss also einen Router an den Netzwerkport anschließen und sich per Computer / iPhone / iPad mit dem WLAN dieses Routers verbinden.

Bei den Apps für das Studiolive wird der Mischer automatisch von den Apps gefunden. Bei den X32-Apps muss man im X32 eine feste IP-Adresse definieren und diese auch in den Apps eingeben. Hier muss man aufpassen, dass die IP-Adresse des X32 ausserhalb des Bereichs liegt, der per DHCP vom Router verwaltet wird. Beachtet man diese Regel nicht, kann es passieren, dass es zu einer Adresskollision kommt. Auch muss man sich als Anwender mit Begriffen wie Subnetz-Maske und Gateway rumschlagen. Das war beim Studiolive besser gelöst. Andererseits ist das eine Einstellung, die man nur einmal machen muss.

Wenn die Apps erstmal mit dem X32 verbunden sind, dann funktioniert alles einwandfrei. Mit X32-Edit und X32-Mix hat man Zugriff auf sämtliche Einstellungen des Pultes. X32-Edit ist auch sehr praktisch, wenn es um die Grundeinrichtung geht. Man kann sich mit der App auch ohne angeschlossenes Pult Setups zusammenklicken, auf einen USB-Stick schreiben und diese dann im Pult einlesen.

Eine tolle Option der X32-Edit Software ist es einen Mackie-HUI kompatiblen Controller einzubinden, mit dem dann das Pult gesteuert werden kann. Toll vor allem wenn man ein X32 Rack besitzt. So hat man die Möglichkeit trotz Fernsteuerung mit Moving Faders zu arbeiten.

Persönlich werde ich eher die Fernsteuerung per X32-Mix einsetzen. Die App sieht soweit ganz gut aus. Ich bin mir noch nicht sicher, ob der Workflow live so gut funktioniert wie die Studiolive App. Ich habe die Befürchtung, dass man eventuell zu viele Taps braucht, um z.B. auf den EQ oder die Dynamics eines Kanals zu kommen. Beim Studiolive war das nur ein Tap aus der Übersicht. Beim X32 sind mehr Taps notwendig. Dazu werde ich aber in Teil 3 mehr schreiben, sobald ich konkrete Live-Erfahrungen damit gesammelt habe.

X32-Q dient der Steuerung von Monitorwegen durch die Musiker selbst. Dies entspricht der Presonus QMix-App, welche ich auch schon gerne verwendet habe, wenn ich selbst auf der Bühne stand. Was mich an X32-Q ein wenig stört ist, dass jeder Musiker Zugriff auf alle Monitorwege hat. Man kann nicht einzelne Geräte auf je einen Monitorweg einschränken. Was ich dagegen sehr gut finde ist die Unterteilung in Hochkant- und Queransicht. In der Queransicht habe ich Zugriff auf alle Kanäle und kann mir den Basismix zusammenstellen. Nun kann ich 4 besonders wichtige Kanäle selektieren, welche mir dann in der Hochkantansicht bildschirmfüllend dargestellt werden. So kann ich mich während dem Gig darauf konzentrieren nur wenige Regler bewegen zu müssen.

Jetzt kommt aber der Clou: Man kann beliebig viele Kanäle auf einen Regler zusammenfassen. So habe ich dann z.B. einen Regler für mein Mikro, einen für mein Instrument und einen für den Rest. Das ist super übersichtlich!

Was mir an den Apps auch sehr gut gefallen hat ist, dass sie auch unter iOS7 keine Probleme machen. Bei Presonus funktionieren aktuell weder QMix noch SL Remote unter iOS7. Es gibt auch noch keine Aussage, wann funktionierende Versionen bereitgestellt werden.

Soweit also zu Teil 2. Teil 3 folgt dann nach ein paar Gigs, spätestens aber in der zweiten Oktober-Hälfte.
 
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Super Review!!! Danke
Ich bin sehr gespannt auf deine Ausführungen zum 3ten Teil.

ein bisschen frage ich mich auch, wozu man noch das "große" X32 braucht....
 
Also das Große hat ja von Haus aus 32 Eingänge und 16 Ausgänge. Das Kleine nur die Hälfte. Wenn man also regelmäßig mehr als 16 Kanäle braucht, dann ist das Große schon besser geeignet. Klar kann man das Compact mit einer S16 auf 32 Kanäle erweitern, aber das kommt einen teurer, als gleich das X32 zu kaufen.

