Die Jam-Session als Bandkonzept - struktureller Jazz in anderen Formensprachen - meine Band Kleinmusikverein

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Hallo zusammen,

ich bin immer schon gerne zu Jamsessions gegangen, weil ich es ungeheuer spannend finde, Musik zu machen, ohne vorher genau zu wissen, was passieren wird. Seit 2020 habe ich das Privileg in einer Band zu spielen, die das zum Konzept erhoben hat, ohne das Realbook hervorzuholen - die Band Kleinmusikverein.

Unsere Proben laufen so ab, dass wir erst mal einfach losspielen und schauen, was herauskommt. Dabei nehmen wir immer die gesamte Probe auf, ich mixe die Aufnahmen und stelle sie den Kollegen zur Verfügung. Wenn wir ein Thema oder eine Hookline gut finden, nehmen wir den Faden bei einer der folgenden Proben wieder auf und vertiefen es/sie. Was öfter in Proben vorkommt, schafft es auf die Bühne. Auch dort jammen wir auf Basis des Kernthemas, ohne Arrangement, ohne Komposition, geben uns einfach dem Moment hin. Diese Methode erfordert sehr viel Konzentration, daher spielen wir meistens Sets von 30-45 min und machen dann eine Pause.

Aus nicht näher bekannten Gründen haben wir es letztes Jahr damit sogar in lokale Fernsehen geschafft. Wir waren bei buten un binnen im Jahresrückblick, der in einer fahrenden Straßenbahn aufgezeichnet wurde.
Ab etwa 13:20 min geht's los (und ganz am Ende ein kurzer Schnipsel)
https://www.butenunbinnen.de/videos/strassenbahn-jahresrueckblick-102.html


Ein Ausschnitt aus "Der Ochse" aus der Schnoor Destille vom 08.04.23

View: https://www.youtube.com/watch?v=6x1dM06UM2Y

Ein Ausschnitt von "Dancefloor Impressions" aus der Schnoor Destille vom 26.5.22

View: https://youtu.be/WKZp4TI5nss

...und die Proberaumversion desselben Stücks

View: https://www.youtube.com/watch?v=hGAYbVK7eQI&t=6s


Ein kurzer Ausschnitt vom 25.8.22 bei "Zu Tisch" in der Überseestadt

View: https://youtu.be/w076_1uomAk


Wenn Du VIIIEL Zeit hast, findest du weitere Aufnahmen von uns in meinem Youtube-Kanal
https://www.youtube.com/channel/UCLK8jPJ5XpSiR9r9Bl1tpVA
 
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Für ne reine Jamsession sehr strukturiert. Aber gut, waren Gigs... Gefällt mir sehr gut was ihr da macht!
 
SEHR oft ein Problem bei rockigen Jamsessions, hier auch: es gibt kaum harmonische Überraschungen, auf dem Grundton wird dann bis zum Ende rumgeorgelt...ich kann gar nicht nachvollziehen, warum! Ich meine, ihr kennt euch doch, da sollte es doch möglich sein, sich auf Zuruf in andere, überraschende harmonische Gefilde zu begeben! Das Publikum wird es euch danken :)
Was das mit "strukturellem Jazz" gemein hat, ist mir auch schleierhaft - ich meine, gerade gute Jazzimprovisationen strotzen ja nur so vor musikalischen Ideen aller Beteiligten!
 
Die Beinkleider im letzten Video sind ja echt funky, das kann nur ein echter deutscher so authentisch tragen: praktisch und gemütlich zugleich.
 
da sollte es doch möglich sein, sich auf Zuruf in andere, überraschende harmonische Gefilde zu begeben
Wir haben das auch als Problem erkannt und gelegentlich machen die Harmonieinstrumente sowas auch, aber als Trommler bin ich da sowieso komplett raus und mische mich nicht ein.
Für ne reine Jamsession sehr strukturiert. Aber gut, waren Gigs... Gefällt mir sehr gut was ihr da macht!
Vielen Dank! Wir kennen uns musikalisch mittlerweile so gut, dass wir Changes und Stopps ohne Absprachen gleichzeitig spontan hinkriegen. Manches wirkt dadurch strukturierter, als es tatsächlich ist.
Die Beinkleider im letzten Video sind ja echt funky
Es war Sommer und an dem Tag sehr warm.
 
Eure Sachen gefallen mir aber was macht ihr wenn ihr noch einen Sänger/in dazubekommt?
 
Es war Sommer und an dem Tag sehr warm.
Alles gut. Jeder kann tragen was er will. Ich hatte die Musik nicht angehört und nur den Kontrast zwischen Titel und Deutschem-Touristen-auf-Städte-Tour-Outfit bemerkt.
Jetzt habe ich auch kurz reingehört und kann @BlakeWilder verstehen. Da passiert nicht viel. Vielleicht könnte man wenigstens ein paar breaks vorher absprechen, sowohl harmonisch als auch rhythmisch würde das die Sache für mich etwas abwechslungsreicher machen.
 
