Darstellung von Pausen bei mehrstimmigen Partituren

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Moin,

ich versuche gerade ein Akkordeon-Arrangement von einem Videospiel-Soundtrack zu erstellen (Walleye Tumble Temple aus Captain Toad: Treasure Tracker). Glücklicherweise gibt es ein Video auf YouTube, welches die vollständige Partitur beinhält. Wenn man "Walleye Tumble Temple (Captain Toad: Treasure Tracker) - Transcribed Score" eingibt, findet man das entsprechende Video.

Dann bin ich auf folgendes Problem gestoßen: Wie stelle ich bei mehrstimmigen Partituren die Pausen so dar, dass diese nachvollziehbar sind und lesbar bleiben? Gibt es irgendwelche Regeln oder irgendeine Seite, welche das erklärt?

Bin gespannt auf eure Antworten.
 
Eigenschaft
 
Meinst Du bei mehreren Instrumenten auf einer Notenzeile?

Gould hat da eigentlich genug zu… und wenn’s zu unübersichtlich wird spaltet man es halt am besten in mehrere Notenzeilen auf.

Oder wie jetzt?
 
Mir ist noch nicht so ganz klar, was du machen möchtest. Da du speziell von einem Akkordeon-Arrangement sprichst:
- machst du ein Arrangement für Akkordeon-Orchester und möchtest da zwei Stimmen in einer Zeile notieren (z.B. 2. Stimme a und b) oder
- geht es um ein Arrangement für Akkordeon Solo und du hast in einer Hand mehrere Melodielinien oder
- ist es für Akkordeon + Band (im weitesten Sinn) oder
- ist es noch etwas ganz anderes, an das ich gerade nicht dachte?
Für all diese Fälle würde ich unterschiedlich vorgehen. Bevor ich jetzt einen Roman schreibe und all diese unterschiedlichen Vorgehensweisen aufschlüssle, fände ich es praktisch, wenn du sagst, worum es genau geht.
 
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Ein Akkordeon ist doch ein mehrstimmiges Instrument?

Wenn der Pianist statt zwei nur noch eine Stimme spielt, dann ist da nur noch eine Note. Der Notenwert der Dauer der vormaligen anderen Stimme ist einfach abgelaufen.

Beim Musik machen ist der Kopf stark beansprucht. Aus der Hose raus geht Notenlesen bei mir nicht.
 
Wenn der Pianist statt zwei nur noch eine Stimme spielt, dann ist da nur noch eine Note.
In diesem Thread ist "Stimme" als eine Eigenschaft der Notationsoftware gemeint.

Wenn man z.B. die Melodiestimme (Synth Lead) z.B. mit der Begleitstimme des Piano in der Partitur aus Frage 1 verschmelzen will, dann wird das auch im Notationsprogramm eine mehrstimmige Notation.
In meiner Grafik habe ich eine "musescore-technisch gesehen" zweite Stimme in Grün geschrieben, Kennzeichen ist ihre rhythmische Unabhängigkeit im gleichen System mit den anderen Tönen der rechten Hand am Klavier. Bitte nicht wundern, es ist ein Stück aus meinem Bestand, nicht das aus der Diskussion.
Die "normalschwarzen" Noten im System des Violinschlüssels - hier überwiegend Akkorde - stehen alle in einer Stimme. Die Stimme/n im Basschlüssel bzw. der linken Hand sind in Musescore wie eine eigene Stimme und damit natürlich sowieso rhythmisch unabhängig.

zweistimmig_musescore.jpg


Notenwerte und Pausen gelten immer nur für die jeweilige Stimme. In Musescore kann man bis zu vier Stimmen in einem System schreiben, natürlich kann eine einzelnde Stimmea auch ausnotierte Akkorde enthalten.

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
In dem oben von mir genannten Soundtrack gibt es Instrumente, welche manchmal zur gleichen Zeit spielen, die für die Melodie relevant sind; Flöte, Sitar und Pungi. In Takt 21 bspw. versuche ich die Flöte und die Sitar zusammenzubringen, damit man diese auf dem Akkordeon als Solist spielen kann. In Takt 23 wiederum sind es Flöte und Pungi.