Bei mir reichen 16 Kanäle bei 80% der Gigs aus. Für die restlichen 20% habe ich mir jetzt das hier gekauft:


An die Aux-Ins angeschlossen habe ich so 20 vollwertige Mikrofonkanäle. Das reicht mir erstmal. Für die 4 zusätzlichen Mikrokanäle gibt es zwar kein Total-Recall, aber ich lege da nur unkritische Signale drauf. Das passt dann schon.
 
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hmmmm...schwanke auch noch zwischen dem x32 und dem x32 compact....(komme vom 01v96 Lager) .....weniger an Größe vs mehr Känäle und Bedienbarkeit?

...Bedienbarkeit des x32 compact...gibts da Erfahrungsseitig Einschränkungen (außer dem Mehr input Layers) z.B. hinsichtlich Bedienung des Grafik-EQ....o.ä...?

Gruß spicki
 
Hier kommt nun der letzte Teil meines Reviews. Ich hatte in den letzten Wochen 4 mal die Gelegenheit das Pult einzusetzen und habe mir nach jedem Abend ein paar Notizen gemacht.

Theater

Der erste Einsatz des X32 Compact war mit einer 14-köpfigen Soulband mit Percussion, 5 Bläsern und 4 Sängern in einem kleinen Theatersaal. Ich habe mittels 4 zusätzlichen Preamps insgesamt 20 Kanäle von der Bühne annehmen können. Etwas knapp, aber ging sich gerade so aus. Das ist auch gleich die größte Band, die ich derzeit mische. Wenn es also für die reicht, dann reicht es für alle anderen locker.

Erste Herausforderung war die PA. Im Theater war nur eine PA ohne Subs. Wir haben also die bandeigenen Subs mitgebracht. Nur hatten die keinen Lowcut-Ausgang. Also habe ich die Summe im Pult auf eine eigene Matrix gelegt und dort einen LR24-Highcut gesetzt. Das war mein Subwoofer-Signal. Dann noch eine Stereo-Matrix mit LR24-Lowcut für die Tops und schon war das Signal wunderbar getrennt.

Der Rest des Abends ging ohne Probleme weiter. Die Bedienung ging leicht von der Hand. Einzig beim Umschalten der Abgreifpunkte für die Matrix (Pre-EQ, Post-Fader, ...) habe etwas gesucht bis ich darauf gekommen bin mal die Parameterseite weiterzublättern.

Das Mischen mittels der DCA-Gruppen funktioniert sehr gut. Auf der linken Seite habe ich meistens den Vocal-Layer gehabt und rechts die DCA-Gruppen. So musste ich nur selten die Layer wechseln.

Einzig wenn es Änderungswünsche am Monitorsound gab, habe ich mich doch recht konzentrieren müssen, um alles richtig zu machen. Also erstmal rechts den Layer mit den Monitorwegen aktivieren, dann den gewünschten Monitorweg auswählen, dann Sends-On-Fader aktivieren, dann links den passenden Layer wählen und schließlich die Änderung machen. Das sind doch schon reichlich viele Aktionen, die man machen muss. Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich, wie das einfacher geht. Mit der iPad-App war es recht einfach. Passende 8-er Gruppe wählen, dann Sends-On-Fader aktivieren und den gewünschten Monitorweg über die Tasten 1-16 auswählen.

Wir haben die Show als Multitracks per USB auf dem Laptop und auch auf einem USB-Stick direkt im Pult aufgenommen. Hat wunderbar geklappt ohne jegliche Aussetzer.

Kneipe

Wir waren mit der Partyband gebucht für die Jubiläumsfeier einer etwas größeren Musikkneipe. Auch hier war die PA schon vorhanden (Dynacord 15er Tops und 2 EV Doppel-18er Subs). Bei diesem Gig stand ich selber auf der Bühne und unser fester Bandtechniker hat zum ersten mal über das X32 gemischt. Eigentlich wollte ich diesen Gig nutzen, um die Remote-Steuerung meines Monitormixes per iPhone-App zu testen, nur habe ich leider den WLAN-Router daheim vergessen. Schade, dann muss dieser Test erstmal verschoben werden.

