Akkordeonunterricht für Anfänger: Eine Diskussion über Konzepte

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Liebe Akkordeon-Enthusiasten,

nachdem ich gerade auf einige Threads, die das Thema Akkordeonkauf und Unterricht für Kinder behandeln, gestossen bin, nehme ich dies zum Anlass, vorzuschlagen, ein wenig über den instrumentalen Anfängerunterricht im Fach Akkordeon zu diskutieren.
Um dem ganzen ein wenig Leben einzuhauchen, erlaube ich mir, kurz meinen eigenen Unterricht und die Gründe dafür zu skizzieren.
Bitte:
Diese Skizzierung soll nicht dazu dienen, ausschliesslich über meine Art zu Unterrichten zu diskutieren. Eine Diskussion ist m.E. erst möglich, wenn andere Modelle auch vorgestellt sind. Daher möchte ich Euch bitten, auch Eure Modelle/Konzepte/Ideen, hier vorzubringen, um den Horizont zu erweitern!
Gerade im künstlerischen Bereich ist Respekt vor Andersdenkenden (in diesem Falle besser: Andersarbeitenden) ein enorm hohes Gut. Daher möchte ich bitten, allen skizzierten Konzepten ein hohes Mass an Respekt entgegen zu bringen: Die meisten meiner Kollegen betreiben ihre Tätigkeit mit enormem Herzblut; es soll um Diskussion über Konzepte gehen, nicht um Urteile. Es scheint mir bisweilen eine etwas "deutsche" Angewohnheit zu sein, in inhaltlichen Diskussionen davon auszugehen, es gäbe eine Lösung, und zwar nur die "eine", und die sei richtig, und das meist auch "bis in alle Ewigkeit".

In solch einem Geiste befürchte ich, dass solch eine Diskussion mehr schadet als Nutzen zu bringen vermag: Gerade Akkordeonisten haben sich in den letzten rund 40 Jahren so manchen "Grabenkampf" geliefert, oft nicht unbedingt zum Wohle des Instruments.

Ich finde: Diese Zeit der Lagerkämpfe ist vorbei, und das ist auch gut so. Als Beispiel: Kein Pianist, der auf Beethoven und Brahms spezialisiert ist, urteilt Jazz-Pianisten als "nur halbe Musiker" ab. Das Urteil wird anderen überlassen. Ich fände es bewundernswert und wegweisend, wenn auch wir uns in der Lage zeigen könnten, einen "neuen", anderen Ton anzuschlagen.

Genug der Vorrede. Hier meine Arbeit, einigermassen skizziert:

Lehrplan:
Es gibt, wie auch für allgemeinbildende Schulen, Lehrpläne für Musikschulen. Diese sind nicht verpflichtend, sondern als ernst zu nehmende Empfehlungen gedacht: Gremien sehr erfahrener Musiker und Pädagogen haben sich lange die Köpfe zerbrochen bzw. heissdiskutiert, um diese Empfehlungen zu erarbeiten.
Die Frage, ob Anfänger zunächst Stadndardbass oder Melodiebass (MIII oder Einzeltonakkordeon, das ist alles das selbe) lernen sollen, wrd hier eindeutig zu Gunsten des MIII-Instruments beantwortet.
Meine persönlche Begründung, mich an diese Empfehlung zu halten (und ich arbeite im Übrigen nicht an einer Musikschule, müsste mich also weniger angesprochen fühlen), ist folgende:
Wer erst Melodiebass lernt, hat später wenig Schwierigkeiten, den Standardbass dazu zu lernen, wenn er das wünscht. Anders herum wird die Sache erheblich komplizierter. Dies nicht zu beachten, hiesse in meinen Augen, die Gefahr in Kauf zu nehmen, dass Schüler sich im Laufe ihrer Entwicklung zwar gerne auch anderer Musik (Neue Musik, Bach,...) zuwenden wollen, es aber entweder nicht mehr oder nur unter großen Mühen schaffen würden. Daher gebe ich jedem Kind, das bei mir anfängt, zunächst ein MIII-Akkordeon.

Die Überlegung zwischen Taste und Knopf im Diskant wird hier ja an anderer Stelle ausgiebig diskutiert, daher versuche ich zunächst mal, diesen Punkt hier nicht weiter zu behandeln.

Einstiegsalter:
Das hängt in meinen Augen sehr von der Vorbildung (Musikalische Früherziehung), dem Entwicklungsstand des Kindes sowie seinen naturgegebenen Anlagen ab, aus meiner Erfahrung ist ein ideales Durchschnittsalter rund um die Einschulung zu finden (und es gibt schon seit den Siebziger Jahren beeindruckende Beispiele für deutlich früheren Instrumentalunterricht, ich möchte dem nicht widersprechen!).

Einzelunterricht - Gruppenunterricht:

Die angesprochenen Erfahrungen aus den Siebzigern (Peter Heilbut) beziehen sich auf sehr erfolgreichen Gruppenunterricht. zu bedenken gilt aber: Dieser Gruppenunterricht war kein ausschliesslicher, je nach Bedarf konnten Einzelstunden angesetzt werden. Ferner wurde nur in Gruppen unterrichtet (meist Zweier), wenn die beiden Schüler wirklich eine jeweils gute Ergänzung waren usw...
Gründe FÜR diesen Gruppenunterricht waren die kammermusikalische Erfahrung, dadurch eine bessere rhythmische Schulung, Sozialisationsaspekte usw.
Heute findet man an Musikschulen häufig ausschliesslich Gruppenunterricht, als Argumente hierfür werden die oben aufgezählten genannt. Die Möglichkeit, einzeln unterrichtet zu werden, wenn sich keine Gruppe findet bzw. es auch aus der Gruppe heraus ergeben sollte, besteht fast nie. Auch sind die Gruppen meist dem Sachzwang angepasst: Wenn es zwei Anmeldungen zweier gleichaltriger Schüler gibt, kommen die eben in eine Gruppe, ungeachtet, ob es für sie gut ist oder nicht (als fiktives Beispiel). Es drängt sich der Gedanke auf, dass die wahren Gründe hierfür finanzieller Natur sein dürften...

