Die Stimme und die Hormone.

  • Ersteller Drachenherz
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Ich frage wirklich nur aus Interesse: was tut ihr, wenn ein Studiotermin oder ein Konzert ansteht ? Sagt ihr das dann ab ?
 
Ich persönlich war GsD tatsächlich noch nicht in der Situation - bislang immer Glück gehabt ...
Ich könnte mir vorstellen, dass ich einen Studiotermin vllt. versuchen würde irgendwie zu verschieben, weil dort ja was Dauerhaftes aufgenommen werde soll (gehe ich jetzt mal von aus...), da wäre es natürlich schon optimal, wenn man 100%ig alles geben kann.
Ansonsten würde ich, denke ich, die Zähne zusammenbeißen (natürlich nur bildlich gesprochen, sonst wird es mit dem Singen schwierig, gell... ;)) und würde es durchziehen!
 
Studiotermine würde ich absagen, hab ich auch schon.
Konzerte hab ich mit Schmerzmittel schon durchgezogen.
Unterricht sag ich auch ab, wenn es geht. Manchmal hab ich aber auch durchgezogen, wenn es halt einigermaßen ging.
 
Wenn ich meine Tage bekomme, dann liege ich meistens krank im Bett, weil ich jedes Mal starke Schmerzen habe und mich kaum noch wenden und drehen kann (mittlerweile Verdacht auf Endometriose). Was aber nicht weiter schlimm ist (zumindest auf den Gesang bezogen), da ich hobbymäßig singe (GU und Chor) und es demzufolge nicht weiter schlimm ist, wenn ich ab und zu mal fehle.

Das was mich persönlich stört, ist, dass ich bereits vor meinen Tagen Schmerzen und Verdauungsprobleme habe, was sich dann wiederum auf die Stimme auswirkt und ich nicht wie gewöhnlich singen und üben kann. Körperlich bin ich dann nicht topfit, Stütze funktioniert nur noch mäßig und auch die Stimme fühlt sich belegt und "unsauber" an. Meine GL weiß demzufolge immer sehr genau, wo ich mich zyklusmäßig gerade befinde ;)

Wäre ich jetzt eine professionelle Sängerinnen, würde ich natürlich versuchen, Konzert oder Studiotermin wahrzunehmen, hätte aber zugegeben auch kein schlechtes Gewissen, wenn es mal (zyklusbedingt) nicht klappen sollte. Bei einem Konzert will ich doch immer mein Bestes geben und auch zeigen und wenn ich weiß, dass ich eher "das Leiden Christi" bin, weil es mir so schlecht geht, dann tue ich dem Publikum mit Sicherheit auch keinen Gefallen. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass man ab und zu in so genannte "Grenzsituationen" kommt, in denen man nicht weiß, wie man sich verhalten soll. Denn man verdient ja schließlich auch sein Geld mit dem was man "singt" und möchte als Sängerin und Person zuverlässig sein.
 
Ich habe Unpäßlichkeiten zum Glück immer mit Medikamenten in den Griff bekommen, kann also nicht wirklich mitreden. Aber einen Studiotermin absagen, das stelle ich mir schwierig vor. Das Studio muß ja vorher gebucht werden, oft wird dann ein Ausfallhonorar fällig, gerade bei kurzfristigen Absagen. Und Konzerte... ganz schlecht. Man singt ja nicht allein, sondern es hängt eine Band mit dran. Wenn ich jeden Monat gigs absagen müßte, wäre ich ganz schnell weg vom Fenster, weil ich als unzuverlässig gelten würde. Das ist unter Berufsmusikern ein absolutes no-go.
Außerdem hat man ja auch mal andere Unpäßlichkeiten und muss trotzdem singen.... oder ist mitten im tiefsten Liebeskummer, oder man fühlt sich einfach mies... ich habe mich durchs Singen immer sehr gut von physischen oder seelischen Schmerzen und Kapriolen ablenken können, Gottseidank. Oft waren das sogar die besten gigs.
 
Studiotermine sind bei mir nicht so häufig, und bislang hatte ich meist Glück - erwischt hat's mich da nur einmal, und das hab' ich mit Schmerzmitteln durchgezogen. Ich war da aber nicht so richtig mit dem Endprodukt zufrieden, weil meine Stimme kraftlos war und die Höhen auch nicht so kamen wie gewohnt. Wer mich nicht kennt, hört den Unterschied vielleicht nicht (da kommt dann wieder Erfahrung und Technik ins Spiel), ich hör' ihn aber selbst.