Meine Frage ist nun, wie man die Pausezeichen für die entsprechenden Stimmen in diesen Takten setzt und ob es Regeln oder Konventionen für solche Situationen gibt.

@Claus Danke für die thematische Einordnung.
 
Grund: Pungi, nicht Punig
Wenn ich dich richtig verstehe, möchtest Du ein eigenes Arrangement schreiben. Ich nehme außerdem wegen deiner Signatur an, dass Du dafür Musescore benutzen willst.

Viele Konventionen werden von Musescore automatisch beachtet, allerdings kenne ich mich leider gar nicht zu den Akkordeons aus und weiß nur, dass es da instrumentalbedingte Besonderheiten gibt.

Pausen oder Noten brauchst Du bei mehrstimmiger Notation in einem System (z.B. Violinschlüssel) immer nur in dem Takt, in dem tatsächlich etwas steht. Eine "zweite" stimme wird also nicht per Pausen in den folgenden Takten "mitgeschleppt", wenn in dieser "zweiten" Stimme gerade nichts weiter passiert.

Ich gebe Pausen als Note mit dem passenden Wert (Achtel, Viertel...) in den passenden Takt und die passende Stimme statt Drücken des Buchstabens für den Notennamen oder Mausklick mit Drücken der Ziffer "0" ein, dann ist es eine Pause.
Um mehrstimmig in einem System schreiben zu können, wählst Du "n" für die Noteneingabe, deinen Notenwert und die zweite Stimme, wenn es sonst nur die erste Stimme gibt. In der Eingabe hat jede Stimme eine eigene Farbe.
Du kannst sowohl markierte Noten wie auch Pausen "unsichtbar" schalten (Inspekteur, Häkchen sichtbar). Mehrere Noten kann man je nachdem bei gedrückter Strg-Taste durch Mausklick oder durch Funktionen im Inspekteur auswählen.

zweistimmig 2.jpg


Gruß Claus
 
Grund: Pauseneingabe genauer ausgedrückt
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In Takt 21 bspw. versuche ich die Flöte und die Sitar zusammenzubringen, damit man diese auf dem Akkordeon als Solist spielen kann. In Takt 23 wiederum sind es Flöte und Pungi.

Na, das ist doch wenigstens mal eine konkrete Stelle.

Wenn man sich in Takt 21 bis 24 die Stimmen Flöte, Pungi und Sitar anschaut, sieht man:

1651164232300.png


Flöte und Sitar sind also (abgesehen von der Oktavierung) unisono.
Die Oktavierung kann man ignorieren bzw. beim Akkordeon eine passende Registrierung wählen.

Das heißt: Flöte und Sitar muss man hier überhaupt nicht "zusammenbringen", denn sie sind praktisch schon zusammen.

1651164414603.png


Jetzt hat man nur noch das Problem, dass sich Flöte/Sitar und Pungi teilweise überlappen - daher kommt ja das Pausenproblem.

Um auf dem Akkordeon mit einer Hand spielbar zu sein (vielleicht geht das mit Knopfakkordeon aber besser?), habe ich Sitar-Oktavlage gewählt.

1651164755169.png

Da würde man dann, sobald sich die beiden Stimmen rhythmisch überschneiden, polyphon notieren, so dass die obere Stimme die Hälse nach oben und die untere Stimme die Hälse nach unten erhält sowie die zu den Stimmen gehörenden Pausen nach oben bzw. unten verschoben werden, so dass sie eindeutig ihrer Stimme zugeordnet werden können.

Eine weitere Vereinfachung wäre, die Flöten-/Sitar-Stemme beim letzten Ton "abzuschneiden" und durch Sprung nach unten mit der Pungi-Stimme weiterzumachen.
Dann klingen sie zwar nicht mehr ineinander, aber dafür gibt es auch klanglich einen deutlichen Absatz.