Davon halte ich persönlich nichts. Musikunterricht ist Kunstunterricht. Und Kunst ist individuell. Da muss Einzelunterricht möglich sein. All die wunderbaren Dinge, die man nur im Zusammenspiel erleben, erfahren und lernen kann, dürfen dadurch aber nicht ausgeblendet werden. Das heisst: Ich achte darauf, dass meine Schüler, je nach Bedarf oder Notwendigkeit, auch mit anderen Kindern zusammen spielen, sei es mit Akkordeonisten oder - mir viel wichtiger - mit anderen Instrumenten.

Unterrichtsdauer:
Meine Unterrichtsstunden betragen i.d.R. 45 Minuten, auch bei sehr jungen Schülern. Erklärung: Meine Schüler sollen lernen, möglichst eigenständig zu arbeiten, und das sowohl in "handwerklicher" Sicht (wie übt man?) als auch in künstlerischer. Also müssen sie auch zu Hause lernen, allein zu arbeiten. Wenn sie in der Lage sind, sich 45 Minuten im Unterricht zu konzentrieren (selbstverständlich mit kleinen "Pausen", je nach Bedarf), kommen sie leichter in die Lage, auch zu Hause eigenständig zu arbeiten.
Im Übrigen käme ich, wenn ein Schüler die Woche über regelmässig gespielt hat, mit beispielsweise 30 Minuten Unterrichtszeit nie zu allem, was ich mit dem Schüler/der Schülerin besprechen möchte.

Ziel:
Die Kinder sollen zu (selbst)kritischen, eigenständigen Musikern heranreifen (ich bezeichne jeden, der ein Musikinstrument spielt, als Musiker), sie sollen spätestens zu Beginn der Pubertät in der Lage sein, sich ohne fremde Hilfe a) Stücke auszusuchen, b) diese zu erarbeiten und c) eine eigene Haltung zu dieser Interpretation o.ä. zu erlangen.
Im Übrigen: Solche Musiker sind kritische und oft dankbare Konzertbesucher oder, wenn man so will: verstehende Musikkonsumenten; für viele besteht das Ziel einer Instrumentalausbildung vordergründig genau hierein - mit Hilfe des jeweiligen Instruments Musik "verstehen" lernen.

Hintergrund: Ich konnte sehr häufig folgendes beobachten:
Ein Kind lernt vom Lehrer sein Instrument spielen, und zwar nach einer Art "Löffelchen-Methode": Der Lehrer gibt vor (Fingersätze, Interpretation, manchmal Übetechniken), das Kind macht nach. Folge (das wäre jedenfalls oft zu befürchten): Das Kind kopiert nur, handelt nicht aus eigenem Antrieb, aus eigenem Interesse und erlebter Notwendigkeit heraus. Meist klingen die so erarbeiteten Stücke auch der Interpretation des Lehrers nicht wirklich unähnlich (von spieltechnisch bedingten Unterschieden natürlich abgesehen).
Irgendwann hört dieses Kind auf, das Instrument zu spielen (meist im Alter von 13 bis 16). Als Erwachsener (sagen wir, Ende 20) kommt evtl. irgendwann wieder die Lust auf, das Instrument "hervorzukramen", mit dem Ergebnis: Von all dem "Gelernten" ist so gut wie nichts mehr da.

Dies möchte ich helfen, zu vermeiden. Das geht aber m.E. nur, wenn das Kind von Anfang an versucht, die "Rätsel", natürlich unter moderierender Anleitung des Lehrers, Stück für Stück selbst zu lösen. Ich denke und hoffe: Nur, was man so intensiv erlernt, bleibt einem auch ein Leben lang erhalten. Dieser Weg ist für Lehrer wie Schüler nicht immer bequem, aber er ist lohnend, finde ich.

Auswahl der Stücke:
Am Anfang nehme ich selbst diese Auswahl vor: Bestimmte Grundfertigkeiten mus jeder Instrumentalist beherrschen, es liegt in meiner alleinigen Verantwortung, dieses "Fundament" sicher zu stellen (damit meine ich nicht nur spieltechnische Fähigkeiten, sondern auch einen sicheren Umgang mit Rhythmik, Tempo, Dynamik und Agogik).
Im weiteren Verlauf gibt es auch eine Leitlinie, von der meine Schüler nicht abweichen sollten, um ihnen technisch wie musikalisch alle Möglichkeiten zu eröffnen bzw. zu bewahren. Darüber hinaus ist es aber elementar wichtig, dass Schüler versuchen, eigene Wege zu gehen (heiss ersehnte Stücke zu üben, die man von anderen kennt, ganz andere musikalische Richtungen ausprobieren, die man interessant findet,...).
Um an diesem Punkt nicht missverstanden zu werden: Stilvielfalt ist mir selbstverständlich essentiell wichtig, ich würde nur nicht von mir aus einer Schülerin vorschlagen, ein Stück von meinetwegen Florian Silbereisen zu spielen (Anm.: Ich kenne nichts von ihm, ich hoffe, dass ungefähr klar ist, welche Art von objektiver musikalischer Qualität ich meine). Wenn sie es aber von sich aus unbedingt machen will, dann muss sie auch die Möglichkeit dazu haben, sofern wir nicht von der roten Linie abkommen.
An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass ich es für sehr gut halte, wenn sich Schüler ausserhalb des Unterrichts mit weiteren Stücken, Stilrichtungen, Instrumenten beschäftigen, so fern es ihre Zeit erlaubt.

