Besame Mucho für Arme

asinge
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Hallo zusammen,

ich hätte da auch mal eine Frage an die Fortgeschritteneren. Ich selbst bezeichne mich als blutigen Anfänger auf dem Akkordeon. Ich lerne im Selbstudium, bin z. Zt. auf S. 75 von Peter M. Haas "Spiel Akkordeon" und nebenher auch noch Martina Schuhmeckers "Akkordeon Workshop 1". Den "Akkordeon Workshop" habe ich nebenher gewählt, weil da bisschen früher mit Wechselbass angefangen wird und die Lieder auch etwas bekannter sind und auch meinem Geschmack entsprechen.

Das aber nur als Einleitung zu meiner eigentlichen Frage. Ich habe früher schon mal mit Orgelspiel angefangen und da habe ich noch Noten und da findet sich so das eine oder andere, was mir auch ganz gut gefällt und ein bisschen Abwechslung muss sein, sonst wird es langweilig. Also nehme ich mir die Freiheit heraus und mache zwischendurch mal einen kleinen Abstecher in die alten Zeiten. Worauf will ich nun eigentlich hinaus? Lange Rede, kurzer Sinn, ich bin auf das schöne Lied "Besame Mucho" gestoßen in meinen alten Orgelnoten. Ein b, denke mal das ist D-moll. Soweit so gut. Ich spiele seit ein paar Tagen und es geht auch schon ganz gut, Beguine ist halt doch was anderes, als immer nur humm-ta-ta oder humm-ta-humm-ta ;-)

Nun zu meiner eigentlichen Frage: am Ende, wenn es wieder zurück zum Anfang geht, da ist eine Akkordfolge E7 Bb7 A7. Auf der Orgel greift sich das Huschhusch, kein Problem, auch wenn ich jetzt nach 20 Jahren erst wieder auf der Orgel anfange, nebenbei. Auf dem Akkordeon ist diese Akkordfolge für einen Anfänger wie mich aber doch schon recht ambitioniert bzw. gar sportlich. Jetzt meine eigentliche Frage: gibt es da nicht eine einfachere Möglichkeit? Ich wäre dankbar für jeden Hinweis.

Liebe Grüße aus dem hohen Norden
Axel
 
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Hallo zusammen,

wenn es wieder zurück zum Anfang geht, da ist eine Akkordfolge E7 Bb7 A7.

Die Akkkorde dienen an der Stelle zu einer gefälligeren Rückführung zum Anfang. Solche Bassläufe kann man aber auch locker nur mit den Grundbässen spielen - wirkt auf dem Akko auch schon ganz gut , manchmal sogar besser als die kompletten Akkorde. Und somit kann man die aus Terzbass E Grundbass Bb und Terzbass A zusammenstellen . Das lässt sich gut spielen, da die Töne direkt benachbart liegen.

Gruß, maxito
 
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Hallo Axel,

noch 'ne Anmerkung:
alte Orgelnoten (im Sinne von "Heimorgelnoten") sind hervorragend für Akkordeon geeignet, weil die typische Spielweise sich sehr ähnelt:
Die Bässe (beim Akkordeon die Baß-Knöpfe, bei der Orgel das 13-Stummel-Pedal) sind auf eine Oktave Tonumfang beschränkt und die Akkorde (beim Akkordeon die Akkord-Knöpfe, bei der Orgel die linke Hand auf dem unteren Manual) lassen sich sehr oft 1:1 vom einen auf das andere Instrument übertragen.
Beide Instrumente haben die Möglichkeit, Baßtöne und Akkorde gemeinsam zu spielen (im Gegensatz zum Klavier, da muß die linke Hand oft herumspringen oder die Spannweite reicht nicht).

Deshalb sind Orgelnoten eine meist einfach umzusetzende Grundlage (solange die linke Hand nur Akkorde greift, aber das ist meist der Fall) - jedenfalls viel näher am Akkordeon als Klaviernoten.

