Der Banjo-Restaurationsthread

Pass gut auf, der Perlmuttstaub ist ausgesprochen fies in der Lunge, Atemschutz ist angesagt.

Banjo
 
Das mit dem Atemschutz ist wohl ernst zu nehmen!

Ansonsten lässt sich Perlmutt mit einer Laubsäge mit sehr feinem Sägeblatt recht präzise zuschneiden.

Ich musste für mein erstes Windsor eine etwas "schwülstige" Bundmarkierung ersetzen. Ging sehr gut - allerdings hatte ich keinen Kleiderknopf sondern eine etwa 5 cm lange Perlmuttplatte, die sich auf dem Schneidetisch gut festhalten ließ.

Eingeklebt habe ich das Teil mit UHU-Zweikomponentenkleber. Dieser füllt den unvermeidlichen Spalt zwischen Einlage und Rand der Ausfräsung aus. Das Griffbrett ist aus Ebenholz, also habe ich den Kleber schwarz gefärbt. Beim Anrühren des 2K-Klebers einfach eine Messerspitze Holzkohlestaub - von einem Stück Grillkohle abgeraspelt - dazugeben! Perlmutt und Kleber nachher plan schleifen, und man sieht nichts!

Cheers,
Jed
 
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@Banjo @Jed : Klar, Staubmaske, Atemschutz, alles dabei! :) UHU Endfest 300 ist das Produkt meiner Wahl, zum Einfärben s.u.

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Restaurationsprojekt: Temlett-Zither-Banjo von 1895

Teil 3: Ornamente ersetzen Rahmen Oberkante

Die herausgebrochenen und verloren gegangenen Perlmutteinlagen sollen ersetzt werden (Bild 1). Es handelt sich um rautenförmige Perlmutteinlagen in einer schwarzen Vergussmasse am Kesselrand.

Die oben gezeigten Perlmuttknöpfe haben genau die richtige Stärke von 1 mm, sind aber stark gewölbt (originale Muschelschalenwölbung). Halbwegs plane Teilstücke wurden zuerst mit Hilfe einer vorab erstellten Schablone (Bild 2, 3. Objekt von links) angezeichnet und dann mit der ganz feinen Trennscheibe am Dremel herausgeschnitten. Die kleinen Teile (14 x 8 mm) lassen sich nicht festhalten und wurden daher mit doppelseitigem Teppichklebeband auf einer Holzleiste fixiert (Bild 2 ganz links). Das geht schnell und spart Zeit. Die grob herausgeschnittene Raute wurde dann an der Seitenkante der kleinen Trennscheibe auf Maß geschliffen, wobei die Schablone immer wieder als Messeinheit fungierte.

Mit Uhu Endfest 300 und feinem Pigmentstaub (Oxid Schwarz 540 Pigment-Pulverfarbe) wurde eine Paste angerührt, mit der sowohl das Perlmutt verklebt als auch Lücken am Kesselrand verfüllt wurden (Bild 4).

Nach einem Tag war die Masse hart und konnte bearbeitet werden. Seitliche Überstände wurden abgeschliffen und der ganze Kesselrand auf einem Sandpapier (mit Holzleisten fixiert auf planer Unterlage) plan geschliffen (Bild 5). Die Körnung ging von 120er bis 600er und dann feine Stahlwolle 000. Auf Bild 6 fehlt noch die Feinarbeit, aber ansonsten ist alles vergossen.

Bei den Arbeiten fiel mir auf: Die Resonatorunterseite ist wohl mal nachträglich braun lackiert und bemalt worden (Bild 5). Da dies nicht original ist und zudem schon etwas schäbig aussieht, könnte ich dort auch Intarsien einsetzen, wie sie damals auch üblich waren, z.B. acht Kreissegmente mit wechselnden Holzfarben. Seitlich am Kesselrahmen ist ein originales Furnier aus Palisander gut erhalten und sowas lechzst dann nach einer Schelllack-Politur. :tongue:



171226_Kesselrand.jpg 1801070003.JPG 1801070005.JPG 1801070004.JPG 1801080007.JPG 1801080008.JPG
 