1651164977122.png


Das ist aber eine Frage des Arrangements.


Viele Grüße
Torsten
 
Grund: da war ein abgebrochener Satz...
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Ich möchte ganz konkret wissen: Gibt es Regeln oder Konventionen für das Setzen von Pausen bei mehrere Stimmen? Kann ich bestimmte Pausen der bspw. 2. Stimme weglassen oder muss ich alle Pausen der 2. Stimme in diesem Takt, wo sie vorkommt, darstellen? Und falls nicht, wie gewährleiste ich die Lesbarkeit, ohne Verwirrung zu erzeugen? Der Satz von @Claus wäre zum Beispiel schonmal etwas, welcher sich auf das bezieht, was ich meine.

Pausen oder Noten brauchst Du bei mehrstimmiger Notation in einem System (z.B. Violinschlüssel) immer nur in dem Takt, in dem tatsächlich etwas steht. Eine "zweite" stimme wird also nicht per Pausen in den folgenden Takten "mitgeschleppt", wenn in dieser "zweiten" Stimme gerade nichts weiter passiert.

Als ich mir die problematischen Takte nochmal angesehen habe, ist mir noch eingefallen, dass es doch dieses gedachte Teilen innerhalb eines Taktes gibt (siehe https://www.musiker-board.de/threads/die-heilige-taktmitte.723343/).

Also, wenn man bspw. eine punktierte Viertelnote auf dem 2. Schlag eines 4/4-Taktes hat, diese so geschrieben wird, dass auf dem 2. Schlag eine Viertelnote und auf dem 3. Schlag eine Achtelnote geschrieben werden, welche dann mit einem Haltebogen verbunden werden.

Wäre dies auch auf meine Problematik anwendbar?

Im dem von mir oben genannten Soundtrack schaue man sich die Takte 20 und 21 an:

1.PNG


Mit der Regel des Aufteilen eines Taktes könnte man doch die halbe Pause in Takt 21 der 2. Stimme weg lassen:

2.PNG


Wäre das legitim?

Und dann ist mir noch ein Beispiel eingefallen:

5.PNG


Daraus würde ich folgendes machen, bezogen auf die Achtelpause:

6.PNG


Hier scheint Musescore damit sogar einverstanden zu sein, da die Achtelpause der 2. Stimme entfernt wird, wenn ich diese verstecken möchte. Oder es ist ein Bug.

Ich habe in der Musescore Online-Hilfe nachgesehen und dort heißt es:


Unsichtbare/Versteckte Pausen

Nur die Pausen der Stimmen 2, 3 und 4 können gelöscht werden. Die Pausen aus Stimme 1 (blau) können zwar nicht gelöscht, wohl aber unsichtbar gemacht werden.
Quelle: https://musescore.org/de/handbook/2/stimmen#using-voices

Daraus schlussfolgere ich, dass es durchaus legitim scheint, Pausen anderer Stimmen nicht darstellen zu müssen. Allerdings frage ich mich dann, ob es notwendig ist, immer alle Pausen der 1. Stimme darzustellen, wobei auch da die Online-Hilfe sagt, dass es die Möglichkeit gibt, auch diese zu verstecken, wodurch sich meine Frage wohl erübrigt.

Hinzu kommt noch, dass ich nicht mal sicher bin, ob meine obigen Änderungen spielbar sind. Was wären da mögliche, spielbare Fingersätze? Aber das ist bestimmt noch mal ein Thema für sich, wie man Fingersätze sinnvoll erstellt, auch bezogen auf (mehrstimmige) Arrangements.

Ich muss dazu sagen, dass dies mein erstes Arrangement ist, das mehrstimmig ist. Vernünftige Tutorials zur mehrstimmigen Notation habe ich nicht finden können. Vielleicht kennt jemand die eine oder andere Seite, bei der man das lernen kann.

