Chorsatz: Morning has broken

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Hallo Tonsetzer,

angeregt durch Kollege klaus111' Bearbeitungen der Volkslieder habe ich mich auch mal an einer jazzigen Version eines Folksongs versucht. In meinem Fall "Morning has broken". Die Melodie ist eine gälische Volksmelodie, allerdings ist der durch Cat Stevens bekannte Text meines Wissens noch rechtlich geschützt. Zur Verdeutlichung der Textverteilung habe ich auf einen Alternativtext zurückgegriffen: "Dankbarkeit leuchtet", bei dem ich trotz intensiver Recherchen nicht herausfinden konnte, wer ihn schrieb und ob er noch geschützt ist. Und ja, alle Manhattan-Transfer-Fans, die beim Intro an "A Nightingale sang in Berkely Square" denken, liegen nicht ganz falsch ;).

// Edit: Da der verwendete Text sich als geschützt herausgestellt hat, gibt es eine aktualisierte Fassung mit neuem
// Text hier in Beitrag #6: https://www.musiker-board.de/kompos...-chorsatz-morning-has-broken.html#post5549286
// HaraldS

Hier ist auch eine MP3-Demoaufnahme mit dem Soundcloudplayer, erstellt mit dem Fantom-G und Cubase 3.0. Allerdings ist das bei Chorimitationen natürlich mehr als mittelmäßig, im Zweifelsfall gilt also das geschrieben Wort, nicht die Synthesizer-Sänger.

http://soundcloud.com/haralds-1/morning

Für Kritik bin ich dankbar, je konstruktiver, umso dankbarer :).

Harald
 
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Hallo Harald,
schön, daß sich das Kompositionsforum etwas belebt! :) Vielleicht sollten wir bekannte ungeschützte Melodien (und evtl. Texte) sammeln und evtl. pinnen. Einige haben wir ja schon und damit wäre eine urheberrechtliche Sicherheit für Teilnehmer gegeben, die gerne arrangieren würden.

Zur Verdeutlichung der Textverteilung habe ich auf einen Alternativtext zurückgegriffen: "Dankbarkeit leuchtet", bei dem ich trotz intensiver Recherchen nicht herausfinden konnte, wer ihn schrieb und ob er noch geschützt ist.

Der Text dürfte von Peter Spangenberg (geb. 1934, ein Zeitgenosse, daher urheberrechtlich geschützt) stammen, der neue Texte zu alten Liedern schrieb:
Spangenberg, Peter
Das etwas andere Gesangbuch
Die schönsten Lieder mit frischen Texten von Peter Spangenberg

Evangelische Verlagsanstalt, 2004
http://www.theologische-buchhandlung.de/3-374-02167-0.htm
http://www.p-spangenberg.de/html/das_andere_gesangbuch.html

Gibt es Noten zu Deinem Arrangement? Dann wäre die Verständigung einfacher. Ich könnte allerdings auch verstehen, wenn es keine gibt...

Viele Grüße

Klaus

Edit: Günter kann die Komposition nicht hören und ich kann die Noten nicht sehen. :gruebel:Wahrscheinlich sind die beiden großen Dateien für manche Computer zu viel. Dieser Link funktioniert jedoch für die Noten.

Edit 2:
Die Audio-Datei von Harald habe ich alternativ für ein paar Tage auf meinen Web-Space hochgeladen. Da funktioniert es.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein satz, den zu lesen vergnügen bereitet, da er aufgelockert und in seiner stimmführung "stimmig" ist, auch die imitatorischen elemente beleben das ganze und festigen die konstruktion.
Wie er klingt, werde ich erst morgen wissen, wenn ich ihn spiele (der link geht bei mir nicht, und die sounds sind nicht immer optimal), ich bin nicht dissonanzenscheu, aber vokalsätze sind empfindlich.
 
Finde ich gut ! :) Was mir ein wenig fehlt, ist der richtige "Fluß", bzw. bin ich noch zu wenig im Arrangement d´rin um ihn mir vorstellen zu können. Das richtige Timing, das richtige und gemeinsame Anziehen und Wiederloslassen des Tempos an gewissen Stellen, das kann in der MIDI-Version logischerweise ja noch nicht richtig zum Audruck kommen. Das muß man sich also dazudenken. Genauso wie das richtige Ausbalancieren gewisser Akkorde. Und auf diesem Weg, dem Weg des Kennenlernens und des sich-vorstellen-könnens dieses Arrangement, gesungen von wirklich guten Vokalisten, bin ich noch nicht wirklich weit.

Ich höre da an manchen Stellen so einen Singers-Unlimited- bzw. Gene-Puerling-Touch ...


Günter Sch.;5547694 schrieb:
... ich bin nicht dissonanzenscheu, aber vokalsätze sind empfindlich.

Ja, aber auf der anderen Seite können Dissonanzen auch gerade in Vokalmusik so schön klingen, wie nirgends sonst ...