Üben:
Ohne Fleiss kein Preis. Meinen Schülern ist vom ersten Moment an klar, dass all das nur erreicht werden kann, wenn man sich genug Zeit nimmt und entsprechend Mühe gibt. Hier ist einvernehmliches Vorgehen mit den Eltern ungemein wichtig. Zeitvorgaben (also: wie lange man täglich üben soll) mache ich so gut es geht keine (und ich muss dies auch nur in sehr seltenen Fällen tun): Die Freude am Musizieren kommt - fast 'selbstverständlich' - durch den erreichten "Erfolg", das beflügelt! Und doch sind es Kinder: man sollte nicht glauben, dass sie jahrelang, jeden Tag die gleiche glühende Begeisterung verspüren. Hier braucht es Unterstützung von Lehrer und Eltern.

Vorspiele:
Musik ist (auch) eine Form der Kommunikation: zum einen zu sich selbst, aber auch eben zu anderen Menschen. Wenn Kinder dies ganz selbstverständlich von Anfang an lernen, haben sie i.d.R. keine großen Schwierigkeiten mit Auftrittsängsten o.ä., es sei denn, sie machen bei einem Vorspiel wirklich mal schlechte Erfahrungen. Mit schlechten Erfahrungen meine ich aber nicht Momente des Scheiterns: das gehört zum Prozess dazu, es muss sogar sein. Ich meine "schlechtes Feedback". Ganz egal, wie man gespielt hat: es verdient höchsten Respekt, es überhaupt gaten zu haben. Wenn der Vortrag darüber hinaus auch noch wunderschön war - umso besser!
Vorspiele geben Struktur: Kinder üben "automatisch" zielstrebiger (damit erfolgreicher, und mit dem Erfolgserlebnis kommt die Freude...), wenn sie klare Ziele haben. Ohne Vorspiele geht das in meinen Augen nicht. Umso besser, wenn solche Termine in angenehmer Athmosphäre stattfinden...!

Ich hoffe, diese Erläuterungen geben einen halbwegs runden Eindruck meiner Haltung und Arbeitsweise wieder.

Ich würde mich freuen, hier bald weitere Unterrichtskonzepte, vielleicht auch nur Ideen o.ä. lesen zu dürfen.
Das war ohnehin schon ein die Zeit des Lesers ordentlich strapazierender Beitrag. ich hoffe, Ihr könnt damit etwas anfangen!

Alles Gute!
M
 
Eigenschaft
 
Interessantes Thema!

Theoretisch stimme ich vollkommen mit Dir überein. Paraktisch arbeite ich aber anders, viel individueller.
Würde Dich gern konkreter dazu befragen und diskutieren.

Die Hauptprobleme sind m.E. nicht fachlicher sondern psychologischer und ökonomischer Natur.
Es gibt territorial kulturelle Unterschiede, die auch unterschiedliche Methoden einschleifen, dabei können die Einzelfälle manchmal nicht extremer auseinander liegen.

Nur zwei Beispiele: mit manchen Schülern gleichen Alters gibt es nach 10 Minuten nichts mehr zu tun, mit anderen kann ich 5 Stunden durcharbeiten. Wobei sowohl gute als auch schlechte Schüler beide Positionen einnehmen können.

Warum soll es schwierig sein, MIII später einzuführen? Warum ist es nicht schwierig, MII später einzuführen?
Steigt nicht auch mit der Komplexität der Musik die Notwendigkeit, MIII zu spielen, nicht umgekehrt?
 
Hallo Klangbutter,
es freut mich, dass das Thema Anklang findet.
Ich möchte jedoch darauf hinweisen, was ich anfangs geschrieben habe: Um wirklich über unterschiedliche Konzepte diskutieren zu können, benötigen wir weitere Skizzierungen von Euch Kollegen, um dann aus der dadurch erreichten größeren Objektivität heraus nähere Fragen zu stellen bzw. zu diskutieren. Schreib doch einen Beitrag über Deine Arbeit, versuche Deine Beweggründe und die daraus resultierende praktische Umsetzung aufzuzeigen usw., dann haben wir schon mal zwei (hoffentlich) unterschiedliche Ansätze und dürfen hoffen, dass noch einige hinzukommen!

M
 
Wenn du auch erwachsene Anfänger mit einschließt, muss man das sicher nochmal ganz anders angehen; meist haben diese Schüler schon ausgeprägte musikalische Vorlieben, wodurch dann oft der Wunsch entsteht, Akkordeon spielen zu lernen. Meist gehen diese Vorlieben eher in eine Richtung, wo M II erforderlich ist. Man sollte hier auch relativ bald, nachdem grundlegende Kenntnisse erlangt wurden, beginnen einfache Stücke dieser Richtungen zu spielen, um die Motivation aufrecht zu erhalten.
 