Das Buch von Elaine Gould mit dem Titel „Behind Bars“, welches auch auf Deutsch erhältlich ist, mit dem Namen „Hals über Kopf“, habe ich bestellt. Ich habe es immer mal wieder auftauchen sehen, Gutes von gehört (auch hier im Forum) und hoffe, dass es mir eine Hilfe sein wird.

Und danke @Be-3 für deinen Beitrag. Das behalte ich im Hinterkopf.
 
Grund: Rechtschreibung
Ich schaue bei solchen Fragen immer bei den Klassikern nach, möglichst in noch vom Notenstecher von Hand gesetzten Ausgaben, weil die das überlieferte Wissen noch beherrschten. In diesem Fall bieten sich die 3-, 4- und 5-stimmigen Fugen aus Bachs Wohltemperiertem Klavier an.

Z.B. in der Ausgabe von Carl Czerny ist es so gehandhabt, daß jede Stimme immer vollständig dargestellt wird, auch die Pausen. Die Richtung der Notenhälse zeigt deutlich, was zu welcher Stimme gehört. Da stehen dann mitunter auch 2 Viertelpausen direkt untereinander:

1651365425119.png

In der 5-stimmigen Fuge in Cis-Moll werden bei Czerny in den ersten 3 Takten allerdings nur 3 Stimmen dargestellt:
1651365622417.png

Daß die Regeln dafür nicht allzu fest sind, sieht man, wenn man verschiedene Ausgaben vergleicht:

Kroll von 1799:
1651365825410.png

Mugellini zeigt von Beginn alle 5 Stimmen mit Pausen und zieht das konsequent durch das ganze Stück durch:
1651366238551.png


Bachs Autograph zeigt noch weniger Pausen zu Beginn - genauso wie meine Kroll-Nachkriegsausgabe beim Peters-Verlag (Achtung: Im oberen System wird ein anderer Schlüssel verwendet):
1651366042094.png


Allen Ausgaben ist aber gemein, daß jede Stimme komplett dargestellt wird, solange sie erklingt. Die Pausen werden stimmenbezogen gesetzt und nicht systembezogen. D.h. wenn eine Stimme das System wechselt, werden die Pausen dort dargestellt:
1651366638790.png

Das kann dazu führen, daß es in manchen Takten in einem System nicht einmal eine Pause steht, weil die Stimme, die vorher in diesem System spielte, sich jetzt komplett im anderen System bewegt:

1651366868817.png


Viele Grüße,
McCoy
 

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Mit der Regel des Aufteilen eines Taktes könnte man doch die halbe Pause in Takt 21 der 2. Stimme weg lassen:

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Wäre das legitim?

Daraus würde ich folgendes machen, bezogen auf die Achtelpause:

Anhang anzeigen 847154

Hier scheint Musescore damit sogar einverstanden zu sein, da die Achtelpause der 2. Stimme entfernt wird, wenn ich diese verstecken möchte. Oder es ist ein Bug.
Die benötigte Regel ist einfach: jede Stimme beginnt auf der Zählzeit 1 eines Taktes, dort steht entweder eine Note oder eine Pause.
Steht dort nichts, würde das bedeuten, dass die Stimmen "zusammenfallen", also die zweite und die erste Stimme identisch sind. Dann haben die Notenköpfe ins diesem Takt zwei Hälse, um das zu verdeutlichen.

Im ersten Beispiel im zweiten Takt liegt eine zweistimmige Notation innerhalb eines Systems vor, die man man an der unabhängigen Rhythmik der Stimmen erkennt.
Deshalb braucht die zweite Stimme auch zwingend ihre halbe Pause für die erste Takthälfte, die Stimme kann nicht einfach mitten im Takt aus dem Nichts auftauschen und erst in der zweiten Takthälfte mit einer Achtelpause beginnen.

Das zweite Beispiel lässt beide Notationen zu, weil beide Stimmen rhythmisch gleich sind. In meinem Zitat zeige ich den Zusammenklang, der genau wie Akkorde in einer Stimme aufgeschrieben werden kann.