Daß manchmal benachbarte Akkorde durch die Quintenzirkel-Anordnung auf dem Akkordeon recht weit auseinanderliegen, erschwert die Sache natürlich manchmal auch etwas (das hast Du ja bemerkt ;)); besonders ein "approach chord", der einen Halbton über oder unter dem Zielakkord liegt, ist auf dem Akkordeon immer extrem ungünstig, weil er 5 Knöpfe entfernt ist...

Viele Grüße
Torsten
 
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Hallo Torsten,

du hast meine Situation perfekt beschrieben, hätte ich nicht besser gekonnt:great: Bleibt nur noch die Frage, was mache ich mit dem "approach chord"? Einfach weglassen? Dann approached aber nix:D Ich werde es mal ausprobieren, vielleicht klingt's ja doch.

Hallo Maxito,

ich vergaß zu erwähnen, die Akkordfolge läuft über 2 Takte also |E7 Bb7|A7| Im letzten Takt (also der mit A7) habe ich auch einen Basslauf in den Orgelnoten. Also der Basslauf in dem letzten Takt sollte so bleiben (von A nach E runter nach D, glaub ich). Lange Rede, kurzer Sinn, der Bb7 muss weg! Allerdings habe ich mit dem Basslauf noch so meine Probleme. Wie gesagt, bin bei P.M.Haas erst auf Seite 75, Terzbässe kommen später und ich hab keine Ahnung mit welchem Fingersatz man A G F E greift. Ich kann ja auch versuchen, es mit einem sympathischen Lächeln zu kaschieren:whistle:

Liebe Grüße
Axel
 
A G F E würde ich im Bass so greifen, A 4 (im Terz vorm F) G 2, F 4 und E 3 (im Terz vorm C). Das greift sich leicht.
Viel Erfolg.

Gruß grollimolli
 
So,

ich hab's mal probiert! Bb7 einfach weg gelassen, dafür E7 durch gespielt, hätte ich auch früher drauf kommen können:bang: naja, fragen schad ja nix.

Hallo grollimolli,

danke für den Tip! Jetzt hab ich zwar Knoten in den Fingern, aber es klingt! Geht aber bei mir erstmal nur gaaaaaaanz langsam, also mehr so moooooooooooolto rit. aber ja, das könnte was werden, ich werde üben!

Liebe Grüße
Axel

Hallo grollimolli,

das mit A 4 (im Terz vorm F) G 2, F 4 und E 3 (im Terz vorm C) geht schon ganz gut. Ich nehme mal an, so wie ich mein Akkordeon kenne, gilt der Fingersatz für jeden Grundton, oder?

Liebe Grüße
Axel
 
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Hallo Axel,

wenn man mal versucht, die harmonischen Vorgänge sichtbar zu machen (ohne rhythmische Schnörkel und ohne Baßläufe), dann erhält man für diese Stelle folgendes (das deckt sich auch mit der Version im RealBook II):

Ausgangsbasis

besamemucho-1.png

Oben stehen die Akkorde aus dem RealBook, darunter zur Verdeutlichung in "Jazz-Schriftart" die Tonzusammensetzung der Akkorde. Achtung: es geht hier wirklich nur um die Tonzusammensetzung, das ist kein gutes Beispiel für gekonntes Voicing oder was auch immer - einfach nur vom Grundton angefangen brav in Terzen aufgeschichtet.
Unten steht die Akkordeon-Schreibweise (Achtung: deutsche Schreibweise B!).
Die nur durch Weitsprung zu erreichenden Knöpfe habe ich rot hervorgehoben.