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Restaurationsprojekt: Temlett-Zither-Banjo von 1895

Teil 4: Topf und Kopf

Mein Urlaub geht zu Ende, aber auch das Restaurationsprojekt nähert sich dem Finish. :)

Banjokessel: Der wohl irgendwann mal reparierte Kesselboden (s.o.) soll aufgehübscht werden. Original ist da nichts mehr: Der Resonator stellte sich als simple Sperrholzplatte heraus.
Auf der Drechselbank erstellte ich auf der hölzernen Planscheibe eine Passung (Bild 1) und schraubte darauf den Kessel. Durch die Passung (Absatz in der Scheibe) war der Kessel zentriert und konnte über die schon vorhandenen Schraubenlöcher der Z-Haken fest mit der Planscheibe verschraubt werden. Die Bemalung wurde heruntergedrechselt und darunter kam die Sperrholzplatte zum Vorschein (Bild 3). Nach dem Plandrechseln hatte ich eine Basis zum Aufkleben von gesägten Kreissegmenten aus Obstbaumholz (Kirschbaum und Pflaumenbaum, Bild 5). Der unschönen Kante verpaßte ich noch ein Binding (Bild 6) aus Pfaffenhütchen-Holz, ein gelb-weißes, sehr dichtes, hartes und polierfähiges Holz.
Wenn man so einen Kessel auf der Drechselbank rotieren läßt, kann man schnell erkennen, ob der Kessel verzogen oder noch halbweg im Kreis erhalten ist. Dieser hier war erstaunlich rund und zeigte einen "Schlag" von nur 1 mm. Für ein Alter von 120 Jahren ganz erstaunlich. Alllerdings sind 1 mm für feine Strukturen, wie das Bindung, schon viel zu viel, sodass ich da viel Handarbeit hatte, denn das Überdrechseln hätte zu einem "unrunden" Streifen geführt (Bild 6).
Nach dem Schleifen bis Körnung 240 begann ich mit der Schelllack-Politur (Bild 7), die schon anfangs bei der Restauration des Mandolinenbanjos beschrieben wurde.
Ach ja, in der Mitte sieht man eine gedrechselte Rosette aus Ebenholz. Sie verhindert Kratzer am Resonator, wenn man das Banjo mal unsanft irgendwo ablegt.:tongue:


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Banjokopfsystem: Wie schon erwähnt, war die Saitenlage (5 mm am 12. Bund) zu hoch und ich beschloss, das Banjo "tiefer zu legen". Bei diesem Zither-Banjo gibt es dafür mehrere mehr oder weniger aufwändige Möglichkeiten, als da wären:
- Den Steg abschleifen oder einen neuen setzen, der nicht so hoch ist
- Den Banjohals am Ansatz zum Kessel unterfüttern, z.b. mit einer dünnen Furnierschicht, sodass der Winkel vom Hals verändert wird
- Den Kesselstab in der Einbuchtung unterkeilen, was ebenfalls den Hals leicht verkippen würde
- Das ganze Kopfsystem tiefer legen

Ich entschied mich für die letzte Möglichkeit, da sie mir am sichersten erschien und zudem der Steg schon sehr flach war (8 mm) und ein Unterlegen vom Hals immer unschön aussieht. Zum Kesselstab komm ich später noch.
Die Z-Haken, die das Kopfsystem halten, sollten um 2 mm verlängert werden, d.h. ich baute 6 neue Haken. Auf Bild 1 sieht man links das Original und rechts einen der neuen Haken. Herstellung: Edelstahl wurde warm gemacht, im Schraubstock mit Zange und Hammer gebogen (dazu benutzte ich eine Biegeschablone) und dann beschliffen und poliert, sowie die 2 Bohrungen erstellt. Mit den längeren Haken kommt das ganze System tiefer in den Kessel und zwar exakt 2 mm.
Das inzwischen aufpolierte Kopfsystem wurde mit den neuen Sechskantschrauben zusamengesetzt. Mittels Schieblehre maß ich den Abstand zwischen Spannring und Gegenflasch rundum, so dass vor dem entgültigen Spannen des Fells der Abstand überall gleich war. Und weil das System so schön zugänglich war, habe ich es auch gleich mit Tuner gestimmt, s.
https://www.musiker-board.de/threads/6-string-banjo-head-stimmen.672668/

Nun stehen noch etliche Poliergänge mit dem Schelllack an und danach kann alles zusammengebaut werden, sozusagen die Kür. Mal sehen, wie dann die Saitenlage ist.:eek:
Naja, falls es nicht klappt, kann ich alles rückgängig machen, denn ich habe ja noch die alten Z-Haken. Und dann muss eben eine der anderen Möglichkeiten in Angriff genommen werden.

