Beim Vom-Blatt-Spiel auf die Akkordeon-Tastatur schauen?

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Hallo miteinander.

Ich wollte euch mal fragen, ob ihr beim "Vom Blatt spielen", von Zeit zu Zeit, zwecks Orientierung, kurz auf die Klaviatur schaut. Ich lerne gerade in einem Buch des Holzschuh Verlags einige Lieder aus dem ersten Band. Das geht schon recht gut. Ich ertappe mich nur manchmal dabei aufs Instrument zu schauen wenn ein großer Intervall Sprung ansteht. Wie macht ihr das, ertasten, oder auf das Instrument sehen?

Viele Grüße, Johannes.
 
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Moin Johnny45, ertasten ist für mich das Mittel der Wahl. Den Intervall dann durch Wiederholung im motorischen Gedächtnis verankern. Wenn ich dabei auf die Tasten gucke, werde ich nur konfus und finde dann den Anschluss in den Noten nicht, mache also spätestens nach dem Intervall Fehler. Meine Finger müssen das regeln, nicht meine Augen.
LG Tygge
 
Hallo Tygge,

Danke für deine rasche Antwort. Dann will ich das auch so verinnerlichen. So lange da keine keine mehrtaktigen 16tel Läufe zu spielen sind stelle ich mir das praktikabel vor.

Gruß, Johannes.
 
Auch bei "mehrtaktigen 16tel-Läufen" ist dies das Mittel der Wahl. Denn je komplizierter das Notenbild ist, um so wichtiger ist es, mit den Augen auf den Noten zu bleiben, um nicht den Anschluss zu verlieren.
 
Außerdem ist das unterbewusste (mechanische) Lernen (mit dem Rückenmark u.a.) immer zuverlässiger als das bewusste (mit dem Großhirn).
Beispiele:
- Wenn jemand mit 10 Fingern schreiben kann, wird er langsamer und macht mehr Fehler, wenn er bewusst auf die Tasten schaut.
- Wenn du dich beim Schaltgetriebe verschaltest, ist es ein Denkfehler. Du dachtest also, dieser Gang sei - warum auch immer - besser. Es ist kein mechanischer Fehler im Sinne von: Ich wollte so schalten, aber habe den Schalthebel nicht erwischt. Erst wenn du dich auf den Schaltvorgang als Folge von Einzelschritten konzentrierst (Kuppeln, Schalthebel in den Leerlauf, Schalthebel in den anderen Gang, Auskuppeln), machst du Fehler.
- Akkordeonspieler mit Standardbass machen die meisten Fehler mit der rechten Hand, also der Hand, auf die man schauen kann, aber vor allem der Hand, auf die man sich mehr konzentriert.
- Probier mal ein ausreichend forderndes Stück für beide Hände aus und lass dann, nachdem du es gut geübt hast, den Bass weg. Spoiler: Es wird schwerer und nicht leichter.
Und zu den Sechzehnteln: Im hohen Tempo hast du gar keine Zeit für so was.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok, das leuchtet mir ein. Ich danke euch vielmals für die sehr guten Gedankenanstöße. Ich finde es klasse, hier im Forum so ausführliche Informationen zu bekommen. Das hilft ungemein. Vor allem macht man bestimmte Fehler gar nicht erst.

Viele Grüße :)
 
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Erstens ist es ein Widerspruch in sich, vom Blatt zu spielen, also auf die Noten zu schauen, aber auch auf die Klaviatur zu schauen. Zweitens hat mein Lehrer damals immer gesagt: Mit den Augen oder mit Blicken hat noch nie jemand eine Taste gedrückt! Letztlich sähe es bestimmt lustig aus, wenn Du das auf das Spielfeld Schauen mal auf er linken Seite probieren würdest (auch da kommt es ja durchaus mal zu größeren Distanzen).

Es gilt: Üben, üben, üben, üben, üben, üben, üben, üben, ...
 
Ich persönlich empfinde es als (möglicherweise zu) hohen Anspruch, gerade für unsereins Anfänger, gänzlich blind zu spielen. Das kommt doch mit der Zeit, dass man immer unabhängiger und intuitiver wird (jedenfalls merke ich das bei mir selbst). Insbesondere wenn es an einer bestimmten Stelle immerzu hakt und die Stelle nur gelingen will, wenn man kurz drauflunst, dann gibt eben jenes Lunsen mehr Selbstbewusstsein - und legt damit den Grundstein, die schwierige Stelle demnächst doch blind spielen zu können. Von der Warte eines erfahrenen Spielers ist es natürlich weit weg, auf die Tasten schauen, doch so weit muss man ja auch erst noch kommen...