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Fein gemacht

Aber für Gesang da braucht ihr wenn schon einen Power Sänger der was zu sagen hat und das wiederum braucht einen Refrain
Und das stellt das ganze auf den Kopf

Erinnert an die Zeit im Rumpelkeller wir hatten sogar so einen Sänger, der hat dann sozusagen dirigiert mit dem Text und die unterschiedlichen Passagen eingeleitet
Ist aber dann kein jamming mehr

Der Drummer ist echt Groovey
 
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Das Konzept "Jamband" hat durchaus seine Berechtigung. Es kann nicht jeder frei jammen. Strukturiertes Arrangieren ist auch nicht jedermans Sache.
Eurem "afterwork" Style nach zu urteilen spart ihr euch die mühsame Arbeit... .ALLERDINGS nimmst du die gesamte Probe auf und mischt die auch noch? Wie lang sind diese Mitschnitte jeweils? Zusammenhängende Session oder nach "stück" unterteilt? Und was passiert mit dem Material? Ist das dann gleichzeitig schon eure fertige Produktion (als Jamband nicht so abwegig) oder dient das lediglich für euch? Hören sich tatsächlich alle den gesamten Probemitschnitt nochmal in Ruhe daheim an? Letzendlich doch viel Arbeit für etwas vermeintlich so lockeres.

Achja das rumgeorgel auf dem Grundton mag ich. Repitiv find ich gut. Ich kann mich aber nur schwer in eure Zielgruppe zählen, falls ihr sowas habt. Wie lautet euer Konzept zu ende gedacht?
 
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Oder weoh kontaktieren
Son Rapper mit Power und Ambitionen
Rappnjazz
S wär was neues und weoh hatte letztes Jahr nach sowas ähnlichem gesucht
 
. Handy spinnt ~
 
ALLERDINGS nimmst du die gesamte Probe auf und mischt die auch noch? Wie lang sind diese Mitschnitte jeweils? Zusammenhängende Session oder nach "stück" unterteilt? Und was passiert mit dem Material? Ist das dann gleichzeitig schon eure fertige Produktion (als Jamband nicht so abwegig) oder dient das lediglich für euch? Hören sich tatsächlich alle den gesamten Probemitschnitt nochmal in Ruhe daheim an? Letzendlich doch viel Arbeit für etwas vermeintlich so lockeres.
Die einzelnen Sessions in einer Probe sind zwischen 3 min (selten) bis zu 25 min (auch selten) lang, die meisten Abschnitte bewegen zwischen 5 und 13 min. Es gibt so ein Muster, dass nach etwas 9 min auf einer Grundidee mit div. Variationen unser Gitarrist Dennis offenbar etwas Langeweile entwickelt und er in der Folge spielerisch ziemlich ausrastet. Wir suchen normalerweise irgendwann einen Ausgang und immer häufiger klappt ein vernünftiger Schluss. Ich höre mir die Tracks im Mixprozess an und horche in mich hinein, was mir für Assoziationen kommen. Daraus wird dann ein Arbeitstitel, wie z.B. "Morgens auf der Weide". Insgesamt kommt bei einer Probe etwa 1-2 Stunden Material zusammen.

Die Mixe sind recht einfach gehalten, Schlagzeug mit einem Stereo-Overhead, Hihat und Bassdrum extra, ein Mikro am Gitarrenamp und der Bass direkt, dann ein bischen EQ, etwas Kompressor und ein Limiter pro Kanal, das war's. Ich zeichne keine Automationen oder setze fancy Plugins ein, alles generische Plugins von Reaper.

Wer Zeit + Lust hat, hört sich die Aufnahmen zu Hause an und wenn etwas dabei ist, was alle cool finden, nehmen wir diese Idee in einer der nächsten Proben wieder auf und spielen damit herum. Die weiteren Aufnahmen derselben Grundidee bekommen den selben Namen + Datumscode und so kommen Sammlungen von Aufnahmen zu jedem "Song" zusammen. Wir vergleichen die Versionen und versuchen, uns das Beste aus allen Versionen zu merken, um solche Ideenfragmente ggf. live zu verwenden. Dabei covern wir uns niemals exakt, sondern verfolgen das Ziel, das Gefühl aus einer Aufnahme zu reproduzieren. Jede Idee hat also ihren Namen und Live machen wir es so, dass wir aus diesen einen in die Runde werfen und dann fangen alle an, mit dieser Idee loszuspielen.

Wenn eine Proberaumaufnahme die Gnade aller findet, mache ich manchmal einen etwas aufwendigeren Mix und veröffentliche diesen auf Youtube, wie diese beiden hier:

Morgens auf der Weide

View: https://youtu.be/tCUi4wEDRw0

Vom Merkur zum Uranus

View: https://youtu.be/NMI25Uq22sc

Wie lautet euer Konzept zu ende gedacht?
Gute Frage. Die Band ist entstanden, als der Basser Christian und ich noch vor der Corona-Zeit zu zweit in meinem Proberaum eine Session hatten. Das haben wir damals öfter gemacht, weil wir beide keine Band hatten (die hatte sich 2018 aufgelöst), aber Bock zu spielen. Es klopfte und vor der Tür standen einige MusikerInnen, die neugierig waren. Sie haben dann kurzerhand ihre Instrumente zu uns in den Raum gebracht und wir haben an dem Tag mit allen zusammen eine wunderbare Session gehabt. Wir haben uns ein paar mal in der großen Konstellation getroffen, aber außer unserem Gitarristen Dennis wollte von denen letzendlich niemand anderes eine Band draus machen. Also treffen wir uns seither zu dritt und jammen herum. Irgendwann waren wir der Meinung, dass wir auch mal auftreten sollten. Das war letztes Jahr um diese Zeit und seither haben wir etwa 10-12 Gigs gespielt.

