Salut Jörg,
das ist bei Cantulias der 50iger ein bekanntes Problem. Im Rahmen des Einsatzes "moderner" Materialien hat man anstelle der ja problemlosen Lederecken ein Kunstfasergewebe mit PVC-Beschichtung genommen. Nach ca. 20-25 Jahren fängt das an zu bröseln und die Ecke lässt dementsprechend Luft durch. Wirkliche Abhilfe bringt nur der Austausch des Balges. Da die Neuanfertigung eines Balges aber selbst direkt in Italien so 250-300€ beträgt, lohnt sich dies für ein Untere- Mittelklasse-Akkordeon wie die Cantulias nicht. Ab und an findet man Cantulia-Instrumente bei welchen der Balg schon einmal aus oben angeführtem Grund gewechselt wurde auf Verkaufsportalen. Solche Instrument, wenn sie ansonsten in renovierungsbedürftigem Zustand ( und deshalb günstig)sind, sichere ich mir und passe dann den Balgrahmen bzw. das Instrument an. Da merkt man erst daß kein Instrument dem Anderen gleicht und Tolleranzen von bis zu mehreren Millimetern an der Passung zwischen Balgrahmen und Gehäuse üblich waren.
Als Übergangslösung habe ich aber auch, so wie Du gedacht, eine probable Lösung gefunden welche zwar für ein paar Jahre funktioniert, doch höheren ästhetischen Ansprüchen nicht genügt. Es gibt im Bastelbedarf Flüssig-Latex. Meines hatte die Farbe Elfenbein. Alle losen Brösel der ehemaligen PVC-Beschichtung mit einem relativ harten kleinen Borstenpinsel versuchen zu entfernen. Mittels 4 Rechteckleisten habe ich mir ein Hilfsmittel gebaut um am Balg im gespreizten Zustand arbeiten zu können. Mittels destilliertem Wasser habe ich eine kleine Menge des Latex noch ein wenig verdünnt um eine Art Grundierung zu haben, welche ich dann mittels desselben Pinsels in das Gewebe einmassiert habe. Das Ganze muß schnell passieren, da das Latex schnell trocknet und dann leicht man das einmassierte wieder abkrümelt. Das Ganze dann über Nacht trockenen lassen und zwei dünne Schichten unverdünnten Latex auftragen. Wenn man über die Balgstreifen d'rübergesifft hat, möglichst direkt mit einem feuchten Tuch abwischen. Schön trocknen lassen, am besten mehrer Tage. Dann habe ich die Ecken mit Talkum behandelt damit sie nicht so aneinander kleben, erst dann die Spreizhilfe abnehmen. Aneinander kleben tun die Balgecken auch dann noch an ein paar wenigen Stellen, doch hatte sich kein Latex wieder gelöst. Mit dieser Lösung habe ich mehre Jahre das Instrument gespielt, bis ich dann ein Schlachtakkordeon mit einem Austauschbalg mit Lederecken gefunden habe und diesen adaptierte, dies ist letztendlich natürlich die bessere Lösung.
Roland