Auftritte habe ich nie abgesagt, einfach, weil da zuviel dranhing - andere Musiker, ganze Inszenierungen (mein Hauptbereich ist ja MT) usw. Das geht einfach nicht. Wir hatten schon Sänger, die hatten den Eimer hinter der Bühne, haben ihre Szene durchgezogen, dann im Wing 'ne Runde gekotzt, um dann wieder strahlend ihre nächste Szene abzuliefern.
Auch da gilt: Toll finden muss man das nicht, aber wie Bell schon sagt, kann man da eben (leider) nicht nur an sich selbst denken - auch, wenn's an die eigene Gesundheit geht, was eigentlich zum Haare raufen ist. Ist ja aber nicht nur in der Musik so, nur, dass die meisten von uns eben nicht mal angestellt sind und im Fall von Ausfällen eben null Einkommen haben (oder nur sehr eingeschränkt, aber für einen Tag Ausfall zahlt in der Regel auch keine private Versicherung, da muss man schon längerfristig ausfallen).


Also mit Schmerzmitteln vollpumpen und hoffen, dass man nicht anfängt, von fliegenden rosa Elefanten zu singen ;)


Unterricht sage ich in aller Regel auch nicht ab (kann man bislang an einer Hand abzählen), aber dolle ist das nicht, wenn man das Gefühl hat, man kann sich nicht so richtig konzentrieren. Ich habe momentan allerdings das "Glück" eines Zyklus, der meist regelmässig bis zum Wochenende wartet - wenigstens geht's mir dann nur in meiner Freizeit besch..., weil ich von der Bühne zur Zeit eh 'ne Auszeit nehme ;)
 
Was den Unterricht angeht bin ich schon immer am hadern. Durchziehen oder lieber verschieben, wenn es mir schlechtgeht? Weil: Die SchülerInnen zahlen ja für mein volles Potential. Wenn ich angeschlagen und unkonzentriert bin und vielleicht sogar Schmerzen habe bekommt die Schülerin einfach weniger für ihr Geld. Jetzt mal unabhängig von der Mens-Sache. Wenn ich z.B. am Vormittag Migräne habe weiß ich nicht, wie es mir am Nachmittag gehen wird. Und man muss ja auch rechtzeitig absagen. In manchen Fällen, in denen ich durchgezogen habe, hab ich schon gedacht, es wäre besser für die Schülerin gewesen (und auch für mich), wenn ich mir eine Pause gegönnt und die Stunde verschoben hätte.

Studiotermine hatte ich bisher nur für die eigene Band. Daher kann ich die relativ locker umverlegen, wenn ich krank bin.

Konzerte sind so eine Sache. Wie singingtutor auch schreibt hängt da einfach viel Organisation dran. Wenn ich eine Kehlkopfentzündung hätte würde ich das sicher trotzdem absagen. Aber bei Mens jetzt nicht. Zum Glück sind ja Konzerte meist Abends und bis dahin kann man sich mit Schmerzmitteln zupumpen.
 
Das mit der Bezahlung für volles Potenzial stimmt natürlich, ABER:

Ich glaube, wenn wir jedesmal absagen würden, wenn wir vielleicht nicht 100% fit sind, würde da ganz schön viel Ausfall zusammenkommen, und irgendwann nimmt einen auch keiner mehr ernst, wenn man ständig absagt. Das ist ja in anderen Berufen nicht anders. Wie Bell schon sagte, gibt's viele Gründe, warum die Konzentration manchmal leiden kann. Ob's einem physisch oder psychisch nicht gut geht, ist da erstmal zweitrangig. Ich kann nicht jedesmal absagen, nur weil ich z.B. gerade private Probleme habe - da kann die Konzentration ja u.U. mehr leiden als wenn's mir z.B. körperlich nicht so gut geht.

