der richtige Umgang mit Mikrofonen

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hallo

da ich erst seit kurzem ein wirklich gutes Mikro besitze, weiß ich leider auch noch nicht so genau wie man dieses Pflegen muss und auf was man achten muss um sehr lange daran Freude zu haben.

Wäre es möglich, dass jemand, der damit täglich umgeht und sich damit auskennt, ein paar Tipps diesbezüglich gibt? Egal wie banal diese sind.

Stichwörter:

- Reihenfolge beim ein/ausschalten der Geräte
- Kabel ziehen mit PP
- Staub
- Singen ohne Popfilter (bei feuchter Aussprache ;) )
- Stöße (Runterfallen)
- etc.

am besten mit Worst Case Szenario, damit man weiß was man unter keinen Umständen machen darf :D.

das wäre riesig und man könnte es anpinnen :)
 
Eigenschaft
 
Hallo,

arbeiten wir mal ganz einfach Deinen Katalog ab (ich bin so frei und beziehe den Fall "Bühne" einfach mal mit ein):

- Reihenfolge beim Einschalten: Verstärker zuletzt - ein Einschaltknall anderer Geräte, ggfs. auch Interfaces (mein MotU 2408/III ist in dieser Disziplin besonders göttlich...) kann sonst angeschlossene Boxen killen. Auch einspielende/einsingende Musiker werden Dich für einen satten Einschaltknacks auf dem Kopfhörer für immer in ihr Herz schließen... ;)
Daß der Kanalfader beim Um- oder Anstöpseln des Mics zu ist bzw. der Kanal gemutet ist, sollte auch eine Selbstverständlichkeit sein.

- Kabel ziehen mit PP: Bitte nicht! Erst PP aus, etwas warten (die Versorgungskondensatoren halten die Spannung nämlich noch eine ganze Weile) und dann an- oder abstecken.

- Staub: Mikrofone sind keine Staubwedel. Also nach Gebrauch nicht wochenlang ungeschützt auf dem Stativ verdrecken lassen. Ich halte es immer so: Ein paar Stunden auslüften lassen und ab in die Box (die im übrigen je ein Beutel Silica-Gel als Trockenmittel enthält). Gilt nicht nur für Studio- sondern auch für Bühnenanwendung!


- Singen ohne Popfilter: a) auf der Bühne: Na gut, geht schlecht mit... aber es bekommt dem Mic gut, wenn man den vollgesifften Schaumstoff im Korb von Zeit zu Zeit mal auswäscht und ggfs. auch mal erneuert. Achtung beim Abschrauben des Korbes - gelegentlich sind hier Konstruktionen so verzwickt, daß man sich ganz schnell ein winziges Kabel abreißt.
b) beim Aufnehmen: NEVER! Der Popschutz schützt nicht nur vor Spucke, sondern auch vor zu extremen Plosiv- und Zischlauten und rettet so manche Aufnahme. Außerdem hält er den Sänger in kontrolliertem Abstand zum Mic.

- Stöße: Gut, die Mikrofone sind schon stabiler, als man oft meint. Es gibt ein geradezu abartiges Video, was zeigt, nach welchen Strapazen aus einem SM58 immer noch irgendein Ton rauskommt. Aber im Ernst: Würdest Du Deinen Laptop auf den Boden schmeißen?
Die alte Legende von den empfindlichen Kondensatormics stimmt so auch nicht mehr. Mir hat mal eine Sängerin ein Milab LSR1000 umgerannt, das Mic beschrieb auf seinem Stativ einen Kreisbogen und knallte auf den Boden. Funktioniert immer noch 1a. Trotzdem: Nicht drauf ankommen lassen!!! Ein Sonderfall: Bändchenmikrofone. Die sind wirklich fast alle noch richtig empfindlich und man kann sie im Ernstfall bereits durch kräftiges Anpusten (wie etwa zur Funktionskontrolle gerne mal durchgeführt...) in die ewigen Jagdgründe schicken. Soweit ich weiß, liefert Royer seine Bändchenmikrofone mit einer speziellen Stoffsocke aus, die man bei Nichtgebrauch auch im Studio laut Anleitung immer gleich darüberziehen soll...

- Showeffekte: In manchen Kreisen ist es immer noch beliebt, auf der Bühne das Mic am Kabel herumzuschleudern (hat Roger Daltrey früher bei The Who ja bis zum Exzeß betrieben). Abgesehen von der Gefährdung der Zuschauer wird natürlich hierbei die Steckverbindung und das Kabel hoch beansprucht, und wenn das Mikro im besten Herumschleudern mit Vollgas auf den Boden knallt, dann war's das auch.

- Flüssigkeiten auf der Bühne: ... hält man sowieso weit, weit weg von allem Elektrischen, wenn man daran lange Freude haben will.

Viele Grüße
Klaus
 
Servus,

Reihenfolge beim Ein-/Ausschalten:
Da ist nichts besonderes zu beachten.