LG, Thomas
 
Für Kritik bin ich dankbar, je konstruktiver, umso dankbarer :).
Eine kleine persönliche Vorbemerkung und eine subjektive Kritik:

Beim Anhören von unbekannter Musik, vergesse ich zunächst normalerweise alle Musiktheorie und das, was ich möglicherweise zur jeweiligen Musik gelesen habe. Ich versetze mich mental praktisch auf eine kleinkindähnliche Entwicklungsstufe, die Großhirnrinde wird nahezu stillgelegt und ich lasse die Töne und Klänge so auf mich einwirken.

Nun hörte ich beim ersten Abspielen, lauter "Duhh, duhhh, duhhh..." mit interessanten harmonischen Entwicklungen. Nach der Einleitung setzt eine komlexere Tonbewegung ein, eigenständige Stimmen führen zunächst wechselweise eher nach unten und kombinieren zu immer neuen Harmonien. Dann wieder wechselweise Melodieschritte... Schließlich wird das Geschehen langsam ruhiger und endet in Harmonie.

Die Großhirnrinde meldet sich: War da nicht die Rede von "Morning has broken"? Wir haben anscheinend wichtigeres verfolgt und gar nicht darauf geachtet. Hören wir also einmal genauer hin...
Und noch einmal...

Nun entpuppt sich das Stück immer mehr als Edelstein! Ein bißchen verschmutzt, möglicherweise technisch bedingt: In Takt 10 gibt es wohl Synchronitätsprobleme der Stimmen, manchmal auch noch später. Wahrscheinlich bezeichnete das turko als mangelnden "Fluß".

An "Duhh, Duhh, Duhh.." denken wir nicht mehr, die Samples sind in Wirklichkeit und gemessen an dem, was mir zur Verfügung steht, sehr gut und natürlich ist die Einspielung nur ein mangelhaftes Abbild dessen, was diese Musik tatsächlich bedeutet bzw. was aus ihr zu machen ist.
Die Strukturen erscheinen immer deutlicher und machen einen wohl durchdachten Eindruck.

Nach der Einleitung wird die Melodie, harmonisch verfremdet, vorgestellt. In der zweiten Phrase (Takt 13 bis 18) beginnen Auflösungserscheinungen; die einzelnen Stimmen werden selbständiger - wohin wird das führen?

Wir kommen zum Mittelpunkt des Stückes:

In Takt 17/18: Eine einzelne Stimme im Bass tastet sich vor: d-e-f - Sie setzt auf unbetonter Zeit ein und endet jäh, - es folgt ein kurzer Moment der Stille, ein Moment der Unsicherheit - wohin wird die Reise gehen?

Halten wir auch einen Moment inne: Dies ist die erste von zwei einstimmigen Passagen: Der Text lautet: "Hilfe naht" -kurzer Moment der Stille- " Denn,".

Und nun folgt der musikalische Höhepunkt, der durch das vorhergehende Innehalten um so stärker zu Geltung kommt:

Bei "Gott ist die" singen zwar alle vier Stimmen - aber drei verschiedene Töne. Bis auf das h werden alle Töne der C-Dur Tonleiter vorgestellt; in dieser Tonart steht das Stückes. Doch im folgenden vierstimmigen Akkord b-des-as-c verlassen überraschend und als einzige Stelle des gesamten Stückes, gleich drei Töne auf einmal die heimische Tonleiter:
Wie ein lauter Ruf aus der (tonikalen) Ferne schallt es: Lie- be. Und tatsächlich wird auch die Rufterz gebraucht, eines der elementarsten Elemente der Musik überhaupt. Die Rufterz? Ja! Aber gleich vierfach, in verschiedenen Lagen! (Takt 19/20)

Nach diesem Höhepunkt wird die Aussage vervollständigt: "Schenke uns Frieden". Wieder hören wir die einzelne Bass-Stimme. Doch dieses Mal strahlt sie Sicherheit aus: Betonte Zeit auf der Tonikaterz, dann einen Schritt zurück, nur um sie wiederum zu bestätigen.

Es folgt die Entspannung - und der Weg zum harmonischen Abschluß mit dem Cmaj-Akkord.

Was kann man besser machen? Ich denke, die Töne sind wohl alle ziemlich richtig gesetzt. Es kommt auf die Instrumentierung, Phrasierung, Dynamik, Tempoveränderung, Interpretation an. Diese Faktoren sollten die angelegten Strukturen deutlich herausarbeiten.

Zur Einstimmung des unbedarften Publikums wäre es möglicherweise gut, wenn die bekannte Melodie, auf irgendeine Weise, zunächst unverfremdet vorgestellt wird. Es ist ja ein mehrstrophiges Lied.

