Man kann es aber weder kaufen noch sonst irgendwie einsehen.
Hallo MoriGol,
da es sich "nur" um eine Maturaarbeit handelt, wird man sie wohl ausschließlich in der
"Mediothek" der Kantonsschule Wil einsehen könnnen. Immerhin gibt es den
Katalogeintrag im St. Galler Bibliotheksnetz SGBN und daraus läßt sich entnehmen, daß besagte Schule ein Exemplar haben müßte.
Die Arbeit hatte vor allem das Ziel, mit den landläufigen Vorurteilen gegenüber dem Akkordeon aufzuräumen. Ich denke, das hieße bei uns hier, offene Türen einrennen.
Eventuell kann ja bei Gelegenheit mal ein ostschweizer Boardmitglied freundlich bei der Schule anfragen, ob er Einsicht bekommen kann. Die mutmaßlich kurze Passage, in der der Begriff "Schweineorgel" behandelt wird, könnte man ja kopieren.
Ich würde mir bezüglich des Begriffs "Schweineorgel" keine neuen Erkenntnisse erwarten - er wurde sicher nur als überspitzter Kontrast zu "Avantgardeinstrument" gewählt.
Ich hege jedenfalls den Verdacht, daß diese "Belegstelle" durch die Erwähnung in Wikipedia eine maßlose Überbewertung erfährt, sie wurde nur als schriftlicher Beleg für die Verwendung des Terminus "Schweineorgel" in Verbindung mit Akkordeons herangezogen, keinesfalls kann sie als Ursprung gesehen werden.
Es gibt hier im Board auch bereits eine oder mehrere "Schweineorgel-Diskussionen" - allerdings eher auf wimmernde Transistor-Orgeln bezogen. Der Begriff ist eben alles andere als eindeutig.
Er ist allerdings schon alt (keineswegs aus dem Jahr 2010 der genannten Arbeit zurück) und wird wohl für alles verwendet, was Tasten hat und jämmerliche Töne von sich gibt...
Interessantere Einträge zum Ursprung des Begriff "Schweineorgel" gibt es übrigens in Musikalischen Conversations-Lexika aus dem 19. Jahrhundert:
Hermann Mendel: "Musikalisches Conversations-Lexikon" (Band 9) 1878 schrieb:
Schweineorgel, eine Art Instrument, bei welchem Schweine (bei der Katzenorgel Katzen) die Pfeifen vertreten mussten. Eine Anzahl dieser Thiere wurden nach ihrer Grösse geordnet in einen länglichen Kasten gesetzt, in dessen einer Längenwand Löcher geschnitten waren, aus denen die Schwänze hervorragten. Darüber war eine Claviatur angebracht, deren Tasten mit Stacheln versehen waren, die beim Niederdrücken auf die Schwänze derartig einwirkten, so die geängstigten Thiere ein entsetzliches Geschrei erhoben. Um dies rohe, barbarische Vergnügen der Hörer noch zu steigern, waren auch an der entgengesetzten Längenwand des Kaßtens Oeffnungen angebracht, welche die Köpfe der armen Thiere und deren Grimassen zeigten. In neuerer Zeit wurde "Schweineorgel" auch als Bezeichnung für "Charivari", die Katzenmusik, welche ab und zu missliebigen Personen gebracht wird, verwendet.
Quelle:
http://archive.org/stream/musikalischescon09mend/musikalischescon09mend_djvu.txt
Der Eintrag lautet jedoch aufgrund fehlerhafter Texterkennung beim Scannen "Schiyeiueorgel"
August Gathy: "Musikalisches Conversationslexikon" 1840 schrieb:
Schweineorgel, eleganter Ausdruck für Charivari (s. d.) oder Katzenmusik, nach ienem im 17ten Jahrhundert einst veranstalteten Orgelconcerte, in welchem die Orgelpfeifen (eingesperrte, nach Alter und Größe geordnete Schweine) durch den Niederdruck der mit ihren Schwänzen correspondierenden spitzen Tangenten zum Ertönen gebracht wurden. Dieser treffliche Einfall ist übrigens weiter nichts als eine Nachahmung der von Pater Athanas. Kircher ersonnenen Katzenorgel; nur idealisirt.
Quelle:
http://books.google.de/books?id=kGh...PA413#v=onepage&q=Gathy schweineorgel&f=false
So gesehen eigentlich nicht sehr lustig (vor allem nicht für die armen Schweine). Und sogar der berühmte Athanasius Kircher findet Erwähnung.
Ob man den Erzählungen von angeblichen Schweineorgelkonzerten im 17. Jahrhundert für bare Münze hält, steht allerdings auf einem anderen Blatt...
Viele Grüße
Torsten