Man muss eben für sich selbst rausfinden, was geht und was nicht, das ist halt auch individuell. EDIT: Mit Norovirus oder Grippe unterrichte ich z.B. auch nicht (auch wegen der Ansteckungsgefahr für den Schüler). Wegen Herzrhythmusstörungen musste ich auch schon mal kurzfristig absagen - sowas ist natürlich klar, und das versteht in aller Regel auch jeder. Was ich mittlerweile nicht mehr mache ist, mich bis zur Nasenspitze zuzubuchen. Oder Jobs annehmen wenn ich weiss, dass es mir grad nicht gutgeht, oder irgendwas anderes evtl. davon abhält, da mein Bestes zu geben.
 
Ich kann nicht jedesmal absagen, nur weil ich z.B. gerade private Probleme habe - da kann die Konzentration ja u.U. mehr leiden als wenn's mir z.B. körperlich nicht so gut geht.


Selbstverständlich nicht. Das ist ja vorauszusetzen und ich meine, wir sprachen hier von Krankheiten. Die Menstruationsschmerzen würde ich da dazuzählen, auch wenn das diejenigen, die damit keine Erfahrung haben nicht nachvollziehen können.

Natürlich gibt es solche und solche Tage und es ist nicht Voraussetzung für den Beruf der Gesangslehrerin, daß es ihr jeden Tag zu 100 Prozent gut geht. Normalerweise stabilisiert mich die Arbeit auch. Als ich eine Depression hatte konnte ich z.B. trotzdem unterrichten, ich hatte viel mehr Probleme mit Auftritten. Auftritte sind für mich mit Leistung verknüpft und auch mit extremen eigenen Gefühlen. Dafür war ich in der Zeit viel zu empfindlich und dünnhäutig. Aber unterrichten konnte ich ohne Ausfälle.
Es wäre viel schlimmer gewesen, dauernd alleine zuhause zu hängen glaube ich.
Eine Depression ist natürlich auch eine Krankheit, ich bezg mich oben aber eher auf körperliche Krankheiten. Keine normalen Unpässlichkeiten oder sowas. Aber wenn ich irgendwo Unterricht nehme, dann erwarte ich auch keine kranke Lehrerin. Ich hatte mal eine Querflötenlehrerin, die mit Kehlkopfentzündung und stockheiser unterrichtete. Wie blöd ist das denn und am Ende steck ich mich bei ihr noch an. Ich möchte auch nicht, daß die Lehrerin in meiner Stunde mit ihren Unterleibsschmerzen oder ihrer Migräne kämpft. Und deshalb sage ich selber auch Stunden ab, wenn ich weiß, daß ich mehr mit meinen Schmerzen als mit der Schülerin beschäftigt wäre.
 
Aber einen Studiotermin absagen, das stelle ich mir schwierig vor. Das Studio muß ja vorher gebucht werden, oft wird dann ein Ausfallhonorar fällig, gerade bei kurzfristigen Absagen.

Vllt hat man ja auch das Glück, einen sehr regelmässigen Zyklus zu haben. Dann kann man halbwegs gescheit voraus planen und solche Termine nicht gerade auf die kritischen Tage legen.

Außerdem hat man ja auch mal andere Unpäßlichkeiten und muss trotzdem singen....

Sicher. Nur finde ich gehts gar nicht an erster Stelle um allfällige (sich im Rahmen des Normalen haltende) Schmerzen, da muss man halt dann tatsächlich die Zähne zusammen beissen oder Schmerzmittel nehmen. Es gibt aber wohl auch Frauen wo die hormonelle Situation sich sehr negativ direkt auf den Stimmapparat selber auswirkt. Egal ob Bauchschmerzen oder nicht, die Stimme ist während dieser Zeit einfach ungenügend. Wenn das bei einem Profi der Fall ist und ein wichtiger Termin ansteht gibts vermutlich nur eines: die Mens durch entsprechendes "Pillenmanagement" verschieben.
 