Unser Techniker ist mit dem Pult bestens klar gekommen. Ich musste kaum etwas im Vorfeld erklären. Normalerweise arbeitet er mit größeren Konsolen und kennt sich auch mit den gängigen großen Digitalkonsolen aus, daher hat er sich auf dem Pult schnell wie Zuhause gefühlt.

Als ich mir nach dem Gig sein Feedback zum Pult geholt habe, war er vor allem vom Tempo mit dem man am X32 arbeiten kann sehr begeistert. Ihm hat schon das Arbeitstempo am Studiolive gut gefallen, aber hier hat er auch noch viel mehr Möglichkeiten. Sehr schön fand er vor allem auch die Möglichkeit die Terzband-EQs über die rechten Fader einzustellen.

Hochschulfeier

Der dritte Gig war einer der schwierigen Sorte. Es ging um eine Jubiläumsfeier einer privaten Hochschule. Geplant war der Gig Open Air. Im Oktober ist das ja immer ein Glücksspiel mit dem Wetter. PA wurde gestellt (L-Acoustics Kara Tops und Nexo LS 1200 Subs). Da wir aber nur 30 Minuten Zeit für Aufbau und Soundcheck mit der 14-Mann-Band hatten, bin ich mit dem X32 und gespeichertem Setup vom letzten Gig angereist. Angekommen mussten wir feststellen, dass die Bühne entgegen unseren Forderungen im technischen Rider nicht überdacht war. Da es immer wieder leichten Nieselregen gab, habe ich mich schon damit abgefunden das Pult unter einer Plane zu verstecken und alles per iPad Remote zu steuern. Die Band weigerte sich allerdings bei den Verhältnissen auf einer ungeschützten Bühne zu spielen. Nach langem hin- und her wurde der Gig dann in einen Innenraum verlegt. Also erstmal alles wieder abbauen, PA in verkleinerter Form (4 LS 1200 und 2 PS15 als Tops) nach innen verfrachtet, aufgebaut und nach kurzem Linecheck losgelegt. Wir waren durch die Aktion eh schon 30 Minuten hinten dran.

Aus Zeitgründen (keine Zeit ein Multicore zu verlegen) stand das Pult jetzt auch seitlich auf der Bühne. Die akustischen Verhältnisse waren in dem Raum sehr problematisch. Glasfronten an 2 Seiten, sonst kahle Wände. Schön klingt das nicht. Dazu kommt eine sehr laute Band mit 5 Bläsern und eine nicht auf den Raum eingestellte Anlage, mir fremde Anlage.

Nach dem Linecheck ging es auch sofort mit dem Auftritt los. Gleich nach dem Hochziehen der Kanäle gab es erstmal einen riesigen Klangmatsch. Hier haben mich die 6 EQ-Bänder in der Summe gerettet. Mit denen kann man viel schneller breitere Anpassungen am Signal machen, als mit den Terzband-EQs. So war der gröbste Klangmatsch nach einem halben Lied erstmal beseitigt. Schön klang es zwar noch immer nicht, aber zumindest konnte man jetzt die Stimmen gut hören.

Die Bedienung per iPad Remote hat technisch gut geklappt. Ich hatte den ganzen Abend über keine Abstürze oder Verbindungsabbrüche zu verzeichnen. In die Bedienung muss ich mich noch etwas besser einfinden. Ich habe noch hier und da gut überlegen müssen wo jetzt was zu finden ist. Aber hier macht einfach Übung den Meister.

Musiknacht

Neuer Gig, neue Band. Eine 6-köpfige Soul-/Funk-Band war bei einer Musiknacht in einem Fitnesscenter gebucht. Hier haben wir die gesamte Technik selber stellen müssen. Als PA habe ich meine eigene Anlage (FBT Promaxx 10er Tops und 2 KME VB15 Subs) mitgebracht. Der Raum war wieder relativ problematisch mit vielen Glasfronten. Da die Band aber sehr diszipliniert spielt und auch einen relativ leisen Bühnensound hat, konnte man recht gut mit dem Raum zurecht kommen.

Das Pult stand hier mal wieder seitlich der Bühne. Gemischt habe ich wieder mit dem iPad. Das ist jetzt der zweite Gig mit dem iPad und ich finde mich zusehends besser damit zurecht. Beim Soundcheck finde ich es noch etwas anstrengender, als die Einstellungen direkt am Pult zu machen. Während dem Gig finde ich mich allerdings hervorragend zurecht. Keine Probleme mehr schnell irgendwo hin zu navigieren. Ich muss auch nicht mehr so viel darüber nachdenken, wie ich etwas machen muss und mache es einfach. Ich denke noch 2 Gigs mit dem iPad und ich bin wieder auf dem Stand, den ich mit der Remote App des Studiolive hatte.