A Rund 40 Jahre "Grabenkampf" nicht unbedingt zum Wohle des Instruments
B Standardbass oder Melodiebass (MIII oder Einzeltonakkordeon, das ist alles das selbe)
C Taste oder Knopf im Diskant
D Einstiegsalter
E Einzelunterricht versus Gruppenunterricht:
F Unterrichtsdauer 45 Minuten
G Die Kinder sollen zu (selbst)kritischen, eigenständigen Musikern heranreifen
H Irgendwann hört Kind auf Instrument zu spielen (meist im Alter von 13 bis 16)
I Auswahl der Stücke
J Üben
K Vorspiele
L Weitere Unterrichtskonzepte, vielleicht auch nur Ideen o.ä. lesen zu dürfen
Alles Gute!
M
A Ja auch ich bin froh, dass das vorbei ist, hoffentlich kommen wir in die Nähe des Selbstverständnisse für das Akkordeon wie im "Osten" wo z.B. Bayan Mix die Jugendlichen begeistert und andere Instrumentalisten klassische Musik auf dem Akkordeon in Kirchen aufführen.
B Wenn zuerst MII gelehrt wird, kommt mehr Freude am Musizieren auf. Was ist, wenn MIII zu schwierig für den Schüler ist? Dann ist er möglicherweise für das Akkordeon "verloren".
C Ich bin ein glühender Anhänger der Knopfkonzeption. Es ist doch unlogisch, rechts Taste links MIII-Knopf, oder nicht? Tendenz ist sowieso zu Knopf. Es gibt m.E. nur 2 Gründe für Taste: Man hat schon ein Klaviaturinstrument gelernt oder man hat lange Fingernägel.
D Jedes Alter ist OK, wenn zu früh, merkt man es schon, zu spät gibt es nicht. Selber erst mit 10 begonnen, dann aber rasch Fortschritte gemacht.
E Ich bin für Gruppenunterricht: Die Kinder lernen auch zuzuhören, ruhig zu sein usw.! Wenn gute Resultate kommen motiviert dies auch wieder schwächere Schüler und den Lehrer sich auch intensiv allen Schülern zu widmen.
F 45 Minuten scheinen mir das Maximum zu sein.
G Was für ein hehres Ziel, wenn nur jeder 10. Deiner Schüler dies erreicht, hast Du eine Goldmedaille verdient.
H Ja da kommt die Berufsausbildung, die Pubertät und alles Mögliche dazwischen. Wichtig ist die Musikanten anschliessend wieder abzuholen.
I Soviel wie möglich die Lernenden auswählen lassen ergibt beste Motivation.
J Mit Kontakt zu den Eltern kann ein optimaler Übungsplan festgelegt werden.
K Ja, soviel wie möglich, ich bedaure es noch heute, dass es mir nur im Orchesterverband ermöglicht wurde.
L Weiterführende Konzepte kann ich nicht bieten, hoffe aber mit meinen Gedanken etwas geholfen zu haben. Deine gründliche Beschäftigung mit dem Anliegen der Akkordeonausbildung ist absolut anerkennenswert.
Ich wünsche Dir Erfolg, Befriedigung und Anerkennung bei Deiner Lehrtätigkeit.
Herzliche Grüsse vom Frager
 
Dann werde ich die Sache mal aus einer Sicht schildern, alter Anfänger. Ich habe mit 45 angefangen Akkordeon zu spielen, ich habe als Kind Blockflöte gespielt und immer vom Klavierspielen geträumt. Daher war es für mich auch klar Taste zu spielen und nicht Knopf.
Ich denke ob MIII oder nicht ist auch eine Sache des Geldes und wenn man sich nicht sicher ist ob das das richtige ist oder nicht ist ein MIII viel zu teuer in der Anschaffung.
Ich bin in einer Musikschule und habe einen super genialen Lehrer!
Ich habe einmal die Woche 40 Min Einzelunterricht.

Die Musikschule ist natürlich viel auf Kinder/Jugendliche aufgebaut und für Erwachsene gilt das Selbe.
Die Lieder sucht oft der Lehrer aus, manchmal auch ich. Ich habe eine sehr unterschiedliche Lieder, von Tango über Blues bis zur Volksmusik und vieles mehr. Ich konnte nie viel mit Volksmusik anfangen, aber sie zu spielen mach mir viel Spaß (das hätte ich nie gedacht). Mir war auch neu, dass ich auf Tangos stehe.
So kann ich mir heute nicht vorstellen mit Begeisterung eine Sonate zu spielen, aber vielleicht ändert sich das noch??? Ich finde es wichtig möglichst viel verschiedene Musikrichtungen zu lernen. So lernt man kennen was einem gefällt oder auch nicht gefällt.

2x im Jahr ist Vorpielstunde, man muss da nicht nicht mitmachen, aber es ist gerne gesehen. Da spielen sämtliche Schüler meines Lehrers 1 langes oder 2 kurze Lieder (seiner Leistung entsprechend) vor und die
Angehörigen hören zu. Ich persönlich habe dann echt die Hosen voll, aber da muss ich dann durch.
Was man spielt wird mit dem Lehrer abgesprochen und einstudiert.

Der Musikunterricht ist vom Land gefördert, Kinder und Jugendliche haben Vorrang. Als Erwachsener muss man schon Glück haben daran zu kommen. Ich hatte Glück zu 50% die anderen 50% habe ich Privatstunden.

Man muss auch Prüfungen ablegen, auch in Musiktheorie. Dazu gibt es extra Kurse, man kann auch ohne Kurs eine Prüfung ablegen. Was ich nicht könnte, ich brauche einen, der mir was erzählt und dem ich auch mal eine blöde Frage stellen kann. Ich habe den 1. Kurs belegt, 1x die Woche 1 Schulstunde 1 Schuljahr lang. Mir hat der Kurs sehr viel gebracht, ich verstehe Musik einfach viel besser.

Ich übe regelmässig und habe dafür auch schon Lob bekommen. Ohne Üben geht nichts, das sollte jedem klar sein, der ein Instrument erlernt.

Von Gruppenunterricht halte ich nicht viel. Die Schüler müssen dann alle auf dem selben Level sein und das ist wohl schwer zu schaffen. Der talentierte Fleissige wird dann von dem weniger talentierten Faulen ausgebremst und der weniger Talentierte, der vielleicht sogar viel übt kommt nicht hinterher.
Im Einzelunterricht ist das Tempo immer individuell angepasst.

Ich denke grundsätzlich ist es auch wichtig, dass die Chemie zwischen Lehrer und Schüler stimmt.

So sehe ich das alles aus der Sicht des Schülers.

Gruß grollimolli
 
Liebe Akkordeonisten,

scheinbar habe ich mich ein wenig missverständlich ausgedrückt. Ich bitte das zu entschuldigen! Ich dachte an eine Diskussion über Anfängerunterricht mit Kindern. Das soll nicht heissen, dass ich nicht an einem Diskurs über Erwachsenen-Anfängerunterricht interessiert wäre - im Gegenteil! Ich befürchte nur, dass dies den ohnehin sehr voluminösen Rahmen des Themas unnötig strapazieren würde. Grollimolli, hab trotzdem vielen herzlichen Dank für Deine Gedanken! Vielleicht ist es ja bald an der Zeit, das selbe Thema in Bezug auf Erwachsene anzuschneiden!!