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Wow, sehr hübsches Hinterteil:) Das mit den Segmenten mag nicht original sein, sieht aber sehr edel aus: great:

Banjo
 
Restaurationsprojekt: Temlett-Zither-Banjo von 1895

Teil 5: Zusammenbau und fertig!

Nach einigen Schellack-Aufträgen (mehr als 1-2 pro Tag sind nicht erlaubt), konnte ich nun das Temlett zusammenbauen. Mit dem Kesselrand und seinen Perlmutt-Inlays war ich nicht zufrieden: es stellte sich heraus, dass die schwarze Substanz doch hauchdünnes Ebenholzfurnier war, leider schon sehr bröselig. Es brach immer wieder etwas heraus und ich mußte dauernd mit dem guten Endfest samt schwarzen Pigmenten nachflicken.

Der Kesselstab wurde durch das Loch im Rahmen bis hin zur Aussparung am anderen Ende geschoben. Diese Aussparung war zu groß angelegt und ein dort wohl mal vorhandener Keil verloren gegangen. Diesen habe ich ersetzt und alles sitzt nun sehr stramm (Bild 1).

Mit den neuen Sechskant-Holzschrauben und Unterlagscheiben wurde der Hals stramm am Kesselrahmen verschraubt (Bild 2).

Dann wurde das Kopfsystem eingehängt und mittels der 6 neuen Haltehaken befestigt. Danach kamen die restlichen originalen Zierhaken.

Eine Besonderheit an etlichen Zither-Banjos aus der Zeit: Die Saiten sind am Spannring eingehängt (s. Bild 4). Somit geht der Saitenzug zuerst einmal über das Kopfsystem und der damals ziemlich schwache Rahmen wurde kaum belastet. Ein Abstandshalter aus vernickelter Bronze half, alles in Position zu halten (Bild 3, Pfeil).

Nach dem Aufziehen der Saiten und einem eigens gebauten Steg von 8 mm Höhe (das gleichhohe Original war beschädigt) konnte ich die Saitenlage beurteilen: Exakt 2 mm am 12. Bund: perfekt!
Beim Anspielen kein Schnarren, gute Bespielbarkeit.

Bild 4-6 zeigen den fertigen Zustand. Die Optik von vorne ist geblieben, von hinten hatte ich den Sperrholzboden mit ca. 1mm starken Klangholzfurnieren belegt. Eventuell etwas zu bunt für die damals doch sehr düsteren Instrumente. Naja, ich kann das auch noch einfärben in Dunkel-Mahagoni oder ähnlich, mal sehen. Sobald der Schellack durchgehärtet ist, wird alles noch aufpoliert.


180117_Kesselstab.jpg 180117_Hals fest.jpg 180118_abstand.jpg 180118_drauf.jpg 180118_seit.jpg 180118_unter.jpg
 
Bravo!!! :claphands::great:

Jed
 
tolle Restauration, ist ein richtiges Schmuckstück geworden :great::great::great:

Gruß Kurt
 
Griffbrett partiell erneuern und neu bundieren

Teil 1: Griffbrettholz ersetzen


Eventuell betrifft das ja nicht nur die Besitzer von alten Vintage-Instrumenten. Auch eine noch junge Gitarre kann nach heftigem, jahrelangem Einsatz mal ein paar Saitenkerben in den Bundstäbchen aufzeigen und diese müssen ersetzt werden. Ich zeige hier, wie es geht. Grundlagen findet man auch in dem folgenden Link:
https://www.rockinger.com/index.php/de/_/p-ROC_Workshop_Hals