Besten Gruß

PitFfm
 
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Es ist nicht an Euereins als Anfänger der Anspruch es zu können, sondern es zu lernen :opa:
 
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Das ist so weise wie wahr - chapeau ! :hat:
 
Insbesondere wenn es an einer bestimmten Stelle immerzu hakt und die Stelle nur gelingen will, wenn man kurz drauflunst,
Genau dies sind die Stellen, die man als kleinen Schnipsel/Ausschnitt bewußt blind üben sollte, dann klappt es später im Stück dann auch!
Notfalls mit Augenbinde. Das sage ich als eine, die es auch erst seit ein paar Monaten kann und auch noch nicht immer, nicht in jeder Situation.
 
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Hallo zusammen,

ich bin überzeugt, dass man man mit den Fingern oder mindestens mit einem Finger immer in Kontakt mit der Tastatur bzw. den Knöpfen bleiben sollte - egal, ob der Finger spielt oder nur die Position fühlt. So weiß man immer (bzw. man könnte es wissen), wo man sich momentan mit den Händen befindet.
Ich schreibe bewusst von den Händen, denn auf der linken Seite ist es ganz selbstverständlich, die aktuellen Handpositionen mitzudenken. Dasselbe muss auch rechts gemacht werden, ist aber aus unerfindlichen Gründen anscheinend nie ein Thema beim Akkordeon-Elementarunterricht.
Von der aktuellen und somit bekannten Position aus kann man dann den nächsten Ton angehen. Wenn der nächste freie Finger nicht weit genug gespreizt werden kann oder Fingersatz-mäßig zum Weiterspiel nicht passt, macht man einen stummen Fingerwechsel auf einer nicht-gedrückten Taste bzw. Knopf. Von Blindflugsprüngen, dh. Hand vom Spielbrett losgelöst, nach einem entfernt liegenden Ton rate ich ab, das gibt keine 100%ige Trefferquote. Das gilt ganz besonders bei sehr weiten Sprüngen.
Dieses Vorgehen kann man, wenn man genau hinschaut und evt. die Zeitlupe bemüht, auf YT bei vielen Profis studieren.
Ergänzend kann man auch die schwarzen Tasten beim Pianoakkordeon bzw. die Riffelungen bei den Knopfakkordeons als Orientierungshilfe bei weiteren Sprüngen benutzen.
Also, Finger immer auf dem Spielbrett lassen und möglichst wenig bewegen - trotzdem sauber und präzise die Töne angehen. So kann es dann auch mal richtig schnell werden. Fliegende Finger, wie man es bei Amateur-Akkordeonspielern oft sieht, sind kontraproduktiv.
Zu der Verwirrung, die beim suchenden und steuernden Blick die rechte Hand entsteht, wurde oben schon das Wesentliche gesagt. Ich ergänze, auch beim Auswendigspiel verwirrt der Tastaturblick nur.

Viele Grüße
morino47
 
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Probier mal ein ausreichend forderndes Stück für beide Hände aus und lass dann, nachdem du es gut geübt hast, den Bass weg. Spoiler: Es wird schwerer und nicht leichter.

Das ist u. a. der Grund, weshalb ich nie in einem Akkordeonorchester gespielt habe und es nie tun werde. Die linke Hand ist für mich das Begleitorchester und der Rhythmus, die die rechte Hand durch das Stück ziehen. Des weiteren hätte ich Angst, dass mein Bassspiel verkümmern könnte.

Das gilt natürlich nur für meine leichte Unterhaltungs- und Volksmusik mit Standardbass, nicht z. B. für Klassik und Jazz.

Gruß
Helikon
 
Des weiteren hätte ich Angst, dass mein Bassspiel verkümmern könnte.
Orchesterspielern ist es nicht untersagt, außerhalb des Orchesters den Bass zu spielen.