Zusammengefasst könnte man unser Konzept so beschreiben:
- wir spielen zusammen, was uns gerade einfällt
- es macht Spaß
- es klingt nach Musik

Die Rollenverteilung ist so, dass Bass und Schlagzeug zumeist eng zusammenarbeiten, um das Fundament zu legen und die Gitarre sehr frei darüber agiert und die Farbe dazugibt, während alle aufeinander achten, um einen Spannungsbogen hinzukriegen, Stopps gemeinsam zu erwischen und möglichst auch gemeinsam zum Schluss zu kommen.

Der nächste Schritt wird sein, nach Groove- und Ideenwechsel auch mehr harmonische Wechsel zu integrieren.

Wir sind halt ohne Konzept an die Sache herangegangen, es ist einfach so gewachsen. Für den Fernsehgig mussten wir eine Nummer so kompakt machen, dass wir nach max. 3 min zum Schluss gekommen sind. Das war sehr viel mehr Festlegung, als wir normalerweise zulassen und man muss auch feststellen, dass uns das beeinflusst und etwas Mühe gekostet hat, diese Festlegung wieder loszuwerden.

My 2cents
 
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Kling nach einer Menge Spaß und das soll es auch sein. :great:
 
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Ich habe auch Erfahrungen mit so Bands - vom Mitmachen und vom Hören.
Ich finde das, was Ihr macht, gut. Ist nicht als Musik gedacht, wo man zwingend die ganze Zeit hinhören muss. Hintergrund wäre zu wenig - aber letztlich kann sich jede/r im Publikum aussuchen, wie intensiv er/sie die Musik wahrnehmen will. Mit freiem Jammen ist verbunden, dass es Höhepunkte gibt und Passagen, wo wenig passiert oder es auseinanderläuft.

Letztlich ist alles fließend - natürlich bildet sich mit der Zeit einfach durch das Tun ein Kanon an grooves, Themen, Riffs aus, ohne dass sie choreografiert oder ausgearbeitet werden. Und man arbeitet halt mit den Musiker*innen und Instrumenten, die zur Verfügung stehen. Dabei könnte durchaus noch mehr auszuloten sein: Ich weiß nicht, wie Deine zwei Mitmusikanten unterwegs sind, aber ein paar percussioninstrumenten sind schnell beschafft und können etliches an Abwechslung bringen - alleine durch die Gewichtung auf den groove und einen anderen Frequenzraum. Hört vielleicht mal in "A love supreme" rein - nur mal als Anregung, das kann auch auf was ganz anderes hinauslaufen: letztlich geht es um Abwechslung. Da sind Gastmusiker*innen natürlich immer eine Option - wenn sie halt verfügbar sind. Es muss halt passen. Auf Open Sessions findet man vielleicht Leute, die Bock darauf hätten und wo es passt. Allein ab und an eine andere Klangfarbe, ein zusätzliches Instrument wirken sehr belebend.

keep on groovin

x-Riff
 
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Ist nicht als Musik gedacht, wo man zwingend die ganze Zeit hinhören muss.
Das sehen wir in der Band auch so. Wir fordern nicht die ganze Zeit die volle Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen.
Mit freiem Jammen ist verbunden, dass es Höhepunkte gibt und Passagen, wo wenig passiert oder es auseinanderläuft.
Ja, allerdings fallen wir mittlerweile nur noch selten in ein Loch, meistens kriegen wir es hin, dass wir zusammen spielen.
Da sind Gastmusiker*innen natürlich immer eine Option
Wir haben schon öfter darüber gesprochen, ein paar Bläser zu integrieren. Es gibt aber hier nicht so viele, die passen würden, daher gestaltet sich die Suche etwas zäh. Meinen Sohn hatten wir allerdings schon mit Klavier dabei.
Allein ab und an eine andere Klangfarbe, ein zusätzliches Instrument wirken sehr belebend
Deswegen hat Dennis verschiedene Synthesizer-Effekte und andere Klangerzeuger und Klangverfremder auf seinem Stressbrett.
 
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Hier mal ein Video mit besserer Bild- und Tonqualität. Wir waren am 6.4.im Bergwerk in Quelkhorn (wo ist DAS denn???) und haben mit Kamera und richtigem Aufnahmerack dort mitgeschnitten. Hier die Nummer "Morgens auf der Weide"


View: https://youtu.be/dUWlmuOQnX8%5B/media%5D
 
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