An meinem soeben erworbenen Zitherbanjo "The Windsor No. 45" von ca. 1898 war das Griffbrett (Mahagonihals mit Ebenholzauflage) arg bespielt worden und zeigte auch starke Alterungserscheinungen:
Die dünne Ebenholzauflage war abgesplittert, verbeult, zerkratzt und die Bundstäbchen sehr stark zernarbt (Saiten eingespielt, Bild 01)
Allerdings war dies nur im Bereich der ersten 6 Bünde, der Rest war noch ganz ansehnlich. Ich entschied mich, die vordere Griffbrettauflage aus Ebenholz zu erneuern und natürlich auch neue Bundstäbchen einzusetzen und im unteren Griffbrettbereich lediglich die Zwischenräume zu reinigen und zu polieren, sowie neu einzuölen.

Mit einer unten plan geschliffenen Kneifzange wurden die alten Stäbchen gepackt und herausgehebelt (Bild 02). Man muss aufpassen, dass man nicht Holzmaterial vom Griffbrett mit herausreißt, wie auf Bild 03 sichtbar. In meinem Fall war es egal, da ich die Ebenholzauflage sowieso erstzen wollte. Falls dies also passiert, muss man die Späne säuberlich neu einleimen (UHU Endfest 300 oder Sekundenkleber) und danach die Kerbe neu nachsägen. Tatsächlich ist das Schwierigste am Bundieren das saubere Entfernen der alten Bundstäbchen!!

Mit der Heißluftpistole wurde der vordere Bereich bis Bund 6 erwärmt, um den alten Knochenleim zu lösen. Mit einem scharfen Stechbeitel (Bild 04) wurde das alte Ebenholz (ca. 1 mm stark) abgehoben bzw. auch die Reste noch abgeschabt. Da muss man Vorsicht walten lassen, um nicht die Basis (Mahagonihals) zu beschädigen.

Es wurde eine graue Kittstelle (Bild 05) sichtbar: Hier hatte der Banjobauer die Messingröhre in einer Nut verlegt, mit Kitt abgedeckt und das ganze dann mit der Ebenholzauflage versteckt. Zur Erinnerung: Bei vielen Zitherbanjos wird die 5. Saite getunnelt zum Banjokopf geführt. Es gibt also keinen 5. seitlichen Wirbel, sondern alle Mechaniken sind am Kopf befestigt. Für Banjospieler, die rasent schnell "down the neck" spielen, ein Vorteil. Den Tunneleingang mußte ich später mit einem Loch im neuen Furnier (Bild 07) offen halten.

Das neue Furnierholz sollte exakt am 6. Bundstab enden, der dann auch noch herausgenommen wurde (Bild 06). So ist dann später der Ansatz der neuen Griffabdeckung unsichtbar. Man sieht auch deutlich am alten Bundstäbchen: Damals gab es noch nicht die Widerhaken (Noppen) im Sitz der Bundstäbchen.

Aus einer Ebenholzbohle sägte ich auf der Kreissäge ein Furnierbrettchen von ca. 2,5 mm Stärlke. Mittels Bandschleifer wurde dies auf Maß geschliffen (1,5 mm). Bild 07 zeigt oben so ein Brettchen und darunter das schon auf Länge gebrachte Einsatzstück. Das neue Ebenholzbrettchen reichte also exakt vom Nullbund des Sattels bis zur 6. Stegnute (Bild 08). Mit dem guten Endfest 300 und vielen Schraubzwingen wurde das Ebenholzbretchen aufgeklebt (Bild 09).

In Teil 2 beschreibe ich das eigentliche Bundieren, eine Sache von gerade mal 30 min für die 6 Bünde. :cool:


Bild01.JPG Bild02.JPG Bild03.JPG Bild04.JPG Bild05.JPG Bild06.JPG Bild07.JPG Bild08.JPG Bild09.JPG
 
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Griffbrett partiell erneuern und neu bundieren

Teil 2: Bundieren

Die Rolle Vintage-Bundierdraht (Neusilber) ist inzwischen eingetroffen. Ich hatte diesen mit der damals üblichen Breite der Krone von 1,5 mm (Bild 10) bestellt.