Ich hatte eigentlich gehofft, dass sich einige Lehrerkollegen angesprochen fühlen und ihre Konzepte skizzieren. Bisher habe ich allerdings mehr den Eindruck, dass schlichtweg mein Konzept zur Debatte steht. So war es (zumindest von mir) nicht gedacht: Ich habe dieses Thema nicht eröffnet, weil ich eine veröffentlichte Meinung über meine Arbeit benötige, sondern weil ich gehofft habe, die Diversität der Herangehensweisen von verschiedenen Akkordeonlehrern wenigstens annähernd online dargestellt zu erhalten und sich dann evtl. darüber austauschen zu können. Solche Foren-Beiträge werden ja nicht nur von den aktiven Usern allein gelesen...
Ich hoffe, Ihr versteht! Es geht mir nicht um mich, sondern um die Sache. Wenn es mir um mich ginge, müsste ich womöglich auf Sätze wie "ich sehe das im Prinzip wie 'Bachs Gola', ich mache es aber viel individueller (...) recht säuerlich reagieren, weil aus meinen Skizzierungen nicht herauszulesen gewesen wäre, wie individuell bei mir so manches Thema behandelt wird usw....

Ich hoffe also immer noch auf Lehrer-Kollegen, die auch ihren Beitrag leisten, in dem sie unabhängig von meinem Beispiel das ihrige hier einstellen. Und dann kommen wir mit der Zeit hoffentlich in die Lage, eine Basis zum Diskutieren zu erhalten.

Kurz:
Kritisiert erst mal nicht, was die einzelnen schreiben, wartet zunächst das Zustandekommen der "Sammlung" ab! Das wäre mein Vorschlag.

M
 
Entschuldige, ich meinte nicht, dass ich grundsätzlich individueller arbeite als Du, sondern dass es mir schwer fällt, hier ein solches Konzept vorzulegen. Ein Konzept zu verfolgen bedeutet, Ziele und Grenzen festzulegen und nach Regeln zu arbeiten. Das kann ich nicht. Meine wenigen Schüler sind so unterschiedlich, dass bisher noch kein Lehrplan auf einen zweiten übertragbar gewesen wäre. Der Schüler selbst gibt mir den Unterrichtsstoff und die Methode vor, keine Bibel (auch keine eigene). Da dieses Vorgehen sehr individuell ist - und wahrlich NICHT immer erfolgreich, kann ich Deinem Wunsch nach Vorlage eines Konzepts nicht Folge leisten.

Ich bin einigermaßen gespannt, welche Lurker sich hier mit ihren sich unterscheidenden Arbeitsweisen outen, denn wie ich schon schrieb, deckt sich die Beschreibung Deiner Arbeit bis auf Kleinigkeiten mit meinen Idealvorstellungen.

Der eigentliche Diskussionspunkt besteht für mich aber darin, wie man als Lehrer Widerstände überwindet.

Du sprachst von einem sorgfältig ausgearbeiteten Lehrplan für Musikschulen, an den Du Dich hältst. Hast Du einen Link? VDM?

Worauf soll die Diskussion am Ende hinaus laufen, wenn es nicht um Hilfe geht?
Mir liegt es ganz fern, über irgend etwas zu urteilen. Dafür hätte ich tausend Fragen an Dich, denn Du scheinst alles gut im Griff zu haben. Wenn aber Detailfragen erst einmal abgebügelt werden bis große und verschiedene Lehrkonzepte auf dem Tisch liegen, sehe ich für mich erst einmal keinen Handlungsbedarf, bis es um Details geht.

Vielleicht sind folgende konkreten Fragen griffiger, um die richtigen Leute zu aktivieren:
Wer unterrichtet streng und lange nach Suzuki?
Wer verquickt Früherziehung mit Instrumentalunterricht und ist erfolgreich damit?
...
Was ist Erfolg überhaupt?
 
Danke, Klangbutter,

ich denke: wir kommen voran. Der Lehrplan ist im Gustav-Bosse-Verlag erschienen:

http://www.bosse-verlag.de/lehrplaene.htm

Auch ich stimme mit Deiner Ansicht überein, dass es keine allgemeingültigen Lösungen für "erfolgreichen Unterricht" gibt bzw. geben kann. Das ist Gott sei Dank der unendlichen Vielfalt des menschlichen Wesens geschuldet und bewahrt mich zuverlässig davor, in meiner Arbeit "Routine" oder gar Langeweile zu verspüren.

Suzuki:
Es ist, denke ich, sehr unstrittig, dass diese Methode nachweislich vielen Schülern vieles gebracht hat. Nachdem ich selbst nicht so verfahre, kann ich nur hoffen, dass sich eine Kollegin, findet, die diese Arbeitsweise in Bezug auf das Akkordeon hier darstellen wird. So fern gewünscht, werde ich einen speziellen Kollegen, dessen Arbeit ich sehr schätze, in diese Richtung versuchen, ein bisschen "anzustupsen", ich weiss nicht, ob er solche Forenbeiträge überhaupt verfolgt.

Früherziehung:
Darf ich diesen Ball erst mal zurückspielen?
Bist Du (oder andere Leser) der Ansicht, dass Früherziehung vor dem Beginn der Instrumentalausbildung oft gar nicht stattfindet? Oder findet sie zwar oft statt, die Kinder haben aber nichts oder nur sehr wenig wirklich gelernt? Wenn dem so ist: Wie geht der Lehrer dann mit dem "naturgegebenen" Defizit um?

Erfolg:
Erfolg, in meinen Augen ist: Wenn Kinder über das Instrument die Musik, ihre Kraft, für sich entdecken und dadurch ein Stück "Lebenssicherheit" für sich erlangen, die ihnen nie mehr zu nehmen sein wird.

M
 
Hallo,

also ich bin der Meinung, dass Kinder (ich war ja auch mal eines) gar nicht merken was sie alles lernen.
Man macht es einfach und man nimmt es auf/an. Irgendwann später weiß man, was man da für einen Schatz bekommen hat.
Kindern ist es einfach egal was sie "aus versehen" alles lernen, Hauptsache es macht Spaß.
Zu schätzen weiß man es erst wenn man erwachsen ist.
 