Aber wenn ich irgendwo Unterricht nehme, dann erwarte ich auch keine kranke Lehrerin. Ich hatte mal eine Querflötenlehrerin, die mit Kehlkopfentzündung und stockheiser unterrichtete. Wie blöd ist das denn und am Ende steck ich mich bei ihr noch an. Ich möchte auch nicht, daß die Lehrerin in meiner Stunde mit ihren Unterleibsschmerzen oder ihrer Migräne kämpft. Und deshalb sage ich selber auch Stunden ab, wenn ich weiß, daß ich mehr mit meinen Schmerzen als mit der Schülerin beschäftigt wäre.
Sehe ich ja prinzipiell genauso ;)

Wenn ich was Ansteckendes habe (s.o.), ist es fuer mich selbstverstaendlich, abzusagen. Ich wuerde mir manchmal wuenschen, dass die Schueler das auch taeten und ihre Bazillen fuer sich behielten, aber das nur am Rande.
Ich sage ebenfalls ab, wenn ich Schmerzen mit Medikation nicht in den Griff bekomme (ich habe da eine persoenliche "Deadline" - wenn's mir bis dahin nicht gut genug geht, sage ich ab, denn bis zur letzten Minute warten will man ja auch nicht).

Ich sehe meine Unterleibsschmerzen halt irgendwie als "chronische Krankheit" (endometriosebedingt) - und da kommen wir auch zum Problem: Wo zieht man eben die Grenze, wenn man chronisch erkrankt ist, und faellt man deswegen regelmaessig aus? Und natuerlich stehen da auch finanzielle Zwaenge dahinter - es sei denn, man ist nicht auf das Einkommen angewiesen, aber da gehe ich jetzt mal bei der Mehrheit nicht von aus. EDIT: Mal so als Beispiel: Wenn ich einen vollen Arbeitstag absage, verliere ich um die £150, mal mehr, mal weniger (das sind z.Zt. um die €180). In dem Fall wirklich: Verlieren. Und das macht man nicht zu oft, wenn man seine Rechnungen bezahlen muss ;)

Es gibt chronisch Kranke, die sind arbeitsunfaehig, und es gibt chronisch Kranke, die koennen arbeiten, wenn auch nur unter Medikation. Das ist absolut keine Wertung - die einzige Regel (no pun intended) ist da wohl, dass es keine Regeln gibt und man individuell entscheiden muss, was noch geht, und was eben nicht. Je mehr Arbeitsausfall, desto schwerer hat man's heutzutage aber leider. Das muss man nicht gut finden (tu' ich auch nicht), ist aber eben so.

Das Einzige, worauf ich persoenlich halt allergisch reagiere ist, wenn die Ernsthaftigkeit von Hormonstoerungen und extremen Regelbeschwerden von Leuten, die damit null Erfahrung haben, runtergeredet wird. Das ist ja total unabhaengig davon, ob man arbeitsunfaehig ist oder nicht, denn da spielen so viele Faktoren rein - nicht nur, wie weh es tatsaechlich tut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist das alte Lied: Wenn man doch eigentlich gesund zu sein scheint, dann ist auch nix. Ob frau sich in Regelbeschwerden windet, Kopfschmerzen einem das Leben zur Hölle machen oder psychische Probleme schier unüberwindliche Hürden aufbauen. Ein "Hab' dich nicht so" ist schnell dahin gesagt. Und wenn es dann auf der anderen Seite Abhängigkeiten gibt (vor allem finanzieller Natur), ist guter Rat oft teuer. Dann steht man's irgendwie durch, so weit das noch möglich ist. Verbessert aber die Lage nicht, weil unter Druck bestimmt die Beschwerden nicht kleiner werden. Etwas Rücksicht allenthalben wäre also mindestens so wünschenswert wie das Selbstverständnis, nicht beim kleinsten Mucks in Gejammer zu verfallen.
 
Wobei man dazu fairerweise sagen muss, dass auch (oder gerade) die grossen Opernstars teilweise unter einem enormen Druck stehen. Auch sie sind nicht gefeit vor schlechter Presse, jeten von Auftritt zu Auftritt in der ganzen Welt herum, verausgaben sich an der Aufführung oft sehr stark (sowohl emotional wie körperlich) und hocken zwischen den Auftritten alleine in ihrem Hotelzimmer - das alles belastet physisch und psychisch. Da kann ich es schon auch etwas verstehen, dass man sich, wo immer es möglich ist, die besten Bedingungen aushandeln will. Und wenn jemand weiss, dass seine, resp. ihre Stimme stark und negativ auf hormonelle Schwankungen reagiert, versucht man halt wenigstens da sich etwas abzusichern.