Dein Beispiel mit den zwei Achtelnoten übereinanderkommt daher, dass Du ohne Not zweistimmig notiert hast.
Wie gesagt, entscheiden würde ich die Notation über die rhythmische Unabhängigkeit der Stimmen. Die Notwendigkeit zur zweistimmigen Notation kann durchaus auch nur für einen oder ein paar Takte entstehen.

Gruß Claus
 
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Z.B. in der Ausgabe von Carl Czerny ist es so gehandhabt, daß jede Stimme immer vollständig dargestellt wird, auch die Pausen. Die Richtung der Notenhälse zeigt deutlich, was zu welcher Stimme gehört. Da stehen dann mitunter auch 2 Viertelpausen direkt untereinander:

Ja, das ist auch bei mehrstimmigem Satz eigentlich richtig (wobei man die mitunter auch schonmal mergen kann (also in MuseScore alle außer die in der ersten Stimme löschen), genau dann wenn es die Übersichtlichkeit erhöht und keine Unklarheit reinbringt). Aber…

In dem oben von mir genannten Soundtrack gibt es Instrumente, welche manchmal zur gleichen Zeit spielen, die für die Melodie relevant sind; Flöte, Sitar und Pungi. In Takt 21 bspw. versuche ich die Flöte und die Sitar zusammenzubringen, damit man diese auf dem Akkordeon als Solist spielen kann. In Takt 23 wiederum sind es Flöte und Pungi.

… bei sowas ist es doch eher so, daß der Aufführende hinterher das ganze System auf einem Instrument alleine zustandebringt.

Da würde ich doch tatsächlich nach den Regeln für das Instrument notieren und die Zuordnung Hälse ↔ Originalinstrumente nur beibehalten, wo pädagogisch notwendig (notfalls mit Querlinien „Add → Lines → Note Anchored Line“, um den Stimmverlauf anzuzeigen), und das ansonsten eher so aufbereiten, daß es im Vortrag keinen Extraaufwand beim Lesen bedeutet.
 
Deshalb braucht die zweite Stimme auch zwingend ihre halbe Pause für die erste Takthälfte, die Stimme kann nicht einfach mitten im Takt aus dem Nichts auftauschen und erst in der zweiten Takthälfte mit einer Achtelpause beginnen.

Jein...
Ein Wechsel zur polyphonen Schreibweise ist durchaus auch mitten im Takt möglich und üblich.
Aber der Wechsel muss an einer eindeutigen Stelle erfolgen, an der beide Stimmen zusammenfallen. Also nicht so:

1651451399762.png

Hier hängt nämlich die Achtelpause "in der Luft" und die zweite Stimme beginnt "irgendwo", währen die punktierte Halbe der ersten Stimme noch ausgehalten wird.

Ja, das ist auch bei mehrstimmigem Satz eigentlich richtig

Ich möchte noch ergänzen: im streng polyphonen Satz.

Das vorliegende Beispiel ist jedoch eher mit einem Klavierauszug einer Orchester-Partitur zu vergleichen und da gibt es keine streng getrennten Stimmen mehr, sondern je nach Bedarf tauchen Stimmen auf und verschwinden wieder. Es geht nur darum, möglichst das ganze musikalische Geschehen abzubilden und nicht streng alle Einzel-Orchesterstimmen zu erhalten. Das ginge auch überhaupt nicht.


Ich schaue bei solchen Fragen immer bei den Klassikern nach, möglichst in noch vom Notenstecher von Hand gesetzten Ausgaben, weil die das überlieferte Wissen noch beherrschten.

Das ist ein sehr guter Tipp, weil man sich dann vor dem ganzen Müll, der durchs Internet geistert, schützen kann.

Ich mich allerdings an den erwähnten Klavierauszügen (von Opern oder egal was) orientieren, denn das kommt der vorliegenden Aufgabenstellung am nächsten.