Gruß aus der Eifel
 
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Von Blindflugsprüngen, dh. Hand vom Spielbrett losgelöst, nach einem entfernt liegenden Ton rate ich ab, das gibt keine 100%ige Trefferquote.
Ich kann da nicht widersprechen, aber bei Anfängern, Spielern aus der Übung oder schlicht faulen Menschen ist die Trefferquote höher als mit mehreren Fingerwechseln hintereinander.
Und: Sprünge werden geübt, Fingersätze ohne Sprünge funktionieren nach Wochen noch nicht.
Außerdem klingt das Ergebnis bei schwachen Spielern erheblich besser, wenn man den 4. und 5. Finger entlastet, was sinnvolle Fingersätze verhindern kann.
Ein Beispiel: https://www.stretta-music.de/juergens-udo-juergens-in-concert-nr-220364.html
Der Lauf in Takt 64 (nur einstimmig) ließe sich in der Theorie ohne Sprünge problemlos mit 2-1-4 - 2-1-4 - 2-1-4 - 2-1-4 spielen, aber mit Sprüngen, d.h. 3-2-1 - 3-2-1 - 3-2-1 - 3-2-1, funktioniert er auch in der Praxis mit weniger Geübten und vor allem gleichmäßig und in der richtigen Dynamik.
Fliegende Finger, wie man es bei Amateur-Akkordeonspielern oft sieht, sind kontraproduktiv.
Wenn ein Akkordeonspieler mit jedem Finger auch ohne groß auszuholen einen präzisen Anschlag hinbekommt und den Finger auch schnell genug wieder von der Taste/dem Knopf wegbekommt, dann ja.
Wenn die Fingerfertigkeit fehlt, dann ist das Kleben an den Tasten/Knöpfen ein Riesenproblem.
Ich sehe die Reihenfolge so:
Zuerst bleibt der Anfänger auf der Tastatur. Was bleibt ihm übrig? Er hat nicht die Kraft, die Finger schnell weit zu heben.
Mit der Fingerfertigkeit können die Abstände wachsen und dann kann an der Präzision der Anschläge gearbeitet werden.
Wenn die Anschläge präzise sind, kann man die Abstände zur Tastatur wieder verringern.
 
Außerdem klingt das Ergebnis bei schwachen Spielern erheblich besser, wenn man den 4. und 5. Finger entlastet, was sinnvolle Fingersätze verhindern kann.
ein sinnvoller Fingersatz ist einer, der funktioniert. Wenn ein Spieler schwachen 4. und 5. hat, gibt es 2 Möglichkeiten:
- die Finger trainieren, in dem sie gezielt eingesetzt werden
- wenn es ums (Vor-)Spielen eines Stücks geht, den Fingersatz so machen, dass es funktioniert. Dann ist aber auch ein Fingersatz ohne 4. u. 5. ein sinnvoller

Der Lauf in Takt 64 (nur einstimmig) ließe sich in der Theorie ohne Sprünge problemlos mit 2-1-4 - 2-1-4 - 2-1-4 - 2-1-4 spielen, aber mit Sprüngen, d.h. 3-2-1 - 3-2-1 - 3-2-1 - 3-2-1, funktioniert er auch in der Praxis
meinst du die Triolen abwärts in T. 68? Für die ist 3-2-1-3-2-1-... aber kein Springen, sondern normales Übersetzen mit z.T. etwas größeren Abständen. Dabei fände ich nur den Daumen auf dem b' etwas ungünstig, ansonsten sehe ich da nichts Besonderes. 2-1-4-... finde ich ... äh ... seltsamer. (Ich vermute, wir reden vom Pianoakkordeon)
 
Hallo lil,

ich schreibe ja von Anfängern und faulen Fortgeschrittenen. Bei den einen ist die Baustelle Fingerfertigkeit eine große neben mehreren anderen großen, bei den anderen rechne ich nicht mit einer Verbesserung.
meinst du die Triolen abwärts in T. 68?
Ja, die meine ich. Und Taste ist auch richtig vermutet.
Die Stelle zwischen 2. und 3. Triole ist der Knackpunkt. Vom f (1. Finger) zum d (3. Finger) ist kein reines Übergreifen.
Vom 4. Finger zum 2. ist überhaupt keine Schwierigkeit, dafür aber vom 1. zum 4. davor.
Bei der 1-3-Variante stelle ich jedenfalls fest, dass da nur gesprungen wird. Sogar bei den anderen Triolen-Übergängen (vom b zum a) wird gesprungen, weil sonst der Daumen der fließenden Bewegung im Weg ist.
Man sieht da keine gleichmäßige Abwärtsbewegung der Hand, sondern eine ruckartige.

Der Fingerwechsel als erste Wahl ist auch meine Empfehlung.
Und wenn der Spieler es einigermaßen kann und die Läufe übt, funktioniert das auch.
Aber solange die Fingerwechsel genauso haken wie die Sprünge, ist im praktischen Einsatz das Rennen offen.
Die Kunst hierbei ist, sich die Phrasierungen anzuschauen und die "Schwierigkeiten" (Sprünge, ungemütliches Übersetzen) zwischen die Phrasierungsbögen zu packen.
Deshalb in meinem Beispiel diese Fingersatzempfehlung, um Schwierigkeiten innerhalb der Triolen zwischen die Triolen zu verschieben.
Es steht dabei natürlich jedem frei, durch Üben an seinen Probleme zu arbeiten, und zwar in erster Linie die Fingerwechsel, Tonleitern u.ä., und dann den Fingersatz seinen Fähigkeiten gemäß abzuändern.
Das Springen zu üben, empfehle ich aber auch. Denn z.B. die Oberkrainersachen gehen gar nicht anders.
Natürlich alles blind!
 

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