Keine Opern,- aber Berufssängerin, und ich kann dem nur zustimmen. Wenn eine Frau weiß, dass sie während der Blutungen keine stimmliche Höchstleistung bringen kann, aber Höchstleistung ist ab einer bestimmten Kategorie Oper nun mal gefordert, auch weil es um sehr viel Geld geht, ist es nur verständlich, dass sie sich absichert. Ich persönlich bemerke einen kleinen Leistungsabfall, aber wenn ich nicht drüber nachdenke, beeinflusst mich das nicht (ist ja sowieso jeder Tag anders beim Singen). Mein kenne eine Sängerin, die eine unglaubliche Stimme hatte, aber praktisch einen halben Monat lang überhaupt nichts hrausbrachte. Die musste Ihre Stimme mit viel üben stabilisieren, um einigermaßen das Niveau anzugleichen. Schon krass !
 
Ein "Hab' dich nicht so" ist schnell dahin gesagt. Und wenn es dann auf der anderen Seite Abhängigkeiten gibt (vor allem finanzieller Natur), ist guter Rat oft teuer. Dann steht man's irgendwie durch, so weit das noch möglich ist. Verbessert aber die Lage nicht, weil unter Druck bestimmt die Beschwerden nicht kleiner werden.

Aber wer sagt denn hier "Hab' dich nicht so."? Das weibliche Umfeld einer Sängerin eher nicht, das männliche schon gar nicht - zumindest nicht hier in der Diskussion. Höchstens Sängerinnen/Gesangslehrerinnen selbst sagen sich das: die Haltung "Zähne zusammenbeißen" kam ja durchaus vor. Von daher ist mir nicht klar, an wen du dich richtest...

Etwas Rücksicht allenthalben wäre also mindestens so wünschenswert wie das Selbstverständnis, nicht beim kleinsten Mucks in Gejammer zu verfallen.

...denn natürlich sollte jede Sängerin auf sich selbst Rücksicht nehmen, sich aber auch nicht selbst was vorjammern ;).

Harald
 
Berufssängerinnen (und Sänger natürlich auch) haben doch eigentlich immer Angst um ihre Stimme und stehen irgendwie unter Druck. So oder so braucht man eine stabile Psyche und eine gute physische Konstitution, um in dem Beruf auf Dauer zu bestehen. Und dann kommt ja noch der generelle Alterungsprozess hinzu. Eine 45jährige Musicaldarstellerin wird nicht mehr so viele Rollenangebote bekommen oder diese Rollen eventuell nicht mehr durchstehen; eine Opernsängein gleichen Alters wird über einen Fachwechsel nachdenken müssen; eine Popsängerin ist in der Regel sowieso auf Jugendlichkeit abonniert; eine Jazzsängerin ist vielleicht noch am besten dran, weil die Musik alterslos ist, aber auf der Bühne möchte man trotzdem meistens junge, gesunde und gutaussehende Menschen sehen....
 
Aber wer sagt denn hier "Hab' dich nicht so."? (...)

Wer auch immer wann auch immer ein gesundheitliches Problem beklagt, das nicht von außen greifbar erscheint (Arm ab, Bauchschuss,...) setzt sich der Gefahr aus, dass andere das im Handstreich als dummes Zeug abtun - lehrt die Erfahrung. Und das erzeugt Druck, sich nichts anmerken zu lassen.

@ Bell: Das mit dem Älterwerden ist noch einmal ein zusätzliches Problem. Meistens für die Sängerinnen, denn aus unerfindlichen Gründen schlägt der Jugendwahn da besonders hart zu. Dickinson, Gillan, Plant oder auch Harket - alles alte Säcke, die aber in ihrem jeweiligen Bereich noch schwer im Geschäft sind. Die Liste ließe sich großzügig erweitern - bloß Sängerinnen 50+ wird man nur wenige finden, die wirklich noch Erfolge haben.
 
Wer auch immer wann auch immer ein gesundheitliches Problem beklagt, das nicht von außen greifbar erscheint (Arm ab, Bauchschuss,...) setzt sich der Gefahr aus, dass andere das im Handstreich als dummes Zeug abtun - lehrt die Erfahrung. Und das erzeugt Druck, sich nichts anmerken zu lassen.

Das kann ich nur unterstreichen, bzw. ähnliche Erfahrungen habe ich auch schon machen müssen oder bei anderen Sängern (die beruflich in dem Metier arbeiten) mitbekommen. Überspitzt formuliert heißt das: entweder du kannst schriftlich nachweisen, wirklich "halb tot" im Bett zu liegen, ansonsten bitte mit einem tollen Lächeln und einer super Stimme kommen und ja keine Mucksen machen!