Bevor es an das eigentliche Bundieren geht, muss zuerst der Untergrund vorbereitet werden, d.h. die Schleifarbeiten macht man vor, das Einölen des Griffbretts nach dem Bundieren.
Die Griffbrettoberfläche muss beim Banjo absolut plan sein und zudem musste das eingesetzte Stück auf gleicher Höhe wie das alte Griffbrett liegen. Ich hatte 0,5 mm Übermass gewählt in der Höhe (Dicke) des Ebenholzbelages und somit genügend Materiel zum Angleichen. Mitttels planer Sandpapierklötzchen mit Sandpapier in verschiedenen Körnungen (120, 240, 400) wurde das Griffbrett beschliffen (Bild 12).

Zuvor wurde aber noch die Lage der einzelnen Bund-Nuten festgelegt, schließlich hatte ich eine neue Oberfläche. Dazu verwendet man einen Bundabstandsrechner, z.B. den hier:
http://stringsandwood.de/index.php/informationen-zum-gitarrenbau/bundabstand-berechnen/

Da wird einfach in die Formel die Mensurlänge eingetragen und die Abstände erscheinen automatisch. Aber Achtung: Hier muss man wirklich sorgfältig arbeiten und kann nicht oft genug kontrollieren, ob denn alles auch richtig ist. Ich mußte z.B. den Nullbund (an diesem Banjo eine Kombi mit dem Sattel) mit einbeziehen.
Bei Saiteninstrumenten mit Bünden kann man (Ausnahme: Gambe), die Bünde nach dem Einbau nicht mehr oder nur mit großem Aufwand weiter verändern. Das hat zur Folge, dass einmal falsch gesetzte Bundstäbchen falsch bleiben und das Instrument somit nicht bundrein ist. Zudem hängt die Bundreinheit von der Art der benutzten Saiten ab. So kann ein Instrument nach dem Aufziehen neuer, andersartiger Saiten geringfügig von der Bundreinheit abweichen. Hier hatte ich es also in der Hand, zumindest die ersten 6 Bünde korrekt zu setzen, sowie die anderen mittels Bundrechner zu überprüfen. Es stellte sich heraus, dass die Lage der alten Bünde nicht immer ganz korrekt war, dass aber schlussendlich hinten heraus alles paßte. Somit war mein Windsor auch "down the neck" bundrein und die neuen 6 Bundstäbchen sitzen nun sehr viel exakter. Damit das der Fall war, wurde die exakte Lage mit einer Reißnadel markiert und die Nut mit einer Hauhaltssäge vorgesägt (Bild 11). Die Haushalts-Feinsäge (Bild 17) hat ein Blatt mit 0,6 mm Breite, exakt das, was wir brauchen. Man benötigt also keine spezielle, teure Bundiersäge.

Nach dem Schliff des neuen Belages wurden dann die Nuten in die endgültige Tiefe gebracht. Dazu sägte ich auf Bundstabtiefe plus 0,5 mm und überprüfte Tiefe und Lage mit einem selbstgemachten Tiefenmesser aus Pappe (Bild 12).

Die Bundstäbchen wurden in Überlänge von der Rolle geschnitten, mit einer mit Leder gefütterten Kombizange gerade gebogen und dann mit den Fingern in die Nut gedrückt und mit einem Gummihammer (Bild 14) fest eingeschlagen. Ich nehme dazu den Hals in die linke Hand und vermeide so Beschädigungen im Schraubstock. Alternativ kann man den Hals auch auf Styrodur oder weiche Tücher legen, aber in der Hand hat man mehr Gefühl. Die schon erwähnten Widerhaken am Bunddraht verhindern ein Verrutschen der Bundstäbe und die exakte Nut bewirkt auch ein automatisches Geraderichten der eventuell nicht ganz planen Bünde. Man überprüft die exakte Lage des Bunddrahtkopfes am Holz mit dem Fingernagel oder schaut seitlich: Wenn sich die Widerhaken noch spiegeln, sollt man sich überwinden: Da geht noch was, nämlich noch ein harter, trockener Schlag.:tongue:

Die überstehenden Enden der Bundstäbe werden mit der Zange abgeknipst und mittels Feile und Schleifklotz werden die Kanten im richtigen Winkel beschliffen (Bild 15).