Umgang mit Phantompower:
Erst Kabel anstecken, dann Phantompower aktivieren. Kabel nie bei eingeschalteter Phantompower abziehen. Nach dem Abschalten der Phantomspeisung noch 30 Sekunden warten, bevor das Mic abgekabelt wird, das dauert ne Zeit, bis die Spannung abklingt.
Vorsicht bei Phantomspeisung an Bändchenmikrofonen, die können Schaden nehmen.

Staub/Rauch:
So gut es irgendwie geht vermeiden. Mikro also immer gut ins Case oder wenigstens ne gepolsterte Hülle verpacken. Aufnahmeraum zur Nichtraucherzone erklären, der Qualm verspeckt die Membran.
Auf keinen Fall direkt auf die Membran pusten ("Pffff Pffff, 1 2 3 Test"), kann zum Riss der Membran führen.

Feuchtigkeit:
Mics nach einer langen Session ordentlich trocknen lassen und im Case ein Beutelchen Silica-Gel platzieren, das bindet die Feuchtigkeit. Der Popfilter halt das gröbste sowieso ab.

Stöße:
Unbedingt vermeiden, für den Transport immer ab ins Case.

Worst case ist immer, dass das Mikro unbrauchbar wird durch mechanischen oder elektrischen Defekt.

Viele Grüße
Moritz

EDIT: Klaus war schneller und ausführlicher.
 
ok, danke schonmal für die vielen Tipps. Wäre echt super, wenn man diese anpinnen könnte :)

ich habe übrigens schonmal versehentlich das Kabel gezogen während PP noch an war. Ich hoffe, dass ist nicht sofort für das Mikro tödlich. Ausserdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es nicht hin und wieder in Studios passiert. Auf mein Mikro gibt es 10 Jahre Garantie und die gäbe es nicht, wenn das Mikro so leicht zu zerstören wäre … denke ich mal :).

ständig abbauen, möchte ich das Mikro vielleicht nicht, aber ich werde mir einen "Sack" basteln, denn ich bei Nichtbenutzung drüber ziehe :).
 
ja also, dieses "zuerst PP ausschalten und dann abstecken" kommt vorallem von den Klinkesteckern / Patchkabel.
Dort hast du nämlich wirklich ein problem, wenn du zuerst ziehst. :D
Bei normaler XLR Steck verbindung, sollte das "einfach" ausstecken kein problem sein.
Natürlich ist es sinnvoll die Reihenfolge einzuhalten aber mir ist deswegen noch nie ein mic kaputt gegangen. ;)

Lg Meldoy
 
Hallo, milamber,

das mit dem Kabelziehen unter laufender P48 habe ich auch schon gemacht, auch mit einem NT1a. Passiert ist nichts... aber wehret den Anfängen!! Ich halte mich auch ansonsten sklavisch an die Reihenfolge ERST Spannung weg, dann Mikro weg.
Wie Melody richtig schreibt, ist das Problem vor allem dann eins, wenn Du Phantomspeisung über symmetrische Klinkenstecker schickst. Wenn Du die Klinke dann nämlich unter Phantomspeisung ziehst, schließt Du die Kontakte kurz, und das grillt Dir üblicherweise bevorzugt den Mikrofoneingang (im Bekanntenkreis schon einige Male erlebt...).
Aber gewöhne Dich ruhig ans Abbauen des Mikrofones, nachdem es ausgelüftet ist. Warum? Die Idee mit dem Stoffbeutelchen drüber ist nicht schlecht, aber 99 x läufst Du am Stativ vorbei und es passiert nichts, beim hundertsten Mal bleibst Du am Stativ hängen und knallst das schöne Rode mit Schmackes auf den Boden. Muß doch nicht sein...

Viele Grüße
Klaus
 
ok, die Sache mit PP beruhigt mich jetzt :)

ich habe das Mikro im Moment auch vorbildlich weggepackt, aber in Zukunft wird es in einer Gesangskabine stehen, wo ich es kaum umschmeißen kann. Dann Wird ein Schutzsäckchen gegen Staub wohl ausreichen :).
 
Also ich habs schon hundertemale live erlebt das abgebaut wurde und die PA noch nicht gemutet war. Dann ploppts einmal kurz beim Stecker rausziehen und das wars. Das da wirklich was kaputt geht glaub ich nicht
 
Es ist halt immer so, dass es eine wirklich richtige Reihenfolge zum einschalten und ausschalten gibt. (ist ja auch bei anderen technischen Geräten das gleiche)

Meist gibt es aber eine Unzahl von "nicht-richtigen" Möglichkeiten, bei denen auch nix schief geht.

Dann gibt es noch ein paar wenige Fälle die ganz übel sind. :D

Wenn man es sich allerdings gleich von anfang an richtig anlernt und einfach eine "sicher-richtige" Reihenfolge einhält, macht man sicher nichts falsch.

Insovern: wenn irgendwie möglich: Richtige Reihenfolge befolgen!
aber auch nicht die kriese Kriegen, wenn man mal vergisst PP abzuschalten, bevor man das Mischpult ausschaltet.