Einen kleinen Bug habe ich bei der App entdeckt. Ab dem dritten Set sind die Pegelanzeigen in den Ausgangsbussen eingefroren. Immer wenn man auf eine andere 8er-Kanalgruppe geschaltet hat, gingen sie wieder für ein paar Minuten, bis sie wieder eingefroren sind. Die Pegelanzeigen in den Eingangskanälen liefen ohne Probleme durch. Der Bedienung der App hat das aber keinen Abbruch getan. Alle Änderungen am iPad wurden zuverlässig vom Pult nachvollzogen. Abstürze und Verbindungsabbrüche hatte ich auch an diesem Abend nicht.

Diesmal habe ich mich ein wenig mit dem Wave Designer ausgetobt. Ich habe das (Transient Designer) Plugin als Insert in die Kick-Drum eingeschliffen. Die Bedienung ist kinderleicht. Man hat einen Attack- und einen Decay-Regler. Damit kann man in Sekunden (mehr Attack, weniger Decay) einen sehr schönen Sound für die Kick basteln. Auch auf der Snare tut sich dieses Plugin sehr gut (da eben mehr Decay und vielleicht noch einen Tick Attack). Wenn es schnell gehen muss, dann ist dieses Effekt-Plugin Gold wert.

Fazit

Als Fazit nach den bisherigen Gigs kann ich sagen, dass die Remote Bedienung gut funktioniert. Ich könnte mir durchaus vorstellen auch nur mit dem X32 Rack glücklich zu werden. Wenn man allerdings Platz für einen FOH hat, dann macht es doch mehr Spaß direkt mit dem Pult zu arbeiten. Dank der Scribble-Strips kommt man auch mit den vielen Layern sehr gut klar. Die Bedienung ist logisch und man kommt an alle Funktionen schnell mit wenigen Handgriffen ran.

Die Effekte gefallen mir ausgesprochen gut. Auch wenn ich nach einem Gig in den Pultmitschnitt reinhöre, finde ich die Qualität der gebotenen Effekte großartig.

Nach den Erfahrungen, die ich bisher mit dem X32 gemacht habe, denke ich, dass ich mein Live-Setup auch in Zukunft auf dem X32 aufbauen werde. Für kleine Geschichten und als Havariepult verwende ich bis jetzt noch ein Soundcraft EFX8. Nun bin ich aber vom X32 sehr verwöhnt worden, was die Mix-Möglichkeiten angeht. Nur ist mir das X32 Compact für die kleinen Jobs zu groß und schwer. Die Frage ist jetzt, was ist die sinnvollste Option das Setup nach unten abzurunden. Ein X32 Rack? S16 mit X32 Core oder nur ein iX 16? Die ersten beiden Optionen sind Show-Kompatibel (man kann die Szenen einfach rüber kopieren) und erweitern bei Bedarf das X32 Compact auf 32 Kanäle oder dienen als Stagebox. Das iX16 ist wiederum sehr kompakt, leicht und bietet auch alles, was man für kleine Gigs braucht. Schwierig da eine Entscheidung zu treffen. Aber auf der anderen Seite wunderbar, dass man all diese Optionen zur Auswahl hat.

Im Endeffekt kann ich aber jedem, der über ein Digitalpult nachdenkt empfehlen sich die X32-Familie mal genauer anzuschauen. Ich konnte im letzten Monat keine wesentlichen Schwachstellen an Behringers Digitalkonzept finden! Es macht wirklich sehr viel Spaß mit dem Pult zu arbeiten.
 
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Hall Harle,
Gratulation zu diesem gut geschriebenen Testbericht.
Ich habe seit ca. einem Jahr die 'große' Version und bin restlos damit zufrieden. Vor allem auch damit was Behringer im letzten Jahr an Updates rausgebracht hat. Viele kleine Änderungen die das Pult noch aufgewertet haben.
Ich habe mir, so wie du, Gedanken gemacht wie ich das ganze für kleinere Jobs nach unten abrunden könnte. Da bin ich letztendlich beim X32 Rack hängen geblieben.
Zum einen weil es mit 3 HE noch als handlich bezeichnet werden kann.
Dann verfügt es, inkl. Aux Anschlüssen, über 22 in und 14 out Wege, also mehr als die Core+S16 Kombi.
Zusammen mit dem bestehenden X32 kann es aber auch als Monitor Mixer dienen.
Und dann werden mir sicher noch andere Dinge einfallen. Alles in allem also mein Ding.