So nebenbei erstellte ich auch noch die beiden neuen Dots für Bund 3 und 5 aus Perlmutt: Dazu wurde ein kleines Stück Perlmutt auf einen Holzhalter geklebt und dann auf der Drechselbank oder in der Bohrmaschine abgedreht/ abgeschliffen, bis eine runde Scheibe von exakt 6 mm vorlag (Bild 16). Diese wurde dann in ein Sackloch gleicher Größe genau mittig im Bund eingeklebt und überschliffen. Einen der neuen Perlmuttdots sieht man auf Bild 13.

Bild 17 zeigt den fertigen Hals nach der Bundierung und dem Schliff der Kantenzusammen mit den meisten der Werkzeuge; das Ölen kommt später.

Kurzfassung: Plan schleifen, Bundierrechner, Anreißen, Einschlitzen, Eindrücken, Einschlagen, Kanten beschleifen, fertig! :D




Bild 10.JPG Bild 11.JPG Bild 12.JPG Bild 13.JPG Bild 14.JPG Bild 15.JPG Bild 16.JPG Bild 17.JPG
 
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Kurzfassung: Plan schleifen, Bundierrechner, Anreißen, Einschlitzen, Eindrücken, Einschlagen, Kanten beschleifen :D

Eben, Kinderspiel:)

Du hast meinen vollen Respekt:great: Eine Frage hab ich aber: mir kommen die neuen Perlmutt-Punkte größer vor als die existierenden auf den höheren Bünden, oder täuscht das? War das im Original auch so?

Banjo
 
Lieber @Banjo : Zuerst einmal danke für die vielen "Likes" in der Vergangenheit. Ich finde, Du betreust das Forum sehr gut! :great:

Mein Anliegen ist ja einfach: Wenn ich schon diese Bastelarbeiten (für mich) vornehme, kann ich sie ja gleichzeitig auch anderen Interessenten zeigen, wobei mir schon bewußt ist, dass sich 99 % der Musiker an sowas nicht heranwagen. :) Aber eventuell wird es ja doch mit Interesse gelesen, genau wie ich mich auch ständig bei neuen Bastelanleitungen (auch Videos) informiere.

Zu Deiner Frage: Das Windsor No. 45 ist soweit gut erhalten, dass ich es im Originalzustand erhalten kann. Manche Sachen sind mir aber dann doch zu einfach oder auch schlecht gebaut. Das geht besser! :cool: Zu den Dots: ja, die alten sind nur 4 mm groß und beim Erwärmen des Ebenholzbelages "abgeraucht". offenbar ist das Sackloch orignal nur mit einer Kunststoffgussmasse (weiß) gefüllt worden. Zudem sitzen sie oft nicht mittig. Da würde ich doch gleich alle ersetzen. Da möchte ich aber nicht so ein billiges Kunststoffzeugs nehmen, sondern dann Perlmutt, wie es zu jener Zeit viel und auch aufwändig verbaut wurde. Die Größe der Dots variierte damals auch bei einzelnen Herstellern in weitem Rahmen. Meine haben nun 6 mm, durchaus gebräuchlich. Damit lassen sich die nicht zentrisch sitzenden 4 mm besser ausgleichen.
 
Ah, die anderen Dots kommen also noch dran.

Banjo
 
Restauration "The Windsor No. 45", Zither-Banjo, ca. 1900
Teil 1


Nach der Restauration möchte ich die Ergebnisse zeigen, diesmal nicht als Restaurationsbericht, sondern als "Vorher-Nachher"-Bilder. Dabei zeige ich die Mängel auf und gebe kurz an, was ich gemacht habe.
Das Windsor war in einem (schlecht) spielbaren Zustand, wenn man mal von dem fehlenden Steg absieht. An Optik, Oberfläche und diversen Teilen war jedoch sehr viel zu tun. Aber: ich konnte den Originalzustand erhalten, musste also nicht wie beim Temlett ganze Teile ersetzen.