Ich bin in keinster Weise dafür, wegen jedem kleinen Picksen zu Hause zu beiben und Termine oder Konzerte sofort abzusagen. Und ja, manchmal muss man auch in den sauren Apfel beißen und sich irgendwie durch ein Konzert oder einen ganz normalen Alltag boxen - koste es was es wolle. Auf der anderen Seite fällt mir aber auch auf, dass die Erwartungen an Sänger immer größer zu werden scheinen und man generell betrachtet (nicht nur im Sängerberuf) immer zu funktionieren hat. Ich vergleiche das immer mit dem "Fast food Begriff"... alles muss schneller und besser werden, keine Ausfälle, keine Krankheit, das Publikum zahlt Geld und will haben, haben, haben! Das nenne ich um einiges egoistischer, als einen Sänger, der ein Konzert absagt, weil es ihm/ihr, um's mal direkt zu formulieren "total scheiße" geht - aus welchen Gründen auch immer.

Ich kenne einen Sänger, der im Moment bereits seit gut über einem Monat wegen "Burn out" zu Hause bleiben muss, zu viel Erwartungen, zu wenig "stressfreie" Zeit für sich selbst. Aber das ist ein anderes Thema!

Ich weiß nicht, aber ich persönlich wundere mich darüber, (hab das oben irgendwo gelesen), wenn Sänger wirklich den Kotzkübel neben die Bühne stellen, ihren Auftritt haben und absolvieren, dann mal schnell hinter die Bühne hopsen, sich übergeben... usw. für mich persönlich wär das nix, da bin ich froh, diesen Leistungsdruck nicht zu haben, und einfach nur aus Freude und Leidenschaft zur Musik zu singen. Kann man solche Engpässe in Zukunft nicht anders in den Griff bekommen? Gibt es da wirklich keine andere Möglichkeiten?

Ich finde sowieso, dass es im Musikgeschäft viel zu hart und teilweise auch viel zu engstirnig zugeht... Frauen müssen dünn und jung sein, sonst will sie keiner mehr sehen oder hören - überspitzt formuliert. Da frage ich mich immer: warum geh ich denn ins Konzert oder warum besuch ich ein Musical? Weil ich mir den hübschen Busen der Sängerin xy ansehen will, oder weil mich ihre Stimme, ihr Klangcharakter, ihr Charisma so faszinieren, mich berühren und mich in eine andere Welt eintauchen lassen? Aber auch das ist ein anderes Thema ;)
 
devasya schrieb:
wenn Sänger wirklich den Kotzkübel neben die Bühne stellen, ihren Auftritt haben und absolvieren, dann mal schnell hinter die Bühne hopsen, sich übergeben

Bereits mehrere Stars folgen dem Trend, das direkt auf der Bühne zu erledigen - spart Zeit ;)



 
Die Story mit dem Übelkübel ist hart.

Magensäure ist auch für alle am Gesang beteiligten Körperteile nicht wirklich gesund...

Und das Sich-krank-zur-Arbeit-Schleppen gibt's wohl in allen Branchen, ob Profi-Musiker, Ingenieur oder Raumpfleger (-Innen ausdrücklich eingeschlossen) - man hat jung, dynamisch und vollauf gesund zu sein und auch so auszusehen....

@ antipasti: Im Slo-Mo ist des Biebers musikalische Darbietung ja halbwegs erträglich... :evil:
 
man hat jung, dynamisch und vollauf gesund zu sein und auch so auszusehen....

Ja, das stimmt schon, das ist der generelle Trend. Wobei Sängerinnen (ebenso wie Filmschauspielerinnen) in der Regel leider ein frühes Verfallsdatum haben. Du mußt gut und jung aussehen, sonst wirst du nicht gebucht.

Allerdings habe ich von meinem Cousin, der Amerikaner ist und in den USA lebt (und ebenfalls Musiker ist) gehört, daß es dort noch rauher zugeht. Du mußt als (Instrumental)musiker generell gut drauf sein, immer lächeln und den Erfolgreichen spielen (auch wenn du in Wahrheit nichts mehr zu beißen hast), sonst kriegst du keine jobs....
 

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