Das größte Minus beim iX16 ist, soweit es sich derzeit abschätzen lässt, die fehlende Integrationsmöglichkeit mit dem restlichen X32 Ökosystem. Standalone wäre es aber von den Möglichkeiten her eine mehr als gute Alternative zum DL1608.
 
Prima Review, da hat die Losfee ja den Richtigen ausgesucht... :great:
 
Hallo, bin begeistert über die 3 Reviews; das Wesentliche getroffen und super rübergebracht! Vielen Dank!
Trage mich auch seit einigen Wochen damit, ein X32 Rack zu bestellen.
Kann ein solches an einem "großen" X32 die S16-Erweiterungs-Box ersetzen? Hatte in irgendeinem Forum eine Bemerkung gelesen, dass die X32-Pulte nicht miteinander verknüpft werden können und um einen solchen Fall ginge es ja dann.
Das wäre genial und für mich ein Grund mehr quasi sofort zuzuschlagen.
Danke für einen Tipp!
Gruß Gerry
 
Da ich es noch nicht ausprobiert habe, hier nur ein paar Infos die ich aufgeschnappt habe.

Man kann das X32 Rack als S16-Ersatz verwenden mit einer Einschränkung: Vom FOH X32 aus können die Preamp-Gains nicht geändert werden. Man hat am FOH X32 wohl nur noch die Möglichkeit den Gain +/- 18dB zu trimmen. Um die Gains am X32 Rack zu ändern könnte man sich halt per iPad oder X32 Edit damit verbinden. Oder man stellt die Gains grob am Gerät ein und regelt den Rest per Trim.
 
Ja genau richtig, früher waren es sogar nur 12db.. jetzt sogar 18 das sollte aber eigentlich als Trimm reichen.. werden den Preamp natürlich hart ins Clipping fährt, bringt das auch nix mehr ;)
Demnächst soll es dann aber auch einen S16-Mode geben, der es alles etwas komfortabler macht...
 
Hallo Leutz,
zunächst einmal herzlichen Dank für diesen informativen Beitrag. Er hat mich letztendlich dazu bewegt, gestern beim großen T eines der letzten
X32 wegzuclicken. Werde es für Homerecording und gelegentliche Bandabmischungen einsetzen. Habe die Geschichte lange verfolgt und finde,
das es sich um ein revolutionäres und sehr durchdachtes Pult handelt.

Ich habe aber noch eine Frage an die Experten unter Euch:
Kann ich bei vorhandener Ethernet-Verbindung zum PC eine Verbindung zu Cubase herstellen? Im Handbuch habe ich Nichts darüber gefunden.
Wenn ich mir überlege, dass die Firewire-Verbindung 400MBit/s bringt (Beschriftung 400 an der Buchse) und wir bei Ethernet bereits über
Gigabits reden, so sollte das doch quasi "nebenbei" übertragbar sein.
Gruß Michael
 
Du willst Audio über die Ethernet-Verbindung zum Computer streamen? Das geht nicht. Aber dafür gibt es ja die USB-Buchse.
 
Doch sowas geht, aber nur bei ProTools mit sündhaft teuren, propietäten Mischpulten und Protokollen.
Der Ethernetport hier ist für die Fernsteuerung.
 
Doch sowas geht, aber nur bei ProTools mit sündhaft teuren, propietäten Mischpulten und Protokollen.
Komisch, ich kann mit ProTools und Reaper via Dante aufnehmen, und die Lizenz dafür war bei der Erweiterungskarte dabei - die es mittlerweile für praktisch jedes ernsthaft einsetzbare Digitalsystem gibt ;-)

Also "sündhaft teuer" muss weder das aufnahmesystem, noch das Übertragungssystem sein
 
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Ja gut, aber Dante kann das X32 halt noch nicht. Es soll wohl eine Dante-Karte in Entwicklung sein, aber wann die kommt ist noch offen.
 

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