Der Banjo-Kopf
Mängel: Die Mechaniken waren teilweise defekt: einige der Wickelwalzen mussten repariert oder ganz ersetzt werden. Die vernickelten Abdeckplatten waren verkratzt und die Nickelauflage beschädigt.
Die Aufnahme der Mechaniken im Holz war defekt, zerbrochen. Bohrlöcher für die Holzschrauben waren ausgerissen.
Arbeiten: Neue Messingwalzen der Mechaniken wurden eingenietet. Die beschädigte Nickelauflage der Abdeckplatten entfernt und das darunter liegende Messing poliert. Alle Mechaniken wurden poliert und geölt. Die Aussparungen im Holz wurden mit Ebenholz repariert, die Bohrlöcher verdübelt und neu gebohrt. Die Ebenholz-Kopfabdeckung wurde geschliffen und geölt.

Kopf.JPG Kopf2.JPG 1803170003.JPG

Der Banjo-Hals
Mängel: Bünde waren abgespielt, die Griffbrettauflage aus Ebenholz war beschädigt. Der Sattel war verkerbt, d.h. die Abstände zwischen den Saiten stimmten nicht mehr. Offenbar ein Versuch des Vorbesitzers, die abgespielten Bundstabbereiche zu umgehen.
Arbeiten: s.o. in den vorausgegangenen Posts die Beschreibung der Neubundierung mit Griffbrettauflage!!
Die Sattelkerben wurden verlötet und neu eingeschnitten. Der Sattel selbst läuft in einer Schwalbenschwanzführung und hat einen integrierten Nullbund. Nach den Arbeiten am Sattel konnte dieser problemlos wieder in die Nut eingeschoben werden.

Hals.JPGBild 11.JPG 1803170008.JPG

Kessel mit Fell
Der Lack war beschädigt; die Aufhängung des Tonrings (Z-Haken) war rostig, der Steg fehlte; das Fell zeigte noch eine offen liegende Kante; der Spannring ragte zu weit nach oben.
Arbeiten: Das Fell wurde ausgebaut, feucht gemacht und neu eingezogen. Dabei kam zumindest geringfügig die Spannringkante nach unten. Alle Schrauben und Haken wurden entrostet und poliert. Ein neuer Steg wurde eingesetzt. Neue Saiten wurden eingezogen. Die Z-Haken wurden mit Vintage-Messingschrauben befestigt.
1801300018.JPG 1803170002.JPG
 
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Restauration "The Windsor No. 45", Zither-Banjo, ca. 1900
Teil 2


Lackarbeiten am Hals, Kessel und Resonator

Der Lack am Hals war abgegriffen; am Resonator (Rückseite) sogar arg verkratzt.
Arbeiten: Der Mahagonihals wurde abgeschliffen und mit Schellack-Politur in etlichen Arbeitsgängen neu beschichtet.
Die sehr dünne Furnierauflage aus "Rosewood" war nicht mehr zu retten. Sie wurde abgeschliffen, darunter kam Mahagoni zum Vorschein (Bild 2). Die etwas tiefer eingelassenen Stablinien aus Ahorn konnten erhalten bleiben, sodass der Gesamteindruck nach Restauration ein ähnlicher wie vorher war (Bild 2). Der gesamte Kessel wurde mit Schellack behandelt.
1801300020.JPG 1803170014.JPG 1803170001.JPG 1803170009.JPG

Einstellarbeiten
Die Saitenlage wurde überprüft und über die Steghöhe neu eingestellt. Ich habe nun 4 mm Saitenhöhe über dem 12. Bund. Allerdings schnarrt immer noch eine Saite (die B-Saite). Feindkontakt am 2. Bund, aber nur bei stärkerem Anschlag. Daher muss ich nun nochmals an das Bundholz. Ich muss dort noch 1-2 Zehntel-Millimeter tiefer kommen für eine anständige Saitenlage: Also 4 Bundstäbe rausnehmen, die Ebenholzauflage etwas tiefer schleifen, neu bundieren, einölen, fertig.