Ja, das ist ein sehr wichtiger Aspekt, gerade im Hinblick auf die Erarbeitung Neuer Musik: Wenn es mir gelingt, das Kind für das was es da spielt zu begeistern, stellt sich die Frage nicht, ob es ihm gefällt: Es ist ja begeistert, das schliesst das Gefallen mit ein. Kategorien wie "schwer" oder "leicht", in die Musik gern eingeteilt wird, sind hier m.E. nach kaum massgeblich: Schwer kann auch ein banales langweiliges 5-Ton-Stückchen sein, eben weil es nichts besonderes hat (was nicht heisst, dass der 5-Ton-Raum nicht interessant wäre: Siehe Strawinsky's Les Cinq doigts...). Das wäre dann absurder Weise "musikalisch schwer"...

Und: Fast alle Kinder lieben Herausforderungen. Ich finde: Dem sollte man nach Möglichkeit Rechnung tragen, es winken reiche Früchte!!

M
 
Danke, Grollimolli!

Übertrittsprüfungen o.ä. gibt es nicht nur in Österreich und Südtirol, an manchen deutschen Musikschulen ist das auch üblich. Was haltet Ihr davon?

M
 
@Bachs Gola,
ich muss hier mal nachfragen, wie viel Unterrichtserfahrung du bisher hast (Anzahl Schüler, Zeitraum). Was du sagst, klingt alles in der Theorie so schön und richtig, ich mache aber leider in der Praxis andere Erfahrungen, vor allem was die Motivation zum regelmäßigen Üben angeht. Beim Anmeldegespräch bespreche ich immer mit den Eltern und Kindern, wie wichtig es ist, wenigstens 4-5-mal in der Woche 10 min zu üben (6-8-Jährige, Melodikaunterricht, aber sicher auf Akkordeonunterricht übertragbar). Es gibt auf dem Unterrichtsmaterial auch eine Zeile, in der die Übungstage angekreuzt werden sollen. Weder das eine noch das andere funktioniert auf Dauer bei einem Großteil der Schüler, obwohl ich sowohl Kinder als auch Eltern immer wieder daran erinnere, wie wichtig es ist. Und es liegt nicht an den Inhalten; die Kinder finden den Unterricht gut und auch die Spielstücke machen ihnen Spaß. Genauso ist es übrigens auch bei meinen erwachsenen Schülern (Akkordeon). Die meisten nehmen das Instrument 1-2-mal in der Woche in die Hand, oft aber auch gar nicht ("ich hatte keine Zeit zum Üben!"). So dümpelt der Großteil mit oft kaum wahrnehmbaren Fortschritten dahin und nur etwa jeder Fünfte kommt gut voran. Das ist für mich natürlich auch nicht wirklich befriedigend, aber Versuche, mehr Fleiß zu erzielen, führen meist dazu, dass sich die Schüler unter Druck gesetzt fühlen, selbst wenn ich da ganz behutsam und verständnisvoll bin.
Mich würde sehr interessieren, wie du (und auch andere Unterrichtende) mit diesem Thema umgehst. Bisher konnte man den Eindruck gewinnen, dass das bei dir gar kein Problem ist - und da wäre ich sehr neugierig, wie du das machst.
 
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Danke für den Einwurf waldgyst!
Mit Interesse verfolge ich dieses Thema hier, ich unterrichte nicht und nehme selber kein Unterricht - aber meine Kinder. Ich gehöre eben zu den Eltern die es irgendwie schaffen müssen die Kinder zuhause zum Üben zu animieren. Da können die Konzepte der Lehrer auch noch so toll sein, wenn die Kinder nicht ausreichend zuhause üben ist das alles für die Katz(sorry). Übrigens in keinem Konzept stand was von "Überzeugungsarbeit mit den Eltern oder ä." warum?
Wer macht denn die Planung der Kinder, den täglichen Tagesablauf?
Wer schaut ob die Kinder mehr oder weniger alles richtig machen (Haltung beim Spielen etc.)?
Wer schaut ob die überhaupt das spielen was als Hausaufgabe mitgegeben wurde?

Doch nicht der Lehrer!, das ist nämlich der große Bereich wo der Lehrer keinen Einfluss hat.
Mir fallen zu jeder Frage so einige Geschichten aus dem Bekanntenkreis ein....

Ich weiß nicht wer, aber jemand von den Musikgrößen hatte mal gesagt "ich brauche keine talentierte Schüler, ich brauche talentierte Eltern".
Und irgendwo hatte ich gelesen, dass in Finnland die Eltern die Ihre Kinder zum Musikunterricht schicken wollen, erst selber mehrere Wochen am Unterricht teilnehmen müssen" - (ich weiß nicht ob es wahr ist, konnte noch keinen echten Finnen dazu befragen :)) - aber es ist wirklich was wahres dran, man soll erstmals selber probieren was man von den Kindern dann verlangen will.
 
Hallo
In der Musikschule, die meine Tochter besuchte, wurde nie auf bestimmte Übungszeiten gedrungen. Das hat sich erübrigt, weil es wegen des Gruppenunterrichtes einen gewissen Wettbewerb gab, weil es eine Auszeichnung war im Orchester vorne zu sitzen und die schwierigen Passagen zu spielen, weil die Stücke bei den Schülern gut ankamen, so dass meine Tochter zum Beispiel oft versuchte, nicht nur ihre Stimme, sondern beidhändig ganze Passagen harmonisch klingen zu lassen. . . u.s.w. Leider war die Organisation zu groß, um spezielle Aktionen (z.B. kleinere Gruppen) zu organisieren. Ich glaube, dass die Weisung, "du musst jetzt zehn Minuten üben", eher frustierend wirkt und den Spaß verdirbt.
meint akkotue
 
Hallo Bamboo2007,

doch doch, Bachs Gola schrieb ja:
Üben:
Ohne Fleiss kein Preis. Meinen Schülern ist vom ersten Moment an klar, dass all das nur erreicht werden kann, wenn man sich genug Zeit nimmt und entsprechend Mühe gibt. Hier ist einvernehmliches Vorgehen mit den Eltern ungemein wichtig. Zeitvorgaben (also: wie lange man täglich üben soll) mache ich so gut es geht keine (und ich muss dies auch nur in sehr seltenen Fällen tun): Die Freude am Musizieren kommt - fast 'selbstverständlich' - durch den erreichten "Erfolg", das beflügelt! Und doch sind es Kinder: man sollte nicht glauben, dass sie jahrelang, jeden Tag die gleiche glühende Begeisterung verspüren. Hier braucht es Unterstützung von Lehrer und Eltern.
M

und ich schrieb im Post 8
"Der eigentliche Diskussionspunkt besteht für mich ... darin, wie man als Lehrer Widerstände überwindet."