Bleibt nur noch die Frage, was mache ich mit dem "approach chord"? Einfach weglassen? Dann approached aber nix:D Ich werde es mal ausprobieren, vielleicht klingt's ja doch.
Den "approach chord" habe ich nur als typisches Problem erwähnt, im vorliegenden Fall würde ich das nicht so bezeichnen - dafür ist er zu betont und zu lang. Aber prinzipiell liegt er schon genau einen Halbton verrückt über dem Zielakkord.


ich hab's mal probiert! Bb7 einfach weg gelassen, dafür E7 durch gespielt, hätte ich auch früher drauf kommen können:bang: naja, fragen schad ja nix.
Jetzt sollten wir uns die Frage stellen: "Warum kann man den B7 einfach weglassen? bzw. beim E7 bleiben?"
Wenn man eine Baßbegleitung auf dem Akkordeon nicht wie vorgegeben/gewünscht spielen kann, ist es ein probates Mittel, es mit anderen passenden Harmonien zu versuchen. So etwas nennt man "Reharmonisation". Die wird ansonsten in der Regel eingesetzt, um Stellen harmonisch interessanter/moderner/was-auch-immer klingen zu lassen.

Bei einem Sept-Akkord gibt es zwei Töne, auf die es ankommt, die seinen besonderen Charakter ausmachen: die (große) Terz, denn sie bestimmt den Dur-Charakter, und die (kleine) Septime, denn sie bestimmt klarerweise den Sept-Charakter. Die anderen beiden sind viel weniger wichtig, denn der Grundton ist in aller Regel schon im Baß und die Quinte trägt wenige Informationen und ist sowieso schon als 2. Oberton des Grundtons im Klang enthalten. Beim Akkordeon sind die Sept-Akkorde auch ohne Quinte (mit wenigen älteren Ausnahmen). In Heimorgelnoten wird die Quinte auch selten mitgespielt.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es kommt auf die zwei Töne Terz und Septime an.
Beim B7 sind das die Töne d (Terz) und as (Septime).
Wenn wir diese beiden Töne beibehalten, nur ihre Rolle (Terz und Septime vertauschen), landen wir bei
E7 mit den Tönen d (Septime) und gis = as (Terz).

Wir sehen also, daß die beiden wesensbestimmenden Töne d und gis/as beim B7-Akkord und E7-Akkord gleich sind.
Deshalb kann man gut den einen durch den anderen ersetzen (substituieren). Weil dies ein oft genutzer Effekt ist und die Töne E und B genau einen Tritonus (6 Halbtonschritte, übermäßige Quarte, verminderte Quinte) voneinander entfernt liegen, nennt man diesen Austausch Tritonussubstitution.

E7 ist also die Tritonussubstitution von B7 (und umgekehrt).

Deshalb läßt sich der E7 anstelle des B7 problemlos weiterspielen.
In einfacheren Versionen von Bésame mucho ist dort auch durchängig E7, man hat nur irgendwann den B7 als harmonische Bereicherung hinzugefügt.

Bésame mucho für wirklich Arme


besamemucho-2.png



Lange Rede, kurzer Sinn, der Bb7 muss weg!
Genau! Wenn man es aber trotzdem etwas abwechlungsreicher haben möchte und klanglich näher an die Vorlage will, kann man sich aber trotzdem behelfen.
Ich möchte hier zwei Varianten vorstellen, die auf dem Akkordeon ohne große Hüpferei spielbar sind.
Du kannst ja mal alle Spielweisen genau so, wie sie dastehen, nachspielen (also nur mit ausgehaltenem Baß und Akkord gemeinsam) und auf die klanglichen Unteschiede hören.

Der B7 ist zwar ein probater E7-Ersatz, aber dennoch klingt er anders (sonst hätte man ihn ja nicht ersetzt ;)).


Ersatz 1 (für flexible Arme)


Das Besondere am B7 ist vor allem der Ton B, denn der kommt im E7 nirgends vor.
Versuchen wir also einmal, beim E7-Akkord zu bleiben und einfach ein B im Baß zu spielen. Das liegt unerreichbar weit weg, also nehmen wir den schon erwähnten Terzbaß Ais:

besamemucho-3.png


Ersatz 2 (für einfallsreiche Arme)


