Dem Klassiker den Pop-Sound beibringen

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Hallo zusammen,

ich habe bei Chorleiterin jemanden kennengelernt, sie hat klassischen Gesangsunterricht, singt aber auch mit ihrem Lehrer Musical und Pop. Wir haben dann spaßeshalber "Can you feel the love tonigth" zusammen gesungen.

Klanglich war das ganze sehr zart, rund und weich. Wie kann man einem Klassiker den eher Musicaltypischen Klang beibringen?

Ich habe gesagt, sie soll versuchen, mehr in die Nasenspitze zu singen, keine Schnute, kein Gähnen, die Breite des Mundes zulassen und das Gefühl haben, in einen Apfel zu beißen.

Hat noch jemand weitere Tipps?

Weiterhin: Was ist physiologisch beim Klassiker und Pop-Sänger unterschiedlich? Kann es sein, dass sie schon in tiefen Lagen (c' - c") in der Kopfstimme singt, ich sie aber zur Bruststimme mit starkem Kopfanteil bekommen muss?



Cörnel
 
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Hmm, ich switche tatsächlich nur in Resonanzraumausnutzung zwischen Musical und Klassik, heißt also: Bei der Klassik ist der Mund länglich und es wird darauf geachtet, dass der Ton "tiefer" wird, was durch die Gähnstellung begünstigt wird. Beim Musical wird der Ton schärfer und die Fokussierung auf den Vordersitz wird extremer. Im Grunde heißt das nichts anderes als: Zähne zeigen, Mundstellung ein wenig breiter als höher, sodass der hintere Resonanzraum im Mund wegfällt. Bei ungeübten Sängern, die bisher nur klassisch gesungen haben, mag das genauso eine Herausforderung darstellen, man muss sich ja daran gewöhnen, andere Resonanzräume zu erschließen und alles andere genauso zu lassen, wie es war. Viele denken, sie müssten wer weiß wie viel tricksen, nur weil sie von der Klassik zum Musicalgenre wechseln, aber das ist mitnichten so, beide Stile ähneln sich mehr, als man denkt. Mir hat folgendes immer geholfen: Ich habe bei meinem Registerbruch sehr viel Zähne gezeigt und den Kopf immer leicht in den Nacken gelegt, son bisschen wie beim Zahnarzt, nur halt längst nicht so extrem. Das erleichtert meiner Meinung nach diesen scharfen Vordersitz zu finden oder besser gesagt, zu halten.

Ansonsten lass ihr vielleicht ein wenig Zeit, es bedeutet eine Umstellung, die sie evtl auch mit ihrer Gesangslehrerin besprechen sollte, sofern diese für das Musicalgenre empfänglich ist.

...
 
Hallo Erdbeere,
zusammenfassend: Ich lag genau richtig, mit dem, was ich gemacht habe. Vielen Dank für deine Bestätigung. Den Kopf in den Nacken zu legen (wenn auch nur leicht) ist natürlich normalerweise schlichtweg falsch. Aber dennoch kann man es sicherlich mal probieren!

Dankeschön.


Cörnel
 
Naja, was heisst falsch...ich hab mir gerade mal ein paar Liveauftritte von Streisand und Houston angehört und bei extrem hohen Tönen tun die etwas ähnliches mit ihrem Kopf... ich weiss echt nicht, was das soll mit dem Kopf im Nacken, aber es hilft! :D
 
Hallo !
Im Prinzip gebe ich Euch recht - allerdings ist mir Eure Herangehensweise zu sehr aufs rein Technische (Mundstellung etc.) fokussiert. Man kann nämlich z.B. vieles aus Pop und Musical sehr wohl mit der klassischen, d.h. runderen Mundstellung singen und sollte dies zuweilen sogar auch tun.
Viel wichtiger als diesen ganzen Mundstellungskrampf finde ich die Klangvorstellung. Wenn man z.B. rein klassisch geprägt ist, dann weiss man einfach nicht, wie Contemporary-Stile klingen sollen, bzw. kann das nicht reproduzieren. Meiner Meinung nach führt der Weg zunächst einmal übers Hören der entsprechenden Musik, über das Sich-Vertraut-Machen mit dem Stil- Stimmklang, Phrasierung, usw. Die Technik ist der zweite Schritt, und sie hilft auch nicht immer. Jedenfalls nicht, wenn man sie isoliert einsetzt, aber die Musik nicht wirklich fühlt - das klingt doch dann meistens furchtbar, auch wenn technisch alles korrekt ist.
Wenn meine Gesangsschülerinnen in Jazzgesang einsteigen wollen, kriegen sie von mir erstmal was aufs Ohr - angefangen bei den Großen "Alten" wie Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Billie Holiday über die Zeitgenösssichen wie Dianne Reeves, Diana Krall oder Cassandra Wilson. Sie sollen sich erstmal mit dem Klang dieser Stimmen vertraut machen - vor allem wenn sie aus der Klassik kommen.
Sonst klingt nämlich jeder Jazz-Song - Mundstellung hin oder her - weiterhin klassisch. Und das passt überhaupt nicht ;)
schöne Grüße
Bell
 
Cörnel;3414917 schrieb:
Weiterhin: Was ist physiologisch beim Klassiker und Pop-Sänger unterschiedlich? Kann es sein, dass sie schon in tiefen Lagen (c' - c") in der Kopfstimme singt, ich sie aber zur Bruststimme mit starkem Kopfanteil bekommen muss?

Sagen wir mal so: Viele Klassiker sind so ausgebildet, dass sie einen extremen Kopfstimmanteil singen und die Kopfstimme runterziehen bis c' oder sogar noch drunter.

Wir contemporaries gehen eher in wenig gemischte Bruststimme bis e' oder f' und mixen dann bruststimmlastiger hoch, bis wir dann ab c'' stärker in die Kopfstimme wechseln.
Allerdings muss man sagen, dass der Grip in den Unteren lagen - also die Bruststimmnutzung - nicht zwangsweise etwas mit "klassisch" oder "contemporary" zu tun hat. Ich würde erst mal abklopfen, ob sie es gewöhnt ist, die reine Bruststimme zu benutzen.
 
Cool. Wir sind uns alle doch sehr einig! :)
 

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