Als (willkürliches) Beispiel ein Klavierauszug der Traviata-Ouvertüre:

1651451941763.png


Man sieht schön, dass "Akkord-Schreibweise" (also mit einem gemeinsamen Notenhals) bei gleichem Rhythmus der Stimmen parallel zur polyphonen Schreibweise (bei abweichendem Rhythmus der Stimmen) genutzt wird.
@Claus: und man sieht auch, dass (grün markiert) polyphone Schreibweise problemlos auch mitten im Takt eingeführt werden kann, solange die Stelle rhythmisch klar ersichtlich ist, also beide polyphonen Stimmen gleichzeitig einsetzen [Edit: "gleichzeitig" heißt auch, dass eine Stimme mit einer Pause beginnen kann].

Viele Grüße
Torsten
 
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Deshalb braucht die zweite Stimme auch zwingend ihre halbe Pause für die erste Takthälfte, die Stimme kann nicht einfach mitten im Takt aus dem Nichts auftauschen und erst in der zweiten Takthälfte mit einer Achtelpause beginnen.

Wie @Be-3 kann ich auch so nicht stehen lassen, da ich Akkordeon-Noten besitze, in denen genau das passiert, dass eine weitere Stimme mittendrin anfängt, ohne, dass diese sich ankündigt.

Dein Beispiel mit den zwei Achtelnoten übereinanderkommt daher, dass Du ohne Not zweistimmig notiert hast.

Ohne Not? Du meinst sicherlich ohne Note? Ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst, denn egal ob ich zuerst Noten oder Pausen für die Zweitstimme eingebe: Die Achtel-Pause wird trotzdem erstellt. Aber das ist auch nicht so wichtig, denke ich.

Wie gesagt, entscheiden würde ich die Notation über die rhythmische Unabhängigkeit der Stimmen.

Was genau bedeutet "rhythmische Unabhängigkeit"?

Da würde ich doch tatsächlich nach den Regeln für das Instrument notieren und die Zuordnung Hälse ↔ Originalinstrumente nur beibehalten, wo pädagogisch notwendig (notfalls mit Querlinien „Add → Lines → Note Anchored Line“, um den Stimmverlauf anzuzeigen), und das ansonsten eher so aufbereiten, daß es im Vortrag keinen Extraaufwand beim Lesen bedeutet.

Genau das versuche ich! Ich will das Stück nicht von Anfang an zweistimmig arrangieren, sondern nur da, wo es von der Melodie her Sinn macht. Was genau meinst du mit "Hälse ↔ Originalinstrumente"?

Ein Wechsel zur polyphonen Schreibweise ist durchaus auch mitten im Takt möglich und üblich.
Aber der Wechsel muss an einer eindeutigen Stelle erfolgen, an der beide Stimmen zusammenfallen. Also nicht so:

Warum ist da die Achtel-Pause fehl am Platz? Mein Gedankengang dahinter ist die oben genannte gedachte Einteilung des Taktes und damit man erkennt, dass die Zweitstimme beginnt. Also sollte ich die Pause dort lieber weglassen? Könnte die also irreführend sein? Aber dann frage ich mich, ob man nicht anhand der Position der Pause erkennen würde, dass diese für die Zweitstimme gedacht ist. :unsure:

Man sieht schön, dass "Akkord-Schreibweise" (also mit einem gemeinsamen Notenhals) bei gleichem Rhythmus der Stimmen parallel zur polyphonen Schreibweise (bei abweichendem Rhythmus der Stimmen) genutzt wird.

Gemeinsame Notenhälse? Was genau meinst du damit? Generell habe ich Schwierigkeiten, diesen Satz zu verstehen.

Danke @McCoy für deinen Beitrag! :biggrinB: Sehr interessant zu sehen, wie sich die Partituren unterscheiden.
 
Mir lag daran, so einfach und praktisch wie möglich zu antworten.
Ich meinte schon "ohne Not", weil ich eine strikt zweistimmige Notation der genannten Stelle für dein Ziel Akkordeon-Arrangement wegen der identischen Notenwerte in den Stimmen unnötig fand.