Viele Grüße

Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, schon mal vielen herzlichen Dank für die teils sehr intensiven Betrachtungen. Allerdings hat klaus111 wohl recht, wenn seine Recherchen den Text als noch geschützt ergeben haben - daher habe ich aus dem Psalm 121 einen kleinen eigenen Text geformt. Das wirft natürlich die geplante und von Klaus bereits analysierte Wort-Ton-Beziehung durcheinander, was ich bedaure. Aber ehe ein Mod hier einen Rechtsverstoß begehen darf, ist das wohl das kleinere Übel ;). Hier die aktualisierte Version:

attachment.php


Klaus, danke auch für deine analytischen Betrachtungen. Es ist mir in früheren Zeiten schon öfters passiert, daß fremde Analysen meiner Werkchen Strukturen zutage gefördert haben, die mir selbst nicht bewusst waren...so auch hier. Der Begriff "Auflösungserscheinungen" ist beispielsweise eine interessante Sichtweise. Ich würde es eher als ein Wechselspiel von Individualismus und Integration beschreiben - bezogen auf Töne, Akkorde, aber auch auf Chorstimmen und Menschen allgemein. Menschen, die einen Akkord singen, integrieren sich in eine Struktur - Chorstimmen, die einen Gedanken alleine formulieren, bringen Individualismus in den Ablauf. Man kann sicher einige Situationen als Auflösungserscheinung sehen; das halte ich für eine absolut legitime, von mir aber nicht geplante Deutung. Auch die Verwendung und Deutung von Rufterzen springt mir erst jetzt ins Auge, aber nicht beim Schreiben gestern morgen.

Und der Vorschlag, das Lied erst mal einstimmig vorzustellen, ist sicher eine gute Idee.

Harald
 
Vom klangreiz her scheinen mir vorspiel und nachspiel am besten gelungen, da stört der tonale cantus firmus nicht ;).
Hast du es schon von einem chor singen lassen? Vierstimmigkeit ist halt immer recht kompakt, zwar traditionell gegeben, aber viel chromatik kann problematisch sein, es sei denn, man hält den satz polyphoner.
In diesem fall sind die reibungen durch stimmführung begründet, ob die balance geglückt ist, muss die praxis zeigen. Viel erfolg und dank für das interessante beispiel, das sich von so manch anderem abhebt!
 
Günter Sch.;5549762 schrieb:
...In diesem fall sind die reibungen durch stimmführung begründet, ob die balance geglückt ist, muss die praxis zeigen...

Instrumental gefällt mir das Arrangement.
Ich wäre gespannt, ob das reale (Amateur-)Sänger auch so fein hinbekommen, dass die "Reibungen" gut klingen. Bis zum Weihnachtskonzert hätte der Musikschulchor ja noch etwas Zeit für Proben...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das wirft natürlich die geplante und von Klaus bereits analysierte Wort-Ton-Beziehung durcheinander, was ich bedaure.

Ja, bei der ursprünglichen Ton-Wortbeziehung fand ich es schade, daß die gelungene Arbeit verworfen werden muß. Doch der neue Text "Liebe" (Takt 20/21) passt hier auch gut - wohl noch besser, wenn man über die Rufterz nachliest:
Forscht man nun nach, wo im Sprachmelos Terzen vorkommen, so stellt man fest, wie wir schon früher ausführten, daß sie dort auftreten, wo Zärtlichkeiten beseelt ausgedrückt werden, wo ein geliebter Name innig ausgesprochen wird, also wo Liebe den Ausdruck formt. Das gilt in besonders auffälligem Maße dort, wo eine Mutter ihr Kind ruft; sie intoniert dann die kleine Terz, die daher auch die Bezeichnung Rufterz hat und eben aus diesem Grunde auch im Kinderlied häufig vorkommt.

Rudolf Haase: Die harmonikalen Wurzeln der Musik (Lafite, 1969 - 80 Seiten)

Ist mir schon klar, daß weder die Rufterz noch diese Übereinstimmung geplant waren. Doch m.E. liegt es auch nicht fern, daß wir bei wichtigen Gefühlsinhalten auf Urformen zurückgreifen. Was steht im Riemann-Musiklexikon zur Pentatonik, deren wichtig(st)er Bestandteil die Rufterz ist?
Daß selbst noch im heutigen musiküberschwemmten Europa etwa fünfjährige musikalisch begabte Kinder ohne Vorbild halbtonfreie 5stufige Melodien improvisieren, wirft ein Licht auf die naturhaften seelischen Quellengründe, denen diese Tonordnungen entsprangen.

Mit dem Wort "Auflösungserscheinungen" meinte ich den zunächst sehr geordneten Verband der Töne, der sich bis zu "Liebe" zunehmend auflöst, sprich individualisiert. Bei "Hilfe naht" steht einer der "Einzelgänger" mit seinen Sekundschritten nach oben schließlich nur noch allein da und wo er hingehen möchte ist völlig unklar.

Viele Grüße

Klaus

P.S.: Hier die freie Quelle des gälischen Songs (pdf und Sibelius 5)
 

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