Nun, das ist (zumindest für mich) nämlich die alles beherrschende Frage, denn wenn die Motivation stimmt, behaupte ich kühn - braucht ein Lernender überhaupt keinen Lehrer sondern sucht sich seine Einflüsse selbst. Es steht und fällt damit ... dies ist der Knackpunkt der ganzen Geschichte.

Ich "befürchte" nur, dass Motivation in dieser Diskussion einfach eine selbstverständliche Vorraussetzung ist, über die garnicht nicht viel geredet werden muss und interessante Konzepte behandelt werden, die nur für diejenigen interessant sein können, dem viele motivierte Schüler zur Verfügung stehen.

p.s. Ich denke den ganzen Tag darüber nach und verstehe ohne Kommentare immer mehr, wie Konzept und Motivation in Zusammenhang stehen.

Wenn man so wie ich z.B. nur eine Hand voll höchst unterschiedlicher Schüler hat, kann man z.B. keine Spielgruppen bilden, keine Orchester und selbst Vorspiele sind nicht besonders fruchtbar, weil die Kandidaten sich trotzdem nicht in Relation sehen. Da fällt z.B. sehr viel Motivationsschub weg.
Wenn ich etwas vorspiele, sind alle Schüler fasziniert. Aber sie bekommen nicht mit, dass sie das tangiert. Sie setzen sich nicht in Beziehung.

Kleines Beispiel:
Am besten gehen solche Dinge improvisatorisch, denn dann spiele ich erst irgendeine Vorlage und selbst wenn das Kind BOCKT, habe ich es nach 15 Minuten Frage-Antwort-Schema (kein Witz) in etwa so weit, dass es doch mal einen Ton spielt und lächelt.
Normalerweise müßte man als Lehrer sagen - "komm geh nach Hause und zicke Dich bei Deinen Eltern aus" oder "wenn Du keine Lust hast, mußt Du auch nicht mehr kommen" ... Aber nein, man macht solche Spielchen (sich zum KASPER - mein Lieblingswort in der Beziehung) und bewirkt auch etwas - nämlich ohne Druck Begeisterung zu schaffen. Aber wie soll man mit solchem SCHÜLERMATERIAL (auch eines meiner Lieblingsworte der Pädagogik) über Konzepte diskutieren, wann und wie z.B. Vorspiele oder Prüfungen stattfinden sollen? Das Alter spielt dabei auch kaum eine Rolle - ich habe dies mit Teenagern genauso erlebt wie mit Vorschulkindern.

Anderes Beispiel: Ein talentierter Student (über 20) spielt mir im Unterricht ein Stück seiner Wahl das aller erste mal bis Seite 10 vor ... und zwar so, dass ich bis auf zwei Kleinigkeiten nichts dazu zu sagen habe. Ab Seite 10 hat er nicht weiter geübt - er kann keinen Ton vernünftig weiter spielen. Was macht man mit dem Rest der Stunde? Ich kann mich darauf verlassen, dass er auch das Ende des Stücks super spielen wird. Warum kommt der Mann überhaupt in den Unterricht? Wir können natürlich philosophieren oder herumalbern.
Elsbeth Moser, Frederyk Deschamps und einige andere geschätzte Kollegen würde das wahrscheinlich garnicht beeindrucken. Sie würden beginnen, mit dem Studenten Grundlagen umzuwälzen. Handhaltung, Körperhaltung, vielleicht sogar das Griffsystem wechseln lassen ... Das möchte ich aber genau nicht, weil ich es toll finde, dass ein Künstler individuell ist und nicht nach mir riecht... zumindest wenn er mich überzeugen kann - und das ist wirklich nicht leicht.

Sorry, das gehörte nun wieder nicht ins Thema - es ging ja um Anfangsunterricht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich bin kein Lehrer und kann deshalb zur eigentlichen Diskussion nichts beitragen. Dennoch möchte ich darum bitten, dass wir uns hier aus die Unterrichts-Aspekte beschränken, die das Akkordeonspielen betreffen. Für allgemeine Ausbildungs-Themen haben wir nämlich einen speziellen Board-Bereich:
https://www.musiker-board.de/f488-ausbildung-studium-muth/
 
Danke, Klangbutter! Danke aber auch an Eure Anregungen, Waldgyst, Bamboo2007 und akkotue!

Ich habe eigentlich bewusst zwei Bereiche nicht gesondert angesprochen, im Prinzip aus den hier von Klangbutter genannten Gründen.
Diese wären:

Motivation

und

Selbstdisziplin


Selbstverständlich ist alles, was hier besprochen wird (bisher steht ja leider weitgehend nur mein Konzept als Grundlage im Forum), ohne entsprechende Motivation und Disziplin so gut wie undenkbar. Dennoch habe ich bereits motivierende Aspekte angeführt: Vorspiele. und das wäre sicherlich nicht der letzte Aspekt, da stehen viele Möglichkeiten offen, oft ist einfach auch Phantasie gefragt. Ich jedenfalls hatte noch nie einen Schüler, der über seine gesamte Unterrichtszeit bei mir niemals einen "Durchhänger" hatte. Da benötigen Schüler dringend Hilfe von mir, ihren Eltern, ggf. Freunden oder aneren Kollegen. Dass gerade in Zeiten von G-8 Eltern wie Kinder wahre Logistikunternehmen zu sein scheinen, nötigt mir sehr viel Respekt ab: Wer heutzutage ein Gymnsasium besucht und ein Instrument erlernen möchte (und zwar in dem von mir beschriebenen Sinne), hat es wirklich nicht leicht. Mir läge es jedoch fern, vor dieser Rahmenbedingung zu kapitulieren: Ändern kann ich es ohnehin nicht.