Ein anderer Ansatz besteht darin, einen anderen passenden Akkord für B7 zu finden:
B7 = b + d + f + as
Vom Grundton abgesehen sind da noch d, f und as/gis und es fällt auf, daß sie eine kleine (!) Terz auseinanderliegen. Da denkt man sofort: "Aha, ein verminderter Akkord".
Ddim = d + f + as
Wenn man so großzügig ist, gleich noch die verminderte Septime dazuzunehmen, hat man aus Symmetriegründen (ausprobieren!) gleich mehrere Möglichkeiten, diesen Akkord auf dem Akkordeon zu spielen:
dv, fv, asv/gisv, hv...
Suchen wir uns den am praktischsten gelegenen und sehen/hören mal, was herauskommt.
besamemucho-4.png


So, wir haben jeztzt also den in diesem Zusammenhang "bösen" B7 einmal ignoriert, einmal mit beibehaltenem E7 den Baßton variiert und einmal mit beibehaltenem Baßton den Akkord ersetzt.
Die beiden "Ersätze" sind gut spielbar und klanglich tun sie das, was sie sollen. :)

Das war jetzt zwar wieder viel Geschwafel um einen winzigen Akkord, aber ich hoffe, daß Du daraus allgemein anwendbare Erkenntisse zum "gezielten Herumspielen" für ähnlich gelagerte Fälle ziehen kannst.
Baßläufe habe ich jetzt mal völlig ignoriert, es ging mir vor allem um die "Problemkinder" Akkordknöpfe, weil es für die keine näherliegenden Abkürzungen à la Terzbaß gibt.

Viele Grüße
Torsten
 
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Wow!

Hallo Torsten,

womit verdienst du eigentlich dein Geld? Woher kann man soviel über zwei, drei Akkorde wissen? Ich will jetzt nicht wissen, wieviele es davon noch so gibt. Aber ich frage mich immer, wie kann ein Mensch sowas alles im Kopf haben und dann wo möglich auch noch spielen? Mir genügen dur, moll und septim, alles andere ist mir schon viel zu kompliziert. Versteh' mich nicht falsch, ich würde gerne 5/7/9/12 spielen, aber das ist alles unerreichbar für mich. Ich freu mich schon wie Bolle, wenns mit dem Standard so halbwegs hinhaut. Naja, im nächsten Leben mach ich es anders, da fang ich mit fünf an und bin mit zehn ein halber Mozart ;-) In diesem Leben muss ich das nehmen, was übrig bleibt, Spass am Musikmachen, für mehr reicht es nicht...

Liebe Grüße
Axel
 
Hallo Axel,

mit der Musik ist es doch wie mit der Sprache: Die Grammatik nur ein verzweifelter Versuch, eine Systematik über Dinge zu stülpen, die eigentlich ganz intuitiv ablaufen. Wenn man Sprache vermitteln will, kommt man aber um diese sperrigen Hilfsmittel kaum herum... :redface:
Bei mir ist es so, daß ich oft Dinge - ohne groß bewußt nachzudenken - einfach spiele. Das aber konkret niederzuschreiben (siehe oben) bzw. zu erklären, ist dann ein ungleich größerer Aufwand.

War halt mein Versuch, nicht nur Lösungsvorschläge für Deine Frage "gibt es da nicht eine einfachere Möglichkeit?" hinzuknallen, sondern irgendwie halbwegs plausibel zu begründen, warum das so funktioniert.
Über die Beziehung von Akkorden zueinander, der Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten und Funktionen sind ja ganze Bücher geschrieben worden, das kann man nicht auf einen Schlag verstehen und umsetzen oder mal eben so beschreiben, mach Dir da keine Gedanken...

Bésame mucho kann man ja durchaus als "Jazz" auffassen, es steht zumindest im RealBook ;), da wird's heiter, wenn man mit Stradella so etwas abbilden möchte (EgoMe ist hier der Spezialist für Jazz-Akkordbau mit Stradella).
Der Dm6 geht beispielsweise schön mit dm+dv (also mit zwei Akkord-Knöpfen gleichzeitig).

Viele Grüße und viel Freude an der Musik
Torsten
 

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