Lg Melody
 
Also ich habs schon hundertemale live erlebt das abgebaut wurde und die PA noch nicht gemutet war. Dann ploppts einmal kurz beim Stecker rausziehen und das wars. Das da wirklich was kaputt geht glaub ich nicht

Ich kann den Motor meines Autos auch abstellen, indem ich ihn ordentlich abwürge. Dass da wirklich was kaputt geht, glaub ich nicht. :rolleyes:
 
Am sichersten fährt man doch eh, wenn man sich an die Anweisungen des Herstellers hält.
Von daher immer schön die bedienungsanleitungen des Mikros bzw. der entsprechenden Geräte studieren ;)

Auch wenn da nix passieren kann - sicher ist sicher.

Ich halte mich auch daran:
Zuerst Mikrofon mit Aufnahmegerät verkabeln dann die Phantomspeisung anschalten.
Phantomspeisung ausschalten danach Mikro vom Gerät trennen.
Wenn ich das Mikro nicht mehr brauche, packe ich es wieder ins dafür vorgesehen Etui.
Und bei Gesangsaufnahmen nutze ich auch nen Popfilter vors Mikro (gegen die Ploplaute und damit man das Mikro nicht voll sabert).

Das Equipment ist teuer genug, da muß man nicht auch noch grob fahrlässig damit umgehen.

Es reicht doch schon, das man mit der Gitarre ausversehen mal irgendwo aneckt (und schon ist ne Macke drin) :(
Gitarren scheinen echt ne magische Anziehungskraft auf härtere Gegenstände/Materialien auszuüben :screwy:
 
- Kabel ziehen mit PP: Bitte nicht! Erst PP aus, etwas warten (die Versorgungskondensatoren halten die Spannung nämlich noch eine ganze Weile) und dann an- oder abstecken.

Hört das denn nie auf?
Es macht exakt _keinen_ Unterschied, ob man nun erst die Phantomspeisung ausschaltet oder die Strippe zieht. Pin 1 ist bei XLR voreilend ausgelegt, d.h. die gegenüber Pin 1 spannungsführenden Pins 2 und 3 werden beim Ausstecken zuerst getrennt. Dabei passiert das gleiche wie beim Ausschalten der Phantomspeisung mit dem dafür vorgesehenen Schalter am Pult.
Sinnvoll ist es so oder so, den entsprechenden Kanal zu muten, denn auch das Ausschalten mittels Schalter führt idR. zu Plopp- oder Knackgeräuschen.

Weder Mikrofon noch Pult macht es etwas aus, wenn ein XLR unter Spannung gezogen wird. Wäre das nicht so, wären bereits hunderte von Pulten oder Mikrofonen beim Umpatchen gestorben.
 
Aber inwiefern "voreilend"?

Ich kenn das nur vom XLR-Anschluss bei den Rode mics. Bei denen steht Pin1 etwas vor. Wird also erst im nachhinein getrennt.

Allerdings sehe ich das bei keinem Kabel.
Ist das in den XLR-weibchen eingebaut?

Lg Melody
 
Aber inwiefern "voreilend"?

So, wie der Ausruck es meint: Der Kontakt an Pin 1 wird zuerst geschlossen.


Ich kenn das nur vom XLR-Anschluss bei den Rode mics. Bei denen steht Pin1 etwas vor. Wird also erst im nachhinein getrennt.

Allerdings sehe ich das bei keinem Kabel.
Ist das in den XLR-weibchen eingebaut?

Bei den mir bekannten Markensteckern ist das im weiblichen Teil realisiert, dort sind die Kontakte für Pin 2 und 3 etwas versetzt nach hinten eingebaut.

Als Beispiel mal Amphenol:
http://www.amphenol.com.au/Amphenol_Metal_XLR_Cable_Skt.html
 
Was voreilend ist, hab ich schon gewusst :)
Aber die Information, dass es in den Weibchen realisiert wird, hat mir gefehlt.
Danke. ;)

Ist das ev. ein (objektiver) Unterschied zwischen qualitativ hochwertigen Steckern (wie Neutrik und eben Amphenol) und irgendwechen billig (Thomann) Nachbauten?

Lg Melody
 
Ist das ev. ein (objektiver) Unterschied zwischen qualitativ hochwertigen Steckern (wie Neutrik und eben Amphenol) und irgendwechen billig (Thomann) Nachbauten?

Das ist eine gute Frage. Die Billigstecker liegen in der Bastelkiste im Proberaum, deshalb kann ich grade nicht nachschauen. Ziemlich sicher bin ich mir aber bei Neutrik, Amphenol, Cannon und zumindest den Billigteilen von Monacor (die mit der außen aufgeschraubten Zugentlastung).
 
Hallo,

Unterschiede bei XLR-Verbindern kann ich teilweise bestätigen. Ich hatte mir mal - lang' ist's her, man wollte sparen - Billigteile gekauft, um selbst Kabel zu konfektionieren. Habe mich gewundert, daß die nicht überall so reibungslos paßten wie gewohnt. Nachmessen ergab Fertigungstoleranzen, außerdem hatten alle XLR-Ms aus diesem Kauf innen einen mehr oder weniger scharfen Grat.

Viele Grüße
Klaus
 

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