Der Schellack muss nun aushärten und kann abschließend noch poliert werden.
Der Klang des alten Windsor ist erstaunlich gut. Leider habe ich keine Möglichkeiten, ein MP3 zu erstellen.
 
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Tolle Arbeit wieder :great:

Warum haben diese Zitherbanjos eigentlich "Gitarrenkopfplatten" mit 6 Mechaniken, wo sie doch nur 5 Saiten haben?
Ist das "historisch" gewachsen oder es war einfacher Gitarrenhälse umzuarbeiten?
 
Warum haben diese Zitherbanjos eigentlich "Gitarrenkopfplatten" mit 6 Mechaniken, wo sie doch nur 5 Saiten haben?
Ist das "historisch" gewachsen oder es war einfacher Gitarrenhälse umzuarbeiten?

Ich glaube, "historisch gewachsen" ist der richtige Ausdruck. Es gab zwar ab und zu Mechaniken in dem Stil von @Snake-Jo 's restauriertes Modell, aber mit einer 3er und einer 2er Platte, doch die Konfiguration hat sich nicht durchgesetzt. Von den weitaus häufigeren Modellen mit Embergher Kopf kenne ich Bilder nur mit 6 Mechaniken. Ich denke, man hat einfach Gitarrenmechaniken eingebaut. Ich hatte mal daran gedacht, bei einem Windsor, wo ein Knopf abgebrochen war, neue Gitarrenmechaniken zu kaufen und zu installieren, und tatsächlich hätten welche aus dem StewMac-Sortiment vom Abstand der Stifte her gepasst. (Ich hab's aber gelassen, weil wie du richtig sagst, nur 5 gebraucht werden.)

Ansonsten findet man im allgemeinen die 3/3-Anordnung ästhetisch gefälliger als die 3/2. Bei Thüringen Waldzithern (9 Saiten) mit Embergher Kopf ist eine 5/4-Anordnung üblich, aber bei der größeren Anzahl Mechaniken ist die Assymmetrie nicht so augenfällig.

Cheers,
Jed
 
@peter55 : Wie Jed schon erklärte: historisch gewachsen! Hier noch ein Zitat aus https://creekdontrise.com/acoustic/zither_banjo/zither_banjo.htm:
"As far as I can determine (please contact us if you have any documentation to the contrary), most of the construction differences between zither-banjos and other kinds relate more to the way Temlett interpreted the banjo's design than anything else. Already equipped to produce guitar necks, Temlett kept the slotted heads that were designed to hold six tuners (although only five were usually needed)."
Nach meinen Recherchen haben weit über 90 % der Zither-Banjos eine "Fenster-Kopfplatte" und Gitarren-Mechaniken 3 zu 3. Kopfplatten mit senkrecht stehenden Wickelstiften (wie das Windsor No. 45, 45A und 46) sind schon seltener, aber es gibt auch Ausnahmen mit anders angeordneten, fünf Mechaniken, wie hier das J.G. Winder:
J.G.winder.jpg


Übrigens gibt es auch Zither-Banjos mit 7 Saiten. Fast hätte ich mal eins ersteigert, aber in Anbetracht meiner Unfähigkeit, ein 7-saitiges zu spielen, davon abgelassen.:weird:
 
es gibt auch Ausnahmen mit anders angeordneten, fünf Mechaniken, wie hier das J.G. Winder:
j-g-winder-jpg.617676

Das Bild habe ich schon mal irgendwo gesehen. Da hat sich ein Instrumentenbauer einen kleinen Scherz erlaubt und ein Zither-Banjo mit der Stimmmechanik einer Konzert-Zither ausgestattet! (Siehe hier!)

Cheers,
Jed
 
Es waren wohl Sonderanfertigungen und nicht diese Gitarrenmechaniken von der Stange.
Hier noch ein paar echte Zither mit 5 Mechaniken, das zweite ist ein Riley Baker, die anderen unknown. Ich meine, ich hätte auch mal ein John Grey gesehen mit besonderer Anordnung.
Hab vergessen, wo das war.

Beautiful-Unique-Banjo-in-Need-of-Restoration-_1.jpg s-l1600.jpg Vintage-Antique-Banjo-_1.jpg Zither no name.jpg
 
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