Motivation entsteht in meinen Augen durch vier Faktoren:
1. Die Begeisterung, die der Schüler bereits mitbringt
2. Die Fähigkeit des Lehrers, zu begeistern
3. Strukturelle Faktoren (Vorspiele,...)
4. Anerkennung (das überschneidet sich meist mit Pkt. 3)

Akkotue's Beschreibung beleuchtet m.E. sehr gut, wie solch strukturelle Faktoren auch aussehen können (1. Reihe,...).

Eltern:
Nicht nur in Finnland, auch in Deutschland findet man Lehrer, die erkannt haben, dass allen Beteiligten sehr geholfen ist, wenn sich die Eltern möglichst konkret in die Lage der Kinder versetzen können: Kinder brauchen Verständnis.

Waldgyst:
Du hast den "Klassiker" zitiert: "ich hatte leider keine Zeit zu üben". Wer kennt den nicht? Meine Reaktion darauf sieht meist etwa so aus:

"Mich interessiert überhaupt nicht, warum Du NICHT geübt hast. Bestenfalls würde mich interessieren, WARUM Du geübt hast. Warum sollen wir die wenige (Unterrichts-)Zeit, die wir pro Woche haben, dafür nutzen, darüber zu sprechen, was NICHT der Fall war? Du weisst: Du wirst nur wirklich Freude am Msuizieren haben, wenn Du täglich übst und spielst. So selbstverständlich wie Frühstücken (Anm.: Ihr glaubt nicht, wieviele Kinder darauf antworten, dass sie oft gar nicht Frühstücken...). Wenn ein Musiker anfängt, darüber nachzudenken, OB er üben soll, ist er schon auf einem Irrweg. Du bist Musiker, dazu hast Du Dich entschieden (und es macht Dir ja auch Freude), also übst Du. Oder?"

Ich schreibe diesen Punkt bewusst gleich unter die Zeilen über das Verständnis. Ich kann mir vorstellen, dass genau dan diesem Punkt eine wichtige Unterscheidung nicht gemacht wird: In den Augen der Kinder wird sehr schnell das Verständnis ihres Lehrers für ihre zeitliche Not gleichgesetzt mit dem Freibrief "nicht üben zu müssen" (so als würden die Kinder nicht für sich, sondern für ihren Lehrer üben...). Dieses "Verständnis" wäre dann nicht wirklich hilfreich.

Es macht beileibe nicht immer nur "Spass", zu musizieren, wer von uns wüsste das nicht? Es ist sicher oft auch mal anstrengend, bisweilen frustrierend usw.
Aber wissen wir nicht aus eigener Erfahrung, wieviel wir, wenn wir diese "Täler" durchschritten haben, dann dafür ernten dürfen? Dieser Aspekt gehört zum Wesenskern künstlerischer Aktivität. Daher erinnere ich gern an meinen ersten Beitrag: Ohne Fleiss kein Preis.

Das wäre in etwa meine Definition des "Drucks", den Waldgyst beschrieben hat. Ich persönlich würde es eher als "Notwendigkeit" betrachten.

Ach ja, hätte ich fast vergessen: Ich unterrichte seit etwa 13 Jahren, ich habe aber nicht nur Akkordeon, sondern auch Klavier studiert (Hauptfach blieb aber immer die "Schweineorgel", als Pianisten würde ich mich nicht wirklich bezeichnen...).

Zum Schluss noch das 'Ceterum censeo':
Ich hoffe ja nach wie vor noch auf das ein oder ander Konzept von Kollegen...

M

---------- Post hinzugefügt um 14:12:39 ---------- Letzter Beitrag war um 14:11:28 ----------

Ups, Entschuldigung, Wil Riker! Zu dem Zeitpunkt wra ich wohl gerade noch mit Schreiben beschäftigt...
 
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Weder unterrichte ich, noch nehme ich derzeit Unterricht. Aber ich habe sowohl als Kind (Blockflöte, Orgel) wie auch als Erwachsene (Klarinette, Akkordeon) schon Unterricht gehabt und dabei sehr gemischte Erfahrungen gemacht.

Für mich war bezüglich der Motivation eigentlich immer der entscheidende Punkt, wie sehr der Lehrer auf meine musikalischen Vorlieben eingegangen ist. Mein Klarinettenlehrer hat meine Begeisterung fast zerstört, weil er für das, was für mich "musikalische Schönheit" ausmacht, überhaupt keinen Sinn hatte. In nochsoviel Gesprächen ließ sich das nicht klären, fast alle Noten, die er brachte, waren für mich ein Griff daneben. Gleichzeitig spielte ich in einem kleinen Holzbläserensemble, dessen Leiter fast immer Musik auswählte, die mich packte und berührte. Die Stücke des Ensembles zu spielen, wurde dann für mich zur Herzensangelegenheit und ich übte viel dafür, die Stücke aus dem Unterricht nudelte ich eher runter und hakte sie ab.

Auch als Kind fehlte mir im Unterricht häufig, dass die Lehrer auf die Stücke eingingen, die mir so sehr am Herzen lagen. Geschmacklose Musik zu üben fand ich eine Qual, aber die wirklich berührenden Stücke spielte ich immer und immer wieder, nur um sie zu hören und den eigenen musikalischen Ausdruck zu erleben. Eine größere Motivation zum Üben kann ich mir eigentlich auch heute noch nicht vorstellen.

Keine Ahnung, ob man als Lehrer damit Kinder "packen" kann. Alle wahrscheinlich nicht, aber manche schon.
 

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