Rhythmisch unabhängig bedeutet, dass auf der gleichen Zählzeit eines Taktes die Noten der verschiedenen Stimmen verschiedene Notenwerte haben. Bei Notation in einem einzigen System statt Akkolade braucht man dann diese Form der mehrstimmigen Notation mit Lesehilfen durch die Halsrichtungen, die auch einmal auf einem Notenkopf zusammenfallen können.

Gruß Claus
 
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Ups, dann habe ich dich da falsch verstanden. Entschuldige. Jetzt habe ich aber begriffen, was du meinst. Richtig, mein Beispiel hätte man nicht 2-stimmig notieren müssen. Mir ging es nur um die Darstellung der Pausen und dass diese eben übereinanderstehen und man wohl nur eine von beiden darstellen brauch, da rhythmisch identisch.
 
Manchmal kann man es sich aber auch vereinfachen, vor allem, wenn man für ein einzelnes Instrument schreibt, wie in deinem Fall. Wären 2 separate Instrumente in einem System notiert (z.b. Flöte 1 und Flöte 2), dann ist es natürlich zwingend notwendig, beide Stimmen durchgehend zu notieren. Wenn beide Stimmen mit einer Hand gespielt werden, dann ist es natürlich notwendig, sie transparent und logisch erkennbar zu notieren. Aber manchmal geht es auch einfacher.
Ich habe mal in deinen @Schnotzer Musescore-Sachen gestöbert und da ein Beispiel gefunden:
1651558035269.png

Hier hätte ich das e (Schlag 1 Unterstimme) nicht als Viertel, sondern als Sechzehntel notiert. In der Praxis wird man vermutlich eh meistens so spielen, gerade im schnelleren Tempo. Und dann kannst du es wie in den Takten zuvor und danach einfach als Doppelgriff notieren und die ganzen Pausen der Unterstimme, die ja sonst auch nicht separat auftritt, entfallen.

In deinem Beispiel
(ich kenne das Original nicht, orientiere mich nur an deinen Noten) würde ich mir mal anhören und überlegen, ob es nicht genauso gut klingt, wenn du aus der punktierten Halben eine Viertel machst. Dann die Achtelpause und den Aufgang. Oder eine punktierte Viertel und eine Zäsur. Allerdings würde ich darauf achten, dass es wirklich eine Unterbrechung vor den drei Achteln gibt, damit die neue Melodielinie einen eindeutigen Anfang hat, also nicht diese Note nahtlos an die vorhergehende hintenanschreiben (deshalb entweder Zäsur oder Achtelpause).
 
Da ich meist nur die Melodie kopiere, eventuell etwas anpasse und den entsprechenden Bass versuche passend zu gestalten, bin ich bei bswp. Chai Kingdom an der von dir oben genannten Stelle nicht auf die Idee gekommen, daraus eine 16-tel zu machen. Ich habe es mir angehört und finde, dass da etwas verloren geht. Ich versuche es immer so zu arrangieren, dass möglichst wenig von der Melodie verloren geht und dicht oder am besten 1:1 originalgetreu bleibt. An der Stelle von Chai Kingdom mag das jetzt möglicherweise nicht so stark ins Gewicht fallen, aber bei Walleye Tumble Temple wäre mir das zu abegehakt, wenn ich die Notenwerte entsprechend deines Vorschlags abändere. Die Melodien der verschiedenen Instrumente sollen ineinandergreifen und überlappen. Das ist eine Frage des Arrangements, aber mir kam eben dadurch die Frage auf, wie man Pausezeichen bei mehreren Stimmen setzt. Der Soundtrack aus Captain Toad: Treasure Tracker soll lediglich als Beispiel dienen.

EDIT: Ich denke, dass meine Frage bezüglich der Pausen wohl nicht so ganz eindeutig beantworten werden kann, denn, wie oben zu sehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man das handhabt. Oder ich habe irgendwas übersehen. o_O
 
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